Sie befinden sich hier
Thomas Brand:
Karl Fabel 19051975 |
229 |
Zum Valladao-Task von Werner Keym, Meisenheim Günter Büsing gewidmet |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Im Jahre
1966 schrieb Joaquim Valladao Monteiro in der brasilianischen Zeitung
O Globo ein Thema-Turnier aus, zu dessen Erläuterung die
Aufgabe Nr. 1 diente. Es sollten Zweizüger verfasst werden,
deren Lösung die drei Spezialzüge Rochade, En-passant-Schlag
und Umwandlung enthalten." So beginnt der informative Artikel "Der
Valladao-Task" von Hanspeter Suwe in der Schwalbe (April
1973, Heft 20). Darin stellt er nicht nur entsprechende Probleme vor,
sondern schrieb auch ein Thema-Turnier zum Valladao-Task (2#, 3#, n#,
Studien) aus, dessen Entscheid im Oktober 1974 (Heft 29) erschien.
Beim Studium dieser Valladao-Probleme fielen mir zwei kleine Schwächen (vor allem bei Zweizügem) auf: a) der Umwandlungszug ist dualistisch (B wird D oder L bzw. D oder T; siehe Nr. 1); b) auf den gleichberechtigten Einfach- oder Doppelschritt des (schwarzen) Bauern folgt der undifferenzierte (weiße) Bauernschlag (siehe Nr. 4). Daraus ergaben sich für mich einige Fragen: Gibt es tadellose Valladaos ohne diese Schwächen? Existieren Valladaos vor der Nr. 4 von 1961? Geht es auch in der Miniatur? Dabei beschränke ich mich in meinem Beitrag auf Probleme mit den drei reellen Spezialzügen in der Lösung, nicht in Satz oder Verführung, und zwar ohne Märchensteine oder -bedingungen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1:
1.g4! [2.a8D,L#] h4:g3 e.p./La2/L:d3 2.h8D,T/0-0-0/0-0-0#. 2:
Weiß nimmt 0-0-0 zurück. Davor erfolgte der Zug a7-a5, der
allein einen vorhergehenden weißen Zug ermöglicht, nämlich
a6:Db7. Dieser schon vor 1909 verwendete Mechanismus für den Beweis
des Bauern-Doppelschrittes findet sich auch in Nr. 8 und 14.
Zurück 0-0-0!, vor 1.b5:a6 e.p.+ b5 2.L:b5+ Kd8/Kf8 3.b8D/b8D,T#.
3: 1. e5:d6 e.p.! 2.0-0-0 d6:e7 3.Tf8 e7:f8D,T#.
Erstdarstellungen Wahrscheinlich stammen das erste zweizügige und das erste dreizügige Valladao-Mattproblem von Ivar Godal (Nr. 4 und Nr. 6a). Nicht zu verhindern ist im Zugzwangproblem Nr. 4 nach e7-e6 oder e7-e5 der undifferenzierte Bauernschlag f5:e6. In Nr. 5 entfällt er; denn nach 1.0-0! droht 2.g6#, und dagegen ist f7-f6 keine Parade. Im Dreizüger Nr. 6a funktioniert alles bestens: 1.Td1? scheitert am Schach durch 2. T:e6+, und gegen die Drohung 2.T:d4# hilft nur e7-e5. Godal selbst veröffentlichte 1973 eine sparsamere Version (Nr. 6b): Position von Nr. 6a minus Bb5, Bb4, Sg8, plus wSa5. Gegenüber dieser Version ersetzt meine Fassung (Nr. 6e) zwei Offiziere durch einen Bauern (Meredith) und vermeidet den Schlagfall im Mattzug. Im Urdruck Nr. 7 folgen nach einer Schachprovokation die drei Spezialzüge unmittelbar aufeinander (vgl. Nr. 14), außerdem gibt es Umwandlungen in den Fehlversuchen und das alles mit nur 9 Steinen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
4:
1.0-0! (Zzw.) a1S/a1D,L/e6/e5 2.Tb2/f6/f5:e6/f5:e6 e.p.# Satz: 1.
Ld2+ 2.K:d2#. 5: 1.0-0! [2.g6#] b1S/f5 2.Tc2/g5:f6 e.p.#
1.g6+? Se3 2.0-0#? unzulässig. 6a/6b: 1.0-0-0! [2.T:d4#]
e5 2.f5:e6 e.p.+ T:e6 3.g7:f8ßS# Nur 6a: 1. Sf6 2.T:d4+
Sd5 3.T:d5# 6c: 1.0-0! [2.Tf4#] e5 2.d5:e6 e.p.+ Te6 3.h8S#
7: 1.Th5! [2.Th8#] g5+ 2.f5:g6 e.p. 0-0-0 3.a8D# 2.K:g5/Kg4/Kg3?
g1D,T+! 1.T:g7? (g1D/T? 2.Tb8+ T:b8 3.a7:b8D,T#) Kf8! 8:
Es geschah wBh2 > h8X ohne Schlagfall, daher zuletzt nicht
sBh5:Xg4. Die sBB schlugen die 6 fehlenden wSteine. Zuletzt geschah
f7-f5 f6:Sg7. 1.g5:f6 e.p.! [2.L:g6+/f7+] 0-0-0+ 2.Kf7 Le7 (2.
Kb8? 3.T:d8+ Sc8 4.T:c8+ K:c8 5.g8D,T+ Lf8 6.D,T:f8#) 3.K:e7 S:d5+ 4.Kf7S:f6
5.T:d8+ K:d8 6.e7+ Kc8 7.g8D,T+ S:g8 8.e8D,T#
Wahrscheinlich ist Nr. 8 die früheste Valladao-Studie, denn (ältere) Probleme mit der A-Posteriori-Bedingung und der Forderung "Gewinn" (z.B. von N. Petrovic) gelten nicht als Studien. Allerdings sind Stellung und Lösungsverlauf von Nr. 8 auch nicht gerade partiegemäß. Sogar im Einzüger lässt sich der reelle Valladao bewältigen: In Nr. 9 ist Schwarz am Zug und in Zugzwang; Umwandlungsdual und undifferenzierter Bauernschlag sind hier wohl unvermeidbar. Dagegen ist Nr. 10 tadellos, aber Schwarz steht ja auch im Schach. Tadellose Zweizüger |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9:
1.K:d3/K:e5/c6/c5! 0-0-0/h8D,L/d5:c6/d5:c6 e.p.# 10: 1.Kd3/Kd5/c5!
0-0-0/f7:e8S/ b5:c6 e.p.# 11: 1.0-0-0![2.Se4#] e5/Tc8/T:h2
2.d5:e6 e.p./d7:c8S/d8D,T# 12: 1.0-0! [2.Te1#] f5/Sc6
Sd5 Sd7/Sg6 2.g5:f6 e.p./c8S/T1:f7# 1.Kd1,Kd2/Tf1? Sg6/Sc8! 13:
Es geschah sBh7 > h1X ohne Schlagfall, daher zuletzt nicht
wBh6:Xg7. Die wBB schlugen die 10 fehlenden sSteine. Zuletzt geschah
c2-c4 Kc4-d4. 1.a4/b5:c4/K:c4/e2/g5? g8D 2.~ Dd5# Lb4:c3 e.p.! g8D 2.K:d3
0-0-0# 14: Die wDoppelbauern schlugen die 3 fehlenden
sOffiziere. Der wLc1 wurde auf c1 geschlagen. Die sBB schlugen die 6
übrigen wOffiziere, unter anderem sBa7:Xb6:Xc5, wBa2>a7,
sBb7:Xa6. Zuletzt b7:Xa6? würde den sLc8 aussperren. Zuletzt e6:Xd5?
ergäbe zwei Schlagfälle zu viel. Zuletzt geschah g7-g5 g6:Xh7.
1.f5:g6 e.p.! [2.h8D,T#] 0-0-0 2.a8D#
Durch einen (retroanalytisch
begründeten) En-Passant-Schlüssel lassen sich die drei Spezialzüge
im Zweizüger sogar in einer einzigen Zugfolge einwandfrei darstellen:
in Nr. 13 mit schwarzem Anzug, in Nr. 14 mit weißem.
Vielleicht ist Nr. 14 das erste direkte Problem, in dem die
drei Spezialzüge unmittelbar aufeinander folgen? Erst nach intensiven
Bemühungen gelang mir dieser Task im Task, und zwar zuerst im
Zweizüger mit dem unerwarteten Ergebnis, dass die notwendige
Retroanalyse relativ unkompliziert und die Lösung selbst einfach
ist. Im Zweizüger lässt sich eine andere Reihenfolge der
drei Einzelzüge (z.B. wE.p.-Schlag, sUmwandlung, wRochade) vermutlich
nicht darstellen. Der Lösungsmechanismus der Nr. 14 führte
ohne Retroaspekt zum gefälligen Dreizüger Nr. 7. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
15:
Zurück 1.e5:f6 e.p.! f7-f5 2.Ka8:Tb7! 0-0+ 3.g4-g5 (davor T-b7),
vor 1.c8D# 16: 1.0-0! Zz Kg3/f6/f5 2.Dh5/g5:f6/g5:f6 e.p.
~ 3.Tf3/g8D,T/g8D,T# 17: 1.0-0-0! [2.T:c7+ Kb4 (Kb3? 3.Td4
... 5.Ta#) 3.Kc2 Kb5 4.Tb1+ ... 6.Ta#; 2. Kb5 3.Kd2 Kb6 4.Tc2
... 6.Ta2#] c5 2.d5:c6 e.p. Kc5 3.c7 d5 4.c8D+ Kd6 5.Te1 d4 6.Td7#;
2. d5 3.c7 d4 4.c8D+ Kd5 5.Te1 d3 6.Td7# 1. c6 2.d5:c6 etc.
1. Kc5 2.Kc2! [3.Kb3 c6 4.Tb4 c6:d5 5.Tc1#] (2.Kb2/T:c7? Kc4/Kb6!)
c6 (Kc4? 3.T:c7+ Kb5 4.Tb1 + s.o. Drohung) 3.Kb3! [4.Tb4] c6:d5 4.Tc1
+ Kd4 5.Te7 (Zzw.) Kd3 6.Td1# 1.Td1? c6!
Mit der Widmung
danke ich Günter Büsing für seine mehrfache schnelle
Hilfe und vor allem für seine souveräne Schriftleitung der
Schwalbe seit vielen Jahren. Mein Dank geht auch an Erich Bartel,
Mirko Degenkolbe, Peter Heyl, Günter Lauinger, Frank Müller,
Godehard Murkisch, Franz Pachl, Stephen Rothwell, Achim Schöneberg,
Hanspeter Suwe, Günther Weeth und Gerd Wilts für freundliche
Unterstützung. Hinweise, Ergänzungen oder Berichtigungen
sind stets willkommen. Die inhaltlich und historisch faszinierenden
Beiträge zum Thema Valladao von Stephen Rothwell und Hanspeter
Suwe im Heft 17 von König & Turm (September 2005) empfehle
ich allen Interessierten. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Entscheid im Informalturnier 1998 der Schwalbe Abteilung: Dreizüger Preisrichter: Roland Naier, CH-Muttenz (als Auszug im Internet) X |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
20 Probleme habe
ich damals mit viel Interesse lösen und studieren dürfen,
bevor ich wenige Wochen vor dem WCCC-Kongress 1999 in Israel durch eine
lebensbedrohliche Blutvergiftung über Nacht "weg vom Brett'
war. Dass dies der Beginn für eine langjährige, fast komplette
Abstinenz vom Problemschach werden sollte, hätte ich mir nie vorstellen
können; doch manchmal ändern sich Prioritäten und man
gewöhnt sich sogar daran! Aber alte Liebe rostet nicht und deswegen
darf ich jetzt auch meine letzte Altlast beseitigen:
2 der 3 Miniaturen von Ferad Kakabadze sind steingetreu durch J. Fritz vorweggenommen (9942: Zdravy problemove komise 1963 und 10119: Prace 1950 3. Preis) ein Schelm, wer Böses dabei denkt? Die Qualität der verbleibenden 18 Bewerbe ist von sehr beachtlichem Niveau, weshalb die Auszeichnungsschwelle einigerinassen hoch angesetzt werden darf. Trotzdem verbleiben 11 nennenswerte Aufgaben, nachdem ich noch 2 weitere Lob-Kandidaten aussortiert habe: 10120 (Stephan Gürtler): da dünkt mich der Vorläufer von E. Vissermann (Probleemblad 1974) doch wesentlich pointierter, auch weil er ohne verwässernde Nebenspiele auskommt. 10121 (Waleri Schawyrin): hat gewisse Originalität, aber vor allem der lediglich ein potenzielles Fluchtfeld deckende Ta4 verhindert eine Auszeichnung. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1.
Preis: 9881 von Gerd Rinder Was für ein phantastisches, weiss-schwarzes Strategie-Spektakel mit Ränken a la "Spion gegen Spion": die einfache Bahnung 1.Le5? mit Vielfachdrohungen nach dem stillen 2.Dd6 scheitert noch an einem simplen Selbstblock, weil zuwenig weit gedacht/gebahnt. Die erweiterte Bahnung 1.Lf4!? verpasst aber die notwendige Überdeckung von d4 und erlaubt dadurch die giftige Konter-Offensive mit einer schwarzen Bahnung für die Fesselung der nun allein drohenden Dame. Erst die geniale Bahnungssteigerung 3. Grades entlarvt auf triumphale Weise das schwarze Gegenspiel als Weissauer-Bahnung da geht alles Schlag auf Schlag, thematisch dicht verwoben und auf den Punkt gebracht! Höchst originell und faszinierend! 1.Le5? [2.Dd6 und 3.Db4/Dc5/Dd4/Tc3#] S:e5 2.D:e5, aber 1. Sh6!; 1.Lf4!? [2.Dd6] Sh6 2.Tc3+ Kd5 3.De5#, aber 1. L:c6!! (2.Dd6 Dd5 3.Tc3+ Kd4!); 1.Lg3! [b4 2.Dd6 Kb5 3.D:b4#] 1. L:c6 2.Df4+ Le4 3.Ld5# (2. De4/L:f4 3.D:c1/Sa3#) (I.Lh2? D:h2!) 2. Preis: 10006
von Martin Wessels 3. Preis: 9882
von Ivo Tominic |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Während Leonid
Jarosch seine Erstdarstellung des Echo-Babson nachträglich mit
einem guten Schlüssel ausstatten konnte (1.a7!), dürfte dies
bei der ersten Verwirklichung des zyklischen Babson (ohne Umwandlungsfiguren)
nicht möglich sein. Dennoch freue ich mich natürlich, eine
funktionierende Matrix gefunden zu haben.
In der zweiten
Fassung (2) mit dem absoluten Notschlüssel 1.S:a2!
finden sich in den Varianten 2. Sc3+ 3.S:c3 Ke5 4.De7#
und 2.g:f8T 3. Kc7 4.Dd8# keine Mattduale mehr, doch wen wundert's, Das Schema ist sehr variabel. So sind z.B. das Versetzen des wK auf der 4. Reihe und andere Mattführungen nach der weißen Turmumwandlung interessante Optionen. Dass man nicht alles haben kann, könnte sich beim zyklischen Babson jedoch als dauerhafte Erkenntnis erweisen. Wie im April-Heft
2005 beschrieben (S. 115), ist das Babson-Thema in seiner vollen Dimension
noch längst nicht bewältigt. Hoffen wir, dass bis zum nächsten
Fortschritt nicht erneut 22 Jahre vergehen.
Nachtrag: Mit der 4 (1.d:e7) dürfte der bestmögliche Schlüssel erreicht sein. Allerdings ist die weiße Dame nur in einer Variante aktiv, dabei im 3. Zug dualistisch (2.e:f8T Kd6 3.Dg2,Dh1 Zz K:c7/K~ 4.b8D,L,Le5//Dd5#), und Ta7 wird nur für das Nebenspiel 1. e:d1D 2.e:f8D,L Da5+ 3.T:a5 gebraucht. Auf 1. d1S 2.e:f8D Sb2+,Sc3+ folgt jeweils 3.Kb3 und nach 2.e:f8S+ 3.Le5+ |
Impressum Datenschutz
Anschriften: siehe Vorstand
Internetauftritt: Gerd Wilts