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Alexander Seletzki - ein vergessener Meister der Endspielstudie
von Stephen Rothwell, Henstedt-Ulzburg
1. Biographische Fragmente
In der Literatur finden sich leider nur sehr spärliche biographische Informationen zu diesem sowjetrussischen Autor. Die Ausführungen in Sachmatnaja kompozicija v Gor'kom von Jewgeni Fomitschow 1) lassen allenfalls Bruchstücke einer Biographie erkennen: "A. Seletzki, der in Gorki lebte, war in den 30er Jahren einer der talentiertesten sowjetischen Studienkomponisten. Schachaufgaben waren sein Ausgangspunkt, und so veröffentlichte er zwischen 1930-1938 etwa 150 Studien, für die besten erhielt er erste Preise in renommierten Turnieren." (S. 75) "Nach Augenzeugenberichten war A. Seletzki ein begeisterungsfähiger Mensch. Er demonstrierte fortwährend seine Stellungen und bot sie zum Lösen an, deshalb scheint es logisch, dass Seletzki weit mehr baute als er letzten Endes veröffentlichte. Das weist auf die hohen Anforderungen an das eigene Schaffen hin, und es ist nicht überraschend, dass sich schnell ein großer Erfolg einstellte." (S. 16) Seletzkis schachbiographische Spur verliert sich im Jahre 1938. Seine genauen Lebensdaten ließen sich in keiner mir bekannten Quelle verifizieren.
2. Seletzkis Studien
In der Endgame Study Database 2010 von Harold van der Heijden sind insgesamt zwölf Studien Seletzkis dokumentiert 2). Die Besten von ihnen gehören zum Bestand der klassischen Meisterwerke der Studienliteratur. So fanden die Studien Nr. 8 und 9 aus diesem Artikel Aufnahme in das FIDE-Album 1914-1944/III, die Nr. 7, 8 und 9 sind ferner in den klassischen Sammlungen 1234 Modern End-Game Studies und 1357 End-Game Studies zu finden 3). Wie so häufig, wenn man den Bestand klassischer Endspielstudien durchstreift, finden sich auch einige inkorrekte Stücke, für die ich mich im Rahmen dieses Beitrags um Korrekturen bemüht habe.
1
Alexander Seletzki
Nidgegorodskaja
Kommuna 1930
Korrektur: Stephen
Rothwell, Urdruck
Remis (3+4)
2
Alexander Seletzki
1938 64
Korrektur: Stephen
Rothwell, Urdruck
Gewinn (4+2)
3
Alexander Seletzki
Schachmaty w SSSR 1932
Remis, 2 Lösungen (3+4)
4
Alexander Seletzki
Schachmaty w SSSR 1932
Korrektur: Stephen
Rothwell, Urdruck
Remis (4+3)
5
Alexander Seletzki
Betschemaja Moskwa 1930
2. ehr. Erw.
Remis (3+3)
6
Alexander Seletzki
Schachmaty w SSSR 1934
Gewinn (6+7)
7
Alexander Seletzki
Schachmaty w SSSR 1931
1. Preis
Gewinn (4+5)
8
Alexander Seletzki
1936 64
1. Preis
Remis (4+4)
9
Alexander Seletzki
Schachmaty w SSSR 1933
1. Preis
Gewinn (5+4)
3. Vergleichsstudien
Nachfolgend einige Vergleichsstudien mit früheren Darstellungen der in Seletzkis Werken verwendeten Motive.
1a
Jewgeni Somow-
Nasimowitsch
1927 64
1. Preis
Remis (3+5)
2a
Gleb N. Sachodjakin
1931 64
1. Preis
Gewinn (3+2)
2b
Unbekannter Verfasser
Nr. 93 Alfonso-Handschrift
1283/1284
s. Text (3+2)
4a
Jesper Jespersen
Nationaltidende 1890
Remis (3+3)
4b
Jesper Jespersen
Korrektur: Stephen
Rothwell, Urdruck
Nationaltidende 1901
Remis (4+3)
5a
Sergej M. Kaminer
Schachmatny Listok 1925
Remis (3+3)
7a
Theodore Herlin
La Nouvelle Régence 1861
Gewinn (2+2)
9a
Paul Keres
Magyar Sakkvilág 1936
Ehrende Erwähnung
Gewinn (3+5)
9b
Friedrich Köhnlein
Akademische Monatshefte
für Schach 1914
Version: A. Cheron,
Lehr- u. Hdb. d. Endsp. III,
Nr. 1803
Gewinn (4+10)
Zum Schluss gilt mein herzlicher Dank Harold van der Heijden für einige wertvolle Hinweise zu diesem Beitrag und Frank Richter für die hilfreiche Übersetzung russischer Quelltexte.
1) Jewgeni Fomitschow: Sachmatnaja kompozicija v Gor'kom, Volgo-Vjatskoe Kniznoe Izdat., Gorki 1989
2) Drei Studien von Seletzki aus der Datenbank habe ich wegen Inkorrektheiten bzw. Vorwegnahmen nicht in diesen Artikel aufgenommen: Nr. 14.685 [vorweggenommen durch 11.390 (Toptschejew), 11.391 (Toptschejew)], 16.856 [vorweggenommen durch 8.424 (Gunst), ferner unlösbar nach 2.- Ke8!], 59.093 [unlösbar nach 4.- f5!] 3) M. A. Sutherland and H. M. Lommer: 1234 Modern End-Game Studies, Printing-Craft Limited, London 1938, H. M. Lommer: 1357 End-Game Studies, The Best Chess Compositions 1935-1973, Pitman and Sons Limited, London 1975 }
4) Die beabsichtigte Autorlösung der Urfassung ist wie folgt: 1.Sf6! Kb2 2.Kf4 Sd1 3.Se4 K:a1 4.Le2 Sb2 5.Sc3. Weiß gewinnt allerdings auch mit 1.Sc7! Kb2 2.Kf4 Sd1 3.Sd5 K:a1 4.Le2 etc. und somit besteht im dritten Zug der Autorlösung der Dual 3.Sd5! Ferner gewinnt auch 1.Kf4! Sd5+ 2.Ke4(Ke5) Sb4 3.Sc7 Kb24.Kd4 K:a1 5.Kc3 Sa2+ 6.Kb3 Sc1+ 7.Kc2.
5) Die beiden genannten Sekundärquellen geben nur die fett gedruckten Lösungszüge ohne weitere Analysen an. Die Originalquelle Schachmaty wSSSR stand mir nicht zur Verfügung, so dass ich die Original-Lösungsbesprechung dieser Studie leider nicht verifizieren konnte.
6) Nach alternativen Fortsetzungen im dritten Zug hat Schwarz m.E. auch nicht mehr als Remis, z.B. 3.- Lg6 4.Kd8 Lf5 5.Lf3 Ka7 6.Lc6 Sd6 7.f8D S:f8 8.Ke7; 3.- Lg4+ 4.Ke8 Sd6+ 5.Kd8 Ka7 6.f8D; 3.- Le2 4.Le4 Lb5+ 5.Kd8 Sf8 6.Lf5 Sd6 7.Lb1 S:f7+ 8.Ke7 bzw. 4.- Lg4+ 5.Kd8 Sf8 6.Ke8 Sd7 7.f8D.
7) Vgl. hierzu: v. d. Lasa: Zur Geschichte und Literatur des Schachspiels, Leipzig 1897, S. 66. Die Seitenangabe bezieht sich auf den mir zur Verfügung stehenden Fotomechanischen Neudruck der Originalausgabe des Zentralantiquariats der DDR, Leipzig 1976.
8) Vgl. Nr. 2.263 in der Endgame Study Database 2010.
9) Vgl. z.B. Nr. 22.339, 30.495 und 49.607 in der Endgame Study Database 2010.
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