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Ein Plädoyer für den "Holst-Test"
von Peter Hoffmann
Victor Holst gilt allgemein als Begründer des Themas, doch interessanterweise wurde das Premierenstück (vom Typ S statt D) bereits 1872 von einem Komponisten namens Dezső Pap veröffentlicht (siehe https://www.yacpdb.org/#297267) und damit 14 Jahre vor der ersten Darstellung durch den späteren Namensgeber. Holst wurde im Jahr 1844 geboren und verstarb im März 1924.
Mit Erik Zierke bin ich der Auffassung, dass sich der "Zauber" der Idee nicht wirklich entfaltet, wenn sich herausstellt, dass parallele Effekte wirksam genug sind, und die Holst-UW gar nicht benötigt wird. EZ bemerkt mit Blick auf den schwarzen Holst: "Der 'Geist' des Holst erfordert, dass der schwarze Bauer tatsächlich falsch verwandelt hat; könnte er sich im weißen Basisplan die Möglichkeiten vor der Umwandlung zurückholen, darf Weiß {nicht zum Ziel kommen." Der von uns vorgeschlagene "Holst-Test" bescheinigt einen "reinen" Holst, wenn nach fiktiver Rücknahme der Holst-UW und erneutem Spielen der mit der Holst-UW ausgeschalteten Umwandlung (oder einfachem Austausch der umgewandelten Figur) das schwarze Matt erneut verhindert bzw. (beim weißen Holst) das Matt durch Weiß erneut ermöglicht wird. Selbstverständlich ist dies nicht, da sich Stellungswerte ändern und auch Zeit vergeht. Zeitverlust begünstigt potentiell ein positives Ergebnis beim schwarzen Holst bzw. ein negatives beim weißen Holst, da Weiß weniger Zeit zur Verfügung steht, im Rahmen des Tests noch zum Ziel zu gelangen. Wir halten das hier vorgestellte Verfahren für notwendig und ein positives Ergebnis für eine Art Gütesiegel. Neu auftretende, zusätzliche Widerlegungen, vgl. 2, sind dabei unschädlich.
Die schwierigen Typen L statt T und T statt L finden sich in einer Zwillingsdarstellung Hartmut Laues, vgl. 1, doch der Holst-Test erweist sich in beiden Fällen als negativ. Die 2 (Die Schrift "Der Reiz des Ungewöhnlichen" in PDF-Form findet sich auf der Website von Ralf Krätschmer (http://www.berlinthema.de)) besteht den Test, zeigt jedoch nur einen der beiden genannten Typen und benötigt wesentlich mehr Material. 3 verleiht dem Test eine kleine künstlerische Komponente, vgl. die wechselnden Widerlegungen der schwarzen Dame zwischen ihrer Primärparade und ihrer Parade im Test. 4 und 5 sind Demonstrationsbeispiele mit Augenzwinkern. Der Basisplan wird erfolgreich durchgesetzt, doch der an zwei Zählstellen plausible Test ist in der 4 zunächst positiv, dann negativ; in der 5 genau umgekehrt. Haben die Stücke nun die Prüfung bestanden oder nicht? EZ betrachtet die unmittelbare Ausführung des Tests als "richtigen" relativen Zeitpunkt, weist anlässlich der 5 aber darauf hin, dass es genüge, wenn der Test Stellungsneutralität im Vergleich zur erfolgreichen Primärparade verzögert nachweise. Ergänzt werden muss, dass die hier bewusst konstruierte Fragestellung ungewollt in der Praxis nur sehr selten aufkommen dürfte, also nicht gegen eine "flächendeckende" Anwendung des Tests spricht.
Das positive Ergebnis eines Holst-Tests ist (im weitesten Sinn) immer "technisch bedingt": Eine zufällige (oder bewusst herbeigeführte) Stellungskonstellation vermeidet Überlastung. Mit der 6 liegt nun ein kurioser Sonderfall vor, bei dem die Testbauern nur deshalb widerlegen, weil der jeweils andere Bauer (Springer) gegen das eigentlich zu erwartende Matt verteidigt. Der Test ist folglich falsch positiv. Testet man bereits nach partieller Hindernisbeseitigung, also eine Zählstelle früher, kann nicht einmal mehr der Anschein eines positiven Resultats erweckt werden.
Die 7 ist kein Sonderfall und soll als Untersuchungsobjekt für konsekutive Holst-Umwandlungen dienen, bei denen einem Plan (sofort oder im Verlauf des Spiels) zwei Hindernisse entgegenstehen. EZ: "So wie die Zweckreinheit an jeder Stelle der logischen Struktur neu geprüft werden muss, so muss bei mehreren Sicherungsplänen auch der Holst-Test an jeder Stelle neu erfolgen". Voraussetzung ist natürlich, dass ein Hindernis zum Zeitpunkt seiner Beseitigung durch eine Holst-UW gemäß Probespiel bereits zur logischen Struktur gehört. In Fassung a) betrifft dies die S-UW auf f1 (1.Lh6? b1S? 2.Sc5!). Da dieses Hindernis schon mit dem ersten Sicherungsplan beseitigt wird (1.Lf6! f1D), ist der Holst-Test bereits an der folgenden Zählstelle plausibel. Er lautet: 2.Lg5 f1S und kein Matt. Der Test ist somit positiv. 2.Lg5? zeigt nun ein neues Hindernis an: 2.- b1S!, weshalb mit 2.Le7 ein zweiter Sicherungsplan erforderlich wird. Nach 2.- b1D ist der Basisplan erfolgreich und der abschließende Test in Bezug auf beide Holst-Umwandlungen positiv, denn sowohl 3.- b1S als auch 3.- f1S würden Schwarz retten. Der Test ist aus meiner Sicht nur im Rahmen des Lösungsspiels relevant. In Fassung b) scheitert der Basisplan an beiden Springerumwandlungen, sodass der Versuch 1.Le8? zu einer Reihenfolge-Auswahl gehört. Die 6 ausgenommen betrachte ich ein negatives Resultat in den Kontrollspielen nach partieller Hindernisbeseitigung, also bevor sämtliche Hindernisse, die einem Plan entgegenstehen, beseitigt sind, als "harmlos" - nicht vergleichbar mit etwaigen Änderungen, die die Zweckreinheit betreffen - sofern später eine Sanierung bzw. Rehabilitierung der betreffenden Holst-Umwandlung erfolgt, vgl. 4 und 5.
1 Hartmut Laue
Schach-Aktiv 2003
2. ehr. Erw.
#4 [ statt ](10+8)
b) + b4 [ statt ]
b) 1.Th3? [2.T:h4#] d1D 2.T:h4+ Dg4 3.c7 Df,h4 4.Lc6#, 1.- d1L! 2.T:h4+ Lg4 3.c7 patt, 2.c7 L:c2+! 3.K:c2 b3+!; 1.c7! [2.Lc6#] d1D 2.Lc6+ Dd5 3.Th3 D:c6 4.T:h4#, 1.- d1T! 2.Lc6+? Td5 3.Th3 patt, 2.Th3! Tb1+ 3.Ka4! Td1/Tg,h1 4.T:h4/Lc6# (2.- d1L würde Schwarz {nicht retten).
2 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2023
#4 [ statt ] (14+11)
3 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2023
#4 [ statt ] (13+7)
4 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2024
Demonstrationsbeispiel
#4 [ statt ] (7+7)
5 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2024
Demonstrationsbeispiel
#4 [ statt ] (7+7)
6 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2024
#4 [2mal statt(13+12)
konsekutiv]
Hinweis: Mit g4 → g8 (ohne Be4) lägen von Beginn an zwei widerlegende Damenumwandlungen vor.
7 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2024
#4 [2mal statt(5+12)
konsekutiv]
b) + d3
b) 1.Lh6? b1S, f1S!; 1.Lf8? b1D(T) 2.Lh6? f1S! 2.Le7?; 1.Lf6! f1D(T) 2.Lg5? b1S! 2.Le7 usw. (3.- b1S bzw. f1S würden Schwarz retten wie auch (2.Lg5?) f1S und kein Matt).
8 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2023
#4 [ statt &(13+11)
statt ]
b) g7 → e7
b) 1.La3? [2.L:d6 ~ 3.L:c5#] h1L! 2.L:d6 patt; 1.Lc1! [2.L:e3#] h:g1D(L) 2.La3! ~ 3.L:d6 ~ 4.Lc5# (2.- zurück h:g1D(L) +wSg1, vor h1L würde Schwarz retten).
9 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2023
#3 [ statt ?] (9+7)
Nicht sehr zahlreich wurde eine Probespielwiderlegung ohne Schlag mit einer schlagenden Holst-UW kombiniert, vgl. 8b. Die Rücknahme des Holst beim Test sollte bei dieser Konstellation immer mit Entschlag erfolgen. Andernfalls drohte "Chaos", wie EZ und ich leidvoll feststellen mussten, und die Retrofreunde würden sich verwundert die Augen reiben. Die Spitzfindigkeiten der 4-6 waren notwendig, um den Testansatz kritisch zu hinterfragen. Die 9 zeigt nun eine Holst-UW in die gleiche Figur, doch der vermeintliche Holst entpuppt sich als bloße Massebeseitigung. Auch die 10 ist absichtsvoll merkwürdig. Zwei der drei Springer sind "vom Test befreit". Diese Ungleichbehandlung ist der (versteckte) Witz des Stückes.
Für geschätzte 95% aller Holst-Darstellungen dürfte der Test ein brauchbares Werkzeug bieten. Wir hoffen, dass er sich als Standardverfahren zur "Qualitätssicherung" etablieren wird, und dass die empfohlene Prüfung auf Reinheit niemanden davon abschreckt, sich für das attraktive Thema zu interessieren. Die Bewertung des Testergebnisses liegt letztlich im Auges des Betrachters. Abschließend mit der 11 und 12 zwei parallele Doppelsetzungen, die keiner Diskussion bedürfen.
10 Peter Hoffmann
Der Reiz des
Ungewöhnlichen (pdf) 2024
#3 [ statt ] (9+13)
11 Theodor Siers
Nordwestdeutsche Zeitung
1938
#3 [ statt &(7+3)
statt ]
12 Jakow Wladimirow
Springaren 1988-89
1. ehr. Erw.
#4 [ statt &(7+3)
statt ]
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