Sie befinden sich hier
Kalenderblatt
Emanuel Lasker
Dt. Wochenschach 1890 (v)
Gewinn (3+3)
Hans Heinrich Schmitz
12v Dt. Schachblätter
I/1942
#4 (7+11)
Nur ganz kurz sei an einige weitere 100. Geburtstage erinnert: Den Anfang macht der große estnische Partiespieler Paul Keres (7.1.1916-5.6.1975), der sich auch häufig ans Kompositionsbrett setzte, es folgten Anthony John Taffs (16.1.1916-4.2.2005), Alphonse Grunenwald (29.1.1916-18.5.2000) und Oskar Wielgos (14.2.1916-5.11.1986).
Friedrich Blaschke (23.2.1891-8.5.1960) ist wohl kaum als herausragender Problemist zu bezeichnen, aber der vor 125 Jahren Geborene erlebte ein für seine Epoche typisches Schicksal. In Mähren geboren, lernte er Schach von seinem Vater, der auch Probleme löste und komponierte, und publizierte mit 19 Jahren seine erste Aufgabe. 1948 schrieb er: "Die Leidenschaft zum Problembau hat mich oft bis in die frühen Morgenstunden ans Schachbrett gefesselt. Während des aktiv mitgemachten 1. Weltkrieges haben Schachaufgaben in Stunden der Entspannung mir über manches Schwere hinweggeholfen. Bis 1920 waren gegen 30 Probleme erschienen. Dann flaut der Schaffensdrang ab und schlummert mit kleinen Unterbrechungen bis 1940. Im 2. Weltkrieg bricht die alte Leidenschaft wieder aus, einige Probleme erscheinen. Beim Russeneinmarsch Mai 1945 geht meine Problemsammlung verloren. Ich kann nach der Aussiedlung aus der ČSR nur mühsam einiges rekonstruieren."
Joseph Graham
Campbell
Ill. London News 1861
#3 (8+9)
Der tschechische Problemist Arthur Mandler (Mai 1891-20.10.1971) komponierte hauptsächlich Drei- und Mehrzüger und beschäftigte sich mit Studien. 1931 gab er den Band 2 der Sämtlichen Werke Richard Rétis heraus, der alle Réti-Studien enthält. Vor 125 Jahren wurde Rudolf Wastl (15.1.1891-9.3.1965) geboren, zu dessen 50. Todestag eine Notiz in Heft 272, April 2015 erschien. Vor 150 Jahren verstarb der als William Henry Russ geborene William Russ Henry (1835/1833(?)-3.1.1866), ohne den es die berühmte Sammlung der American Chess Nuts nicht gäbe. Anlässlich seines 175. Geburtstags erschien eine Notiz in Heft 241 (Februar 2010).
Karel Traxler
Zlatá Praha 1899
#3 (5+7)
Vor 175 Jahren wurde Sam Loyd geboren (30.1.1841-10.4.1911), dessen Probleme auch heute noch, wie schon vor 150 Jahren, eine faszinierende Ausstrahlung besitzen. Viel ist über ihn geschrieben worden, seine Chess Strategy (1878) ist ein äußerst rares Werk, während A. C. Whites 1913 in der Christmas-Serie erschienenes Sam Loyd and His Chess Problems, von dem 1926 auch eine von Wilhelm Massmann besorgte deutsche Übersetzung erschien, vergleichsweise leicht zu bekommen ist. Hier soll von einer wohl nicht sehr bekannten kleinen Episode aus Loyds Leben berichtet werden.
1867 war Loyd auf Europareise. Im Juni/Juli nahm er an dem Schachturnier teil, das anlässlich der Weltausstellung in Paris durchgeführt wurde und nutzte danach die Gelegenheit, sich in Europa umzusehen. Dabei kam es im August 1867 in Köln auch zu einem kurzen Zusammentreffen zweier junger, aber schon renommierter Problemisten, nämlich des 26-jährigen Loyd und des zwei Jahre jüngeren Johannes Kohtz, der in seinen Erinnerungen auf dieses Treffen zu sprechen kommt: Noch zu Anfang des Jahres 1866 hatten wir (d. i. Kohtz und Kockelkorn) keinen Zweizüger komponirt. Diese Zügezahl war zu jener Zeit noch sehr wenig in Gebrauch. Die Zweizüger Loyds wurden zwar allgemein hoch geschätzt, aber eine Neigung, ihm auf diesem Gebiet zu folgen, war in Deutschland nicht zu erkennen. Da erließ die Schachzeitung, offenbar auf eine Anregung von Max Lange, im April 1866 ein kleines Preisausschreiben für Zweizüger, wie ich glaube, das erste dieser Art. Es war gut gemeint, hatte aber einen kläglichen Erfolg.
J. Kohtz &
C. Kockelkorn
101 Ausgewählte
Schachaufgaben 1
#2 (9+7)
J. Kohtz &
C. Kockelkorn
Franz. Problemturnier 1865
101
Ausgewählte
Schachaufgaben 81
#5 (6+6)
Wir sind erst spät über das Wesen dieser Idee ins Klare gekommen. Daß es eine Nachahmung von Healeys berühmter Bahnungsidee nicht ist, haben wir längst gewußt, obgleich wir sie vor 50 Jahren dafür ausgegeben haben. Wir haben nur gefühlt, daß sie mit ihr irgendwie zusammenhängt. Worin dieser Zusammenhang besteht, erkennt man wohl am einfachsten dadurch, daß man sich die 4 Königszüge unseres Problems zu einem einzigen Riesenschritt zusammengefaßt denkt und den daraus hervorgehenden Zweizüger mit dem nebenstehenden Zweizüger No 2a von S. Loyd vergleicht. Die beiden Stücke stimmen dann sowohl in ihren beiden Zügen von Weiß als auch in dem durch sie dargestellten Gedanken vollständig überein. Und dieser Gedanke, der dem Loydschen Original - es erschien im Jahre 1868 in den American Chess Nuts - gewiß hundertfältig nachgebildet worden ist, unterscheidet sich bekanntlich von dem Gedanken des Healeyschen Bahnungsproblems nur durch das Fehlen des mittleren seiner drei Züge. Er ist dadurch bedeutend verändert worden und, wie ich hinzufügen muß, nicht zu seinem Vortheil. Denn von den zwei verschieden gerichteten Wegen der Healeyschen Kombination hat diese Änderung nur ein einzige, leicht übersichtliche Strecke übrig gelassen, gleichsam eine Rodelbahn, auf der die beiden handelnden Steine hinter einander hergleiten.
S. Loyd
American Chess Nuts 1868
#2 (5+5)
In dem kleinen bairischen Dorf Hohenfeld, das heute zu Kitzingen gehört, wurde vor etwa 250 Jahren Aaron Alexandre als Sohn eines Vorsängers und Enkel eines Rabbiners geboren (1766-16.11.1850 - zum Geburtsjahr schwanken Literaturangaben zwischen 1765 und 1768). Er ließ sich in Fürth zum Rabbi ausbilden und ging dann für einige Jahre nach Straßburg, wo er Unterricht in hebräischer und deutscher Sprache erteilte. 1793 kam er nach Paris, wo er seinen Lebensunterhalt ebenfalls als Sprachlehrer verdiente. Gleichermaßen begeistert von den Idealen wie entsetzt über die Greuel der französischen Revolution, ließ er sich schließlich als Franzose naturalisieren. Schon in Deutschland hatte er sich mit dem Schachspiel beschäftigt, aber nicht viele Spielgelegenheiten gefunden. In Paris eroberte er innerhalb eines Abends im Café de la Régence den Rang eines Meisters, da er dort selbst die stärksten anwesenden Spieler besiegte. Er mietete ein Anwesen an, in dem er zusammen mit seinen (Sprach-)Schülern wohnte, das unter dem Namen "Hôtel de l'échiquier" bekannt wurde. Das Projekt musste aber an Alexandres grenzenloser Gutmütigkeit scheitern, da er oft auf Mieteinnahmen verzichtete. Während dieser Periode holte er auch einen Neffen aus Hohenfeld in sein Hotel, den späteren Historienmaler Alexandre Lämmlein (1813-1871), der im Wikipedia-Eintrag zu Hohenfeld als bekannte Persönlichkeit des Ortes genannt wird, während sein Onkel dort offenbar vergessen ist. Nach der Zwangsversteigerung seines Hotels begann Alexandre, eine Encyclopédie des échecs zu schreiben, ein Werk, das neben einer viersprachigen Einleitung (französisch, englisch, italienisch und deutsch) einen Partieteil enthielt, der in einer für alle Leser verständlichen internationalisierten Form erschien. Nach dem Erfolg, den er mit diesem 1837 erschienenen Buch erzielte, ließ er sich in London nieder. 1846 erschien dann seine monumentale Praktische Sammlung bester und höchst interessanter Schachspiel-Probleme durch mehr als zweitausend Beispiele anschaulich gemacht. Das Buch enthält im wesentlichen alle damals verfügbaren Probleme und ist trotz vieler Fehler und Ungenauigkeiten als Dokumentation einer abgeschlossenen Epoche von großem Wert, erschien es doch gerade an der Nahtstelle des großen Umbruchs sowohl im Problem- als auch im Partieschach: Lovedays "indisches Problem" war gerade erschienen, die (Deutsche) Schachzeitung erlebte ihren ersten Jahrgang, eine neue Zeit begann.
(GüBü)Todesfall
Zu Redaktionsschluss erreicht uns die Mitteilung über den Tod von Jeremy Morse (10.12.1928-4.2.2016). Er entstammte einer alteingesessenen Brauerfamilie, der eine Karriere als Banker machte, die ihn bis an die Spitze einer großen englischen Bank führte. Als Problemist widmete er sich insbesondere dem Gebiet der "Tasks and Records", so auch der Titel seines 1995 erschienenen Standardwerks, das 2001 eine zweite Auflage erlebte. Wie Brian Stephenson mitteilt, konnte Morse die Arbeit an einer geplanten dritten und erweiterten Auflage noch abschließen. Die Neuauflage ist im Druck und dokumentiert den aktuellen Stand der lebenslangen Recherchen.