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Heft 218, April 2006

 


Ausschreibung eines Kompositionsturniers zur
Schacholympiade 2008 in Dresden
Klaus Wenda: Projekt "FIDE-Album des 20. Jahrhunderts"
Aktuelle Meldungen
Endgültiges Urteil im Selbstmatt-Jahresturnier 2003
Entscheid im Informalturnier 2004, Abteilung Hilfsmatt
Entscheid im Informalturnier 2004, Abteilung Retros
Helmut Rössler: Der Amerikanische Indianer
Peter Hoffmann: Weißer Zeitverlust bei schwarzen
Vorbereitungskombinationen
Michael Roxlau:
Second-Hand-Studien
Bernd Schwarzkopf:
Schachparaden als Rekordthema (II)
Urdrucke
Lösungen aus Heft 215, Oktober 2005
Bemerkungen und berichtigungen
Buchbesprechungen


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Entscheid im Informalturnier 2004 der Schwalbe
Abteilung: Hilfsmatt – Preisrichter: C.J. Feather, GB–Stamford
(als Auszug im Internet)

1. Preis: 12282 von Christer Jonsson & Rolf Wiehagen
Dieses exzellente Stück bekommt mein größtes Kompliment: Kein Kommentar! Es spricht für sich selbst. 1.– Th3! 2.Df5 Tg3 3.Tbb7 Sc3 4.Se5 Se2#, 1.– Tg3! 2.f5 Th3 3.Tgb7 Sc5 4.Le5 Se6#
2. Preis: 12487 von Eckart Kummer
Die Grundidee (Wie wird man einen wS los?) hat in letzter Zeit ziemlich viel Aufmerksamkeit bekommen, nicht zuletzt vom Komponisten der 12487, aber ebenso auch vom Schreiber dieser Bemerkung. Die Erweiterung zu einem zweizügigen Springermanöver ist sowohl von der Idee her als auch in technischer Hinsicht lobenswert. Eine eingehende Untersuchung lohnt sich und sei dem Leser empfohlen. 1.– Sd4! 2.Tc5 Sc6! 3.T:c6 b:c6 4.Kd2 c:d7 5.Ke3 d8D 6.Kf4 Dg5#
3. Preis: 12350 von Fadil Abdurahmanovic
Eine sowohl visuell wie auch logisch attraktive Bahnungsidee. Wie in den vorhergehenden zwei Aufgaben ist die Entscheidung, Weiß beginnen zu lassen, die richtige. Trotz der erforderlichen Cook-Stopper sind die Konstruktionsschwierigkeiten gut versteckt. Es ist kein Zufall, dass die drei Preisprobleme auch die größte Freude beim Lösen bereiteten. 1.– Lb8! 2.Dc7 a6 3.Db7+ a:b7 4.Kg6 Lh2 5.Kg5 b8D 6.Kh4 Dg3#

1. Preis: 12282
Christer Jonsson
Rolf Wiehagen
2. Preis: 12487
Eckart Kummer
3. Preis: 12350
Fadil Abdurahmanovic
h # 3,5
2. Lösungen
(5+12) h # 5,5 (4+9) h # 5,5 (3+9)


Entscheid im Informalturnier 2004 der Schwalbe
Abteilung: Retros – Preisrichter: Bernd Gräfrath
(als Auszug im Internet)


2. Preis: 12306
Gerd Wilts
Reto Aschwanden
Beweispartie in 17,5 Zügen (14+14)
2. Preis: Nr. 12306 von Gerd Wilts und Reto Aschwanden
Das Ceriani-Frolkin-Thema, bei dem eine Umwandlungsfigur geschlagen wird, zeigt gegenwärtig seine kompositorische Fruchtbarkeit in ungeahntem Ausmaß. Eigentlich ist es ja schon erstaunlich, dass man im Retrospiel bzw. in einer Beweispartie überhaupt die zeitweilige Existenz von Umwandlungsfiguren nachweisen kann – insbesondere, wenn diese geschlagen wurden, ohne eindeutige Spuren in der Bauernstruktur zu hinterlassen. Aber über solche elementaren Konstruktionsleistungen sind die Meister dieses Kompositionsgebiets schon weit hinaus. Im vorliegenden Problem führen die thematischen Figuren nicht nur einen Platztausch durch, sondern es handelt sich sogar um gleichartige Figuren! Schon in der Nr. 12045 von Reto Aschwanden (1. ehrende Erwähnung im Retro-Preisbericht 2003 der Schwalbe) tauschen zwei Türme ihre Plätze (und zwar ihre Umwandlungsfelder); aber jetzt tauschen die beiden Türme ihre Plätze sogar erst, nachdem beide gleichzeitig auf dem Brett waren: 1.h4 d5 2.Th3 d4 3.Tc3 d3 4.Sh3 d:e2 5.d4 f5 6.Sd2 f4 7.Sb3 f3 8.Ld2 f:g2 9.f4 g1T 10.Kf2 e1T 11.Dh5+ Tg6 12.Da5 Sd7 13.h5 Sb6 14.Lb5+ Ld7 15.La4 Teg1 16.T:g1 Te6 17.Sc1 Te1 18.L:e1. Wie Herbert Grasemann immer betonte, sollte man bei der Bewertung eines Problems nicht allein das Maß des konstruktiven Fortschritts gegenüber den Vorläufern berücksichtigen, sondern vor allem das Endergebnis; und das ist in diesem Fall wirklich ein Meisterwerk. Inzwischen wurde übrigens auch schon das analoge Thema mit zwei Damen dargestellt, und zwar von Gerd Wilts (Probleemblad 2004): 1.c4 e5 2.c5 Dh4 3.c6 Se7 4.c:b7 c5 5.d4 Sbc6 6.b8D e:d4 7.Dg3 La6 8.f4 0-0-0 9.f5 Te8 10.f6 Sd8 11.f:g7 f5 12.g8D Lh6 13.D8b3 L:c1 14.e3 f4 15.Db8+ K:b8 16.Le2 Sc8 17.Kf1 T:e3 18.Dg8 T:g8. Solche Probleme verbinden in vorbildlicher Weise eine großartige konstruktive Leistung mit einer attraktiven Diagrammstellung, die den Löser einlädt und ihn nicht enttäuscht.

3. Preis: 12298
Dmitrij Baibikov

Zum Gedenken an Karl Fabel
Füge Steine hinzu
und löse die Stellung auf!
(12+12)
3. Preis: Nr. 12298 von Dmitrij Baibikov
Das beste klassische Retroproblem des Wettbewerbs! Es beweist, dass es auch auf diesem scheinbar abgegrasten Feld möglich ist, neue originelle Gedanken zu entwickeln, auch wenn dabei auf den Schultern der Riesen der Vergangenheit gestartet werden muss. Dem in der Lösungsbesprechung erwähnten Problem von Karl Fabel wird nämlich durch die Einfügungsforderung ein neuer und paradoxer Dreh gegeben: Es müssen einige Figuren eingefügt werden, aber die Auflösung der Stellung unter Vermeidung eines Retropatts gelingt nur, wenn gerade diese Figuren dann einen zyklischen Platztausch vornehmen. Warum dann aber nicht gleich so einsetzen? Weil auf die gewählte Art ein dringend nötiges Tempomanöver erfolgreich durchgeführt werden kann! Also: +wLb4, +wSb5, +sSc2, sSc3, und dann zurück 1.Tc4-d4# Lb8-a7 2.Sd4-b5 Sb5-c3+ 3.Lc3-d4+ Sb4-c2+ 4.Se2-d4+. Nunmehr kann der Käfig geöffnet werden mit 4.Tb7-b6 5.Sb6-a8, nebst Ta8-a7, Sh8-b6, h2-h8S, h3:Sg2, La7-b8, g2-g3, Tf8-a8, Sd7-b6, Lb8-a7+, Tf1-f8, f7-f1T, f2(3):Te3(4) usw.

Buchbesprechungen
Heft 218, April 2006
Wolf Böhringer "Klassik pur!" 241 Schachprobleme des 19. Jahrhunderts. (Heilbronn 2005, Selbstverlag des Autors, 96 S., kart., für 10,– EUR bei ihm erhältlich: Schillerstr. 34, 74072 Heilbronn) – Böhringer möchte mit der vorgelegten Broschüre eine ihm in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher werdende Lücke schließen, die sich daraus ergab, dass die "klassischen" Probleme des 19. Jahrhunderts immer seltener nachgedruckt wurden. Tatsächlich ist der Zugriff auf Aufgaben aus der Vor-Album-Zeit, also vor 1914, nicht ganz einfach; neben dem Breuer-Buch und den erst vor einigen Jahren von F. Chlubna gehobenen Versunkenen Schätzen aus dem engen Zeitraum 1891-1913 gibt es kaum zusammenfassende Darstellungen. Es ist daher durchaus verdienstvoll, aus dem breiten Schaffen dieser Zeit, das oft an erschreckende Schlagworte wie "altdeutsches Variantenproblem" denken lässt, eine auch den heutigen Leser ansprechende Auswahl zusammenzustellen.
Natürlich ist manches Bekannte aufgenommen – insbesondere sei Sam Loyd erwähnt, der mit 25 Aufgaben mit Abstand am häufigsten vertreten ist. Daneben ist es aber vieles (wiederzu-) entdecken; insgesamt gibt es eine breite Streuung, denn es wurden 100 Autoren berücksichtigt. Die Lösungen sind knapp kommentiert, die Anordnung folgt der alphabetischen Auflistung der Autoren. Hier drei Aufgaben, die weder im Breuer-Buch noch in Chlubnas Versunkenen Schätzen enthalten sind.

1 Moritz Ehrenstein
Chess Monthly 1879
2 Heinrich F.L. Meyer
Chess Monthly 1895
5. Preis
3 Karl August Mörtzsch
Deutsche Schachzeitung
1865
# 3 /6+1) # 3 (5+1) # 4 (9+9)

1: 1.Tc8! K:c8 2.e8D+ Kc7 3.Dd8#, 1.– Ke6 2.e8S Kd7/Kf7 3.Lf5/Ld5#, 1.– Kd6 2.e8L Ke6 3.Tc6# Drei verschiedene Umwandlungen eines Bauern, von denen zwei zu Mustermatts führen. In einer Rex-solus-Miniatur war damals sicher außergewöhnlich!
2: 1.Dc3! Der Schlüssel gibt gleich drei Fluchtfelder und führt zu sK-Sternflucht: 1.– Ke4 2.Dc2+ Kd5/K:f3 3.Sf4/De2#, 1.– Ke6 2.Dc8+ Kf7/Kd5 3.Se5/Sf6#, 1.– Kg6 2.Df6+ K:h5/Kh7 3.Dg5/Dg7# und 1.– Kg4 2.Dc5 Kf3/Kh3 3.De2/Dg3#
3 zeigt schon 1865, fast 40 Jahre vor Entstehen der "Schule", ein neudeutsches Vorplanproblem: 1.K~? mit der Absicht 2.Sd5# scheitert an schwarzen Schachgeboten. Zunächst wird der sLh6 kritisch gelenkt durch 1.Dc1! [2.D:c5, 2.D:h6#] L:c1, dann folgt mit 2.Sd2! [3.Sc4#] ein Nowotny, nach dessen wechselseitiger Verstellung der wK ein passendes Ausweichfeld hat: 2.– T:d2 3.Kd6 oder 2.– L:d2 3.Kc4 nebst 4.Sd5#
(GÜBÜ)

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