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Heft 214, August 2005

 


Chris. Feather: Hilfsmatts im Vexierspiegel (XI)
Werner Keym: Zum 100-Dollar-Thema
Stephan Eisert: Variationen
Erik Zierke: Ist die klassische Dresdner-Definition erweiterbar?
Entscheid im Informalturnier 2003, Abteilung Selbstmatt
Entscheid im Informalturnier 2003, Abteilung Hilfsmatt
Entscheid im Informalturnier 1992–1994,
Abteilung Schachmathematik
Entscheid im Hemmo-Axt-60-Geburtstagsturnier
Aktuelle Meldungen
Urdrucke
Lösungen aus Heft 210, Dezember 2004 (Nachtrag)
Lösungen aus Heft 211, Februar 2005
Bemerkungen und Berichtigungen
Turnierberichte

183
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201
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224



Hilfsmatts im Vexierspiegel (XI)
von Chris. Feather, Stamford
Gerne nehme ich diese Serie und, hoffentlich, den Dialog mit den Lesern, der in der Vergangenheit zu einigen interessanten Ergebnissen führte, wieder auf. Die hinter diesen Artikeln stehende Idee ist, einen manchmal etwas schiefen Blick auf unterschiedliche Aspekte des Hilfsmatts zu werfen, oft mit dem Hintergedanken, Widerspruch oder weitere Kompositionen zu provozieren, und manchmal eine tiefere Analyse vorzunehmen als es in anderem Kontext möglich ist. Das diesesmal diskutierte h#2-Thema könnte vielleicht einigen Raum für neue Interpretationen bieten und zeigt sicherlich, dass unerwartete Details in ganz einfachen Stellungen lauem können. Aber bevor wir dazu kommen, möchte ich mich beim Schriftleiter für sein Einspringen als Übersetzer bedanken, was mir ermöglicht, mich mehr auf den Inhalt der Artikel zu konzentrieren als auf deren Formulierung. Zuschriften in Deutsch sind auch in Zukunft hochwillkommen (cfeather@ukonline.co.uk bzw. 10 Tinwell Road, Stamford, PE9 2QQ, England). Neben anderen Themen schwebt mir ein Beitrag über Hilfsmatts in n1/2 Zügen, also mit weißem Anzug, vor; mich würde die Meinung der Leser zu diesem Thema sehr interessieren, so dass ich schon beim Schreiben darauf eingehen kann. Vorschläge für weitere Themen werden auch gern angenommen. Obwohl ich nicht versprechen kann, alle Vorschläge aufzugreifen, werde ich sie doch einer genauen Betrachtung unterziehen.
V94
Zoltan Zilahi

Magyar Sakkelet 1995
V95
Drago Biscan †

Sakkelet 2000
V96
Ricardo Vieira

Problemas 1987
h#2 2 Lösungen (4+8) h#2 2 Lösungen (3+11) h#2 2 Lösungen (3+11)
1.Sf5 Da7 2.0-0-0 (0-0?) Dc7#
1.Sb5 Da7 2.0-0 (0-0-0?) Dg7#
1.b1L Le5 (L:f6?) 2.0-0-0 Dc3#
1.b1S L:f6 (Le5?) 2.0-0 Dg3#
1.Ld4 Td1 (0-0-0?) 2.Le3 Sg3#
1.Se5 0-0-0 (Td1?) 2.Sf3 Lg6#
Um uns behutsam wieder einzuarbeiten, nehmen wir uns eine einfache h#2-Idee vor: reziproke Dualvermeidung mit Vermeidung der Rochade in einer Phase und deren Spiel in der anderen. Sie mögen glauben, dass es Dutzende von Beispielen gäbe, aber dem ist nicht so! Tatsächlich ist V94 das einzige. das ich mit schwarzer Rochade finden konnte. Wie wir noch sehen werden, gibt es mehr Beispiele. in denen Weiß rochiert. Die Logik ist einfach: der schwarze Springer muss aus dem Weg, um die weiße Dame nach a7 durchzulassen. Dem Springer stehen drei freie Felder zur Auswahl, von denen er dem weißen König kein Schach bietet. Er darf nicht nach e6 ziehen, denn von dort würde er die beiden möglichen Mattfelder (c7 & g7) decken – ein hübscher Effekt, obwohl kein unverzichtbarer Bestandteil der Idee. Landet der Springer auf einem der anderen beiden Felder, dann verhindert er eines der Matts, ermöglicht aber das andere und führt dadurch im zweiten Zug ganz klar zu einer schwarzen Dualvermeidungs-Auswahl. Ein kleiner Mangel dieser Aufgabe besteht darin, dass statt der sD awh ein sL auf f3 ausreichen würde, aber es gibt auch einen großen Defekt: der wiederholte erste weißeZug 1.– Da7. Wie lässt sich dies vermeiden? Wenn die ersten Züge unterschiedlich sind, dann gibt es Dualverrneidung in diesem weißen Zug anstelle der gewünschten schwarzen Dualvermeidung mit Rochade. So etwas zeigt V95, in der der weiße Läufer vor der dualvermeidenden Wahl steht, wonach es für Schwarz offensichtlich keine Frage ist, zur falschen Seite zu rochieren; in der Phase mit Springerumwandlung wäre dies sogar illegal. Sollte es einen Weg geben, diese Schwierigkeit zu umgehen, dann wird ihn ein Leser hoffentlich entdecken, denn ich habe ihn nicht gefunden. Vielleicht gibt es auch Leser, die andere Beispiele mit schwarzer Rochade kennen, oder die neue komponieren?
Das attraktivste Moment in Zilahis V94, die Wahl zwischen den beiden Rochaden, findet sich in keinem der von mir gefundenen Beispiele mit weißer Dualvermeidung. Ist eine Dualvermeidung für Weiß zwischen 0-0 und 0-0-0 möglich? Es scheint kein logisches Hindernis zu geben. Die Schwierigkeit besteht darin, ein ökonomisches Problem zu erhalten und insbesondere, eine Verwendung für den wT zu finden, der im ersten weißen Zug stehenbleibt. Eine weitere Herausforderung für die Leser!
V97
Toma Gerai

feenschach 1978
4. Preis

V98
György Paros

Magyar Sakkelet 1952
1. Preis

V99
Bengt Ingre

Garai-50-JT 1986
6. Ehrende Erwähnung
h#2 (7+7) h#2 (13+13) h#2 2 Lösungen (3+4)
b) wLb5 -> d6
a) 1.T:g5 0-0-0 (Td1?) 2.Te5+
Sf4
b) 1.T:b4 Td1 (0-0-0?) 2.Tc4+
Sb4#
b) wSf2 -> e5
a) 1.T:b4 Td1 (0-0-0?) 2.Tc4
Lb4# (Le3?)
b) 1.D:g5 0-0-0 (Td1?) 2.Te4
Lf4# (Lc3?)
1.Ke6 0-0 (Tf1?) 2.De5 Df7#
1.Dd4 Tf1 (0-0?) 2.Ke5 Df5#
Wenn die Wahl zwischen 0-0 und 0-0-0 für Weiß auch schwierig ist, so gilt das nicht für die Wahl zwischen einer Rochade und einem anderen Zug, die in allen verbleibenden Beispielen gezeigt wird. Sie kann elegant dargestellt und mit verschiedenen Motiven kombiniert werden. Vieileicht besteht der naheliegendste Weg der Realisierung darin, ein mögliches Schach im zweiten schwarzen Zug zu vermeiden. So muss Schwarz in V96 ein Feld blocken und befreit dadurch einen weißen Stein von seiner Deckungsaufgabe, damit dieser Stein dann mattsetzen kann. Durch den Block auf e3 wird der wS frei und durch den Block auf f3 der Lh5, aber jedem dieser Blocks haftet die Möglichkeit eines Schachgebots gegen den wK an, entweder, wenn er bleibt, wo er ist (bei dem S-Block auf f3) oder falls er nach c1 zieht (bei dem L-Block auf e3). Hier sehen wir, wie vorteilhaft die Notwendigkeit genutzt wird, einen Turm zwecks Felderdeckung auf die eine oder andere Weise nach d1 ziehen zu müssen. Dieser starke positive Effekt erlaubt eine elegante Darstellung. Der einzige Schönheitsfehler ist der NL-Verhinderer Bc2. Mir ist allerdings schleierhaft, warum der Autor diesen Bauern nicht beseitigt und den sL nach b8 gestellt hat, mit dem wL auf c7! Trotz dieses Makels sehen wir in diesem Problem zwei Merkmale, die nicht in jedem Beispiel enthalten sind: das schwarze Spiel ist einheitlich motiviert (Feldblock), ebenso die Dualvermeidung (basierend auf der Schachgefahr).
Der Leser mag sich fragen, ob die ersten schwäzen Züge interessanter gestaltet werden können. V97 zeigt, dass dies geht, obwohl es Zwillingsbildung voraussetzt, was (wenigstens nach meinem Geschmack) in Dualvermeidungsproblemen immer etwas bedauerlicher scheint als sonst. Die batteriebildenden Schläge sind spektakulär, insbesondere in a), wo der weiße König tatsächlich in ein Abzugschach hineinläuft, und ebenso eindrucksvoll sind die Kreuzschachs am Schluss. Diesesmal möge der Leser den Mechanismus des Problems selbst analysieren, bevor er weiterliest ... Hier ist meine Analyse: Die Dualvermeidung wird motiviert durch die Notwendigkeit, orthogonale Schachs durch die Türme zu vermeiden, aber das schwarze Spiel ist nicht einheitlich, weil der Schlag in einer Phase nur erfolgt, um das Blockfeld zu erreichen, während er in der anderen auch das Mattfeld (b4) frei macht. Haben Sie übrigens etwas bemerkt, was nicht nur allen feenschach-Lösern (Heft 47 / 1979, S. 172), sondern auch dem Preisrichter (Heft 63/1982, S. 585) entgangen ist? Ja, der Lh6 ist vollkommen überflüssig! ...
Wie an unserem frühesten Beispiel V98 zu sehen ist, wurden die potentiellen Tunnschachs auf der c- und e-Linie schon früher gezeigt. 1952 war Paros wohl noch ebensosehr Komponist von Direktmatts als Hilfsmattspezialist, und das lässt sich unschwer an diesem Problem erkennen. Zusätzlich zu dem uns nun schon bekannten Dualvermeidungspaar 1.– Td1/0-0-0 haben wir hier die Totalvermeidung der in der Lösung angegebenen Matts durch Doppelschach, ein Beispiel für einen virtuellen Effekt, der Direktmatt-Komponisten oft attraktiv erscheint. Dieser Effekt hängt an der Fesselung des Läufers, und er erfordert die komplizierte Zwillingsbildung, denn er geht nur, wenn eines der Felder c5 & e5 nach dem zweiten schwarzen Zug weder gedeckt noch geblockt ist. Es erscheint angesichts des dafür zu zahlenden Preises fraglich, ob dadurch die Idee wirklich verbessert wird. Neben der unschönen Zwillingsbildung ist die Stellung auch überladen und beengt und die ersten Züge stehen in keiner Beziehung zueinander. Obwohl diese Züge ähnlich aussehen, weil beide eine potentielle Batterie erzeugen, wird einer (1.T:b4) gespielt, um ein Feld zu erreichen (2.Tc4 wird ermöglicht), während der andere (1.Dg5) ein reiner Tempozug ist, was die unerfreuliche Stellung erklärL Unter diesen Umständen scheint es mir, dass das Problem ebensogut als h#11/2 gebracht werden könnte, wodurch sich 15 Steine einsparen lassen, z. B.: wKe1 Ta1 Ld2 Sd5 Se5, sKd4 Dg5 Tb4 Tf4 La5 Bc5; h#2 b) Se5 <-> Bc5. Solch eine Aufstellung würde jedoch die im wesentlichen symmetrische Stellung nicht mehr so gut verbergen.
V100
Friedrich Chlubna

Problemas 1978
V101
Mario Parrinello

Sonnenfeld-70-JT 1980/81
3. Ehrende Erwähnung
V102
Wiktor Tschepishny

Janevski-50-JT 2003
4. Preis
h#2 (4+6) h#2 2 Lösungen (5+6) h#2 2 Lösungen (6+10)
b) sD -> sT
a) 1.Dd8 Tf1 (0-0?) 2.Dd4 Df4#
b) 1.Sh6 0-0 (Tf1?) 2.T:e4 Dc5#
1.Tf3 0-0-0 (Td1?) 2.Ke3 S:c4#
1.Tb3 Td1 (0-0-0?) 2.Kc3 S:e4#
1.Sc4 Td1 (0-0-0?) 2.Se5 Sb5#
1.Sb5 0-0-0 (Td1?) 2.Sc7 Sc4#
Die bemerkenswert leichte V99 zeigt weder im schwarzen noch im weißen Spiel viel Homogenität, das einzige gemeinsame Merkmal sind die beiden Blocks durch die schwarze Dame, die in verschiedenen Zügen erfolgen. Dennoch ist die Darstellung der Idee in Miniaturforin eine beachtliche Leistung. Die meisten werden wohl zustimmen, dass die mit 1.Dd4 beginnende Lösung feiner ist, weil diesmal anstelle eines Schachgebots eine Fesselung (Dd4–Df2-Kg1) zu vermeiden ist. Natürlich kann Fesselungsmeidung ebensogut beide Phasen der Dualvermeidung motivieren, wie wir in V100 sehen, einer ebenfalls sehr lockeren Stellung. Hier haben wir eine gute Zwillingsbildung, aber wieder besteht kein Gleichgewicht zwischen den ersten Zügen; der Versteckzug 1.Sh6 ist der viel bessere der beiden.
In V101 geht es nicht darum, eine Fesselung zu vermeiden, sondern zu wählen, ob die bestehende beibehalten oder gegen eine andere ausgetauscht werden soll. Eine dieser Diagonalfesselungen wird durch den zweiten schwarzen Zug beseitigt, und weil dies durch den König erfolgt, wird die Auswahl durch den Fernblock des Turms im ersten Zug determiniert. Bei der Deckung der zweiten Reihe musste sorgfältig vorgegangen werden, um die Zweckreinheit der Dualverrneidung nicht zu beeinträchtigen. In diesem schön einheitlichen Problem sind die bei Paros nur virtuell genutzten Diagonalfesselungen real geworden, was eine große Verbesserung ist ... aber die Symmetrie ist immer noch da!
Dem Leser sollte die Analogie zwischen V101 und V102 auffallen. In beiden Fällen liegt in der Diagrammstellung eine Fesselung vor und die andere steht nach der Rochade parat. Das Brilliante an Tschepishnys Problem ist, dass er durch Verwendung orthogonaler Fesselungslinien, und von zwei Springern statt eines, die d-Linie frei gemacht hat für eine schwarze Voraus-Halbfesselung. Das schwarze Spiel besteht aus Hinzügen und Blocks; je nach dem, welches Feld geblockt werden muss (e5 oder c7). Weiß muss wählen, ob er den Springer selbst entfesseln will oder warten soll, dass Schwarz das für ihn erledigt. Die Matts zeigen doppelte Fesselung, aber die Ta6–Dc6–Kd6-Fesselung ist völlig statisch, was mir überhaupt nicht gefällt. Sie mögen einwenden, dass solche Einwände nur Geschmackssache sind, aber ich kann zumindest einen Grund anführen: Die Fesselung missfällt mir, weil ihre rein technische Natur von den wirklich dynamischen Fesselungen ablenkt, die auf der d-Linie erzeugt werden. Die Stellung lässt sich so verändern, dass dieser Defekt behoben wird, aber dies ist mir nicht gelungen, ohne die AB/BA-Hinzugseffekte zwischen den ersten schwarzen und zweiten weißen Zügen aufzugeben (die fraglichen Felder sind c4 und b5). Es scheint, dass der Komponist diesen Effekt als wesentlich für sein Problem erachtet, was völlig in Ordnung ist, obwohl ich persönlich nicht ganz überzeugt von seiner Relevanz bin. Wie dem auch sei, vielleicht gelingt es einem Leser, dieses Problem ohne die technische Fesselung, aber mit den AB/BA-Hinzügen zu rekonstruieren? Mein erfolgloser Versuch sah folgendermaßen aus: wKe1 Ta1 Sc3e3 Bb4, sKd6 Tc6e6 Lh6 Sd2d4 Ba4d7e7f3 (5+10), h#2, 2 Lösungen: 1.Tc7 0-0-0 2.Sc6 Sc4# & 1.Sc4 Td1 2.Se5 Sb5#. Wie auch immer man zu der Konstruktion dieses Problems stehen mag, seine
V103
C.J. Feather

Urdruck
h#2 2Lösungen (4#12)
1.Le4 Ta2 (0-0-0?) 2.Tg4 Th2#
1.Sd2 0-0-0 (Ta2?) 2.Tg4 Th1#
Komplexität im Vergleich zu einigen der früheren Beispiele lässt sicherlich die Vermutung zu, dass es weitere Möglichkeiten geben könnte, der hier diskutierten Grundidee weitere Motive hinzuzufügen.
Unser letztes Beispiel hat etwas von einer Fußnote. Allmählich empfand ich die Wiederholungen von 1.– Td1/0-0-0 eintönig, daher dachte ich mir, es wäre eine nette Abwechslung, wenn der Turm einmal in eine andere Richtung zieht! Beim Studium der vorliegenden Aufgaben (und einiger schwächerer nicht zitierter) kam ich zur Überzeugung, dass gut ausgewogene erste schwarze Züge erfolgen sollten. Es scheint mir, dass die ersten weißen Züge durch die Dualvermeidung selbst immer zu einer gewissen Einheitlichkeit führen, selbst wenn ihre Begründungen nicht einheitlich sind, aber zur Rechtfertigung der ersten schwarzen Züge sollte der Komponist dafür sorgen, dass sie in prägnanter Weise zusammenpassen Hier führen beide erste Züge ins Versteck (ja, ich habe die Idee von 1.Sh6 in V100 entlehnt!), aber die Dualvermeidung selbst ist nicht Gleichgewicht, da sie einmal durch Verstellung und einmal durch fache Deckung begründet ist.

Variationen
von Stephan Eisert, Salach
Herbert Grasemann selbst sagt in Die Kunst des Mattsetzens zu 1: "Könnte man den Be2 vom Brett nehmen, ginge das einzügige Matt L:f2. Nun wäre es leicht, den hinderlichen Bauern von der 2. Reihe wegzuführen, wenn nicht nach 1.e3!? der weiße Turm ohne Schutz dastünde, 1.– T:d2! (2.e4+ Tf2). Es geht also darum, den Td2 vorübergehend dem potentiellen Angriff des zu entfesselnden Tf2 zu entziehen. Hierzu
1
Herbert Grasemann

Schachmaty w SSSR 1961
1. Preis
Lew Loschinski gewidmet
#11 (10+4)
ist erst einmal die Bahnung 1.d4! Tf1 2.d5+ Tf2 nötig. Jetzt könnte 3.Td4! Tf 1 4.Ta4!? folgen und nach 4.– Tf2 5.e3 6.e4+, denn gegen 5.– Ta2 ist der La7 durch den Ta4 abgeschirmt. Jedoch: 5.e3 T:f3! 6.e4+ Tf2 6.Td4 (Tf1? 8.Td2+ Tf2 9.L:f2) T:f4! durchkreuzt den schönen Plan. Der weiße Turm muss sich höher hinauf hangeln: 1.d4 Tf1 2.d5+ Td2 3.Td4 Tf1 (Ta2? 4.Td2+! T:a7 5.Tg2) 4.Tb4+ Tf2 5.Tb6 T:f3 (Ta2? 6.Tb2+!) Ta6+! Tf2 7.e3 Tf1 (T:f4+ 8.e:f4) 8.e4+ Tf2 9.Tb6! Tf1 (T:f4+ 10.Tf6+) 10.Tb2+ Tf2 1 LL:f2. Da ist eine ganze Menge wohldurchdachter Vorbereitung nötig, ein simples Bauern-Beseitigungs-Manöver abzusichern."
Die Erweiterung dieser Anderssen-Geschichte zum Inder in 2 – 1.La7! h5 2.Td4! 3.Td6+ 4.Tb6 5.Ta6+ 6.e3 7.e4+ 8.Tb6! – sieht so einfach aus, dass man den für uns nötigen Umweg über 3 kaum versteht. Der Witz ist hier die Einschaltung einer neuen guten Parade des sT durch die Flucht des wT. Diese neue sT-Parade bestimmt die Zielfelder des wL und des wT: 1.La7! h6 2.Td4 3.Tb4 4.e3! T:c2! 5.e4+ 6.Tb6! 7.Tb2+ T:a7 8.Tg2#; nach 1.Lb6 – 6.Td4+ Tb2! 7.Td2+ T:b6+ verhindert das schwarze Schach den Mattzug. Die weißen Führungen bewirken hier also eine Schaltung der sT-Paraden im Sinne eines Hamburgers.
2
Herbert Grasemann

(Version von St. Eisert &
H.P. Rehm; Schach-Aktiv 2003)
Schachmaty w SSSR 1961
1. Preis
3
Hans Peter Rehm

Stephan Eisert
(nach Grasemann)
Die Schwalbe 2003
4
Stephan Eisert

Hans Peter Rehm
(nach Grasemann)
Schach 2003
#10 (9+6) #8 (11+5) #9 (10+8)
Hat man erst erkannt, daß in diesem Schema ein Versetzen des wK weiterhelfen kann, dann liegt 4 gar nicht so fern: 1.Td1! (h5 2.Se4 Kf1 3.Sc2+ K:e2/Kg2 4.Td2+/L:f2 Kf3/g3 5.Sg5+/Se3+ Kg3/Kh3 6.L:f2/Td5 K:f4 g:f2 7.Td4+/Tg5 Kf5/f1D 8.Te4/Tg3+) h6 2.Lb6! h5 3.Td4 4.Td5+ 5.e3 6.e4+ 7.Tc5 T:f4+ 8.Tf5+ Tf2 9.L:f2#; nicht aber 2.Lc5? 3.Td4 4.T:b4+ 5.Td4 b4! 6.e4 T:f4+ oder 2.La7? 3.Td4 4.Td5+ 5.e3 T:b2! 6.e4+ 7.Tc5 Ta2! 8.Tc2+ T:a7+!. Ohne Gustav und Alybadix wäre das sicher nicht gelungen!
Und man fühlt sich wie einst Paris: welche dieser indischen Variationen ist denn nun die beste?


Entscheid im Informalturnier 2003 der Schwalbe
Abteilung: Selbstmatt Preisrichter: Jiri Jelinek
(als Auszug im Internet)

Ich möchte den Herausgebern der Schwalbe aufrichtig dafür danken, dass sie mich als Preisrichter der Selbstmattabeteilung berufen haben, eine Ehre die ich sehr zu schätzen weiß. An dem Turnier haben insgesamt 67 Kompositionen aller Problemschulen mit 2 bis 50 Zügen teilgenommen. Es ist immer schwierig, so eine Mixtur von Problemen zu bewerten. So habe ich mich entschieden, die Aufgaben in zwei
Preis: 12077
Zivko Janevski
s#3 (7+12)
Gruppen zu teilen: kürzere Selbstmatts von 2 bis 4 Zügen mit 19 Problemen und längere Selbstmatts von 5 bis 50 Zügen mit 48 Problemen.
Meiner Meinung nach war die allgemeine Qualität der veröffentlichten Aufgaben höher als der übliche Durchschnitt. Es gab eine Reihe wirklich wertvoller Arbeiten, die ich mit großer Freude bewertet habe.

Gruppe I: Kürzere Selbstmatts (2 bis 4 Züge)

Preis: 12077 von Zivko Janevski
Ein genialer Mechanismus, der wie ein Uhrwerk arbeitet. Dieser Zyklus weißer Züge AB-BC-CD-DA mit weiteren interessanten Elementen wird mit nur 19 Steinen dargestellt. – 1.Lb6 droht 2.D:b3+ S:b3 3. T:c5+ S:c5#, 1.– Df8 2.T:c5+ D:c5 3.L:b5+ D:b5#, 1.– T:b6 2.L:b5+ T:b5 3.S:a5+ T:a5#, 1.– L:b6 2.S:a5+ L:a5 3.D:b3+ L:b3#, 1.– c2 2.D:c2+ L:c2 3.T:c5+ S:c5#.
Gruppe II: Längere Selbstmatts (ab 5 Züge)

1. Preis: 11891 von Pavlos Moutecidis
Eine bemerkenswerte Miniatur. Möglicherweise ist dieser Vierling einzig durch Rotation des Schachbrettes die Entdeckung seines Komponistenlebens. Ich habe noch niemals eine derartige Aufgabe gesehen und bin einfach begeistert. Das Chamäleon-Echo zwischen c) und d) bietet sehr unterschiedliche Lösungen und verschiedene Umwandlungen in Offiziere. – a) 1.Dg7+ Tg6 2.Tg4+ Kh5 3.Dh8+ Th6 4.De8+ Tg6 5.Te4 Kg5 6.De5+ Kh6 7.Dh8+ Kg5 8.Sf3+ Kf5 9.Te5+ Kf4 10.Dh4+ Tg4 11.Dh6+ Tg5 12.Te2 Kf5 13.De6+ Kf4 14.Df7+ Tf5 15.g3+ K:f3 16.Dh5+ T:h5#; b) 1.Dg2+ Tf2 2.Td2+ Ke1 3.Dh1+ Tf1 4.Dh4+ Tf2 5.Td4 Ke2 6.De4+ Kf1 7.Dh1+ Ke2 8.Sc3+ Ke3 9.Te4+ Kd3 10.Dd1+ Td2 11.Df1+ Te2 12.Tf4 Ke3 13.Sd5+ Kd3 14.Se7 Ke3 15.Sf5+ Kd3 16.Df3+ Te3 17.Dd5+ Ke2 18.Sd4+ Kd3,Ke1 19.Sc2+ Ke2 20.Dg2+ Kd3 21.Se1+ T:e1#; c1.Sd7 Kc4 2.Ta4+ Kb3 3.b8=D+ K:a4 4.Db5+ Ka3 5.Da5+ Kb3 6.Daa2+ Kb4 7.Dd6+ Tc5 8.Sf6 Kc3 9.Se4+ Kb4 10.Ka7 Kb5 11.Db8+ Kc6 12.De8+ Ke7 13.Da5+ T:a5# und d) 1.g8=T Kc7 2.Db8+ Kd7 3.Db7+ Tc7 4.Db5+ Tc6 5.Tg5 Kc7 6.Db8+ Kd7 7.Td8+ Ke6 8. Td6+ T:d6 9.Sc5+ Kf6 10.Dd8+ T:d8#.
1. Preis: 11891
Pavlos Moutecidis

Hemmo Axt und Hans Peter Rehm gewidmet
2. Preis: 11817
Camillo Gamnitzer
3. Preis: 12017
Gennadi W. Tschumakow
Andrej W. Seliwanow
s#16 (5+2) s#6 (12+13) s#12 (5+2)
b/c/d: 90°/180°/270° gedreht:
s#21/s#13/s#10
2. Preis: 11817 von Camillo Gamnitzer
Ein exzellentes logisches Selbstmatt mit kompliziertem Spiel voller Feinheiten. Der Autor gehört in diesem Genre zur Spitzenklasse. – 1.c8=L (droht 2.Sed5+ K:d4 3.Sc7+ Kc3 4.Dd3+ Kb4 5.Db5+ Kc3 6.Db2+ a:b2#) g:f2 2.L:d7 (droht 3.Sc6 nebst 4.D:a3+ Lb3#) S:d7 3.e:d7 (droht 4.Sc6/d8=D nebst 5.D:a3+ Lb3#) g:h5 4.Sf5 (droht 5.D:a3+ Lb3#) f3+ 5.Se3 (droht 6.Sa4+ L:a4#) Tg5,Lf8,Lg7 6.S:d1+ T:d1#.
3. Preis: 12017 von Gennadi W. Tschumakow & Andrej W. Seliwanow
Ein originelles Chamäleon-Echo mit einem einzelnen schwarzen Bauern in einer böhmischen Miniatur. Die zwei tadellos präsentierten Varianten von großer Länge demonstrieren eine reife Kompositionstechnik und verdienen Anerkennung. – 1.Lg4 Ke8 2.Lg5 Kf7 3.De7+ Kg8 4.Kh4 Kh8 5.Lh3 Kg8 6.g4 Kh8 7.Lf6+ Kg8 8.De8+ Kh7 9.Df7+ Kh6 10.Lg7+ Kh7 11.Le5+ Kh6 12.Lg3 g5# und 1.– g5 2.Ld6 Ke8 3.Da8+ Kf7 4.Df8+ Kg6 5.Lh2 Kh7 6.g3 Kg6 7.Lf5+ Kh5 8.Df7+ Kh6 9.Df6+ Kh5 10.Lg6+ Kh6 11.Le4+ Kh5 12.Lg2 g4#.

Abteilung: Hilfsmatt Preisrichter: Helmut Zajic, Wien

(als Auszug im Internet)
Zuallererst möchte ich SB Achim Schöneberg für sein Vertrauen sowie seine vorbildliche Betreuung und Unterstützung herzlichst danken. Ohne seine Hilfe wären mir die vielen Aufgaben außerhalb der Urdruckabteilung wie Probleme in diversen Aufsätzen, Neufassungen, Versionen, Verbesserungen etc. über den Kopf gewachsen.
Es gab insgesamt 109 Aufgaben zu beurteilen, von denen sich 86 in der Urdruckabteilung befanden. Wie schon immer wieder in der Schwalbe praktiziert, habe auch ich eine Teilung (diesmal in h#2, h#3 und h#n) für zweckmäßig erachtet. Ich befürchtete zwar schon, in Abteilung I nur einen und in Abteilung III, die quantitativ und diesmal auch qualitativ am schwächsten war, gar keinen Preis vergeben zu können, aber dann nahm ich mir die Dezembernummer vor und die Welt war wieder in Ordnung.
Ein besonders hohes Niveau wies die Abteilung II (h#2,5 und h#3) auf, weshalb ich gleich 6 Aufgaben mit Preisen auszeichnete.

Abteilung I: Hilfsmatt-Zweizüger
1. Preis: 12089
Christer Jonsson
Rof Wiehagen
2. Preis: 12088
Waleri Gurow
h#2 (10+7) h#2 (6+11)
b) wBa5 -> a6 b) sSe3 -> e7, jeweils 2.1;1.1
1. Preis: 12089 von Christer Jonsson und Rolf Wiehagen
Die Vorteile dieser Arbeit im Vergleich zum 2. Preis in StrateGems 2002 von Franz Pachl (siehe Heft 207, S. 463) bestehen nicht nur darin, dass bei völlig selbständiger Konzeption vier Steine weniger verwendet wurden, sie liegen auch in den ersten weißen Zügen, die hier keine Fluchtfelder nehmen, sondem stattdessen eine wLinie öffnen und gleichzeitig die sSelbstfesselungen erst ermöglichen. Dass der Mehrinhalt gegenüber der 12087 nur 2 Steine mehr gekostet hat, ist erstaunlich. – a)1.T:g2 c3 2.S:c3 De4#, b)1.L:h6 c4 2.S:c4 Dg6#.
2. Preis: 12088 von Waleri Gurow
Ein interessantes "Helpmate of the Future", bei dem die vier Fesselungsmatts und der doppelte Wechsel vom Erstzug zum Mattzug bei Weiß beeindrucken. So nebenbei ist auch ein Zilabi enthalten. – a) 1.T:f4 T:d5 2.Tb4 L:c6#, 1.Kb5 L:e3 2.Ta4 T:d5#, b) 1.L:d7 L:d2 2.Lb5 T:d4#, 1.Kb4 Tc7 2.La4 L:d2#.

Abteilung II: Hilfsmatt-Dreizüger
1. Preis: 11963 von Unto Heinonen
Hübscher Motivwechsel Block/Linienfreilegung auf c5 und d3 bei reziproken sZügen in meisterhafter
Darstellung. – 1.T:d3 Tg7 2.D:c5 Td7+ 3.Dd5 L:b6# und 1.D:c5 Lh4 2.T:d3 Lf2+ 3.Tde3 Td1#.
1. Preis: 11963
Unto Heinonen
2. Preis:12024
Boris B. Schorochow
3. Preis: 12092
Waleri Gurow
Boris B. Schorochow
h#3
2.1;1.1;1.1
(6+13) h#3
0.4;1.1;1.1
(3+5) h#3
b) wDb7 -> c7
(5+10)
2. Preis: 12024 von Boris B. Schorochow
"Wunderbare Einheitlichkeit der Zugfolgen. Ein großartiger Fund." kommentiert Löser MM und "Viermal Batterieaufbau mit Doppelschachmatts, ohne jeden Schlagfall. Dieses Meisterwerk bietet dem Löser einen Hochgenuss. Vielen Dank" lobt HS. Ich kann mich diesen Worten nur anschließen. Mich stört der NL-verhindernde sB überhaupt nicht, denn es ist ein Wunder, dass nicht mehr sMaterial benötigt wurde. Außerdem seufze und stöhne ich nur bei Doppelsetzungen, denn Vierfachdarstellungen sind so selten (gibt es überhaupt mehrere?), dass sie einem wirklich nicht zum Hals raushängen können. – 1.– Lf1 2.Kb7 Lg2 3.Ka8 Ta3#, 1.– Tf5 2. Tb4 Lg4 3. Tb7 Tc5#, 1.– Tf1 2.Kd7 Te1 3.Ke8 Lb5#, 1.– Lc4 2. Td4 Tc3 3. Td7 La6#.
3. Preis: 12092 von Waleri Gurow und Boris B. Schorochow
Gemischtfarbige AUW mit der Besonderheit, dass Schwarz und Weiß in die Figur, die sie zuvor geschlagen haben, umwandeln. Auch wenn das Schlagen der sD nicht auf dem Umwandlungsfeld passiert, sondern schon im 1. Zug, finde ich die Aufgabe überaus beeindruckend. – a) 1.e:f1L d7 2.L:d3 d:f8S 3.Lb5 Td6#, b) 1.e:d1T d:c7 2.T:d3 c:b8D 3.Td5 Lb5#.

Abteilung III: Hilfsmatt-Mehrzüger
1. Preis: 12094
Christer Jonsson

Rolf Wiehagen gewidmet
2. Preis: 12095
Wilfried Neef

h#4 2.1;1 ... (5+7) h#6 0.2; 1 ... (2+12)

1. Preis: 12094 von Christer Jonsson (Rolf Wiehagen gewidmet)
Das Kniest-Motiv bewirkt zwei wRundläufe, welche der Autor in erstaunlich ökonomischer Form und sogar ohne NL-verhindernde sOffiziere realisieren konnte. Löserkommentare wie: "Großartiges Problerm", Meisterwerk" und "Beeindruckende Leistung" zeigen, dass Rundläufe bei erstklassiger Konstruktion noch immer ankommen. – 1.Kd7 L:a5 2.Kc6 Lc3 3. Kb6 Le5 4. Ka5 Lc7#, 1.Kf6 T:g3 2.Kf5 Te3 3.Kg4 Te5 4.Kg3 Tg5#.
2. Preis: 12095 von Wilfried Neef
Auch wenn die Zusammenhänge zwischen den beiden Lösungen (z.B. Matt durch den Schlüsselzug) eher schwach sind, finde ich das bei einem Sechszüger mit derartig vielen interessanten s und wProblemmotiven durchaus vertretbar. – 1.– Lc7 2.Sa8 L:a5 3.Td4 Ld8 4.Sc7 K:d4 5.Kb6 Kc4 6.Ka5 L:c7# und 1.– Lf6 2.c5 L:c3 3.Kc6 Le1 4.Kd5 Kd2 5.Kd4 Lh4 6.d5 Lf6#.


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