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Eine Dreizüger-Matrix mit Doppeldrohungen von Sven Trommler, Dresden X |
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In
den vergangenen Jahren veröffentlichte ich eine Reihe von Dreizügern,
die dasselbe Grundschema beinhalteten. Wer sich nicht für Buchstabenthemen
interessiert, der möge die theoretischen Ausführungen überspringen
und sich direkt den Aufgaben widmen. Allen Anderen möchte ich
zunächst das Grundschema näher bringen: 1.A? (2. droht X/Y) 1. ... a! 1.B? (2. droht X/Y) 1. ... b! 1. Schlüssel (2. Drohung) 1. ... a 2.X 3.B# 1. ... b 2.Y 3.A# Dabei sind die Doppeldrohungen fester Bestandteil des Themas und ermöglichen die Interpretation der Themen Hannelius, Dombrovskis und verzögerter Bannij. Aufgrund der Doppeldrohungen muss man jedoch eher von einer Hannelius/Dombrovskis"-Mischform sprechen, die in dieser Form bereits 2#-Thema des 4. WCCT 1989-92 war. Durch die Mischform werden einerseits die Themen Hannelius und Dombrovskis verwässert (durch die zweideutige Zuordnungsmöglichkeit der Widerlegungen zu der thematischen Doppeldrohung), andererseits ergibt sich eine synthetische Vielfalt. Immerhin wird jede Zählstelle" bei Weiß und Schwarz mit thematischen Zügen und Bezügen ausgestattet. Wie finden sich nun die Themen in der Matrix wieder?
Das verzögerte Bannij-Thema: 1.A? (2.droht X/Y) 1. ... a! 1.B? (2. droht X/Y) 1. ... b! 1. Schlüssel (2. Drohung) 1. ... a 2.X 3.B# 1. ... b 2.Y 3.A# Verzögertes" Bannij-Thema deshalb, weil die Erstzüge der Verführungen erst im dritten Zug der Lösung wiederkehren - also verzögert. Durch die Doppeldrohungen, die in der Lösung wiederkehren, ergibt sich die Notwendigkeit Dualvermeidungen zu realisieren. Auf diese werde ich jedoch nur bedingt eingehen und es bei einigen Aufgaben dem Löser überlassen, die Begründungen selbst zu finden.
Nach diesem Theorie-Exkurs kommen wir nun zur Praxis. Diagramm 1 ist vermutlich die Erstdarstellung zu diesem Komplex. Sie zeigt wahrscheinlich auch die einfachste Form der Realisierung des Themas: Der schwarze Verteidiger befindet sich in einer Brennpunktstellung. In den Verführungen 1.Te1? und 1.Th4? mit den Doppeldrohungen 2.Dc5# und Dd6# kann der schwarze Turm die weißen Turmlinien durch 1. ... Te2! und 1. ... Tg4! verstellen. Nach dem Schlüsselzug muss sich der schwarze Turm entscheiden und gibt jeweils ein Verteidigungsfeld auf. Damit ist die Entscheidung über den Mattzug gefallen. Nun muss nur noch die Dame das richtige Feld wählen. Dieses ergibt sich aus den beiden ungedeckten Feldern e3 und f4. Eines übernimmt der Turm im Mattzug, und das andere muss die weiße Dame decken. Somit ist auch der zweite weiße Zug gefunden. 1.Kh7! (2.K:h8 S:b5 3.Dc4#) 1. ... Te2 2.Dc5+ K:e4 Th4# und 1. ... Tg4 2.Dd6+ K:e4 3.Te1# In Diagramm 2 scheitern die sofortigen Springerzüge 1.Sc4+? und 1.S:d7+? an dem Fluchtfeld c6. Die Doppeldrohungen nach 1.e4? und 1.Sf4? (2.Sc4#,S:d7#) werden durch 1. ... d:e6! bzw. 1. ... S:e3! widerlegt, da dadurch ein Fluchtfeld auf f4 entsteht. In der Lösung werden die Linienöffnungen des Läufers und Turms nach c6 genutzt und dürfen nicht vom weißen Springer verstellt werden. Auf diese Art und Weise wird die Dualvermeidung realisiert. Außerdem kann im Mattzug jeweils nur die verbliebene Figur ziehen. 1.d3! (2.f4+ S:f4 3.e:f4#) 1. ... S:e3 2.S:d7+ K:d5 3.Sc7# und 1. ... d:e6 2.Sc4+ K:d5 3.e4# In Aufgabe 3 steht der sofortigen Ausführung der Springerzüge 1.Sb6+? und 1.S:e7+? das Schach der schwarzen Dame entgegen. Die Verführungen 1.Lc5? und 1.LbS? (2.Sb6#, S:e7#) scheitern, weil durch die Schläge der schwarzen Dame 1. ... D:f4! und 1. ... D:e2! jeweils ein Fluchtfeld geschaffen wird (e5 bzw. d4). In der Lösung muss der Läufer die Fluchtfelder decken. Deshalb darf der weiße Springer in einer Variante nicht die Linie nach d4 verstellen, und in der zweiten Variante darf der Springer nicht nach e7 ziehen, weil sonst dort ein zusätzliches Fluchtfeld entsteht, welches der Läufer im Mattzug nicht decken kann. 1.Tc1! (2.T:d1+ T:d1 3.Sc3#) 1. ... D:e2 2.S:e7+ Kd6 3.Lc5# und 1. ... D:f4 2.Sb6+ Kd6(Ke5) 3.Lb8# In Aufgabe 4 gibt es eine ähnliche Konstellation, jedoch sind hier die Figuren für die Erstzüge der Verführungen Turm und Läufer und diese somit auch die Mattfiguren. Die beiden Verführungen 1.ThS? und 1.L:h7? (2.Sg4#, Sf7#) scheitern an den Damenzügen 1. ... D:e3! und 1.D:c4! In der Lösung wird die schwarze Dame weggelenkt, damit sie nicht mehr als Batteriehinterstein agieren kann. Die weißen Springerzüge werden aufgrund der entstehenden Fluchtfelder auf f4 bzw. d5 differenziert. 1.a7! (2.a8D 3.De8#) 1. ... D:e3 2.Sf7+K:f5 3.L:h7# und 1. ... D:c4 2.Sg4+ K:f5 3.Th5#
Eine ganz neue Darstellungsmöglichkeit ist in Aufgabe 5 realisiert. Während die sofortige Ausführung der Springerschachs 1.S:d5+? und 1.Se2+? am Fluchtfeld e2 scheitert, sind die Verführungen 1.Ke5? und 1.KgS? ( 2.S:d5#, Se2#) erfolglos, weil der weiße Springer durch 1. ... Lg3! und 1. ... L:e3! gefesselt werden kann. In der Lösung muss nun zuerst der schwarze Läufer ziehen, womit der weiße Turm das Feld e2 decken kann und des Weiteren erfolgt die Dualvermeidung, weil dem weißen König jeweils ein Mattfeld genommen wird. 1.Dh7! (2.Db7 3.Db2#,Db4#) 1. ... Lg3 2.S:d5+ Kd3 3.Kg5# und 1. ... L:e3 2.Se2+ Kd3 3.Ke5# Mit Aufgabe 6 schließt sich der Kreis. Dem aufmerksamen Analysten wird nicht entgehen, dass sie Ähnlichkeit mit der Aufgabe 1 hat. Die Verführungen 1.Lf7? und 1.Le2? (2.Dd6#, Db6#) sind erfolglos, weil der schwarze Springer mit 1. ... Sd5! und 1. ... Sd3! parieren kann. In der Lösung erscheint jedoch eine entscheidende Neuerung gegenüber Aufgabe 1: Gegen die Drohung reicht schon ein beliebiger Springerabzug, bei dem 1. ... Sd5 ein Zug von mehreren möglichen ist. Dahingegen ist 1. ... Sd3 eine fortgesetzte Verteidigung! 1.Kd7! (2.Sb6 3.Sa4#/Dd6# 2. ... S bel. 3.Dd6#) 1. ... S bel./Sd5 2.Dd6+ K:c4 3.Le2# und 1. ... Sd3 2.Db6+ K:c4 3.Lf7# Ich bin davon überzeugt, dass mit den gezeigten Aufgaben die Möglichkeiten des beschriebenen Themenkomplexes noch nicht erschöpft sind. Aus diesem Grund stellen sich für mich die Fragen: Wer findet neue Schemen, um die Matrix zu realisieren? Wer schafft eine Dreifachsetzung entsprechend dem Schema: 1.A? (2. droht X/Y/Z) 1. ... a! 1.B? (2. droht X/Y/Z) 1. ... b! 1.C? (2. droht X/Y/Z) 1. ... c! 1. Schlüssel (2. Drohung) 1. ... a2.X3.B# 1. ... b2.Y3.C# 1. ... c2.Z3.A# Gibt es Darstellungen weiterer Autoren, die bereits mit dieser Matrix gearbeitet haben? Eine positive Beantwortung der gestellten Fragen würde mich sehr freuen. Ebenfalls würde ich mir wünschen, dass die Möglichkeiten, welche Doppel- und Mehrfachdrohungen im Dreizüger bieten, weiter erforscht und publiziert werden. Ich denke, auf diesem Gebiet gibt es noch einiges Potenzial, neue Wege zu beschreiten. Abschließend noch ein herzlicher Dank an Wieland Bruch und Michael Keller, die mit Ihren wertvollen Hinweisen zum Gelingen des Aufsatzes beigetragen haben. |
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