Am 7. Jänner
dieses Jahres erreichte mich die Trauerbotschaft: Die kleine Welt des
Problemschachs hatte einen ihrer Großen verloren. Nahezu drei
Jahre hatte Fritz mit einer heimtückischen Tumorerkrankung gekämpft,
hatte aber seine gesundheitlichen Probleme vor seiner Umwelt verschwiegen.
Erst im Sommer 2004, als die Anzeichen einer schweren Krankheit nicht
mehr zu übersehen waren, erklärte er im Freundeskreis "Die
Partie meines Lebens mündet in ein verlorenes Endspiel" und
sah damit das Thema als erledigt an. Hilfe gestattete er nur in den
letzten drei Monaten, als er auf kontinuierliche medizinische Betreuung
angewiesen war, und sich die Aufenthalte im Krankenhaus mehrten.
Die schachlichen Verdienste Fritz Chlubnas sind wohl allen Schwalbe-Mitgliedern
bestens bekannt. Sie liegen in der Kombination des kreativen Komponisten,
des fachkundigen Probleraredakteurs und -kritikers, des unbestechlichen,
um Gerechtigkeit bemühten Preisrichters und nicht zuletzt des Buchautors
und -verlegers, der die Schachliteratur mit seinen Schriften nachhaltig
bereichert hat.
Ich möchte daher im Sinne unserer 45 Jahre währenden Freundschaft
diese Zeilen dem Menschen Fritz Chlubna widmen, der hohe Sensibilität
und Empfindsamkeit oft hinter einer rauhen Schale zu verbergen wußte.
Ich lernte den 14-jährigen Schüler im Herbst 1960 in der legendären
Problemistenrunde um den Schachprofessor Josef Halumbirek kennen, deren
besondere Atmosphäre ich in der Einleitung zum Dreiklang festzuhalten
versucht habe. Von seinem Vater begleitet, führte Fritz eines abends
mit leuchtenden Augen seine ersten selbstgebauten Probleme vor, und
seine Begeisterung war grenzenlos, als ihm die erlauchte Corona Talent
bescheinigte und ihn ermutigte weiter zu machen.
Bald war Fritz regelmäßiger Gast der Kaffeehaus-Runde und
vertiefte sich in die Problemliteratur, mit der Halumbirek die Jungkomponisten
zu denen auch ich selbst als damals 19-jähriger Jura-Student
zu zählen war zu versorgen pflegte, allerdings nicht ohne
problemschachliche Hausaufgaben zu stellen. So traf ich mich mit Fritz
oft zwischen den 14-tägigen Schachrunden, wir lernten die Fachbegriffe
auswendig und bastelten unsere ersten Inder, Nowotnys und Plachuttas,
die dann nach Approbation durch Halumbirek in verschiedenen Tageszeitungen
abgedruckt wurden.
Mit unglaublicher Intensität und wachsendem Erfolg vertiefte sich
Fritz in den nächsten 10 Jahren in die Welt des Schachproblems,
wenn er nicht seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Besuch von
Opern- und Konzertaufführungen, frönte, wozu ihm die Musikstadt
Wien reichlich Gelegenheit bot. Die Schule und später der (ungeliebte)
Beruf eines kaufmännischen Angestellten in einem Elektrounternehmen
spielten nur eine bescheidene Nebenrolle,
Im Jahr 1969 ich war inzwischen nach dem Tod Halumbireks Österreichischer
Delegierter bei der PCCC geworden begleitete er mich zum Jahreskongress
der Kommission in Vama (Bulgarien). Das persönliche Treffen dort
mit all den Meistem der Problemkunst, die er bisher nur aus ihren Kompositionen
kannte, war für Fritz, wie er in seiner Kurzbiographie (Dreiklang
S. 221) schrieb, ein Schlüsserlebnis, das die Weichen für
seine weitere Problemistenkarriere stellte. Er war einer der wenigen
jungen Problemisten, die sich auch für die notwendige, aber meist
unbedankte Kommissionsarbeit interessierten, und stellte sich in den
Jahren 197274 dem damaligen PCCC-Präsidenten Gerhard Jensch
als Sekretär zur Verfügung.
Im Jahr 1970 stellte Fritz erstmals sein Talent als Buchautor unter
Beweis, als er zusammen mit mir die österreichische Anthologie
Problempalette verfasste, und hiebei die redaktionelle und technische
Hauptarbeit leistete. Auf die hier gewonnenen Erfahrungen konnte er
bei unserem zweiten gemeinsamen Buchprojekt, der 1991 erschienenen Problempalette
II, aufbauen.
Ab 1970 bewegte sich das Spektrum des Fritz Chlubna ausschließlich
und in höchster Konzentration auf der Ebene der Kunst zwischen
Problemschach und Musik. Er führte mit seiner Mutter, die ihn umsorgte
und von allen Widrigkeiten des Alltags abschirmte, ein zurückgezogenes,
bescheidenes Leben, das nur ein- bis zweimal jährlich durch Schach-
und Urlaubsreisen (diese vorwiegend nach
Deutschland und Skandinavien) unterbrochen wurde. Fragen der Politik,
der Wirtschaft. der Technik, des Sports und des Gesellschaftslebens
im allgemeinen wurden zu unbedeutenden Nebenvarianten degradiert. Logische
Konsequenz dieser Haltung war der berufliche Wechsel von der Elekiroindustrie
zum Musikalienhandel im Jahr 1980, und der Weg in die mit finanziellen
Verlusten, aber beruflicher Befriedigung verbundene Selbstständigkeit
im Jahr 1993. Die Herausgabe von Problemschach-Büchern und Musikkatalogen
wurde ab diesem Zeitpunkt zu seiner Profession.
Vor diesem Hintergrund wird die bis zur Selbstaufopferung gehende Leidenschaft
verstandlich, die Fritz in seine Buchproduktionen und in seine Tätigkeit
als Schachredakteur legte. Mit großter Akribie und monatelangen
Vorstudien in großen Schachbibliotheken pflegte er zu recherchieren
und seine Bücher vorzubereiten. Als Redakteur widmete er sich mit
äußerster Sorgfalt und Genauigkeit der Korrespondenz mit
Lösern und Komponisten. Keine Frage war ihm zu unbedeutend, wenn
er das Gefühl hatte, einem Problemfreund mit der Diskussion darüber
helfen zu können. Oft gab er uneigennützige Ratschläge
zur Verbesserung eines nicht auskonstruierten Problems. Dies alles in
dem Streben, das Problemschach zu popularisieren, und auch bei Partiespielem
dafür Interesse und Verständnis zu erwecken. In seinem wohl
bekanntesten Buch Schach für Nußknacker brachte er diese
Zielsetzung auf eine einprägsame Kurzformel: Partie + Problem =
Schach.
Nur in einem war Fritz empfindlich: Wenn arrivierte Autoren glaubten,
schwächere Neten- und Zweitfassungen guter Probleme in der Partiezeitschrift
Schach-Aktiv abliefern zu können. dann scheute er trotz
manchmal daraus resultierender Irritationen nicht davor zurück,
solche Stücke auch bei Internationalen (Groß-) Meistern abzulehnen.
So zurückgezogen Fritz auch in seiner kleinen, in einem Wiener
Außenbezirk gelegenen Mietwohnung lebte, so reichhaltig und weltoffen
war seine Korrespondenz, die sich zuerst per Brief und dann über
das neue Medium Internet auf alle fünf Kontinente erstreckte.
Zentrale dieser Aktivitäten war sein "Büro", ein
ca. 20 Quadratmeter großer Raum, der von einer wuchtigen Musik-Stereoanlage,
einem Computer-Equipment mit mehreren Druckern und einer Vielzahl von
Schränken und Regalen, vollgefüllt mit Schallplatten, Musik-CDs
sowie Schachbüchern und -zeitschriften beherrscht wurde.
Ein signifikanter Charakterzug von Fritz war seine Bescheidenheit. Bei
Problemistentreffen hielt er sich meist als unauffälliger Zuhörer
im Hintergrund. Nur wenn man ihn gezielt ansprach, taute er auf und
ließ mit zunehmender Gesprächsdauer sein reiches Fachwissen,
gepaart mit Schlagfertigkeit und feinem Humor Eigenschaften,
die auch alle seine Bücher auszeichnen , erkennen.
Eine Episode in diesem Zusammenhang: Das Buch Dreiklang war von Fritz
ursprünglich als ca.
200 Seiten starker Band der FC-Serie geplant, in welchem er unter dem
Titel 150 Mehrzüger von A. Johandl 150 Märchenschachaufgaben
aus meiner Produktion gegenüberstellen wollte. Nur mit Mühe
gelang es mir, den Freund zu überreden, in eine solche Kollektion
auch seine eigenen Opera aufzunehmen, denn er meinte, wen würden
wohl zu Beginn des 21. Jahrhunderts seine 2030 Jahre zurückliegenden
Problemschöpfungen in geballter Sammlung noch interessieren.
Erst nach mehreren Anläufen setzte ich mich durch das Konzept
wurde geändert, und ich glaube,
rückblickend, der Erfolg des Buches Dreiklang hat mir recht gegeben.
Es verwundert wohl niemanden, dass unter den geschilderten Umständen
im Dasein der Fritz Chlubna kein Freiraum für eine andauernde Lebenspartnerschaft
vorhanden war. Umso wichtiger war ihm die Pflege von Freundschaften,
die entweder dem Musik- oder dem Schachkreis entstammten. Er war das,
was man einen bedingungslos treuen Freund nennt, auf den man sich immer
verlassen kann. Ich erinnere mich noch an das Jahr 1984, als ich nach
einem lebensbedrohenden Unfall im September 1983 mehrere Monate in einer
außerhalb Wiens gelegenen Reha-Klinik verbringen mußte und
der weiteren Entwicklung recht pessimistisch entgegenblickte. Neben
meiner Familie war es Fritz, der mich dort besuchte und in tröstlichen
Gesprächen ermunterte, die Beschäftigung mit Problemschach
wieder aufzunehmen. Dies ewies sich letztlich als wertvolle therapeutische
Hilfe.
Dreiklang ist der Titel des letzten Buches, das Fritz der Nachwelt hinterlassen
hat. Ein "Dreiklang" kennzeichnet auch sein persönliches
Leben: Schach Musik Freundschaft waren jene drei Säulen,
die ihn zu Harmonie und Zufriedenheit geführt hatten, und aus denen
er nicht zuletzt die Kraft schöpfte, die schwere Bürde seiner
Krankheit als unabänderliches Schicksal durch nahezu drei Jahre
mit
bewundernswerter Tapferkeit zu ertragen.
Verharren wir im Gedenken an einen wahren Problementhusiasten und lassen
wir eine Reihe seiner schönsten Kompositionen Revue passieren.
Problemauswahl: Die nachstehenden 12 Probleme sollen einen Einblick
in das vielseitige Schaffen des Verstorbenen geben. Die Lösungen
finden sich gesammelt am Ende dieses Artikels.
1
Friedrich Chlubna
The Problemist 1976
3. Preis
|
|
2
Friedrich Chlubna
Die Schwalbe 1965
2. Preis
|
|
3
Friedrich Chlubna
Probleemblaad 1971
1. ehrende Erwähnung
|
|
|
|
#2
b) sBg4 -> h4
|
(7+12) |
#3 |
(12+7) |
#3
|
(12+7) |
4
Friedrich Chlubna
1. WCCT 197275
2. Platz
|
|
5
Friedrich Chlubna
Schach-Report 1995
1. ehrende Erwähnung
|
|
6
Friedrich Chlubna
feenschach 1975, 2. Preis
Korrektur W. Seehofer
Schach-Aktiv II/2005
|
|
|
|
#3 |
(11+15) |
#3 |
(6+8) |
s#11 |
(8+3) |
Fritz war ein
Liebhaber und großer Kenner des Zweizügers, obgleich nur
ein geringer Teil seines eigenen Schaffens auf diese Spezies fiel.
Der Aufbau weißer Batterien ist das Bindeglied des prägnanten
Zwillingsproblems (1). Die stärksten Leistungen bot der
Autor nach meiner Beurteilung im Dreizüger. Die Häufung
von Damenopfern in (2), einem Frühwerk des damals 19-jährigen
Jünglings, wurde auch vom gestrengen Prof. Halumbirek gelobt.
Räumungsopfer zählten in den 1970er Jahren zu den Lieblingsthemen
des Verfassers. (3) präsentiert in drei Varianten einen
Zyklus. In (4) beeindruckte mich als Preisrichter des 1. WCCT
das Räumungsopfer dreier Figuren auf dem selben Feld. Der ökonomische
LeGrand (5) hat seinen Weg ins FIDE-Album 199597 gefunden,
womit Fritz 58,5 Punkte erreichte, und damit keinen Geringeren als
Dr. H. Lepuschütz, der bisher mit 57,5 Punkten (punktegleich
mit Fritz) die Position des erfolgreichsten Österreichers inne
gehabt hatte, überholte. Das eine Opferhäufung zeigende
Selbstmatt (6) war ursprünglich ein in feenschach 1975
preisgekrönter 12-Züger. Erst nach Erscheinen der Problempalette
II im Jahr 1991 wurde eine zerstörende Nebenlösung gefunden,
an deren Behebung der Autor scheiterte. Mit dem Trick der Verkürzung
um einen Zug ist W. Seehofer eine befriedigende Korrektur gelungen,
die Fritz noch wenige Monate vor seinem Tod akzeptierte. Bis etwa
1985 wurden ca. 30 Probleme unter dem Firmennamen FCKW publiziert,
das Selbstmatt (7) gehört zu den besten dieser Co-Produktionen.
Im Mehrzügerland Österreich mit den Allzeitgrößen
Halumbirek, Lepuschütz, Schneider und Johandl war es naturgemäß
schwer, sich auch in dieser Sparte zu etablieren. Mit der originellen
(8) setzte Fritz neue Akzente im Themenkreis Räumungsopfer.
Die Verbindung von Damenpendel und schwarzer Halbfesselung in (9),
einer Gemeinschaftsarbeit mit Dieter Kutzborski (der zum engeren Kreis
der Schachfreunde von Fritz zählte), hat mir als Preisrichter
des hochkarätig besetzten Grasemann-Gedenkturniers gut gefallen.
Der elegant ökonomische Hilfsmatt-Dreispänner (10)
kann als Beispiel für die h#-Abteilung des vom Österr. Schachbund
ausgeschriebenen F. Chlubna-Gedächtnistumiers dienen. Beim Duplex
h# (11) ist einem Geistesblitz von Norbert Geissler die konstruktive
Letztfonn zu verdanken. Auch wenn es in seinem Schaffen nicht so deutlich
zum Ausdruck kam, wußte Fritz auch das (gemäßigte)
Märchenschach zu schätzen, was ihn unter anderem zu häufigen
Besuchen der Andernacher-Treffen veranlasste. Seine Favoriten auf
diesem Gebiet waren Reflexmatts, wie das Beispiel (12) in schöner
Weise demonstriert.
7
Friedrich Chlubna
Klaus Wenda
feenschach 1983
1. Preis
|
|
8
Friedrich Chlubna
Schwz. Arb.-Schachztg 1972
1. ehrende Erwähnung
Korrektur in 64+100, 1996
|
|
9
Dieter Kutzborski
Friedrich Chlubna
H.-Grasemann-GT 198688
3. Preis
|
|
|
|
s#3 |
(15+10) |
#9 |
(9+15) |
#5 |
(10+13) |
10
Friedrich Chlubna
Thema Danicum 1977
Preis
|
|
11
Friedrich Chlubna
Schweizer. Schachztg. 1978
Version von N. Geissler
(Dreiklang 2001)
|
|
12
Friedrich Chlubna
Probleemblaad 1974
1. ehrende Erwähnung
|
|
|
|
h#2
3 Lösungen
|
(3+11) |
h#2
Duplex
|
(4+3) |
r#2 |
(10+14) |
Lösungen:
1: a) 1.S:f4! [2.Td5] 1. Sef6/Shf6 2.L:c7/Sg2,
1. Td2/Td1 2.D:d3/S:h5; 1. S:f4 2.D:f4; b) 1.S:c7! [2.Td5]
1. Sef6/Shf6 2.Sb5/D:f4, 1. Td2/Td1 2.S:e8/Dg5; 1.
Sc7 2.L:c7. 2: 1.Df8! [2.D:b4+ T:b4 3.c3] 1. T:e5
2.Dc5+ T:c5 3.e5, 1. L:e5 2.Dd6+ L:d6 3.e5 (2. Td5 3.D:d5),
1 . D:e5 2.Dg7! [3.Dg1] 2. D:g7 3.e5 (2. Td5 3.e:d5).
3: 1.Dc5! [2.Sg6+ L:g6 3.De5] 1. D:c5 2.Se2+ d:e2
3.Lg3, 1. T:d1 2.Lg5+ S:g5 3.Th4, 1. Te8 2.Tf5+ L:f5 3.Sh5.
4: 1.Te:e4+? d:e4!; 1.Tf:e4? S6:e4!; 1.D:e4+? S2:e4!;
1.Lb7! [2.Sc6+ Kc4 3.La6] 1. Ld1 2.Te:e4+ ~ 3.Se6, 1.
Da8 2.Tf:f4+ ~ 3.Le5, 1. Tc1 2.D:e4+ ~ 3.Sf3. 5:
1.Kc8! [2.Dc6+ K:d4 3.D:c4] 1. b5 2.La7 [3.Dc6 A] 2.
e:d4 3.Sg3 B, 1. Lf1 2.Tf3 [3.Sg3 B] 2.
e:d4 3.Dc6 A; 1.Ka7? b5! (2.La7??); 1.Ka6? Lf1 2.Tf3 c3+!
6: 1.Lg3+ Kg4+ 2.Lh4+ K:h4 3.Dg5+ Kh3 4.Sf2+ L:f2 5.Sg1+ L:g1
6.Lg4+ Kg3 7.Lh3+ K:h3 8.Dg2+ Kh4 9.Th5+ T:h5 10.Td4+ L:d4 11.Dg3+
K:g3; Weiß opfert alle 7 Offiziere. 7: 1.Ta4?
[1.La2 nebst 3.Sd4, Se3+] 1. e5 2.Sa3+ e4 3.T:a5+ Lc5, aber
1. Td8 2.La2 Td3!; 1.Ta3? [2.La2 nebst 3.Td3] e5! (2.Sa3+??);
1.Kf1! [2.d3 T:f8 3.Sd4+ A L:d4, 2. Lg6 3.Se3+ B
L:e3] 1. T:f8 2.Se3+ B Ke6 3.Sf5+ Le3, 1. Lg6 2.Sd4+
A K:f6 3.Sde6+ Ld4, (1. e5 2.Se1+! e4 3.T:a5+ Lc5).
8: 1.Sf6! [2.Sf:h7] (1. Se~? 2.f:g8D+) 1. d4+ 2.Tc6!
L:c6+ 3.Te4! L:e4+ 4.Kf1 Lg2+ (4. g2+? 5.Kg1) 5.Ke1 d2+ 6.K:d2
Sc4+ 7.Kc1 Th8 8.Sd7+! T:d7 9.Lg7. 9: 1.Kf1! [2.f4+
g:f4 3.Sg4+ Ke4 4.Shf2+ Kf3 5.Th3] 1.D:a2 2.Dc7+ Ke6 3.Sf4+ g:f4 4.Dd7+
Ke5 5.Sg4, 1. T:g7 2.De8+ Kd6 3.Se4+ f:e4 (3. Kc7 4.Dd7+
K~ 5.Db7) 4.Dd7+ Ke5 5.f4. 10: 1.Sef8 Sa6 2.0-0-0 Tc7;
1.Sg7 Tc7 2.Te7 Tc8; 1.Lh5 Sc6 2.Shf8 Te7. 11: Schwarz
am Zug: 1.Tf6 Sb6 2.Le7 Dc8; Weiß am Zug: 1.Sf6 Ld6 2.Dg5 Th1.
12: Jeder Zug der weißen Dame aus der c-Linie
droht 2.L:e7 Tc8; 1.Dd3? e6!; 1.Dh3? e5!; 1.Da3? Tc8!; 1.Df3? Lc6!;
1.Db3! [2.L:e7 Tc8] 1. e6 2.L:e6 D:g6, 1. e5 2.S:e5 Lc6,
1. Tc8 2.T:b5 Sc7, 1. Lc6 2.T:f6 S:f6.
|
Die Aufgabe, anstelle
des ursprünglich vorgesehenen Richters diesen Preisbericht zu
erstellen, habe ich sehr gerne übernommen! Besonders gefreut
hat mich, dass sich beim Sichten der Probleme herausstellte, dass
es ein sehr starker Jahrgang war vier Aufgaben finden sich
in dem inzwischen veröffentlichten FIDE Album und FIDE Album
Annexe wieder , mit vielen preisverdächtigen Retros unterschiedlichster
Art: neben klassischen Auflöseretros und Beweispartien waren
Einfärberetros, Lastmover, Märchenretros, Verteidungs- und
Hilfsrückzüger zu bewerten. Bei Werken so unterschiedlicher
Art spielt der persönliche Geschmack des Preisrichters natürlich
eine große Rolle. Die für mich wichtigsten Bewertungskriterien
waren inhaltliche Tiefe, Originalität und technische Ausführung.
Zusätzlich zu den bereits bekannten Nebenlösungen erwiesen
sich drei weitere Probleme (8823v, 8883v, 8945) als nebenlösig
(siehe Ende des Preisberichts). Unter den verbliebenen 49 Problemen
waren acht Beweispartien und zwei Märchenretros, die ich alle
gemeinsam bewertet habe.
|
1.
Preis: 9066
Alexandr Zolotarew |
|
Ergänze
drei Figuren
und einen Bauern
und löse die Stellung auf!
|
(13+11)
|
1. Preis: 9066
von Alexandr Zolotarew
Ergänze wSg7, sLg4, sSg5, sBb3
R: 1.d4:Te5 b4-b3 2.Td7-e7 Te7-e5+ 3.Td5-d7 Se6-g5
4.Tg5-d5+ e5-e4 5.Sf5-g7 Sg7-e6+ 6.Se3-f5 Lc8-g4 7.Sg4-e3+ d7:Lc6
8.Lb5-c6 e6-e5 9.Lf1-b5 Ke4-f4 10.e2:Tf3.
Ein komplexes, klassisches Ergänzungs- und Auflöseretro
mit vier Ablösungen von gefesselten Figuren! Alle drei einzusetzenden
Figuren wirken in der Auflösung mit und befreien sich gegenseitig
aus ihren Fesselungen. Für den Löser ist dieses Problem
eine harte Nuß, da zunächst einige falsche Kombinationen
von einzusetzenden Figuren ausgeschlossen werden müssen: so scheitert
z.B. der Entschlag des wLf1 auf b5 durch den sBa nur knapp an einem
fehlenden weißen Tempo. Zwar sind im Vergleich zur 8815 nicht
sehr viele letzte Züge eindeutig bestimmt, aber dafür müssen
vier statt nur drei Steine eingesetzt werden. Außerdem liegt
der Anzug nicht offensichtlich fest, das Diagramm kommt mit dem Standardfigurensatz
aus, und es ist nicht von vorneherein ausgeschlossen, dass eines der
drei Schachs offen bleibt. Ein exzellenter und der Schwalbe angemessener
erster Preis!
|
2.
Preis: 8886
Andrej Frolkin |
|
KBP
in 24,5
|
(14+13)
|
2. Preis: 8886
von Andrej Frolkin
1.f4 Sf6 2.f5 Se4 3.f6 Sg5 4.f.:e7 f5 5.Sh3 Kf7 6.e8=T Ld6 7.Te6 Le5
8.Tb6 a:b6 9.Sf4 Ta3 10.Sd5 Tg3 11.h:g3 f4 12.Th6 f3 13.Te6 h5 14.a4
h4 15.a5 h3 16.a6 h2 17.a7 h1=T 18.a8=D Tg1 19.Da4 Thh1 20.Dc6 b:c6
21.Te8 La6 22.Se7 Ld3 23.c:d3 Dc8 24.Da4 Db7 25.Da8
Auf a8 und e8 haben sich zwei weiße Bauern in Dame und Turm
umgewandelt, die von den sBB a7 und b7 geschlagen wurden (Ceriani-Frolkin-Thema).
Anschließend besetzen die weißen Originalsteine Dd1 und
Th1 die Umwandlungsfelder ihrerVorgänger (Anti-Pronkin-Thema).
Andrej Frolkin ist der Erfinder dieser Erweiterung des Ceriani-Frolkin-Themas,
das inzwischen zu einem Standardthema in der Beweispartiewelt avanciert
ist. Gleich im Jahr der Erstdarstellung hat der Autor das Thema zweifachgesetzt
in mindestens sieben verschiedenen Kombinationen dargestellt. Das
technische Hauptproblem bei diesem Thema (warum konnte nicht ein Originalstein
geschlagen werden und die Umwandlungsfigur bleibt einfach auf dem
Umwandlungsfeld stehen?) ist hier systematisch gelöst: die Originalsteine
können erst dann gespielt werden, wenn die wBB c2 und h2 diejenigen
schwarzen Steine geschlagen haben, die erst durch Schlag der sBB a7
und b7 ins Spiel gebracht werden.
|
3.
Preis: 8817v
Peter Wong |
|
KBP
in 15,0
|
(15+13)
|
3. Preis: 8817v
von Peter Wong
1.h3 g5 2.Th2 g4 3.h:g4 a6 4.Th6 a5 5.Ta6 e6 6.Ta7 La3 7.b:a3 b6 8.Lb2
La6 9.Lg7 Ld3 10.e:d3 Sf6 11.Le2 Tf8 12.Lf3 Tg8 13.Lc6 S:c6 14.Df3
Se5 15.De2 c6
Der Tempoverlustspezialist Peter Wong zeigt hier Tempoverluste von
vier verschiedenen Steinen, von denen nur ein einziger ein Bauer ist!
Zwar hat der Autor das Thema auch schon mit fünf verschiedenen
Steinen gezeigt, aber mit Figuren ist es schwieriger darzustellen
als mit Bauern. Die technische Raffinesse wird am deutlichsten, wenn
man Weiß mit einem Springer zu spielen anfangen lässt:
ein Springer auf a3, c3, f3 oder h3 würde das weitere Spiel der
Läufer c1 und f1 und des Th1 blockieren, so dass Weiß am
Anfang mit dem wTh1 einen unschädlichen Tempozug ausführen
muß. Dieser weiße Tempoverlust muß am Ende wieder
hereingeholt werden, was nur die weiße Dame bewerkstelligen
kann. Bei Schwarz eine ähnliche Situation: im dritten Zug darf
Schwarz keinen der schwarzen Springer ziehen, da diese die sechste
Reihe verstellen würden, so dass Schwarz wohl oder übel
mit dem sBa7 ein Tempo verlieren muß. Dieses verlorene Tempo
kann nur der sTh8 wieder hereinholen. Der technische Schlag des wLf1
auf c6 ist zwar bedauerlich, mindert den Wert des Problems aber kaum.
|
4.
Preis: 9067
Pascal Wassong |
|
5.
Preis: 8884
Andrej Kornilow
Dr. Karl Fabel zum Gedenken
|
|
|
Wo
wurde die schwarze D geschlagen?
Madrasi
|
(13+11)
|
Färbe
die Steine!
Welches waren die letzten 11 Einzelzüge?
|
(30+0)
|
4. Preis: 9067
von Pascal Wassong
Die schwarze Dame wurde auf h6 geschlagen!
Recht schnell sieht man, dass der Käfig am oberen Brettrand nur
durch Entwandlung des wTe8 nach f7 geöffnet werden kann, aber
die spannende und entscheidende Frage ist: wie konnte der wBe2 über
g6 nach f7 schlagen, ohne von den sBBe6 und f6 gelähmt zu werden?
Die verblüffende Antwort (die kein Löser gefunden hat!)
ist, dass die Türme h8, h6 und g6 im Minikäfig am rechten
oberen Brettrand zurückweichen müssen, um auf g6 Platz für
den wBf7 zu schaffen. Dazu ist der nicht durch Bauernschläge
erklärte fünfte weiße Schlag notwendig, denn nur ein
weißer Springer kann in den Minikäfig hüpfen und dort
einen Stein entschlagen! Eine sehr starke Verführung ist sTh8:wSh7,
die nur daran scheitert, dass ganz am Ende der Auflösung der
wSh7 nicht über f6 zurückspielen kann, da er von dort dem
sK auf e8 ein illegales Schach bieten würde.
Ein ausgezeichnetes Märchenretro mit sehr guter Ausnutzung der
madrasispezifischen Effekte!
5. Preis: 8884
von Andrej Kornilow
Schwarz: Ke7, Dh1, Td7 e6, Ld8, Sa1 e8, Ba7b7c7d6e5f6g6. R: 1.
h2-h1=D+ 2.Kg3-h3 h3-h2 3.Kh2-g3 h4-h3 4.g4-g5 h5-h4 5.Dg5-h6 h6-h5
6.Lg8-h7 h7-h6
Die Einfärbung ergibt sich zwar recht zwangsläufig (wenn
erst einmal der richtige Ansatz gefunden ist!), aber das recht lange,
eindeutige Retrospiel mit einem verzögerten Exzelsior ist eine
schöne Pointe.
Es gibt bereits Einfärbeaufgaben mit längeren, eindeutigen
Auflösungen, aber selten ist das Retrospiel so reizvoll wie in
dieser Aufgabe.
|