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A)
Erich Zepler
Turnier der Ostrauer Morgen-zeitung 1928
1. Preis (Originalfassung)
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Remis |
(5+8)
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Diagramm A) zeigt
die Urfassung einer der eindrucksvollsten Interpretationen der Kombination
Kling in Studienform. Mit diesem Meisterwerk gewann der damalige Berliner
Dr. Erich Zepler (1898-1980) das von GM Richard Reti gerichtete Turnier
der Mährisch-Ostrauer Morgenzeitung vor namhafter internationaler
Konkurrenz (u.a. L.I. Kubbel, Cheron, Prokes, Lazard). Noch im Jahre
1928 wurde dieser Preisträger in der russischen Zeitschrift Shakmatny
Listok (Nr. 17 / 1928) nachgedruckt. Die Hauptvariante der Autorlösung
lautet:
1.g6! h:g6 2.f6 d4 3.Th1!! Tf5+ (3.- Td5 4.f7 Tf5+ S.Kg1 Kb7 6.f8D T:f8
- patt) 4.Kg1 T:f6 - patt. Wie Ado Kraemer berichtete, bemerkte der
Preisrichter R. Reti damals ihm gegenüber: "Als ich den dritten
Lösungszug sah, glaubte ich zuerst, es läge ein Schreibfehler
vor!" Wenige Monate später wurde jedoch in Shakmatny Listok
(Nr. 4/1929) über zwei Widerlegungen informiert, die von deutschen
und schweizerischen Lösern gefunden wurden:
I) 1.g6 h:g6 2.f6 d4 3.Th1 Th5! 4.f7 Th8 5.Te1 Kc7! 6.Te8 Th5! 7.f8D
Tf5+ und Schwarz gewinnt. Auch nach 7.Tc8+ Kd7! 8.Td8+ Ke6! ist
Weiß chancenlos.
II) 1.g6 d4! 2.Te8+ Kb7 3.g:h7 T:f5+ 4.Ke2 Th5 5.h8D T:h8 6.T:h8
a3 und Schwarz gewinnt. Diese Variante ignoriert allerdings die
von Zepler angegebene Fortsetzung 2.g7! T:f5+ 3.Kg1 Tg5+ 4.Kh1! T:g7
5.Te8+ Kc7 6.Tc8+ usw. mit Dauerschach oder Patt. Besser als das schwache
3.g:h7? wäre 3.g7! T:f5+ 4.Kg1 Tg5+ 5.Kh1 T:g7 6.Tb8+
Kc7 7.Tc8+ mit Übergang in diese von Zepler geplante Variante.
Dass Zepler tatsächlich nur die Widerlegung I) akzeptierte, belegt
seine Korrekturfassung (Diagramm B), die in dieser Form in die Literatur
eingegangen ist. Mit einem einzigen genialen Handgriff ist die Widerlegung
I) 3.- Th5! entkräftet:
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B)
Erich Zepler
Turnier der Ostrauer Morgen-zeitung 1928
1. Preis (V)
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Remis |
(5+8)
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1.g6! h:g6 2.f6 d4
3.Th1!! Tf5+ (3.- Td5 4.f7 Tf5+ 5.Kg1 Kb7 6.f8D T:f8 - patt) 4.Kgl T:f6
- patt.
Durch die Versetzung des sK nach a8 würde Weiß nun nach 3.-
Th5? 4.f7 Th8 5.Te1 Kb7 (5.- Ka7 6.Te8 Th5 7.Ta8+ Kb6 8.Tb8+ usw. =)
6.Te8 Th5 7.Tb8+!! Kc7 8.f8D Tf5+ 9.D:f5 g:f5 10.T:b4 sogar gewinnen.
Der entscheidende Unterschied besteht also darin, dass mit sKa8 nicht
sofort 5.- Kc7 möglich ist und das schwächere 5.- Kb7 das
T-Schach auf der b-Linie mit Gewinn der sBB b4+a4 erlaubt. Für
die Variante 1.- d4 bleibt es laut Zepler bei der Fortsetzung
2.g7! T:f5+ 3.Kg1 Tg5+ 4.Kh1! T:g7 5.Te8+ Ka7 (anstatt 5.- Kc7
in der Urfassung) 6.Ta8+ usw. Hier bricht Zepler die Variante
ab wohl im sicheren Gefühl, ewiges Schach oder Patt (8.-
K:a8?) zu erreichen.
Andre Cheron wird in seinen Analysen etwas deutlicher: Zunächst
zieht er nach 1.g6 d4 2.g7 T:f5+ 3.Kg1 Tg5+ 4.Kh1 T:g7 5.Te8+ als stärkste
Antwort 5.- Kb7 vor, um darauf mit 6.Tb8+ Kc7 7.Tc8+!
(nicht 7.Tb7+? Kd6! und gewinnt) 7.- Kd6 8.T:c6+ fortzusetzen
und an dieser Stelle ebenfalls Remis durch ewiges Schach oder Patt zu
verkünden, was nach dem Schlag des sBc6 auch zutrifft. Erstaunlicherweise
hat Cheron jedoch den offensichtlich stärkeren Zug 7.- Kd7! übersehen,
nach dem der wichtige Bc6 erhalten bleibt.
Der holländische Buchautor Tim Krabbe hat im Jahre 1977 offenbar
erstmalig auf die mit 7.- Kd7! beginnende Gewinnvariante hingewiesen,
die so auch in der HvdH-DBIII (Nr. 55.649) vermerkt ist. Damit kommen
wir der bitteren Wahrheit einen bedeutenden Schritt näher:
1.g6 d4! 2.g7 T:f5+ 3.Kg1 Tg5+ 4.Kh1 T:g7 5.Te8+ Kb7 6.Tb8+ Kc7
7.Tc8+ Kd7! 8.Tc7+ Ke8 9.Tc8+ Kf7 10.Tc7+ Kg6! 11.T:c6+ Kg5 12.Tc5+
Kg4! und Schwarz gewinnt. Auch das stimmt, aber wieder nur auf die Endstellung
bezogen!
Denn 9.- Kf7? wäre wegen der Blockade des Tg7 ein schwerer Fehler,
den Weiß in aller Ruhe mit dem stillen 10.T:c6!! nutzen
kann. Ohne den schützenden Bc6 kann Schwarz nun weder den ständigen
Schachgeboten entkommen, noch in diesem Moment das Patt aufheben (10.-
Tg1 +?? 11.K:g1 +-).
Nach langwierigen Analysen wurde mir klar, dass Schwarz mit äußerst
präzisem Spiel trotzdem gewinnt, wenn er es nicht zuläßt,
dass Weiß den Bc6 schlägt. Die optimale Zugfolge lautet also
nach meiner Überzeugung wie folgt:
III) 1.g6 d4! 2.g7 T:f5+ 3.Kg1 Tg5+ 4.Kh1! T:g7 5.Te8+ Kb7! 6.Tb8+
Kc7! 7.Tc8+ Kd7! 8.Tc7+ (8.Td8+ Ke7 9.Te8+ Kf7 10.Te7+ [10.Tf8+?
Kg6!] 10.- Kg6 11.Te6+ Kh5 12.Th6+ Kg5 usw. wie in der Hauptvariante)
8.- Ke8! (oder Kd8!) 9.Tc8+ Ke7!! 10.Te8+ (10.T:c6?
Tf7!-+) 10.- Kf6 (oder 10.- Kf7) 11.Te6+ Kg5 12.Te5+
Kh6 13.Th5+ Kg6 14.Th6+ Kg5 15.Th5+ Kf6! 16.Tf5+ (16.Th6+? Tg6!
17.T:h7 Tg1+! -+) 16.- Ke7! 17.Te5+ Kd7! 18.Td5+ Kc7! und Schwarz
gewinnt, da der sBc6 dem sK Schutz vor weiteren Schachs bietet.
Ich überzeugte mich noch davon, dass auch die Zugumstellung 2.Te8+?
auf die gleiche Weise verliert: 1.g6 d4 2.Te8+? Kb7! 3.Tb8+ (3.g:h7?
T:f5+ -+ wie in der Urfassung) 3.- Kc7! 4.g7 T:f5+ S.Kg1 (5.Ke2?
Tg5 usw. -+) 5.- Tg5+ 6.Kh1 T:g7 7.Tc8+ Kd7! usw. mit Übergang
in die Variante 2.g7.
Um es kurz zu machen: Auch die Version B) schien mit der Widerlegung
III) nachhaltig zerstört. Zwar existiert in der HvdH-DBIII als
dritte Version eine verkürzte Fassung (Nr. 55.648), die auf jeden
Fall korrekt sein dürfte, aber die Amputation des ersten Zugpaares
(1.g6 h:g6; Beginn nun mit 1.f6!) bedeutet nicht nur den Ausschluss
der starken Alternative 1.gö6 d4!, sondern auch den Verzicht auf
die logische Form, die Zepler als bekennender 'Neudeutscher' gewiss
bewusst angestrebt hat: So scheitert in den Versionen A) und B) der
Hauptplan 1.f6? zunächst noch an 1.- d4! -+. Der zweckreine Vorplan
1.g6! g:h6 erzwingt also die Beseitigung des hinderlichen wBg5, um danach
mit der Kling'schen Selbsteinsperrung erfolgreich auf Patt spielen zu
können.
Beim Versuch, diese Studie zu retten, verfiel ich in meiner Verzweiflung
nun auf einen Computerzug, den ich bis dahin wegen seiner fast lächerlichen
Unbeholfenheit keines weiteren Blickes würdigte, der nun aber tatsächlich
das letzte Wort in dieser Variante zu sein scheint:
1.g6d4 2.Te5!! ein scheinbar überhastetes Turmopfer, dessen
einziger Vorteil gegenüber 2.g7? und 2.Te8+? jedoch gerade darin
besteht, dass Schwarz das Opfer jetzt sofort annehmen muss:
2.- T:e5 (2.- Tc2+? 3.Kf3 h:g6 4.f6! usw. =) 3.g7! T:f5+
(3.- Te8? 4.f6 +-) 4.Kg1 Tg5+ 5.Kh1! Kb7 (5.-T:g7 - patt; 5.-
Tc5 6.g8D+ Ka7 7.Kg1!) 6.g8D Tc5 7.Kg1! (nicht jedoch 7.D:h7+?
Kb6 8.D:h3 Tc1+ 9.Kg2 Tc2+ 10.Kf1 b3 11.Dd7 b2 12.D:d4+ Ka5 13.Da7+
Kb4 14.Dd4 Kb3 usw. -+) 7.- b3 (7.- Ka6 8.Db8 usw.) 8.Dg7+
Kb6 9.D:d4 usw. mit Remis.
Ich denke, dass diese unverhoffte und glückliche Wendung nun keineswegs
als Makel empfunden werden sollte, zumal sie der inneren Logik von Zeplers
genial erdachtem Grundschema zu gehorchen scheint.
Abschließend möchte ich mich sehr herzlich bei Harold van
der Heijden für seine wertvollen Hinweise und tatkräftige
Unterstützung bedanken.
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Harrie
Grondijs: Schaakvriend Jan Fischer (Rijswijk
2007, 352 Seiten, geb., 45,- EUR. Zu beziehen über den Autor oder
bernd ellinghoven).
Wer war Jan Fischer? Das mögen sich die meisten Leser fragen
und wohl nur ausgewiesenen Endspiel-Spezialisten wird der Name ein Begriff
sein. Der 1909 geborene Jan Fischer, der im Dezember 1939 kurz vor seinem
30. Geburtstag bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, hatte kaum Zeit,
sich bei einem breiteren Publikum nachhaltig in der Erinnerung festzusetzen.
Fischer stand schon als 16-Jähriger in Kontakt mit dem ebenfalls
viel zu früh verstorbenen H. G. M. Weenink (1892-1931), dessen
1926 in der Christmas-Serie erschienenes Werk The Chess Problem dem
Autor bis heute andauernde Beachtung einbrachte. Die Kontakte zwischen
Weenink und Fischer konzentrierten sich auf Endspiele und Studien. Weenink,
der in dieses damals unstrukturierte Gebiet eine Ordnung bringen wollte,
um einen besseren Überblick über das Wesen der Studien zu
erlangen, hatte den Plan, ein Buch mit dieser Zielsetzung zu schreiben,
wie aus seinem Briefwechsel mit Fischer von 1928 hervorgeht. Nach seinem
Tod lebte dieser Gedanke bei Fischer fort, der begann, alle erreichbare
Studienliteratur zu sammeln. Mitte 1936 wurde er Studienredakteur der
neugegründeten Wochenzeitschrift De Schaakwereld (das holländische
Schach erlebte damals, nach Euwes Gewinn des Weltmeistertitels, einen
gewaltigen Aufschwung und Popularitätszuwachs). Neben der Redaktionstätigkeit
füllte Fischer, der beruflich als Militärarzt tätig war,
seine knappe Freizeit mit der Arbeit an einer Inleiding tot de Endspielstudie
aus. Dieses wohl in Fortführung der Weenink'schen Idee begonnene
Werk blieb durch seinen plötzlichen Tod unvollendet; zwar setzten
Selman und de Feijter die Arbeit daran fort, aber aufgrund der Kriegsumstände
kam es nie zu einer Veröffentlichung. Was bleibt wichtig von Fischers
Werk? Nur einige Probleme und Studien und dreieinhalb Jahre Redakteurstätigkeit
sind das magere greifbare Resultat seines elanvoll angegangenen Schach-Lebens.
Was Harrie Grondijs' wunderschön aufgemachtes Buch, das übrigens
von bernd ellinghoven gedruckt wurde, dem Leser bietet, ist neben einer
Einführung in Fischers Leben und in die Zeitumstände gerade
die Vermittlung dieses Elans. Er liefert Einsichten ins (nicht nur holländische)
Schachleben der 1930er Jahre. Als Mittel dient ihm dazu der komplett
wiedergegebene, fast vollständig erhaltene Briefwechsel zwischen
Fischer und John Selman, ergänzt durch auf Fischer bezogenen Briefwechsel
nach dessen Tod und anderes Material (u.a. den Preisbericht des 25 Jahre
nach Fischers Tod durchgeführten Gedenkturniers), der den fast
250 Seiten umfassenden Hauptteil des Buches ausmacht. Grondijs hat mit
diesem Buch wieder einen in sich geschlossenen Teil des in seinem Besitz
befindlichen Selman-Nachlasses der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht (frühere daraus hervorgegangene Arbeiten waren Study Story
(1996), SpringerZauber und zuletzt 2004 das umfangreiche Saavedra-Werk
No Rook Unturned). Wieder ist das vorgelegte Werk keine bloße
Dokumentation des vorhandenen Materials, sondern der durch zusätzliche
Recherchen abgesicherte gelungene Versuch, die Atmoshpäre einzufangen,
in der trotz wirtschaftlicher Krisen, internationaler Konflikte und
des heraufziehenden Krieges einige niederländische Studienenthusiasten
damals ihre virtuelle Schachwelt aufrechtzuerhalten versuchten.
Natürlich zielt dieses Buch mit weniger als 100 Diagrammen, also
einem recht geringen rein schachlichen Inhalt, nicht auf einen breiten
Leserkreis ab; entsprechend klein ist auch die Auflage. Wer sich aber
für die Entwicklung der Studiengeschichte interessiert, der ist
mit diesem Werk sicher sehr gut bedient. Es sollte noch gesagt werden,
dass es auf niederländisch geschrieben ist, doch wer halbwegs sprachgewandt
ist, wird genügend Ähnlichkeiten mit dem Deutschen und/oder
Englischen entdecken, um auch ohne nähere Kenntnis den Inhalt im
wesentlichen zu verstehen. (GüBü)
Hilmar Ebert, Hans-Peter Reich, Jörg Kuhlmann: Minimalkunst
im Schach he-chess 5, Aachen 2006, 576 Seiten, geb. 39,95 EUR, erhältlich
bei lilian.alquiros@t-online.de.
Um es kurz und bündig zu sagen: dieses wichtige, in jedem Sinne
schön gestaltete Buch gehört in die Bibliothek von jedem seriösen
Freund des Kunstschachs. Es enthält gut 1.000 orthodoxe und heterodoxe
Probleme und Studien. Die langjährigen Vorarbeiten dazu stellten
besonders hohe Anforderungen an das Sammlertrio. Hilmar Ebert schreibt
in der Einleitung über die Entwicklung des Projektes: "...
nach Sichtung von etwa 30.000 Stücken mutete ich meinen Mitautoren
etwa 10.000 Stücke zu: zwecks akribischer Analyse Stein für
Stein, Variante für Variante, mehrfacher Bewertungsdurchgänge
der korrekt und vorgängerfrei befundenen Aufgaben!" Zu den
Komponisten, die diesem kritischen Prozess standhielten und besonders
zahlreich vertreten sind, gehören Fadil Abdurahmanovic, Hans Peter
Rehm und (wie bei Guttmanns Sammlung Minimalprobleme 1962) der unvergessene
Werner Speckmann. Die ausgewählten Werke sind aufgegliedert nach
Gattung (Studien, Matt, Hilfsmatt, Märchen) und dann nach weißem
Material. Viel Interessantes und Nützliches (eine 10 Seiten umfassende
Bibliographie, Exkurse mit schwarzen Minimalen und Opferminimalen usw.)
rundet das Ganze ab. Die Lösungen stehen den Diagrammen gegenüber
und sind von kurzen, treffenden Kommentaren begleitet.
Die Entstehung der gut gewählten Bezeichnung Minimal wird gleich
am Anfang unter die Lupe genommen. Josef Halumbirek scheint den Terminus
geprägt zu haben, aber auch Ado Kraemer ist ein Kandidat. Wichtig
ist, dass die Minimalform nach wie vor attraktive Möglichkeiten
birgt. Wir freuen uns schließlich immer, wenn wir Davids Sieg
über Goliath erleben! In Minimalen ist der Ausgang mit einem Gran
Impertinenz gewürzt, wenn der weiße David nur einen Läufer
oder nur einen Springer zur Verfügung hat und dem Feind ein Matt
mittels Selbstblock(s) aufzuzwingen vermag. Auch eine schlaue Remisführung
kann instruktiv und amüsant sein. Das wird alles in diesem sehr
willkommenen Buch ausführlich dokumentiert. Alle Achtung vor den
Minimalisten vieler Zeiten und Länder und vor den drei Experten,
die selbstlos arbeitend eine schöne Landschaft für uns erkundet
haben!
Zum Schluss einige unterhaltsame Minimale, die im Buch ihren verdienten
Platz gefunden haben.
1
William Shinkman
American Chess Bulletin 1924 |
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2
Werner Speckmann
Die Schwalbe 1955
1. Preis
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3
Daniel Meinking
U.S. Problem Bulletin 1994
1. Lob
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4
Valeriu Onitiu
Die Schwalbe 1929 |
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#5 |
(2+4)
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#6 |
(2+4)
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h#5 |
(2+4)
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#6
f2 = Grashüpfer
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(2+3)
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5
Wladimir Bron
problem 1958/59
5. Preis
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Remis
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(2+4)
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1:
1.- g4 2.Lg5 g3 3.Lh6 4.Lg7(+) 5.L:S#; 1.L:g5? Sc3!; 1.La5! g4 2.Ld2
g3 3.Lh6 4.Lg7(+) 5.L:S#.
2: 1.Kd7! [2.Kc7,Kc8] d5 2.Kc6 (2.Kc8? Lf5+!, 2.Kc7? Lf4+!
3.Kc6 d4+ 4.Kb6 Lb7!) 2.- d4+ 3.Kb6 d3+ 4.Ka6 La7,Lf4 5.De8+ Lb8 6.D:e4#.
3: 1.Lb3 Kf3 2.La2+ Ke4 3.Tb3 Kd5 4.Tb7+ Kc6 5.Ta7 Td8#.
4: 1.g3 Gh4 2.g4 Gf4 3.g5 Gh6 4.g6 Gf6 5.g7 Gh8 6.g:h8=G#.
5: 1.Lc8+ Kg3 2.Le6 Sb4+ (2.- Se7+ 3.Kd6,Kd7) 3.Kc5 Sa6+ 4.Kd4
Lh7 5.Lc4 Sb4 6.Kc3 Sc6 7.Ld3=.
Übrigens nehmen Sie diese inhaltsreiche Sammlung nicht
mit in den Urlaub. Sie könnten die obligaten Wanderungen auslassen
und die ganze Zeit schmökernd im Hotel hocken. (Colin Russ)
Petko Petkov: The Art of Composing Selfmates (Library of StraeGems-Serie,
Westlake Village 2007, 224 + XVI Seiten, hart., 35,- EUR).
Wenn einer der größten und erfindungsreichsten Selbstmatt-Komponisten,
der in den letzten Jahrzehnten ganz entscheidend zur Fortentwicklung
des Genres beigetragen hat, zur Feder greift und über seine Erfahrungen
und Kompositionsweise schreibt, dann kann sich der Leser sicher auf
eine höchst interessante und anregende Lektüre freuen. Der
etwa 180 Seiten ausmachende Hauptteil des Buchs, in dem Petkov die
Schwerpunkte seiner kompositorischen Arbeit ausführlich behandelt
und thematische Fragen an mehr als 300 Problemen aus eigener und fremder
Produktion diskutiert, sind dann auch der Höhepunkt dieses Werks.
Gegliedert ist dieser Teil in die acht vom Autor bevorzugten Themengruppen:
Aktiver weißer König; Bildung direkter weißer Batterien;
Bildung von schwarzen Batterien; Weiße Batterie-Transformationen;
Schwarze Batterie-Transformationen; Grimshaw und Nowotny; Bristol-Thema;
Annihilation.
Im vorangehenden ersten Teil des Buchs erläutert Petkov seine
streng systematisch strukturierte Arbeitsweise und er gibt eine Einführung
ins Genre, so wie er es sieht. Dies ist sicher der schwächste
Teil des Buchs. Die hier enthaltenen theoretischen Ausführungen
erscheinen dem Rezensenten nicht überzeugend und teils sogar
für höchst bedenklich. Das sei demonstriert anhand der Aufstellung
der Anforderungen, die ein "Modernes Ideales Selbstmatt (MIS)"
erfüllen soll. Wenn der Leser hier die Auflistung von Kriterien,
die eine "MIS" zu erfüllen hat, erwartet, dann wird
er nicht recht zufriedengestellt. Der ersten Forderung, ein Thema
oder eine Idee zu demonstrieren, die in anderen Genres nicht darstellbar
ist, oder, falls doch, zumindest eine selbstmattspezifische Ausprägung
haben soll, kann man natürlich nur zustimmen. Schwierig wird
es dann schon mit dem folgenden: Das zweite Kriterium enthält
ein ganzes Bündel an Forderungen und verlangt a) den Inhalt in
mindestens zwei thematischen Varianten darzustellen (außer bei
logischen Selbstmatts), wobei b) der Schlüssel ein versteckter
stiller Zug mit einer vollzügigen Drohung sein soll und c) die
Lösung keine Duale enthalten darf weder "Mattduale"
noch Duale in der Verteidigung"; d) das Schlagen schwarzer
Figuren, e) nichtthematische Wiederholungen weißer Züge
und f) nicht-thematische Wiederholungen von schwarzen Mattzügen
sind unerwünscht. Dies ist nicht nur ein breiter Forderungskatalog,
sondern hier wird der unglückliche Begriff der "Mattduale",
mit denen bulgarische Preisrichter in letzter Zeit aufgefallen sind
(vgl. Die Schwalbe Heft 221, Okt. 2006, S. 557-560), verwendet und
durch den weiteren Begriff eines "Duals in der Verteidigung"
ergänzt; den sieht Petkov, wenn Weiß nach verschiedenen!
schwarzen Verteidigungszügen mit dem gleichen weißen Zug
fortsetzt. Hier wird m. E. der Begriff Dual" in einer völlig
falschen Weise benutzt, denn in beiden Fällen ist das wesentliche
Kriterium für einen Dual, nämlich dass die das Spielziel
erzwingende weiße Partei aus einer Situation heraus durch zwei
verschiedene weiße Züge, zum Ziel kommt, nicht erfüllt.
Was Petkov hier anspricht und im nachfolgenden Kapitel weiter diskutiert,
sind schlichtweg keine Duale sondern Varianten. Sie weichen ihrem
Wesen nach auch so stark von Dualen ab, dass bei der Bezeichnung des
jeweils zugrundeliegenden Sachverhalts auch nicht auf diesen Begriff
zurückgegriffen werden sollte. Es handelt sich hier allenfalls
um ein ästhetisches Kriterium, keinesfalls um ein problemtechisches,
und das sollte auch begrifflich auseinandergehalten werden.
Die folgenden weiteren Kriterien sind vage und tragen nichts zur Definition
des MIS bei: Drittens wird verlangt, dass die Komposition originell
sein und weder vom Autor selbst noch von anderen vorweggenommen sein
soll. Wer möchte da widersprechen aber was, bitteschön,
ist daran Selbstmattspezifisch? Viertens sollen Rekordprobleme oder
Tasks vermieden werden, wenn die vorgenannten Kriterien nicht erfüllt
sind, und als letztes "Kriterium" für ein MIS wird
angegeben, dass es eine besondere Gruppe von modernen strategischen
Selbstmatt-Mehrzügern (MSSN) gibt, die mindestens drei Varianten
oder eine vollzügige Drohung und zwei Varianten aufweisen. Dies
ist nur die Definition einer Untergruppe, aber: Kommt ein MSSN mit
drei Varianten dann auch ohne vollzügige Drohung aus, obwohl
schon ein MIS diese haben muss? Übrigens, stören
Sie die Abkürzungen? In der Einleitung gibt es noch viel mehr
davon, manche sind wirklich überflüssig und beeinträchtigen
nur die Lesbarkeit: Brauchen wir die "play distance" (PD),
um zu erfahren, dass bei Petkovs Arbeitsmodell (PWM) die PD oft bei
4-7 liegt, oder täte es nicht auch die einfache Aussage, dass
er oft 4- bis 7-Züger komponiert?
Zurück zum Hauptteil; natürlich kann man die Aufgaben auch
genießen, wenn man Petkovs theoretischen Ansatz nicht teilt
sollte dabei aber beachten, dass im erfreulich ausführlichen
Text gelegentlich Duale im genannten irreführenden Kontext beanstandet
werden. Das Buch, das durch eingestreute Fotos, Graphiken und Zitate
aufgelockert wird, schließt mit einer sympathischen Komponisten-Galerie,
in der 22 im Buch vertretene Autoren auf je einer Seite vorgestellt
werden. Weniger sympathisch ist schließlich noch der vom Herausgeber
angesetzte recht hohe Preis, für den man eigentlich schon einen
Hardcover-Band erwarten könnte. Trotzdem sollten sich Selbstmatt-Liebhaber
das Werk natürlich nicht entgehen lassen, gibt es doch neben
Chlubnas Das Matt des weißen Königs kaum vergleichbare
Literatur. (GüBü)
Mike Prcic Viktor Chepizhny (Library of StraeGems-Serie, Westlake
Village 2007, 232 + XI Seiten, hart., 35,- EUR).
Der in gleicher Aufmachung wie Petkovs Selbstmatt-Buch erschienene
Band widmet sich dem umfangreichen kompositorischen Schaffen des Moskauer
Kompositions-Großmeisters Wiktor Tschepishny und enthält
über 600 Aufgaben, die sich wie folgt gliedern: 203 Zweizüger,
128 Dreizüger, 44 Mehrzüger, 37 Selbstmatts und 195 Hilfsmatts.
Die von Tschepishny selbst vorgenommene Auswahl wurde von Prcic thematisch
gegliedert und in einer den FIDE-Alben angepassten Art präsentiert:
je drei Aufgaben pro Seite mit danebenstehenden Lösungen und
kurzen beschreibenden Inhaltsangaben. Beim Wechsel zu einem neuen
Thema wird auch dieses definiert. In einem einleitenden biographischen
Artikel erfährt der Leser einiges zur Person Tschepishnys, der
1934 in Dnjepropetrowsk geboren wurde, seit 1959 in Moskau lebt, von
1968 bis 1973 hauptberuflich Mitarbeiter der von Petrosjan gegründeten
wöchentlich erscheinenden Schachzeitschrit 64 war. Lange Zeit
war er im Verlag Fiskultura i sport für deren bedeutende Schachabteilung
zuständig. Von 1982-88 war er auch einer der Vizepräsidenten
der PCCC. (GüBü)
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