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Heft 243, Juni 2010

 


Artikel Seite
Entscheid im Informalturnier 2008, Abteilung Zweizüger 509
Aktuelle Meldungen 512
Peter Hoffmann: Der sechste Babson-Typ 514
Boris Tummes souverän 514
Werner Keym: Eine weitere Klärung bei den Retro-Konventionen 517
Entscheid im Informalturnier 2007, Abteilung Märchenschach 520
Entscheid im Gedenkturnier zu Ehren von Helmut Zajic 529
Urdrucke 535
Lösungen der Urdrucke aus Heft 240, Dezember 2009 543
Bemerkungen und Berichtigungen 561
Turnierberichte 562
PCCC-50-Jubiläumsturnier 567

 

Boris Tummes souverän

von der DM in Lübeck berichtet Volker Gülke, Lübeck

Nach Kiel 1984 und Bad Segeberg 2000 war vom 7.-9. Mai 2010 mit Lübeck zum dritten Mal eine Stadt in Schleswig-Holstein Austragungsort der Deutschen Lösemeisterschaft. Trotz einiger kurzfristiger Absagen fanden 28 Löser aus 8 Nationen den Weg in den Norden.

Der ausrichtende Lübecker Schachverein von 1873 e. V. (LSV) ist nicht nur der mitglieder- sondern auch der spielstärkste Verein Schleswig-Holsteins. So war es nicht verwunderlich, daß die wenigen Problemisten, die der Einladung zur Teilnahme am freitäglichen Blitzturnier folgten, den Gastgebern die Plätze auf dem Treppchen nicht streitig machen konnten. Besser frequentiert war der Besuch des Buddenbrookhauses am Samstagvormittag. Ullrich Krause - nicht nur Vorsitzender des LSV, sondern auch Präsident des Landesschachverbandes S-H - konnte ca. 20 Interessierte begrüßen, die mehr über die Manns, die wohl berühmteste Lübecker Familie, erfahren wollten. Passend hierzu fand die Lösemeisterschaft im Katharineum statt, einem städtischen Gymnasium, das unter anderem auch Heinrich und Thomas Mann zu seinen Schülern zählte.

A
R. Fedorowitsch
E. Gawrilow

Die Schwalbe 1981

Spez. Ehr. Erw.

wKh8, wDf1, wTa8d4, wLd8e8, wSf2g7, wBg6, sKf8, sDb2, sTa3c1, sBd2d5d6e6e7g4h3

#2 (9+11)

Turnierleiter Axel Steinbrink legte zum Start des Turniers drei mehr oder weniger "harmlose" Zweizüger vor. Am meisten Opfer forderte hier die A, da keiner der sechs vielversprechenden Läuferzüge zum Ziel führt.

A: 1.Lc6/Lb5/La4/Lc7/Lb6/La5? Te1/D:d4/Te3/Te1/D:d4/Te3!; 1.Ta7!

B
Z. Mach

Tyden rozhlasu 1941

3.-4. Preis

wKg2, wDh3, wTc4, wLf1, wSa6f7, sKd5, sTa2c8, sLa8, sSa3g7, sBa5c2d4f2h4h5

#3 (6+12)

Immerhin 12 Teilnehmer wiesen nach der ersten Runde eine weiße Weste auf. Diese Zahl halbierte sich bei den Dreizügern, weil gleich zwei böhmisch angehauchte Stücke das Löserleben erschwerten. Eine Variante wie 1.- Td8 2.De3! in der B will erst gefunden sein! Die Turnierfavoriten - darunter vier Großmeister - gaben sich bis hierhin keine Blöße, doch das sollte sich in der den ersten Tag abschließenden Studienrunde gründlich ändern.

B: 1.Kh2! [dr. 2.Lg2+ K:c4 3.Sd6#] 1.- Tc6, Ke4 2.T:d4+ K:d4 3.Dd3#, 1.- Td8 2.De3! d:e3 3.Sc7#, 1.- d3 2.Dd7+ K:c4 3.D:d3#.

C
O. Pervakov

Hero Cities Match 1995

2.-3. Preis

wKh2, wLb6, wSf2, wBa6b7h3, sKg5, sDg6, sTg3, sLf8, sBh5h6

Gewinn (6+6)

Besonders arg erwischte es hier von den Favoriten Dolf Wissmann, der nur drei Punkte erzielte, doch auch Michal Dragoun (5) und Michael Pfannkuche (7) erging es nicht viel besser. Daß die Aufgaben durchaus zu bewältigen waren, bewiesen mit voller Punktzahl Boris Tummes und Arno Zude, die so einen großen Vorsprung von acht Punkten mit in den zweiten Tag nahmen. Der spektakulärste Zug in allen zum Lösen vorgelegten Aufgaben war sicher 5.Se5!! in der C.

C: 1.b8=D Ld6 (a) 2.D:d6 Tg2+ 3.K:g2 Kh4+ 4.Sg4! D:d6 5.Se5!! Dd2+ 6.Lf2+ Kg5 7.Sf3+, ((a) 1.- h4 2.De5+ Df5 3.Se4+ Kg6 4.D:f5+ K:f5 5.S:g3; (b) 2.- D:d6 3.Se4+ Kf4 4.S:d6 Ta3 5.a7 Ta2+ 6.Kh1 Kg3 7.Sb5).

Wer nicht live vor Ort war, konnte sich trotzdem stets aktuell über den Stand der Dinge informieren, denn Ullrich Krause stellte nach jeder Runde neben einem kurzen Bericht auch Fotos und die Aufgaben online.

Am Samstagabend stand das Quick-Solving auf dem Programm. Diesmal hatte Axel Steinbrink einen neuen Modus gewählt und legte den 18 (!) Teilnehmern ein mit 30 Zweizügern eng bedrucktes DIN-A4-Blatt vor. In 30 Minuten galt es, möglichst viele richtige (bei einem falschen Schlüssel gab es 0,9 Punkte Abzug) Lösungen zu notieren. Überraschungssieger wurde Frank Richter, der mit 18,1 Pkt. das deutsche Großmeistertrio in der Reihenfolge Tummes (17,1), Zude (17) und Pfannkuche (13,1) hinter sich ließ. Stark auch das Abschneiden des Lokalmatadors Thomas Thannheiser, der mit 11 Pkt. den sechsten Platz belegte.

Am Sonntag fiel die Vorentscheidung um den Titel dann bereits in der ersten der drei angesetzten Runden, bei den Selbstmatts, in der Zude fünf Punkte auf Tummes verlor. Rundensieger wurde Frank Richter, der hier nicht nur die meisten Punkte (13,5) sammelte, sondern als einziger Löser auch vor Rundenschluß abgab. Daß mit der Zuglänge nicht immer auch die Schwierigkeit steigt, zeigte sich bei den Mehrzügern. Der Sechszüger erwies sich nicht nur als leichter als die beiden Vierzüger sondern sogar als leichteste Aufgabe des gesamten Turniers. Immerhin 125 der 140 theoretisch möglichen Punkte konnte Axel Steinbrink vergeben. Auch in dieser Runde punktete Boris Tummes voll und baute so seinen Vorsprung weiter aus. Spannend blieb der Kampf um die beiden weiteren Medaillenränge, auf die sich noch Pfannkuche (61,5), Piotr Gorski (60), Dragoun (59,5) und Zude (59,5) Hoffnungen machen konnten. Michal Dragoun entschied diesen Vierkampf durch einen Rundensieg bei den Hilfsmatts für sich und errang so hinter dem souveränen Sieger und Deutschen Meister Boris Tummes den Silberrang. Auf dem dritten Platz kam Michael Pfannkuche ein vor Arno Zude, der einen rabenschwarzen zweiten Tag erwischt hatte. Das bewährte Trio Pfannkuche, Tummes und Zude bildet somit wieder das Team bei der im Oktober auf Kreta stattfindenden WM. Der Kampf um die Plazierung als viertbester Deutscher, die gleichbedeutend mit der Startberechtigung bei der WM als Einzellöser ist, war bis zur letzten Runde spannend. Nach vier Runden lagen Volker Gülke und Frank Richter gleichauf, nach 5 Runden hatte FR ein halbes Pünktchen Vorsprung, doch die Lösung des h#3 gab schließlich den Ausschlag zu Gunsten von VG. Alle Platzierungen und erreichten Punkte sind der nachstehenden Tabelle zu entnehmen:




2# 3# e.g. s# n# h# Total Total
Platz Name Land Pte. Pte. Pte. Pte. Pte. Pte. Pte. Zeit
1 Tummes, Boris GER 15,0 15,0 15,0 9,5 15,0 12,0 81,5 335
2 Dragoun, Michal CZE 15,0 15,0 5,0 10,5 14,0 13,5 73,0 341
3 Pfannkuche, Michael GER 15,0 15,0 7,0 9,5 15,0 9,5 71,0 341
4 Zude, Arno GER 15,0 15,0 15,0 4,5 10,0 8,0 67,5 336
5 Gorski, Piotr POL 15,0 14,0 7,0 12,0 12,0 7,0 67,0 360
6 Gülke, Volker GER 15,0 15,0 4,0 8,5 9,5 8,5 60,5 357
7 Siran, Lubomir SVK 15,0 14,0 7,0 8,0 10,0 5,0 59,0 348
8 Uitenbroek, Hans NED 15,0 14,0 2,0 8,0 9,5 10,0 58,5 359
9 Richter, Frank GER 15,0 7,0 7,0 13,5 10,0 5,0 57,5 345
10 Kolcak, Marek SVK 15,0 12,0 3,0 7,0 9,5 8,0 54,5 360
11 Wissmann, Dolf NED 15,0 15,0 3,0 6,5 5,0 8,5 53,0 356
12 Czeremin, Claus GER 10,0 14,0 2,0 6,0 5,0 8,5 45,5 357
13 Rein, Andreas GER 10,0 9,0 7,0 7,7 9,5 0,0 43,2 356
14 Sivic, Klemen SLO 10,0 14,0 3,0 8,5 5,0 2,5 43,0 358
15 Rothwell, Stephen GER 10,0 9,0 3,0 7,0 5,0 8,5 42,5 360
16 Van Herck, Marcel BEL 10,0 8,0 11,0 6,2 5,0 1,5 41,7 360
17 Boer, Johan de NED 5,0 13,0 1,0 12,0 5,0 3,0 39,0 360
17 Neef, Wilfried GER 15,0 9,0 1,0 4,5 8,0 1,5 39,0 360
19 Piliczewski, Bogusz POL 10,0 5,0 2,0 6,8 6,5 8,5 38,8 360
20 Henrych, Miroslav CZE 10,0 5,0 2,0 6,5 5,0 6,0 34,5 358
21 Sabol, Frantisek CZE 10,0 5,0 1,0 7,2 0,0 8,5 31,7 360
22 Schäfer, Ronald GER 0,0 14,0 3,0 5,0 9,5 0,0 31,5 360
23 Walther, Thomas GER 10,0 8,0 3,0 5,0 5,0 0,0 31,0 357
24 Thannheiser, Thomas GER 10,0 1,0 5,0 6,0 9,0 0,0 31,0 360
25 Müller, Winus GER 5,0 5,0 1,0 2,0 8,0 1,5 22,5 357
26 Muth, Josef GER 5,0 6,0 2,0 4,0 0,0 1,5 18,5 360
27 Kalinin, Andrej LAT 5,0 5,5 2,0 3,0 0,0 1,5 17,0 360
28 Thoma, Andreas GER 5,0 0,0 1,0 0,0 5,0 1,5 12,5 360

 

Bei der Siegerehrung überreichten Axel Steinbrink und Ullrich Krause neben den obligatorischen Urkunden und Pokalen auch Leckereien aus der für ihr Marzipan berühmten Hansestadt. Auch an dieser Stelle sei dem Lübecker SV mit seinem Vorsitzenden Ullrich Krause für die gelungene Veranstaltung gedankt. Berichte und Bilder findet man auf der Vereins-Homepage http://www.lsv1873.de, auf der übrigens einmal wöchentlich durch Thomas Thannheiser eine Schachaufgabe veröffentlicht wird. Ein regelmäßiger Blick lohnt sich also.

Für 2011 sucht Axel Steinbrink noch nach einem Ausrichter (Interessenten mögen sich bei ihm melden), 2012 ist die Meisterschaft bereits nach Furth im Wald vergeben.


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