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Lösungen der Urdrucke aus Heft 268, August 2014 | 36 |
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Web-Site Besprechung | 57 |
Turnierberichte | 58 |
Mattverteidigung im Pattproblem
von Armin Geister, Berlin
Aufgaben mit direktem Patt, zumal mehrzügige, finden sich in der Schwalbe kaum 1). Dagegen ist vor allem das Selbstpatt, aber auch die Pattforderung in Segmenten wie h=, sh= (teils mit der Bedingung des Längst - oder Serienzügers) gut repräsentiert. Da das "Patt in n Zügen" bei der Schwalbe in die Rubrik "Märchenschach" fällt, bleibt seine Affinität zum orthodoxen Mattproblem etwas im Schatten. Gewiß erscheint vom Partieschach her die Forderung, ein Patt herbeizuführen, wo ein (vielleicht sogar einzügiges) Matt möglich ist, ähnlich fremd wie andere von einer Schachpartie abweichende Aufgabengattungen. Dennoch sind in Hinsicht auf die gedankliche Struktur beim Lösen und Nachvollziehen von Problemen direktes Matt und direktes Patt einander sehr nah. In beiden Fällen zieht Weiß an und führt auf konventionelle Art im Widerstreit ein schwarzes Ende herbei. Anders freilich als bei einer Remisstudie vollzieht Weiß das direkte Patt ungeachtet einer Chance zum Mattsetzen von Schwarz (nicht aber ungeachtet möglicher Konstellationen, entgegen eigenem Bestreben in ein Matt gelenkt zu werden!).
A
Martin Hoffmann
Schweizerische
Schachzeitung 1971
3. Preis
#5 (6+4)
B
Armin Geister
Urdruck
=4 (7+3)
C
Josef Breuer
Deutsche Schachblätter
1949
1. Preis
#4 (7+2)
D
Armin Geister
Urdruck
=5 (6+4)
Mögen direktes Matt und direktes Patt in Grundmustern sich auch sehr ähneln, so sind doch Differenzen erkennbar. Ein bedeutsamer Unterschied betrifft die Rolle des schwarzen Königs. Im direkten Matt konzentriert sich das weiße Spiel wesentlich auf ihn, zugespitzt im letzten weißen Zug, der stets (in Gestalt des tödlichen Schachgebots) auf den sK gerichtet ist. Das direkte Patt zielt primär nicht auf den sK, sondern auf die Bewegungsunfähigkeit der schwarzen Figuren in ihrer Gesamtheit, und es darf das weiße Spiel eben nicht mit einem Schachgebot enden. In solcher Hinsicht (nur) liegt das direkte Patt weit ab vom direkten Matt, weiter als das Hilfsmatt, auch als das Selbstmatt, wo durchweg Könige bezwungen werden. Trotz derart relativer Bedeutungslosigkeit hebt sich der sK im Pattproblem allerdings durch seine Verletzlichkeit gegenüber Schachgeboten von den anderen schwarzen Figuren entscheidend ab. Dieser Umstand, gesteigert zu einem drohenden schwarzen Matt, ist das Kernstück des hier aufgeworfenen Themas. Und: Mit einer schwarzen Mattverteidigung gegen einen Pattangriff rückt wieder der sK in den Vordergrund!
Im direkten Matt gibt es zwei Pattverteidigungen: Das Gegenspiel kann auf schwarzes (eigenes) Patt oder auf weißes (gegnerisches) Patt zielen 2).
Jene Zielsetzung gilt als 'Normalfall', diese als Besonderheit (Balken-Thema). Demgemäß wäre im direkten Patt bei schwarzer Mattverteidigung danach zu unterscheiden, ob sie auf ein schwarzes oder auf ein weißes Matt ausgerichtet ist. Bei letzterem scheitert ein weißer Fehlversuch nicht daran, daß Schwarz sich (wie im oben beschriebenen 'Normalfall') matt setzen läßt, sondern seinerseits matt setzt! Diese Konfiguration ist in Aufgabe E gegeben. Zum Schlagen oder Blocken des beweglichen sBh4 eignet sich der wL, soweit er b2 gedeckt halten muß, nicht. Vielmehr muß, ehe der sB angegangen wird, durch Wegzug des wT (vorzugsweise nach b1, um nach h1 gelangen zu können) der sL herausgefordert werden. Erfolgt jedoch 1.Tb1? (droht 2.L:a1) sofort, wird der L geschlagen (1.- L:d4) - und Weiß (!) ist matt. Um den Hauptplan (wT nach b1) durchführen zu können, braucht zunächst der wL Schutz. Dies geschieht mit 1.Lg7! (Zugzwang), wonach auf 1.- h3 2.Tb1! spielbar ist; denn jetzt mündet L:L (2.- L:g7) nur noch in ein (harmloses) Schachgebot, das Weiß parieren kann: 3.K:g7 h2 4.Th1 =. Nebenvarianten sind 2.- L~\ 3.L:L h2 4.Th1 = und 1.- L:b2 2.L:b2 h3 3.Le5 h2 4.L:h2 =. Übrigens: Wird der wL durch 1.Td2? gedeckt, pariert 1.- L:d4+! 2.T:d4? - und Schwarz (!) ist matt. So findet sich in E (über Probespiel und Verführung) sowohl ein weißes als auch ein schwarzes Verteidigungsmatt.
E
Armin Geister
Urdruck
=4 (8+5)
Bereits die schwarze Verteidigung mit Herbeiführung eines weißen Mattzuges beim Fehlversuch eines weißen Pattangriffs, in der Lösung dann zum weißen Schachgebot abgewertet (wie bei B und D), mag Gedanken an das Berlin-Thema aufkommen lassen (schwarze Mattverteidigung gegen weißen Mattangriff). Stärker noch läßt sich das Berlin-Thema wohl assoziieren, wenn die schwarze Verteidigung auf Realisierung eines schwarzen Mattzuges (weißen Matts) angelegt ist, mit Entschärfung in der Lösung zum bloßen schwarzen Schachgebot (wie bei E). Allerdings fehlt hier die Pointe des Berlin-Themas, wonach zunächst der 'falsche' König ins Matt gerät, und es bleibt eben ein Unterschied, ob Weiß matt oder patt setzen soll. Gleichwohl hat mir das Berlin-Thema (in Verbindung mit dem Balken-Thema) den Weg zur "Mattverteidigung im Pattproblem" gewiesen, womit das gegen ein drohendes (weißes) Matt gelingende Patt gewissermaßen ein "Berliner Patt" wäre.
1) In den Jahren 1986-1997 veröffentlichte Gerhard Maleika eine stattliche Problemreihe mit der Forderung "Patt in 2 Zügen", und Nicolai Sinowjew ist mit einigen Mehrzügern vertreten (vgl. Gerhard E. Schoen: "Neue Längenrekorde im Direkten Patt-Wenigsteiner", Die Schwalbe, Heft 190, August 2001, S. 174 f).
2) Zu dieser von mir so getroffenen Unterscheidung vgl. meinen Beitrag "Eigenes und gegnerisches Patt" in der Schwalbe, Heft 269, Oktober 2014, S. 617ff.
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