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Heft 232, August 2008

 


Aktuelle Meldungen
Silvio Baier: Ökonomische Pronkins
Peter Hoffmann: Die notwendigen Patts beim Babson Task
Fritz Hoffmann: Zweifaches und Zweifelhaftes
Entscheid im Informalturnier 2001, Abteilung Dreizüger
Entscheid im Informalturnier 1999, Abteilung Retros
Nils Adrian Bakke: Ein böhmischer Bauer auf dem Vormarsch
Martin Minski: Vorwärts immer, rückwärts nimmer! -
Verhängnisvolle Bauernzüge
Urdrucke
Lösungen der urdrucke aus heft 229, Februar 2008
Bemerkungen und Berichtugungen
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Entscheid im Informalturnier 2001 der Schwalbe
Abteilung: Dreizüger Preisrichter: Hans Peter Rehm (Pfinztal)
Da der vorgesehene Preisrichter anscheinend verschollen ist, haben mich Hans Gruber und Martin Wessels gebeten, auch diesmal als Preisrichter einzuspringen. Es nahmen nur 17 Urdrucke teil:
Heft 187 11001 (L. Makaronez), 11002 (P. le Grand), 11003 (H. Gockel)
Heft 188 11062 (M. Wessels), 11063 (J. Fomitschew). 11064 (W, Schawyrin)
Heft 189 11126 (M. Tschernjawski), 11127 (J. Bogdanow), 11128 (A. Mironow)
Heft 190 11194 (L. Makaronez & I. Jarmonow; sSe6g7, nicht f6h7, siehe Heft 191. S. 252), 11195 (S. Tkatschenko)
Heft 191 11252 (L. Makaronez & M. Marandjuk), 11253 (H. Zajic)
Heft 192 11306 (W. Betzen), 11307 (J. Simadhinata; siehe auch Heft 197, S. 578). 11308 (H. le Grand & P. le Grand), 11309 (L. Makaronez)

Offenbar begann schon da die Dreizügerflaute, die uns jetzt voll erreicht hat (mein erster Eindruck von den neuen FIDE-Album Einsendungen ist der, dass 80% davon in den Zeiten, als Matthews, Loschinski, Visserman usw. aktiv waren, kaum für ein Lob gut genug gewesen wären).

Preis: Nr. 11062 von Martin Wessels

Symbolisch kann man den Schedej-Zyklus (früher auch Droh-Lacny genannt) so angeben: 1. Phase [A] x/y B/C, 2. Phase [B] x/y C/A. Dabei bezeichnen große Buchstaben weiße
Preis: 11062
Martin Wessels
#3 (9+8)
und kleine schwarze Züge, Drohzüge sind in eckiger Klammer. Im Zweizüger (die Phasen sind da Verführung und Lösung) sah man zahlreiche Darstellungen. Anscheinend gibt es viel mehr Zweizügerverfasser mit der hochentwickelten Phantasie und Technik, die man zur Darstellung und Realisierung solch schwieriger Schachvorgänge benötigt. Im Dreizüger können die zwei Phasen verschiedene Varianten sein und man hat außerdem noch, wie hier zu sehen, die Möglichkeit, die 2. Phase oder Züge darin eine Zählzeit später stattfinden zu lassen (zeitgesplitteter Schedej). Seltsamerweise ist das Thema im Dreizüger rar und ich habe auch nach 2001 kaum Darstellungen gesehen, auch nicht im Märchenschach, wo das leichter ist (dort konzentrieren sich die Zyklenautoren fast ausschließlich auf Zweizüger). Die vorliegende Bearbeitung ist sehr sparsam und gelungen. Die folgende Version hätte nach Meinung des Preisrichters (nicht des Verfassers!) den deutlich besseren Schlüssel 1.Sc2-b4!: Streiche den überflüssigen sBh3, versetze Sh7 nach f8 und Sb4 nach c2. - 1.Sf8 [2.Sg6 (A) L:g6/K:e4 3.Te6/Dd3#] 1.- T:e4 (a) 2.Sd3 (B) K:d5 3.Da2#, 1.- L:e4 (b) 2.f4+ (C) T:f4 3.D:f4#, 1.- d3! 2.De3 [3.S:d3 (B)#] T:e4 (a)/L:e4 (b) 3.f4 (C)/Sg6 (A)# (1.- K:e4 2.Dd3 K~ 3.D:f5#).

1. ehrende Erwähnung: Nr. 11064 von Waleri Schawyrin
Darstellungen gegenseitiger Verbahnung schwarzer Langschrittler gibt es seit mehr als 100 Jahren (Otto Würzburg). Das Moderne an dieser Bearbeitung ist, daß die Zweitzüge und Mattzüge der Hauptvarianten 1.- Dd5/Ld5 mit anderer Funktion in weiteren Varanten auftreten; nach 1.- Dd7 2.D:d7+ Dd5/Ld5 setzen die Zweitzüge matt (man nennt das Babuschka-Thema), und nach 1.- Tc8/Dc6 werden aus den Mattzügen Zweitzüge. Dem Löser imponiert diese Entwicklung nicht unbedingt, da es (außer bei unerwarteten Wechseln) nicht überrascht, wenn starke Züge in verschiedenen Abspielen Erfolg haben. Früher pflegten die Verfasser daher nach Möglichkeit zu vermeiden, wonach die Modernen nun oft streben. Hier gefällt strategisch, daß man durch die Versuche 2.Sc6+/Sf3+ nach dem Schlüssel unerwünschte Verteidiger der Mattfelder einschaltet. Insgesamt eine ansehnliche Aufgabe. Die Buchstabenarithmetik wird aber hier auch dadurch gestört, daß die Themazüge nach weiteren Paraden, die bei der Lösungsbesprechung nicht angegeben sind, vorkommen, z.B. muß 2.Sf3+ nicht nur nach 1.- Ld5, sondern auch nach 1.- Lc6,Da2,Da6 gespielt werden. - 1.Lb5 [2.Tc4+ K:c4 3.D:c4#, aber nicht 2.Sc6+ (A)? L:c6! oder 2.Sf3+ (B)? D:f3!] 1.- Dd5 (a) 2.Sc6+ (A) D:c6 (2.- L:c6 geht nicht) 3.S:e2 (C)#, 1.- Ld5 (b) 2.Sf3+ (B) L:f3 (2.- D:f3 geht nicht) 3.Lc3 (D)#, 1.- Dc6/Tc8 2.S:e2+ (C)/Lc3+ (D) Ke4/Ke3 3.L:c6/Db6#, 1.- S:e6 2.Td7+ Dd5 (a)/Ld5 (b) 3.Sc6 (A)/Sf3 (B)#.

1. Ehr. Erwähnung: 11064
Waleri Schawyrin
2. Ehr. Erwähnung: 11003
Hubert Gockel
Lob: 11195
Sergej Tkatschenko
#3 (11+11) #3 (10+14) #3 (11+12)

2. ehrende Erwähnung: Nr. 11003 von Hubert Gockel
Ein weiterer Schedej-Zyklus, aber diesmal in zwei parallelen Varianten. Der Mechanismus ist reizvoll. Es scheint heute allgemein üblich zu sein, Züge, die in Kurznotation gleich aussehen, als gleiche Züge aufzufassen, wie hier: Db5 ist einmal Da4-b5, das andere mal De8-b5, ähnlich Dc6. Streng genommen muß man bei den Buchstabenthemen aber zwei Klassen unterscheiden: a) (anspruchsvolle Klasse) mit identischen Zügen - b) (erleichterte Klasse) mit Zügen, bei denen nur die Zielfelder und dort anlangenden Steine übereinstimmen, b) ist aber nicht abzulehnen, weil es die Darstellungsmöglichkeiten erweitert. Ein höherer Platz war wegen der Kurzdrohung nicht drin. - 1.c3? Sf3! - 1.D:e8? Sd7!; 1.Sh5 [2.Sf4#] 1.- Tf3 2.c3 [3.Td4 (A)#] Sc6 (a)/Sd7 (b)/Tf4 3.Db5 (B)/Dc6 (C)/S:f4#, 1.- Lh6 2.D:e8 [3.Db5 (B)#] Sc6 (a)/Sd7 (b) 3.D:c6 (C)/Td4 (A)#.

Lob: Nr. 11195 von Sergej Tkatschenko
Ein beliebtes Mattwechselschema (Zagorujko 2x3) aus dem #2 wurde hier in das Variantengefüge im reellen Spiel eines #3 transportiert. Der Neuheitswert ist dann, daß die Phasen nicht allein durch Schlüsselzüge, sondern auch durch Paraden differenziert sind. Wenn die Paraden, wie hier, einheitlich sind, ist das durchaus ein Vorzug. - 1.De2 [2.Dc4+ D:c4 3.L:c4#] 1.- Tb:f1 2.Db5 [3.c6#] Sd6/Le5/ L:d4 3.c:d6/T:e5/T:d4#, 1.- Th:f1 2.Dd3 [3.De4#] Sd6/Le5/L:d4 3.T:d6/d:e5/D:d4#, 1.- Sd6 2.T:d6+ Ke4 3.Dd3#, 1.- Le5 2.T:e5+ Kc6 3.Db5#, 1.- L:d4 2.T:d4+ K:c5 3.Db5#, 1.- f:e2 2.Lg2+ Lf3 3.L:f3#.
Hugo Kastner: Das große Humboldt Schachsammelsurium. Tag für Tag Anekdoten, Kurioses, Kalendarium, Biografien, Partien, Rekorde ... humboldt Verlag (Schlütersche Verlagsgesellschaft), Hannover 2008, ISBN 978-3-89994-138-8. 464 Seiten, kart., mit zahlreichen Diagrammen und farbigen Abbildungen. Preis: 19.80 Euro. Ein wirklicher Schmöker! Auf unterhaltsame Weise (fast wird man an Kurt Richter erinnert) bietet das Schachsammelsurium das, was der Titel verspricht: Ein buntes Allerlei zum Schach, sortiert nach Kalenderblättern (1 Tag = 1 Seite), aber dennoch zeitlos. Oft wird ein kalendarischer Anlaß verwendet, um das Thema der Seite zu gestalten, beispielsweise wird am Todestag von Wladimir Korolkow (1.5.1987) eine prachtvolle Studie des Großmeisters der Komposition vorgestellt. Dies zeigt, daß Hugo Kastner es verstanden hat, alle Facetten des Schachspiels zu würdigen, auch in einem erfreulichen Umfang - zudem gut recherchiert und aufbereitet - das Problem- und Studienschach. Die Texte sind zugleich unterhaltsam und reichhaltig, und der Leser kommt nicht ungeschoren davon: Quiz-Seiten oder Wie-zieht-der-Meister?-Fragen machen die Lektüre spannend. Historische und künstlerische Gesichtspunkte des Schachspiels (etwa Arnold Schönbergs Koalitions-Schachspiel) sind ebenso wie Ausflüge in die Welt der Philatelie oder der Sammelbilder reich bebildert. Ein Buch, das man ungern aus der Hand legt - und sei es nur, um herauszufinden, was es mit dem "Steinering" auf sich hat. (Zwei Tipps: Es geht um den 21. Dezember! Und: Trennen Sie das Wort an der richtigen Stelle!) (Hans Gruber)

Andreas Schönholzer: 100 Schachprobleme. Kirchlindach 2007, Eigenverlag des Autors, 51 Seiten Format A4, br., 9,- EUR. Zu beziehen über den Bücherwart der Schwalbe. Aus der NZZ (Neue Zürcher Zeitung) habe ich erfahren, dass der bekannte Schweizer Problemkomponist Andreas Schönholzer eine Sammlung von 100 seiner Aufgaben herausgebracht hat. Bereits in der ersten Sammlung von Schachproblemen schweizerischer Komponisten von Ort/Kummer und Schudel sind 3 Probleme von Schönholzer nachgedruckt. In der zweiten Sammlung "Kunstschach in der Schweiz" von Henneberger werden sage und schreibe 29 Probleme gezeigt. Nun ist also kurz vor dem siebzigsten Geburtstag des Autors am 19. Dezember 2007 eine Monografie erschienen. Nach dem Aufschlagen des Buches zeigt sich der Autor hinter dem Schachbrett sitzend mit seiner Schwyzerörgeli. Nach einer kurzen biographischen Einleitung werden auf 51 DIN A4-Seiten 100 Probleme gebracht. 4 große Diagramme auf der linken Blattseite mit ausführlichen Lösungsangaben und persönlichen Erinnerungen auf der rechten Seite erleichtern das Lesen in dem Büchlein ungemein. Der Autor hat in über 40 Jahren Kompositionstätigkeit ungefähr 500 Aufgaben veröffentlicht und dabei 200 Auszeichnungen erhalten, 17 davon 1. Preise. Der Autor hat sich nach einer langen, vor allem klassisch geprägten Phase mit Zwei-, Drei-und gelegentlichen Mehrzügern nun überwiegend dem Hilfsmatt zugewandt. Einige nachgedruckte Preisprobleme vor allem aus dem osteuropäischen Raum belegen dies. Eine rundum empfehlenswerte und gehaltvolle Sammlung. (Ralf Krätschmer)

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