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Stephen Rothwell:
Die Schönheit der klassischen Endspielstudie |
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Favoristensieg bei deutscher Lösemeisterschaft Weltmeister Piotr Murdzia siegt klar in Rosengarten-Sottorf Bericht von Axel Steinbrink, Duisburg |
Die 30. Deutsche
Lösemeisterschaft fand in diesem Jahr vom 21.24. April in
Rosengarten-Sottorf vor den Toren Hamburgs statt, wo Organisator Claus
Czeremin mit dem Hotel Cordes eine sehr gut geeignete Unterkunft mit
großem Turniersaal für dieses Jubiläumsturnier gefunden
hatte. Vor dem Turnier wurde eine Wanderung in den Harburger Bergen
durchgeführt, die aber wegen der widrigen Witterverhältnisse
etwas abgekürzt wurde. Dank der Teilnahme zahlreicher Löser aus dem norddeutschen Raum gab es mit 33 Lösern die beste Beteiligung seit 10 Jahren. Mit Andrej Kalinin aus Lettland, Jacek Stopa, dem Junioren-Sieger bei den letztjährigen Europameisterschaften aus Polen, und Marcel van Heerck aus Belgien konnten auch drei Neulinge aus dem Ausland begrüßt werden. Die Zweizüger stellten für die Spitzenlöser noch keine Hürde dar. Lediglich Michael Pfannkuche (bei ihm schon fast traditionell) und Andrej Seliwanow mussten Punkteinbußen hinnehmen. Von den 11 Lösern mit maximaler Punktzahl blieben nach der Dreizügerrunde nur noch Piotr Murdzia, Vorjahressieger Eddy van Beers aus Belgien und Boris Tummes übrig; knapp dahinter Dolf Wissmann aus den Niederlanden und Arno Zude. Die für den ersten Tag abschließenden Studien brachten dem amtierenden Weltmeister Piotr Murdzia den Rundensieg und damit die Führung mit 44 Punkten knapp vor Eddy van Beers (43), Boris Tummes (42) und Dolf Wissmann (41). Schon etwas abgeschlagen Arno Zude (36) punktgleich mit Marcel van Herck. Am Abend des ersten Tages gab es dann erstmalig ein Schnelllösungsturnier (30 Zweizüger mit jeweils l Minute Lösezeit). Sieger wurde hier Arno Zude knapp vor Michael Pfannkuche und Boris Tummes. Der zweite Tag brachte mit den Selbstmatts bereits eine Vorentscheidung über den Titelgewinn: außer Piotr Murdzia konnte nur der Kompositionsweltmeister im Selbstmatt Andrej Seliwanow voll punkten. Selbstmattspezialist Frank Richter, der auch erstmalig teilnahm, landete in dieser Runde knapp dahinter. Damit blieb von den Führenden nach dem ersten Tag lediglich Eddy van Beers noch in Reichweite zu Murdzia. Auch die schweren Mehrzüger stellten für den Weltmeister keine Hürde mehr dar. In dieser Runde konnte nur Dolf Wissmann mit Murdzia mithalten, wobei ihm zu gute kam, dass ihm der erste Vierzüger bekannt vorkam, weil er, wie sich im nachhinein heraus stellte, bei der DM 1999 schon mal gestellt worden war. Damit war die Entscheidung über den Titel so gut wie gefallen. Die abschließenden Hilfsmatts waren dann ebenfalls alles andere als leicht, wobei der abschließende Hilfsmattfünfer (ein Original von Randolf Arnold) sogar von niemandem gelöst werden konnte. Mit überlegenem Vorsprung wurde damit Piotr Murdzia bei seinem zweiten Auftreten bei der deutschen Lösemeisterschaft zum zweiten Mal Sieger. Auf dem nächsten Platz landete wie im Vorjahr Dolf Wissmann; dritter wurde Boris Tummes knapp vor Vorjahressieger Eddy van Beers. Punktgleich auf den nächsten Plätzen dann Arno Zude und Michael Pfannkuche, womit die deutsche Mannschaft bei der WM in Wageningen wieder in der gewohnten Aufstellung antritt. Den Einzelplatz bei der WM sicherte sich als Viertbester Deutscher Volker Gülke aus Lübeck. Die Teilnehmer sehen der nächsten Auflage im April 2007 in Wiesloch-Baiertal mit Interesse entgegen. |
Zum 75. Geburtstag von Josif Kricheli Ein Gedenkblatt von Günter Büsing, München |
In 1 droht Weiß nach Abzug des Lg3 matt durch g4. Der Auswahlschlüssel 1.Lc7! schirmt gegenüber einem beliebigen Abzug des wL die sD zweckrein ab (1.L~? Lb7! 2.L:b7 De?!); ein erster Vorgeschmack auf die Verteidigungskraft der quasi in Brennpunktstellung stehenden sD, die sowohl die Diagonale a3-f8 als auch die 3. Reihe (nach b3-b2) und ggf. die a-Linie (nach D:a5) kontrolliert. Nach dem ersten Zug haben wir ein logisches Problem mit dem Hauptplan 2.Lf3 Lc6 3.Sg3+ Kh2 4.Se4+ Kh1 5.g4#, der noch an 1. b2! scheitert. In einem komplizierten Vorplan muss die sD ausmanövriert werden, deren Stärke nach 2.La8/Le4/Lf3? Df8/De7/b2! deutlich wird. Daher erst die Sperre der 8. Reihe durch (römische) Lenkung des sL mit 2.Lb7! Lc8 und jetzt 3.La8! D:a5. Jetzt wäre nach 4.Le4!? Sc3 die sD abgeschnitten und Weiß könnte mit dem Hauptplan zum Erfolg kommen, aber Schwarz hat noch die Riposte 4. Lb7! 5.L:b7 Da7!. Die muss erst in einem Zwischenplan ausgeräumt werden: 4.Lf3! Die Hauptplan-Drohung verhindert die Antwort Lb7, daher 4. Dc3. Jetzt ist Lb7 keine Parade mehr, und 5.Lc6! lenkt den sL (wieder römisch) in der gewünschten Weise. Nach 5. Ld7 6.La8! Da5 ist Weiß schließlich nach 7.Le4! Sc3 8.Lf3! am Ziel. Ein strategisches Meisterwerk! befand PR Walther Jørgensen. In 2 will Weiß auf der h-Linie mattsetzen, was mit zwei gestaffelten Vorplänen auch gelingt. Nach sofort 1.Td1? Da8! kontrolliert die sD alle Drohungen. Der Versuch, zunächst die Diagonale a8-h1 mit 1.S:g5+?! Kh6 2.Se4 zu verstellen, scheitert nach 2. Kh5! noch am Fluchtfeld g4. Daher muss zunächst in einem weiteren Vorplan dieses Feld durch den sB geblockt werden. 1.Td3! g4 Jetzt muss erst der wT zurück nach d8: 2.Td5 Kh6 3.Td8 Kh7 und dann folgt 4.Sg5+ Kh6 5.Se4 Kh7 6.Td1 Kh6 7.Th1#. 3: Da der Hauptplan 1.Le8 mit der Absicht 1. Kh7 2.Th1 Kg8 3.Th8# durch 1. Ta1! vereitelt wird, muss zunächst die Stellung des wT verbessert werden; 1.Lb1! Kh5 2.Le7 Droht 3.Lg6+ nebst 4.Lf8# und zwingt daher den sK zurück. 2. Kh6 3.Tg6+ Kh5 4.Tg3 Kh6 5.Lf6 Kh5 6.Lg6+ Kh6 7.Le8 Kh7 8.TH3+ 9.Th8#. Von dieser kristallklaren Komposition zeigten sich auch die Album-Richter beeindruckt und vergaben 11 Punkte!
4: 1.Lf5+ Ke8 2.Le4 mit der Absicht 3.L:c6# reicht nicht, da Weiß keine Antwort auf 2. f5,6 hat. Sofort 1.Lg4+? Ke8 2.L:f3 scheitert an 2. T:c3! mit Fesselung des Lf3. Daher muss in einem Vorplan zunächst diese Parade ausgeschaltet werden. 1.Lf5+! Ke8 2.Te4+ Kd8 3.Ld4. Gegen die symmetrische Drohung Lf6 hilft nur die sD, was den Block auf c3 erzwingt: 3. b:c3. Nach 4.Lf6+ De? 5.L:e7+ Ke8 6.Lc5+ (Rundlauf des wL!) 6. Kd8 7.Td4+ Ke8 8.Ld7+! Kd8 hat Weiß seine Ausgangskonstellation so verbessert, dass der Hauptplan durchschlägt: 9.Lg4+ Ke8 10.L:f3 f5 (10. T:c3??) 11.Lh5#. Ein ganz besonderer Geniestreich gelang Kricheli mit 5. Der Hauptplan 1.Tag2 nebst 2.Tg1+ 3.T6g2# scheitert an e:f5! Daher muss der sBe6 weggelenkt werden. 1.Lg4! Kg1 2.Lh3+ Kh1 3.Lg2+ Kh2. Schnell erledigt ist 3. Kg1? 4.Ld5,c6+ Kf1 5.Lc4,b5+. 4.Lf1+ Kh1 5.Le2 Kh2 6.Sd5! Die massive Drohung des wS, über f4 einzugreifen, zwingt den sBe6 zum Handeln. 6. e:d5. Schneller geht es nach 6. e5 7.Lf1+ Kh1 8.Lg2+ Kh2 9.Le4+ Kh3 10.Lf5+ nebst 12.Th2# bzw. 8. Kg1 9.Le4+ 10.Se3+ 11.Tg1#. 7.Lf1 Kh1 8.Lg2+ Kg1 9.Lh3+ Kh1 10.Lg4 Kgl 11.Lf5+ Kh1 12.Tag2 13.Tg1+. Fünf kurze L-Schritte von f5 bis e2 und dann das Ganze auch noch wieder zurück!! Das erinnert nicht nur an Loschinskis berühmtes h#5, sondern konnte auch kaum anderswo als in dessen Gedenkturnier so passend publiziert worden! Man mag sich fragen, was es in dem Turnier noch besseres gegeben haben kann. Jedenfalls gaben später alle FIDE-Album-Richter maximale Punktzahl einer der raren 12-Ender im Album-Revier! Der kurze Hauptplan: 1.Lc2+ Ka2 2.L:b3? scheitert in 6 an der Deckung durch die sD. Um sie wegzulenken, muss der wL weit ausholen, die ganze schwarze Mannschaft in Schach halten und besetzt dabei auch alle übrigen freien Felder der Diagonale b1-f5. Nach 1.Lf5+! Ka2 2.Td2+ Ka1 3.Tb7 versperrt er dem sT den Zugang zu f7 und zwingt Schwarz zu 3. L:f2. Nach 4.Td1+ Ka2 5.Lb1+ Ka1 6.Ld3+ Ka2 7.Td2+ Ka1 8.TbS vereitelt er das Eingreifen der sD auf c3 und lenkt den sL nach 8. Lb6, wo der seinerseits den sSa8 behindert (schwächer ist 8. Tf5? 9.Td1+ Ka2 10.Lb1+ nebst 11.L:f5, 12.Ta5#). Es folgt 9.Td1+ Ka2 10.Lb1+ Ka1 11.Le4+ Ka2 12.Td2+ Ka1 13.Tb4 Dd7. Die erneute Verstellung des Tf4 verhindert jetzt 13. T:c4 und lenkt endlich die sD von b3 weg. 14.Td1+ Ka2 15.Lb1+ Ka116.Lc2+ Ka2/D:d1 17.L:b3/Ta4#.
7: 1.Db5+? Ka8? 2.De8+ Kb7 3.Lc8+ K-8 4.L:g4+ Kb7 5.Lc8+ K-8 6.La6+ Lc8# ist der Hauptplan, der an 1. T:b5 scheitert. Unter sBeschäftigung muss daher zunächst die 5. Reihe verstellt werden: 1.La7+ Ka8 2.Lc5+ Kb8 3.Db5+ Ka8 4.De8+ Kb7 5.Lc8+ Kb8,a8. Jetzt muss Weiß zunächst noch das Loch im Mattnetz flicken, bevor der Hauptplan greifen kann. Dazu muss der andere wL den Feuerschutz auf der 5. Reihe übernehmen: 6.Lf5+! Kb7 7.Db5+ Ka8 8.Da6+ Kb8 9.La7+ Ka8 10.Lg1+ Kb8. Nun ist die Durchführung des Hauptplans abgesichert: 11.Db5+ Ka8 12.De8+ Kb7 13.Lc8+ Kb8,a8 14.L:g4+ Kb7 15.Lc8+ Kb8,a8 16.La6+ Lc8#. Diesen Mechanismus hat der Autor später noch einmal im Achtsteiner 8 aufgegriffen: 1.Lf5+ Kb7 2.Db4+ Ka8 3.Da4+ Ka8 4.Db5+ Kb8 5.Da6+ Kb8 6.La7+ Ka8 7.Lc5+! Verstellt endgültig die 5. Reihe, 7. Kb8 8.Db5+ Ka8 9.De8+ Kb7 10.Lc8+! D:c8 11.Db5+ Kc7 12.Db6+ Kd7 13.Dd6+ Ke8 14.De7#. 9: 1.Sb3? d4!; 1.La4? [2.Sc6] e3!; 1.Sc5!? K:a5!; 1.Sc6! Kb5 2.Se5+ Ka6 3.Sc5+ Ka5 4.Sb3+ Ka6 5.Sc6 Kb5 6.Sca5+ Ka6 7.Ld7! [8.Kc6] Sg4 (nicht 7. Sf5? 8.Sb7) 8.Sc6 Kb5 9.Se5+ Ka6 10.Sc5+ Ka5 11.Sb7+ Ka6 12.Sc6 Kb5 13.Sca5+ Ka6 14.La4 Se5 15.Sb3 Sd3 16.Sd4 nebst 17.Lb5#. Preisrichter Klaus Wenda schrieb: Der eindrucksvolle Galopp der beiden Schimmel, bereichert durch den schönen stillen Zug 7.Ld7!, lenkt den Rappen zu zwei hintereinander geschalteten Dresdner Ersatzverteidigungen, die letztendlich das Matt auf b5 zulassen. Die Kraft der beiden Türme bleibt gebändigt. Teilelemente des Läufer-Springer-Spiels wirken vertraut, das Gesamtgefüge des Lösungsgeschehens ist aber originell und eigenständig einzustufen. Die Konstruktion genügt höchsten Ansprüchen. Der im Oktober 1988 erschienene Preisbericht erreichte den Autor schon nicht mehr, uns so ist dieses schöne Stück wohl auch gar nicht mehr zum FIDE-Album eingereicht worden?
In der Zwischenzeit wurden einige Inkorrektheiten aufgedeckt: In Nr. 3 gibt es den Dual 5.Lg6 Kg7 6.Le8+ Kh~ 7.Lf6; Nr. 4 ist nebenlösig mit 1.Lg4+ und Nr. 9 ist unlösbar wegen 7. Lh7! (Dagegen würde z.B. einzusätzlicher sBg6 helfen). |
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