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Frank Müller:
Das längste Selbstmatt (1) |
117 |
Entscheid im Informalturnier 2003 der Schwalbe Abteilung: Märchenschach / Preisrichter: Hans Gruber, Regensburg (als Auszug im Internet) |
Insgesamt
waren 77 Aufgaben (Liste am Ende des Preisberichts) zu beurteilen,
von denen nur wenige ausfielen. Ich danke Reto Aschwanden, mich zum
ersten von einem ausländischen Schwalbesachbearheiter bestellten
Preisrichter gemacht zu haben (und das zum 20-Jahr-Jubiläum der
Beendigung meiner eigenen Märchenschachschwalbesachbearbeitertätigkeit).
Das Studium der Probleme hat mir im Großen und Ganzen viel Freude
bereitet; gerade die Vielfalt des Angebots in der Märchenschachabteilung
macht die Richtertätigkeit reizvoll. Daher kann ich die häufig
geäußerte Rede nicht recht verstehen, man könne die
verschiedenen Arten von Problemen nicht miteinander vergleichen
natürlich kann man das. Allerdings: Diesmal war es wirklich schwierig
... Bei den Preisen war dies besonders deutlich. Alle Preise zeichnen
sich durch die konstruktive Qualität aus, durch das Vermeiden
mechanischer Lösungsabläufe, durch Originalität und
durch Tiefe der Anlage. Zudem unterscheidet sich das Gewicht, das
eventuelle Einwände bei einem dieser Kriterien hat, von Genre
zu Genre beträchtlich. Bei Problemen wie Sphicas' Serienzügern
wird selbst bei einem einzelnen Bäuerchen gejammert, das im Schlussbild
nicht mehr gebraucht wird, bei Thema-Blockbusters etwa von Aschwanden
wäre eine solch enge Grenze vollkommen unangemessen. (Jean-Marc
Loustau hat Mitleid mit allen Richtern. Wie soll man Bachs h-Moll-Messe
mit Beethovens 9. Symphonie vergleichen? Beide sind natürlich
großartige 1. Preisträger. Also zwei Abteilungen: Messen
und Symphonien ... schon lugt Beethovens Missa solemnis ums Eck ...
). Sei's drum: Es lag eine bunte Palette ansehnlicher, hübscher,
guter Aufgaben vor; für die Aufnahme in den Preisbericht musste
"etwas" dazukommen. Lion: hüpft auf Damen-Linien über einen beliebigen Stein und landet auf einem dahinter liegenden Feld, wobei ein ggf. dort stehender gegnerischer Stein geschlagen wird. T-/L-Lions ziehen entsprechend auf T- bzw. L-Linien.
Mit Se5=A, TL:f3=B, TLh6=C, T:f7=D, TLd5=E und e:f2=a, LIa8=b, Sd3=c ergibt sich: 1.A? [2.B#] a/b/c 2.C/D/E#, aber 1. LLc3! 1.E! [2.A#] a/b/c 2.B/C/D# 1.LI:e6+ 2.L:e6#; 1. Sc4 2.T.f7#. Ein ökonomischer und wunderbar eleganter 2 x 5-Djurasevic. Etwas schade ist es, dass es den "schwarzen Dual" 1. Sc4 gibt, aber sonst stimmen alle Details. Es lohnt sich, die Effekte der thematischen Züge anzusehen: 1.Se5 verstellt d1-d5, öffnet e5-e4, öffnet d5-f5, öffnet a3-f3, verstellt a1-f6, entdeckt e5. 1.TLd5 hinterstellt d5-f5, öffnet b7-e4, verstellt a2-f7, schließt a2-e6, öffnet a2-e6. 1. e:f2 öffnet a3-f3, schließt a3-f3, öffnet e1-e5, entfesselt sLf3. 1. LIa8 gibt a2-f7 auf, deckt f3 und d5. 1. Sd3 schlägt, schließt a3-f3, schließt a1-f6.
1.c8=D 2.Df5 3.Kd5 5.c8=L 7.La4 8.b5 11.c8=T 13.T:e4 18.c8=T 19.Tc3 20.Tb3 25.c8=S 26.Sd6 28.Sb2 29.La3 30.Teb4 31.Kd4 32.Kc3 33.Dc2+ S:c2=. AUW+1 auf dem gleichem Feld gibt es laut -eb- bislang nur im Serienzug-Selbstmatt. Dies ist eine enorm komplexe Darstellung im Serienzug-Selbstpatt, was viel anspruchsvoller ist (was macht Weiß mit seinen ganzen Figuren?). Ein Meisterwerk an Präzision mit all den schönen Fessel- und Schachschutzeffekten. 3. Preis: Nr. 12110 von Jean-Marc Loustau & Reto Aschwanden Le6=a, Te6=b, Ne6=c; N:c6=A, T:c2=B, Lc4=C. * 1. a 2.A+ TLhb4/TLbb4 3.B# (2.B? TLb2 3.A+? LL:c6!, aber auch 3. TLhb4 und 3. Ka3!) 1. b 2.B+ TLb2 3.C# (2.C? TLB3 3.B+? LL:c2!) 1. c 2.C+ TLb3 3.A# (2.A? TLbb4 3.C+? TL:c4!) 1.LLb7! [2.N:g5+ LLe4/TLe4 3.TLa8#] 1. a 2.B+ LL:c2 3.A# (2.A? LL:c6 3.B+? LL:c2!) 1. b 2.C+ TL:c4 3.B# (2.B? LL:c2 3.C+? TL:c4!) 1. c 2.A+ LL:c6 3.C# (2.C? TL:c4 3.A+? LL:c6!). Ein grandioses, ungeheuer komplexes Thema: Lacny nach dreifachem Grimshaw. 1.LLb7 öffnet Linien von LLf5, LLh1, TLh4, schließt sie für den Fall, dass Ld3, Tg2, Ng4 ziehen, verstellt TLb8 und öffnet g5-a2. Trotz der 27 Steine liegt sehr gute Märchenökonomie vor. Einwände, die sich finden lassen, wirken etwas beckmesserisch: Auch wenn die Grimshaw-Züge auf der Hand liegen, wäre eine Verführung besser als das unforcierte Satzspiel (wieso soll sich Schwarz durch Verstellung zweier eigener Steine schwächen?); Na8 und TLe8 werden nur für die Drohung benötigt; TLg3 ist leider (wohl nur dafür) notwendig, um im Satzspiel nach 1. Te6 2.T:c2+ TLb3 3.Lc4# das Feld a3 zu decken. Und schließlich die mehrfache Widerlegung im dritten schwarzen Zug in dem einen Satzspiel ... |
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