Todesfälle
Herbert Engel aus Hof, den viele noch von seinen Teilnahmen an den
Schwalbe-Treffen
kennen, zu denen er bis vor einigen Jahren regelmäßig mit seiner Frau anreiste, ist
plötzlich
und völlig unerwartet im Alter von 82 Jahren (geb. 26.12.1927) verstorben. Gerade erst
hatte Rudolf
Glenk ihm einige Exemplare der noch ganz druckfrischen Zweitauflage von Herberts Lieblinge
I
zugeschickt, einer Zusammenstellung von 32 Kompositionen Engels, über die der noch voller
Pläne
steckende fränkische Problemist sich riesig gefreut hat. Nur eine Woche später, am 26.
April,
fand sein Leben ein plötzliches Ende. - Wie wir gerade noch vor Redaktionsschluss erfuhren,
ist
auch unser österreichisches Mitglied Franz Felber am 15. Mai verstorben.
Er wurde
84 Jahre alt.
Kalenderblatt
Meine problemschachlichen Anfänge in den 60er Jahren wurden durch Werner Speckmanns
Problemecke in
der Deutschen Schachzeitung gelenkt. Ein Fixpunkt dieser Spalte war über viele Jahre
ein vom
damals schon hochbetagten Ernst Schaaf (23.1.1880-13.5.1985) komponiertes
Problem, das
dieser jeweils aus Anlass seines Geburtstages komponiert hatte. Viel später, Schaaf näherte
sich seinem 100. Geburtstag, gab es dann nur noch Glückwünsche für den
vermutlichen
Altersrekordler unter den Problemisten, der vor nunmehr 25 Jahren im Alter von 105 Jahren
verstarb.
Der vor einem halben Jahrhundert verstorbene Friedrich Blaschke
(23.2.1891-8.5.1960)
wurde als 12-Jähriger, also im problemgeschichtlich so bedeutsamen Jahr 1903, von seinem
Vater, der
gerne Probleme löste und auch komponierte, ins Schachspielen und Problemlösen eingeführt.
Blaschkes erste Aufgaben erschienen 1910 in der Österreichischen Volkszeitung, in
den
folgenden Jahren hat ihm das Problemschach manchen Nachtschlaf gekostet, dann als Soldat im 1.
Weltkrieg
über manches Schwere hinweggeholfen. Nach einer längeren Pause brach die
Kompositions-Leidenschaft im 2. Weltkrieg wieder aus. Gegen Kriegsende erging es ihm wie auch
vielen
anderen Komponisten: er verlor die Sammlung seiner Probleme, konnte später nach Aussiedlung
aus
Tschechien ins hessische Lützellinden nur mühsam einiges rekonstruieren.
Charles Planck
Matlock Register 1883
#2 (8+7)
Charles Planck (1.11.1856-18.6.1935) war Ende des 19. Jahrhunderts eine der
herausragenden Persönlichkeiten des englischen Problemlebens. Während seines
Mathematik-Studiums wandte er sich ab 1879 dem Problemschach zu und erzielte schnell
beachtliche
Erfolge als Komponist und auch als Löser. 1886 tat er sich mit Frankenstein, Laws und
Andrews
zusammen, um in diesem Team das Buch The Chess Problem herauszugeben, das als
bedeutender
Beitrag zur "Englischen Problemschule" gilt und dessen einleitenden Essay Planck schrieb.
1888 gab
er alle problemschachlichen Aktivitäten auf und konzentrierte sich auf ein
Medizinstudium, nach
dessen Abschluss er sechs Jahre später zu seiner alten Leidenschaft zurückkehrte
und noch
viele Erfolge erzielte. Hier sei ein bemerkenswertes Stück aus seiner frühen Phase
gezeigt
(Diagr.). Nach 1.f4 verteidigen sechs verschiedene Selbstblocks die Drohung 2.g6#, wonach
sechs
verschiedene Matts folgen: 1.- g6/Lg4/L:f4/Se4/S:f4/Se6 2.D:h3/Df7/Sd4/Ld7/Sg3/Tf7#. 18
Jahre später
gelang es Frederick Gamage, den Task siebenfach darzustellen.
Ernest Pogosjanz
Quelle ? 1984
Remis (6+4)
Zwei Wochen vor Plancks Tod vor nunmehr 75 Jahren wurde Ernest Pogosjanz
geboren
(4.6.1935-16.8.1990). Er war einer der produktivsten Studienkomponisten und publizierte
angeblich
mehr als 6000 Studien (darunter viele Endspiele lehrhaften Charakters) und über 1100
Probleme,
viele davon in sowjetischen Zeitungen und Zeitschriften, darunter auch zahlreiche
effektvolle Fünfsteiner
und Miniaturen. In der hier gezeigten Studie (Diagr.; Quelle?) sieht man nicht sofort, dass
hier
Anleihen bei der berühmten Réti-Studie gemacht wurden: Nach 1.Th6+! K:g5 (nicht
1.- Kf7
2.Th7+ und W gewinnt) 2.Se6+! K:h6 3.g5+ Kh7 4.g6+ D:g6 (einfacher geht es nach 4.- K:g6
5.Sf4+ oder
4.- Kh6 5.f7 Da2+ 6.Kb7 D:e6 7.f8D K:g6 8.K:a7) 5.Sf8+ Kh6 6.S:g6 K:g6 7.Kb7!! (nicht
7.K:a7? c5
8.Kb6 c4 usw.) a5 8.K:c6 a4 9.Kd5 a3 10.Ke6! und die beiden Bauern wandeln gleichzeitig um.
Hinzu
kommt noch die Variante 7.- c5 8.Kc6! c4 9.Kd5 c3 10.Ke6! usw. mit remis. 1988 wurde
Pogosjanz der
Großmeistertitel verliehen, nur zwei Jahre später verstarb er.
Henry Otten
New York Sunday World
5.7.1891
Gewinn (3+2)
Über Henry Otten berichtet Johann Berger in seinem Schachjahrbuch
1899/1900, dass er am 21.4.1855 in Thedinghausen bei Bremen geboren wurde und mit 16
Jahren nach
New York kam. Viel ist nicht bekannt über sein Leben; einige Probleme und Studien
wurden in den
1890er Jahren in deutschen und amerikanischen Schachzeitungen publiziert. Berühmt
geworden ist
Otten mit einer Studie (Diagr.), die in ihrer Klarheit durchaus mit der Réti- und der
Saavedra-Studie verglichen werden kann, wenngleich sie nicht ganz deren Bekanntheitsgrad
erreicht
hat. Harrie Grondijs hat in seinen 2005 erschienenen Unforgotten Chess Men die
Publikationsgeschichte dieser Studie aufgedeckt und konnte zeigen, dass statt der häufig
zitierten Quelle Boy's Own Paper, 5.11.1892 die Erstveröffentlichung tatsächlich
schon 16 Monate früher erfolgte. Lösung: Nach 1.g5+? K:g5? 2.a5 Lf8 3.Kd5 kann
Schwarz den
Ba5 nicht mehr aufhalten, aber nach 1.- Ke6! hält S einfach remis. Daher 1.a5 Lf8
2.Kd5, und
jetzt muss der sL versuchen, den wB über die Diagonale c1-h6 aufzuhalten. Dies
scheitert nach
2.- Lh6 3.g5+! L:g5 4.Ke4 Lh4 5.Kf3, wonach der Ba5 ungehindert zur Umwandlung gelangt. Am
14. Mai
vor 100 Jahren starb Otten in New York.
Der amerikanische Problemist
Charles Alexander Gilberg (17.6.1835-21.1.1898) ist
weniger für
seine etwa 300 Kompositionen als für sein publizistisches und organisatorisches Engagement in
Erinnerung geblieben. Unter anderem war er neben Cook und Brown der dritte Herausgeber der
gewaltigen
Problemsammlung
American Chess Nuts. Das Buch zum 5. amerikanischen Schachkongress, ebenfalls
eine
gesuchte Rarität, redigierte er nicht nur, sondern stellte auch die finanziellen Mittel zu
dessen Druck
bereit.
Wie Gilberg wurde auch
William Meredith vor 175 Jahren geboren. Sein Name ist zu
einem
festen problemschachlichen Begriff geworden, hinter dem für manchen heutigen Problemisten die
namensgebende Person unentdeckt bleibt. Meredith, der einer einflussreichen Familie entstammte und
dessen
Vater amerikanischer Finanzminister war, schien eine glänzende Karriere als Jurist vor sich zu
haben,
die jedoch wegen einer langwierigen schweren Erkrankung schon nach wenigen Jahren ein Ende fand.
Meredith
gehörte neben Shinkman zu den ersten ernsthaften Zweizüger-Komponisten; beide können
als
wichtige amerikanische Wegbereiter für das später so populäre Genre angesehen werden.
Der Engländer
James White (20.6.1835-17.1.1907) war - typisch für die
Zeit -
vielseitig schachlich aktiv. Neben erfolgreicher Spieltätigkeit in Leeds war er ein starker Löser
und gelegentlicher Komponist. Als Schach-Redakteur des
Leeds Mercury Weekly Supplement seit
1879
propagierte er insbesondere das damals von vielen noch etwas schief angesehene Selbstmatt.