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Heft 251, Oktober 2011

 


Artikel Seite
Frank Fiedler: Neues vom n-Damen-Problem 274
Aktuelle Meldungen 279
Mirko Degenkolbe: Wolf Böhringer - Ein Leben für das Schach 280
Entscheid im Informalturnier 2009/2010, Abteilung Studien 284
Entscheid im Informalturnier 2010, Abteilung Hilfsmatts in mehr als 3 Zügen 287
Endgültiger Entscheid im Jahresturnier 2009, Abteilung Märchenschach 289
Bernd Gräfrath: Homebase-Beweispartien im Schlagschach 289
Urdrucke 291
Lösungen der Urdrucke aus Heft 248, April 2011 299
Bemerkungen und Berichtigungen 319
Turnierberichte 320

 

Wolf Böhringer - Ein Leben für das Schach

Degenkolbe, Mirko (Meerane)

wb

Eine der stillsten, aber gleichzeitig aktivsten Schwalben, weilt nicht mehr unter uns. Deshalb soll mit diesem Nachruf der Mensch Wolf Böhringer und dessen Lebenswerk einer breiten Leserschaft ein wenig näher gebracht werden.

Wolf wurde am 16.01.1930 in Heilbronn geboren und blieb ein Leben lang seiner Heimatstadt treu. Er erlernte den Beruf eines Industriekaufmanns in der Papierbranche und war bei seiner Lehrfirma etwa sieben Jahre lang beschäftigt. Danach besuchte er Kurse für Wirtschaftsrecht in Stuttgart und war dann von 1955 bis 1993 im größten Heilbronner Bauunternehmen tätig. Dort war er für die Bauabrechnungen zuständig und erhielt nach einigen Jahren Handlungsvollmacht.

Seine große Liebe fand er in Sachsen und blieb ihr ebenfalls ein Leben lang treu. Seit dem 7.11.1957 war er mit seiner Karin glücklich verheiratet. Im Laufe der Jahre erweiterte sich seine Familie um zwei Töchter und drei Enkelinnen. Für sie verfasste er etwa ein Jahr vor seinem Ableben seine Memoiren (260 Seiten) mit dem Titel „Ein erfülltes Leben“. Darin schrieb er über seine Kindheit, die Kriegsjahre und die Nachkriegszeit, welche ihn entscheidend geprägt haben. Leider ist dieses gewiss interessante Buch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, sondern allein für seine Familie gedacht.

Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, blieb Wolf selbstverständlich auch seinem großen Steckenpferd, dem Schach in all seinen bunt schillernden Facetten, sein Leben lang treu. Schon in sehr jungen Jahren wurde Wolf schachlich aktiv. So gehörte er in Württemberg zur Meisterklasse und hat an elf württembergischen A- und B-Landesmeisterschaften teilgenommen. Außerdem zählte er zu den 30 Enthusiasten, die am 9. Mai 1951 den Heilbronner Schachverein aus der Taufe gehoben haben. Durch seinen Tod verstarb nun das letzte Gründungsmitglied. Über ein Jahrzehnt spielte Heilbronn in den fünfziger und sechziger Jahren in der Oberliga, der damals höchsten Spielklasse Deutschlands. Zunächst war Wolf von 1958 bis 1973, dann erneut von 1974 bis 1992 Vorsitzender des Heilbronner SV und in dieser Zeit immer einer der stärksten Spieler des Vereins. Beredtes Zeugnis davon ist, dass er mit seinen 430 Einsätzen bei Mannschaftskämpfen die Liste der Rekordspieler des Clubs anführt. In den Jahren 1952, 1958, 1961, 1963, 1966 und 1969 wurde Wolf Heilbronner Stadtmeister im Schach. Aber auch im Fernschach versuchte er sich und qualifizierte sich prompt 1960 für die Endrunde der Deutschen Meisterschaften, in der er aber nach eigener Aussage „mächtig ‚Senge‘ erhielt“.

Ebenfalls seit 1951 schrieb Wolf im Sportteil der Heilbronner Stimme die Schachnachrichten. Dort konnte der interessierte Schachfreund nachlesen, wie in Sachen Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften der aktuellste Stand war und überall anhand von Tabellen die jeweilige Entwicklung verfolgen. Sonderveröffentlichungen von ihm waren: „Geschichte des königlichen Spiels“, „Tschaturanga und der Schachcomputer, Schach in der Kunst: „Grafikmappe von Elke Rehder“, Schach und Literatur: „Hieronymus und die Schachpartie im Olymp“, „Raffinierte Schachzüge in der Region“, Mensch gegen Maschine: „Wolfgang von Kempelens ‚Türke‘“ und viele andere.

Wolf bekleidete zahlreiche Ehrenämter, sowohl im Schach (33 Jahre Vorsitzender des Heilbronner Schachvereins, 20 Jahre Vizepräsident des Schachverbandes Württemberg) als auch im wirtschaftlichen Bereich. Dort war er beispielsweise über 20 Jahre Prüfer für Industrie- und Bürokaufleute bei der Industrie- und Handelskammer Heilbronn, außerdem über 25 Jahre Revisor beim Bundesvorstand der IG BAU in Frankfurt (ehrenamtlich, nicht bei der IG BAU beschäftigt). Seit einigen Jahren war er Ehrenvorsitzender des Heilbronner Schachvereins. Als besondere Würdigung für seine zahlreichen Ehrenämter wurde er im Jahre 2004 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) ausgezeichnet, eine Auszeichnung, auf die er sehr stolz war.

Den Namen Wolf Böhringer wird man aber für immer mit der von ihm ins Leben gerufenen eigenen Schachspalte der Heilbronner Stimme in Erinnerung behalten. Auf seine Initiative hin (und durch seine Hartnäckigkeit) erblickte sie am 4.8.1951 das Licht der Welt. Wolf war an diesem historischen Tage „zarte“ 21 Jahre jung und konnte damals nicht ahnen, dass dieses Datum eines Tages die Basis für einen Weltrekord sein sollte. Bis zum 19. Februar 2011 erschien die Schachecke an jedem Wochenende ohne Unterbrechung (!!!). Diese enorme Leistung ist weltweit einmalig, denn es gibt keine andere Schachspalte, die diese Zahl toppen kann. Egal ob Wolf im Krankenhaus lag oder mit seiner Familie im Urlaub war, seine Manuskripte lieferte er immer pünktlich (und in der Regel persönlich!) in der Redaktion ab, so dass die Schachfreunde nie auf ihre geliebte Schachecke verzichten mussten. Insgesamt erschien von August 1951 bis Februar 2011 also 3107-mal unter Wolfs Ägide die Schachecke in der Heilbronner Stimme. Dabei wurden 3316 Schachprobleme, davon 1743 Nachdrucke und 1573 Urdrucke veröffentlicht, außerdem 362 Studien, 639 Buchbesprechungen und ab und zu auch mal eine Anekdote oder Worte großer Schachmeister. Wolf kann es sich auf seine Fahnen schreiben, dass er größten Wert auf die problemschachliche Nachwuchsförderung legte; Stephan Dietrich und Uwe Karbowiak sind nur zwei der bekannten Namen, die durch Wolf den Weg ans Kompositionsbrett fanden, aber auch viele andere Schachfreunde wurden durch ihn angeregt, eigene Kompositionen zu wagen und diese einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Mit den Jahren wurde die Liste der bekannten Autoren, die bei Wolf Urdrucke veröffentlichten, immer länger und durch viele prominente Namen aus dem In- und Ausland bereichert. Zu den Jubiläen der Schachecke in der Heilbronner Stimme wurde Wolf regelmäßig mit großen Artikeln, die zum Teil ein bis zwei Seiten (mit Bild) umfaßten, geehrt. Auch zu seinen runden Geburtstagen erschienen regelmäßig Ehrungen. Wolf Böhringer war der dienstälteste freie Mitarbeiter der Heilbronner Stimme.

Wolf selbst baute und veröffentlichte vergleichsweise wenig (knapp über 100) eigene Schachaufgaben, eine kleine Auswahl davon ist am Ende des Artikels angefügt. Des Weiteren hat Wolf Böhringer neun Schachbücher geschrieben. Das erste zum 50-jährigen Bestehen des Heilbronner Schachvereins, dann „240 Urdrucke der Heilbronner Stimme“ von 1951 bis 2001, dazu zwei Bände „Klassik pur“ und fünf Bände der „Zauberhaften Schachprobleme“. Darin stellt er die aus seiner Sicht besten Urdrucke vor, die in einem bestimmten Zeitraum in seiner Schachecke erschienen waren, und nebenbei zeigte er von „seinen“ Autoren Aufgaben, die bei großen internationalen Turnieren Auszeichnungen errungen hatten. Wer diese Bücher nicht in seiner Sammlung hat, verpasst allerhand kurzweilige, mit Herzblut geschriebene problemschachliche Lektüre. Leider waren die meisten davon gleich nach ihrem Erscheinen vergriffen.

An dieser Stelle sei eine Episode eingefügt, die dem Leser deutlich vor Augen führen soll, dass es bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist, dass die Schachrubrik in der Heilbronner Stimme in diesen Tagen ihr 60-jähriges Jubiläum feiern konnte. Ende 1979 vermeldete der „Buschfunk“, dass die Schachecke von Wolf vor dem Aus stand. Ein Jubiläum 1981 hätte es dann schon nicht mehr gegeben. Wolf selbst wusste nichts davon. Glücklicherweise fand sich aber in Wolfgang Schuster ein Schachfreund, der sofort eine Initiative startete, um die Schachecke in der Heilbronner Stimme zu retten. Bei einem Gespräch mit dem zuständigen Chefredakteur rückte dieser dann mit der Sprache heraus und verwies dabei auf die wirtschaftlichen Zwänge sowie den sehr kleinen Kreis der Schachfreunde. Am 2. August 1980 wurde dann die durch ihn angekurbelte Rettungsaktion der Schachecke in der Heilbronner Stimme erstmals öffentlich. Nachdem der Verleger daraufhin nett aber bestimmt mitgeteilt hatte, dass er Fakten und keine Vermutungen haben müsse, um die Schachecke eventuell doch weiter bestehen zu lassen, brachte er damit Wolfgang Schuster auf eine Idee. Er ging in die Offensive und startete eine Unterschriftenaktion, wobei er etwa 500 Menschen aktivieren konnte, die mit ihrer entsprechenden Unterschrift für den Fortbestand der Schachecke votierten. Des Weiteren schrieb er einige prominente Vertreter der deutschen Problemschachszene an. Etliche waren abweisend (!!), andere legten sich sofort ins Zeug, darunter Dr. Werner Speckmann (zu diesem Zeitpunkt der Vorsitzende der Schwalbe), der dem Herausgeber liebevoll, aber bestimmt auf den Pelz rückte und somit zu einem der Retter dieser Schachecke wurde. Dr. Weißauer, Dr. Morgenthaler und Großmeister Ahues zögerten keinen Augenblick und schickten (neben Speckmann) umgehend Widmungsaufgaben für das anstehende Jubiläum. Wolfgang Schuster brachte diese Aktion ein zweiwöchiges Hausverbot bei der Heilbronner Stimme ein, das der Verleger selbst erst dann wieder aufhob, als Dr. Speckmann nachhaltig auf den Plan trat. Allerdings hat sich diese beispiellose Rettungsaktion gelohnt, denn damit war der Fortbestand der Schachecke gewährleistet. Ein Jahr später, im August 1981, kam es schließlich zur Jubiläumsschachecke, und man konnte den 30.Geburtstag gemeinsam feiern. Mittlerweile ist die Schachecke doppelt so alt und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, nicht nur bei den Schachfreunden im Raum Heilbronn, sondern bundesweit. Und hier schließt sich nun auch der Kreis. Im Februar 2011 musste Wolf Böhringer seine Schachecke aus gesundheitlichen Gründen abgeben, aber er reichte den Staffelstab in gute Hände weiter, denn seit März 2011 hat Wolfgang Schuster die Schachecke auf Wolfs Wunsch hin übernommen. An dieser Stelle möchte ich einen Appell an alle Komponisten richten, die diese Zeilen lesen: Es ist bekannt, dass Problemschachecken in Tageszeitungen mittlerweile sehr rar geworden sind. Aber gerade diese wichtige Schnittstelle zwischen Partiespielern und Problemschächern muss unbedingt erhalten werden, damit das Problemschach weiter existiert und durch diese Schachecken immer wieder neue Problemkomponisten den Weg ans Brett finden. Bitte senden Sie deshalb auch weiterhin Urdrucke an die Heilbronner Stimme, und zwar an die folgende Adresse: Wolfgang Schuster, Ahornstr. 3, 74243 Langenbeutingen; Email: wolfgang.schuster@ricam-team.de Der Fortbestand seines Lebenswerkes war Wolfs größter Wunsch, bevor er einen Tag vor seinem großen Jubiläum (!) verstorben ist.

Leider habe ich Wolf nie persönlich kennenlernen dürfen. Aber wir hatten seit einigen Jahren regen Mailverkehr, und auch durch diesen durfte ich einen sehr interessanten Menschen kennenlernen. Bemerkenswert war unter anderem seine absolute Zuverlässigkeit. Wenn ein Urdruck in der Heilbronner Stimme erschien, konnte man sicher sein, dass, nachdem in der darauffolgenden Woche die Lösungsbesprechung dazu abgedruckt wurde, am Dienstag die Belegexemplare im Briefkasten vorlagen, immer mit einem handschriftlichen Gruß und einem Dankeschön versehen. Auch dieser Umstand zeigt, wie sehr Wolf das Problemschach am Herzen lag.

Jeder, der Wolf Böhringer näher kennenlernen durfte, wird ihn gerne in angenehmer Erinnerung behalten. Verneigen wir uns tief vor dem Lebenswerk eines Mannes, der immer still und bescheiden geblieben ist, sehr viel für unser schönes Hobby getan hat und somit einen sehr großen Beitrag für die deutsche Problemschachgemeinde über sechs Jahrzehnte geleistet hat. Der von ihm aufgestellte Weltrekord wird nur schwer zu überbieten sein.

Es folgen sechs Aufgaben von Wolf Böhringer, bei deren Zusammenstellung mich dankenswerterweise Stephan Dietrich unterstützt hat:

Wolf Böhringer

Heilbronner Stimme 1993

wKb5, wDb1, wTh2h6, wLb8d7, wSg5, wBb3c3, sKd5, sTe5f2, sLg6g7, sSe3e7, sBc4h7

#2 (9+9)

Nr. 1: 1.Df5! [2.Le6#] 1.- Te:f5/Tf:f5/L:f5/S3:f5/S7:f5 2. Le6/Td2/Td6/bc4:/Lc6# - Fünffaches Damenopfer - eine schöne Aufgabe, die ausgesprochen gut dafür geeignet ist, Partieschächer für das Problemschach zu begeistern.

Wolf Böhringer

Heilbronner Stimme 1966

wKe8, wDb2, wTd8f7, wLa4b8, wSb6e2, wBe4, sKe6, sTb5f5, sLd6, sSc4f3, sBf6

#2 (9+7)

Nr. 2: Hier sehen wir Wolfs Lieblingsthema sogar in Siebenfachsetzung. Der "Krawall-Schlüssel" verstärkt den Überraschungseffekt und somit das Aha-Erlebnis. 1.De5+!! K:e5/Tb:e5/Tf:e5/L:e5/Sc:e5/Sf:e5/f:e5 2.Te7/Ld7/Sf4/Te7/T:d6/Sd4/e:f5#

Wolf Böhringer

Schach-Report 1990

wKh6, wDc1, wTb2, wLa1f1, wSc6, wBd3f5g3g4h2, sKf6, sTe2, sSc3f3, sBc2d4e3f7h3

#5 (11+9)

Nr. 3: 1.Tb5! [2.Da3 nebst 3.Dd6/De7#] 1.- S:b5 2.Da3! S:a3 3.L:d4+ S:d4 4.g5+ K:f5 5.L:h3# - Mustermatt! Lenk-Beugung des schwarzen Springers f3 mit zwei vorgeschobenen Opfern betreffs des Sc3. Der Versuch 1.Tb6? scheitert an 1.- S:h2 2.g5+ K:f5 3.L:h3+ Sg4+! Eine feine Opferorgie mit wunderschönem Mustermatt-Abschluss.

Wolf Böhringer

Heilbronner Stimme 2008

wKf4, wLe4, wSd1d8, sKh4

#6 (4+1)

Nr. 4: 1.Sf7! (Zugzwang) Kh3 2.Se5 Kh2/Kh4 3.Sf2/Se3 Kg1/Kh3 4.Kg3/Lg2+ Kf1/Kh4 5.Ld3+/Sf5+ ~/Kh5 6.Sf3/Lf3#; 1.- Kh5 2.Se3 Kh4 3.Se5 Kh3/Kh5 4.Lg2+/Lg6+ Kh4 5.Sf5+/Sf3+ Kh5/Kh3 6.Lf3/Lf5#. Auf diesen Fund war Wolf berechtigterweise besonders stolz. Man könnte allerdings noch eine b) anfügen. Durch Versetzung des weißen Läufers nach e5 ergibt sich ein korrektes #7. Der Schlüssel ist zwar nicht sonderlich schön, aber immerhin erhält man dann drei Farbwechsel-Echomatts, was im orthodoxen Fünfsteiner ein Rekord sein dürfte. 1.Sf2! (Zugzwang) Kh5 2.Kf5 Kh4 3.Se6 Kh5 4.Se4 Kh4/Kh6 5.Lg3+/Lg7+ Kh5/Kh5 6.Sf6+/Sf4+ Kh6/Kh4 7.Lf4/Lf6#; 2.- Kh6 3.Se4 Kh5 4.Se6 Kh4 5.Lg3+ Kh5 6.Sf6+ Kh6 7.Lf4#, 4.- Kh6 5.Lg7+ Kh5 6.Sf4+ Kh4 7.Lf6#, 3.- Kh7 4.Sf7 Kg8 5.Kg6 Kf8 6.Ld6+ ~ 7.Sf6#.

Wolf Böhringer

Schach 2003

Lob

wKc7, wLd3, wSg1g4, wBa3c2f4h2, sKc5, sBc3f6

#7 (8+3)

Nr. 5: 1.f5! (Zugzwang) Kd4(Kd5) 2.Se2(+) Kc5 3.S:c3 Kd4 4.Se2+ Kd5 5.S:f6+ Kc5(Ke5) 6.Sd7+ Kd5 7.c4# - Mustermatt, 4.- Kc5 5.Sf2! Kd5 6.c4+ Ke5/Kc5 Sg4/Se4# Eine schöne Knobelaufgabe mit feinem Mustermatt in der Hauptvariante.

Wolf Böhringer

Schach 2003

3. Ehrende Erwähnung

wKe8, wLd4, wSc2, wBb3c5e3g4, sKe6, sBc6c7e4g5

#7 (7+5)

Nr. 6: Die luftige Stellung lädt zum Lösen ein, aber das bereitstehende vierzügige Satzspiel (1.- Kd5 2.Sb4+ Ke6 3.Sa6 Kd5 4.S:c7# - Mustermatt) lässt sich wegen weißer Zugnot nicht aufrechterhalten. Deshalb muss sich Weiß etwas Neues einfallen lassen: 1.Lg7! (Zugzwang) Kd5 2.Lf8 Ke6 3.Le7 Kd5 4.Kf7 Ke5 5.Lf8 Kd5 6.Sb4+ Ke5 7.Lg7# Ein schönes Manöver des weißen Läufers, der im Mattzug auf das Feld zurückkehrt, das er im Schlüssel betreten hat.

Entscheid im Informalturnier 2010 der Schwalbe

Abteilung Hilfsmatts in mehr als 3 Zügen, Preisrichter: Hans Gruber (Regensburg)

II/2010 14358, 14359, 14360, 14361, 14362 (5), IV/2010 14423, 14424, 14425, 14426, 14427, 14428 (6), VI/2010 14489, 14490, 14491, 14492, 14493; S. 554 (Kh1/Kc7) (6), VIII/2010 14549, 14550, 14551, 14552, 14553, 14554, 14555; S. 619 (Kd2/Kb1) (8), X/2010 14616, 14617, 14618, 14619, 14620, 14621; S. 676 (Kf8/Kb1) (Kf8/Kd4) (8), XII/2010 14676, 14677, 14678, 14679, 14680, 14681, 14682, 14683; S. 703, Nr. 3, 4, 5; S. 735 (Kb1/Ke8) (12).

Unter den 45 Aufgaben (davon 37 im Urdruckteil) befinden sich zwar etliche alten Stils, aber auch einige bemerkenswerte Probleme und zwei erstklassige Preisträger.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass im (insbesondere längeren) Hilfsmatt eine Zunahme "brutaler Züge" zu beobachten ist. Ist das eine Folge dessen, dass heutzutage mit Computerhilfe Hilfsmatts korrekt gemacht können, ohne dass man sich gründliche Gedanken über die Freiheitsgrade der eigenen Konstruktion machen muss?

Ich danke Ulrich Ring für einige Diskussionen über die Probleme, insbesondere über die Preisberichtskandidaten.

1. Preis: 14682

Fadil Abdurahmanović

Die Schwalbe XII/2010

wKc1, wLf1, sKe4, sDh2, sTh1, sLb3, sSa5, sBa2a3c3d7f7g5h5

h#6 (2+12)

An ein Manöver wie sLe6-b3/wLf1-c4/wLc4-g8/sLb3-e6 haben wir uns ja durch die "Hilfsmatt-Revolution" mittlerweile schon gewöhnt (das heißt nicht, dass es nicht mehr bemerkenswert wäre), aber dass da vorher nochmals sLb3-e6 eingebaut ist, ist schon verblüffend (vorsichtig ausgedrückt). Ein Hilfsmattparadox höchster Klasse, mit dem sich Fadil Abdurahmanović zum wiederholten Male den dritten "Michelin-Stern" des Hilfsmatts sichert.
1.Le6 Kd1 2.De5 Ke2 3.Kf5+ Kf3 4.Lb3 Lc4 5.f6 Lg8 6.Le6 Lh7#.

2. Preis: 14621

Zlatko Mihajloski

Die Schwalbe X/2010

wKe2, wLb5, sKd8, sDd6, sTc1h3, sLh1, sSa3, sBb6h7

h#6,5 (2+8)

Was ist das eigentlich? Eine reichhaltige, nette und strategisch anspruchsvolle Melange aus indischen und Rehmer-Themenkreisen bei Weiß und Schwarz. Sehenswert sind sowohl das doppelte, wechselseitige Umkreisen von wK und wL (der wL zieht kritisch über c4, der wK macht ein Perimanöver um den wL herum nach c4, der wL macht dann ein Perimanöver um den wK herum retour nach b5) als auch die kritischen schwarzen Züge (wobei der sL direkt sein Blockfeld ansteuert, der sT bemerkenswerterweise zunächst darüber hinaus schießt).
1.- Ld3 2.Tc8 Kd2 3.Kc7 Kc3 4.Sb5+ Kc4 5.Lb7 Lc2 6.Kc6 La4 7.Tc7 L:b5#

1. ehr. Erw.: 14423

Christer Jonsson

Die Schwalbe IV/2010

wKa6, wSe4, sKe2, sDb3, sTe1h4, sLh7, sSd5d6, sBb4b6f2f3

h#4 2.1;1.... (2+11)

Eine originelle und wirklich sehr antizipative Entfesselung des wS durch den einleitenden schwarzen Zug. Die strategische Einheit der beiden Lösungen wird durch die unterschiedlichen Königsmärsche gut ergänzt, die Darstellung ist in Minimalform schön gelungen.
I) 1.Sf5! Kb5 2.Db2 Kc4 3.Kd1 Kd3 4.Dc1 S:f2#
II) 1.Sf4! K:b6 2.Sc4+ Kc5 3.Sd2 Kd4 4.Dd1 Sg3#

2. ehr. Erw.: 14620

Anatoli Stjopotschkin

Die Schwalbe X/2010

wKe2, wLc8, sKe8, sDg3, sTa8h8, sLe6, sBa5a7b6d4g6

h#5,5 (2+10)

Trotz des plakativen Mattfeldes a6 ist die Lösung strategisch reichhaltig, denn der schlagfreie Rundlauf des wL muss von schönen konsekutiven Verstellungen aus dem Nichts garniert werden, die das Problem auf einen der vorderen Turnierplätze hieven.
1.- Lb7 2.Lg8! Lf3 3.0-0-0 Kd3 4.Td5! Kc4 5.Kb7 Lg4 6.Ka6 Lc8#

1. Lob: 14678

Michael Schlosser

Die Schwalbe XII/2010

Hermann Weißauer
zum 90. Geburtstag
gewidmet

wKe8, wBb2d2f2h2, sKe4, sBb3h3

h#6* (5+3)

Doppelte (A)Symmetrie, eine peppige Darstellung, die eine lange Diskussion darüber zuließe, ob es eine Feinheit oder ein KO-Kriterium ist, dass der wBd2 überflüssig ist? Aber er ist für die Darstellung des Themas unverzichtbar! In Zweizügern kommt es häufiger vor, dass Steine (manchmal sogar weiße Offiziere) nur für Verführungen aufgestellt werden und dass sich Steine einsparen ließen, wenn man auf Komponenten der Thematik verzichtete. Im Hilfsmatt ist es nicht so einfach, "Verführungen" plausibel zu machen. Bei Asymmetrieproblemen ist das anders - die Frage "Warum nicht auch auf der anderen Seite?" stellt sich zwangsläufig! Die Symmetrie der Versuchung ("Warum rennt Bd2 nicht?") macht hier m. E. klar, dass Bd2 ein akzeptabler, sogar notwendiger Nachtwächter ist und kein Wiesel.
* 1.- f4 2.Kf3 f5 3.Kg2 f6 4.K:h2 f7 5.Kh1 f8=D 6.h2 Df1#
1.Kd3 f4 2.Kc2 f5 3.K:b2 f6 4.Ka1 f7 5.b2 f8=D 6.b1=T Da3#

2. Lob: 14492

Eberhard Schulze

Die Schwalbe VI/2010

wKg1, wBa6, sKa8, sDd3, sLb6h3, sBb5c5c7d5e4g2g3g4

h#7,5 (2+12)

Ein Problem im Bebesi-Stil, das mit dem weißen Rundlauf, den beiden Linienöffnungen und dem Zwischenstopp der Dame gut gestaltet ist.
1.- a7 2.Kb7 a8=L+ 3.Kc8 L:d5 4.La7 Le6+ 5.Dd7 L:g4 6.Lb8 Le2 7.Dd8 L:b5 8.Ld7 La6#

3. Lob: 14360

Alexandr Pankratjew
Michail Gerschinski

Die Schwalbe II/2010

wKa3, wLh3, sKg6, sTg5h6, sLc8, sSe2g7, sBe3e4f3h7

h#5,5 (2+10)

Das zwischenzeitliche Verstecken des sL auf h5 ist originell. Der sL muss auf f5 stoppen, um den wK auf die 5. Reihe zu lassen, wodurch sich das Schema A-B-C-B-A der von ihm betretenen Felder (L-f5-g4-h5-g4-f5) ergibt. Das weiße Spiel ist recht belanglos, und der Sinn des vorgeschalteten Halbzugs erhellt sich mir nicht.
1.- Kb4 2.Lf5 Kc5 3.Lg4+ Kd6 4.Lh5 Le6 5.Lg4 Ke7 6.Lf5 Lf7#

4. Lob: 14551

Tíchomir Hernádi

Die Schwalbe VIII/2010

wKa4, wTf1, wBe4, sKe1, sLa3g8, sSb8h5, sBb4c4d2e2e6f2g2

h#5 (3+12)

Zweimal AUW mit bekannten Mustern, die aber gut kombiniert sind (dabei kann 2.Sf6 mit 2.Sh2 nicht mithalten). Das Schachgebot im Diagramm und der erzwungene Turmschlag bezeugen, dass die Realisierung der technischen Herausforderung nicht einfach war. Die Zwillingsbildung ist einfallsreich.
a) 1.g:f1=S e5 2.Sf6 e:f6 3.d1=T f7 4.Sd2 f:g8=D 5.f1=L Dg3#
b) 1.g:f1=S a5 2.Sh2 a6 3.f1=T a7 4.Kf2 a:b8=D 5.e1=L D:h2#

Technisches Lob: 14681

Mario Parrinello
Rolf Wiehagen

Die Schwalbe XII/2010

wKa1, wLb1, wBc4e2e3, sKg5, sLc2, sBa2a3c5e4e5e6

h#6 (5+8)

Ein schlagfreier Rundlauf des sL, der dann geschlagen wird, um dem wL die Freilegung des Mattfeldes (Kniest-Thema) mit anschließender Rückkehr zu ermöglichen. Das alles ist in Parrinellos Olympiasieger (Chanty-Mansisk 2010) auch enthalten. Hier sind alle nichtthematischen Offiziere weg operiert, allerdings auf Kosten einer verbauten, bauernlastigen Stellung und unter Verzicht auf die Minimalform. Statt "Speziallob" scheint mir - einer Anregung Ulrich Rings folgend - die Auszeichnungskategorie "Technisches Lob" hier angemessen zu sein.
1.La4 L:e4 2.Lc6 Lb1 3.Le4 K:a2 4.Kf5 Kb3 5.Lc2+ K:c2 6.Ke4 Kd2#

 


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