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Todesfälle
Mit Bestürzung haben wir kurz vor Redaktionsschluss erfahren, dass die große schweizerische Problemistin Odette Vollenweider (30.7.1933-26.2.2021) verstorben ist. Ihre Problemkarriere startete sie unter dem Pseudonym Gabriel Baumgartner mit dem ca. 1963 erschienenen Schiffmann-Buch Faszinierendes Schachproblem, dem ca. 1966 (beide Bücher sind undatiert) unter gleichem Namen das Johner-Buch Kostbarkeiten der Problemkunst folgte. Erst später lüftete sie das Geheimnis um ihre Identität und spielte dann eine bedeutende Rolle im schweizerischen Schachleben. Unter ihrer jahrzehntelangen Leitung erlebte die Schachecke der Neuen Zürcher Zeitung einen Höhenflug, auch vertrat sie ihr Land mehrfach bei den Kongressen der PCCC.
Auch der am 26.2.1951 geborene slowakische Märchenschach-Spezialist Jaroslav Štúň ist verstorben. Er fiel kurz vor seinem 70. Geburtstag nach langem Ringen dem Corona-Virus zum Opfer.
Kalenderblatt
Zum 100. Geburtstag von Fritz Schonert (29.5.1904-15.3.1996) erschien in Heft 207 eine Kalenderblatt-Notiz, in der auch die Frage einer Digitalisierung der etwa 65000 Probleme umfassenden Schonert-Sammlung angesprochen wurde. Jetzt ist auf Schonerts 25. Todestag hinzuweisen, und das kann mit der erfreulichen Nachricht verbunden werden, dass der Schonert-Nachlass digitalisiert ist. Dafür geht ein großer Dank an Mirko Degenkolbe, der die Sammlung zunächst gesichert hat und insbesondere an Volker Felber, der in vielen, vielen Stunden den Riesenberg an Aufgaben aufbereitet und die Probleme, soweit sie nicht schon in der PDB enthalten waren, deren Datenbestand hinzugefügt hat. Außerdem überließ er ihn auch Dmitri Turewski, dessen online-Datenbank (www.yacpdb.org) dadurch um 45000 Probleme erweitert werden konnte.
Georgi W. Afanasjew
Sowjetskaja Bjelorussija
1959
Gewinn (3+4)
An Bodo von Dehn (10.9.1894-4.3.1971) erinnerte erst kürzlich anlässlich seines 125. Geburtstags eine Kalenderblatt-Notiz (Heft 299). Neben vielen anderen Aktivitäten hatte er auch eine umfassende Sammlung von Fotos und Autogrammen aller Schachmeister der ganzen Welt zusammengetragen, die er schon zu Lebzeiten an Lothar Schmid übergab und die sich jetzt vermutlich in dessen Nachlass befindet. Am 4. März jährte sich sein Todestag zum 50. Mal. - Auch Georg Wiarda (12.4.1889-19.3.1971) verstarb vor einem halben Jahrhundert. An seinen 125. Geburtstag wurde in Heft 266 erinnert.
Orla Strange Petersen
Nationaltidende 1924
#2 (10+6)
75. Geburtstage sollten eigentlich in der Jubilarliste erwähnt werden, aber dieses Mal erinnern wir uns gleich an zwei prominente Problemisten, deren Lebensspanne dafür zu kurz war: Friedrich Chlubna (15.4.1946-5.1.2005) und Paul Valois (6.3.1946-15.5.2014). Schon in jungen Jahren begann Friedrich Chlubna Schachaufgaben zu komponieren und wurde bald unter dem Einfluss von Josef Halumbirek ein erfolgreicher Drei- und Mehrzügerkomponist, der mit großer Wahrscheinlichkeit den Titel eines Kompositions-Großmeisters erreicht hätte (er kam in den FIDE-Alben auf 58,5 Punkte), wenn er sich nicht so intensiv aufs publizistische Terrain begeben hätte. Neben der 25-jährigen redaktionellen Betreuung der Problemecke in Schach-Aktiv stürzte er sich in den frühen 1990er Jahren ins Verlagsgeschäft und brachte eine Reihe wichtiger Problembücher, teils als Autor und teils aus fremder Feder, heraus. Eine Auswahl umfasst: eine Einführung ins Problemschach unter dem Titel Schach für Nußknacker (1994), aus dem gleichen Jahr die Monographie Michael Keller - Ein Meister der Schachkomposition und Chris. Feathers Black to Play, das erste Buch, das sich kritisch mit dem Hilfsmatt-Genre auseinandersetzt. 1995 erschien das Selbstmatt-Buch Das Matt des weißen Königs, 1996 Endgame Virtuosity, in dem israelische Schachstudien aus dem halben Jahrhundert von 1945-1995 gezeigt werden. Versunkene Schätze - Problemkunst von 1891-1913 aus dem Jahr 1998 brachte einen Querschnitt über Kompositionen aus dem Zeitraum vor den FIDE-Alben. Der 2001 erschienene Dreiklang enthält eine repräsentative Auswahl aus dem Schaffen von Alois Johandl, Klaus Wenda und Friedrich Chlubna. Die beiden Werke unter dem Titel Problempalette (1970) und Problempalette II (1991) über das österreichische Problemschaffen des letzten Jahrhunderts erschienen noch vor Chlubnas eigener verlegerischer Karriere.
Friedrich Chlubna
1. WCCT 1972-75
2. Platz
#3 (11+15)
Friedrich Chlubna
SV Würzburg JT 1965
5. Preis
#3 (4+3)
Paul Valois (6.3.1946-15.5.2014) war ein Problemist, der stets bereit war, sich einzubringen, wo immer eine helfende oder auch kräftig zupackende Hand benötigt wurde: sei es als Schriftleiter der 1965 ganz neuen Studienzeitschrift EG (damals war Paul erst 19 Jahre alt), als Schriftleiter oder Sachbearbeiter von The Problemist, als Übersetzer aus dem Russischen, als Kassenwart unserer britischen Schwestervereinigung, als Secretary der PCCC und unzähliger weiterer größerer und kleinerer Aufgaben. Paul war immer präsent, besuchte viele internationale Treffen - er kam auch mehrfach zu Schwalbe-Treffen und war häufiger Gast in Andernach. Sein plötzlicher und viel zu früher Tod war ein Schock für alle, die ihn kannten. Jetzt wäre er 75 Jahre alt geworden. Seine Kompositionstätigkeit war nicht sehr groß, sein bevorzugtes Genre waren die Selbst- und Reflexmatts.
Paul Valois
1983
r#2 (10+13)
Attila Benedek
Die Schwalbe 1980
2. Preis
h#3 (5+12)
b) Drehung um 90° (a1=a8)
Erinnert sei an den 100. Geburtstag des niederländischen Komponisten Jacobus Theodorus Sanderse (15.3.1921-5.7.1989), der etwa 200 Probleme komponierte und sich auf Hilfsmatts spezialisierte. Ihm war in Heft 268 schon eine Notiz zum 25. Todestag gewidmet.
Wassili Smyslow (24.3.1921-27.10.2010) wurde 1957 durch seinen Sieg gegen Botwinnik Schachweltmeister. Wenn er den Titel auch nur kurze Zeit trug, so gehörte er doch über lange Zeit hinweg zu den weltbesten Spielern, noch 1983 konnte er sich - nach einem Los-Entscheid gegen Robert Hübner - für das Kandidatenfinale gegen den kommenden Weltmeister Kasparow qualifizieren, und noch einmal fast anderthalb Jahrzehnte später, 40 Jahre nach seinem Titelgewinn, nahm er am Kandidatenturnier 1997 teil. Smyslow war so etwas wie ein "Schöngeist"; nach seiner Ansicht ist das Gespür für Harmonie sowohl für das Schachspielen als auch für andere schöpferische Berufe, Künste und Wissenschaften entscheidend. Diese über den Brettrand hinausgehende Suche nach Harmonie unterscheidet Smyslow wesentlich von den nachfolgenden großen Kämpfern (Karpow, Kasparow, Kortschnoi). Nahmen diese gelegentlich Boxunterricht, um sich auf Wettkämpfe vorzubereiten, zog es Smyslow eher in den Konzertsaal: Er war ausgebildeter Opernsänger und hat Schallplatten und CDs mit Opernarien und klassischen Romanzen aufgenommen und gab bis ins hohe Alter Konzerte, unter anderem sang er zu Karpows 50. Geburtstag im Mai 2001 im Moskauer Bolschoi-Theater. Auch sein Beitrag zur Studienkomposition war für einen Spieler seiner Klasse ungewöhnlich umfangreich und umfasst mehr als 80 Studien.
Wassili Smyslow
"64" 1936
Gewinn (7+7)
ü>Johann Joseph Petrus Adrianus Seilberger (26.4.1896-12.2.1962) war ein recht produktiver niederländischer Problemkomponist. Etwa zwei Drittel seiner mehr als 1000 Kompositionen waren Zweizüger. 1919 publizierte er eine Einführung ins Problemschach unter dem Titel Het Oplossen van Schaakproblemen, das 1948 in Zusammenarbeit mit Cor Goldschmeding eine überarbeitete zweite Auflage erlebte.
In einer Kalenderblatt-Notiz vom April 2019 (Heft 296) wurde auf den 50. Todestag des Hamburger Märchenschach-Protagonisten Wilhelm Sieber (18.3.1896-20.3.1969) hingewiesen. Jetzt ist an seinen 125. Geburtstag zu erinnern.
Maximilian Feigl
Olympia-Turnier 1936
9. Preis
#3 (10+13)
Zu Anton Nowotny (22.8.1827-9.3.1871) und seiner Schnittpunktkombination gab es schon einige Kalenderblatt-Notizen in den Heften 204, 207 und 208. Dort wurde auch auf die verschiedenen umlaufenden Lebensdaten eingegangen. - Vor 150 Jahren erblickte auch Hans Schaffer (19.4.1871-1943) das Licht der Welt. Er ist uns insbesondere durch seine 1930 erschienene Internationale Galerie moderner Problem-Komponisten in Erinnerung geblieben. (Siehe auch Kalenderblatt in Heft 289).
(GüBü)