Kalenderblatt
Giuseppe La Duca
L'Italia Scacchistica 1932
3. Preis
#6 (6+1)
Der vor einem halben Jahrhundert verstorbene sizilianische
Musiker Giuseppe La Duca (19.2.1881-2.12.1965)
aus Catania legte in der Problemkomposition Wert auf große
Schwierigkeit. Die meisten seiner etwa 160 Probleme sind Drei-
und Mehrzüger. Die hier gezeigte Miniatur mit Platzwechsel der
beiden Könige gehört zu den bekannteren Stücken des Autors:
1.Ke5 K:c6 2.Ke6 Kc5 3.Kd7 Kd5 4.Lb6 Ke5 5.Ld4+ Kd5 6.c4#.
Milivoj Nešić
Problem-Forum 2001
TT, 1. Preis
h#2 (6+15)
An den vor fast schon 10 Jahren verstorbenen serbischen
Komponisten Milivoj S. Nešić
(12.12.1940-30.6.2006), der jetzt 75 Jahre alt geworden wäre,
sei mit einem seiner Hilfsmatts erinnert, das neben dem
Preisrichter auch die Richter des FIDE-Albums begeisterte und
zyklische Dualvermeidung, einen zyklischen Zilahi und zyklischen
Funktionswechsel zeigt: 1.S:b6 D:c5 (T:e5?) 2.T:c5 Tg3#; 1.S:a5
T:e5 (T:d6?) 2.T:e5 Tb8#; 1.S:e3 T:d6 (D:c5?) 2.T:d6 Dd8#.
Johann Sehwers
Schachmatnoje Obosrennije
1902
Gewinn (6+4)
Der baltendeutsche
Johann Sehwers
(28.6.1868-7.11.1940) war Lehrer und Linguist und befasste sich
als solcher insbesondere mit dem Einfluss der deutschen Sprache
auf das Lettische. Ende des 19. Jahrhunderts begann er, angeregt
von einer Studie von Bething, Endspielstudien zu komponieren.
Eine 87 Aufgaben umfassende Sammlung seiner etwa 100 Studien gab
er 1922 bei de Gruyter heraus. Einen klassischen Fall von
Domination der sD zeigt seine hier wiedergegebene Komposition:
1.Tb4! Dc8 (oder 1.- Da7 2.Le3 Da8 3.Tb8 D:b8 4.Lf4+; natürlich
nicht 1.- D:b4 2.Lf8+) 2.Tb8 Dc6 3.Tb6 D:b6 4.c5+ D:c5/K:c5
5.Lf8+/Le3+ mit Gewinn der sD. Weitere Sehwers-Studien
präsentierte John Beasley vor einigen Jahren in einem Sonderheft
der
British Endgame Study News; siehe
http://www.jsbeasley.co.uk/besn/s49.pdf.
Der Amerikaner George H. Walcott
(4.5.1870-29.12.1940) war schachpublizistisch vielfältig tätig.
Mit knapp 22 Jahren gab er in Boston den American Chess
Monthly heraus, der anderthalb Jahre lang erschien. 1902-1906
war er Herausgeber des Corsair - A chess periodical,
zwischenzeitlich hatte er auch die Schachspalte in der Boston
Daily Post übernommen, worüber die in Neuseeland (!) erschienene
Zeitung Otago Witness am 19.9.1900 berichtet - vielleicht,
weil Walcott sich auf originelle Weise einführte, denn er wurde
wie folgt zitiert: "Es gibt viele Arten von Problemen -
Hilfsmatts, Rückzüger, Einzüger, Teilzüger, Nullzüger usw., auch
Bedingungsaufgaben, wo seltsame und verrückte Dinge geschehen
[...]. Auch die Weihnachts-Hyäne verdient erwähnt zu werden. Wir
werden jedoch versuchen, in unserer Spalte ohne solche
Monstrositäten auszukommen." Das Hilfsmatt war damals noch eine
Monstrosität - da hielt sich der Komponist Walcott lieber an
etablierte Formen wie das Selbstmatt, mit dem der Autor in der
PDB mit einer Handvoll Aufgaben vertreten ist.
Fritz Günther Braune
Wilhelm Maßmann
Kieler Nachrichten 1951
2. Preis Spiegelmatt-TT
#3 (5+2)
Am 15. November vor 100 Jahren wurde Fritz
Günther Braune geboren, dessen Todestag mir unbekannt ist. Wie
viele Zeitgenossen kam er in Kriegsgefangenschaft in Berührung
mit dem Problemschach. Wie er Ende der 1940er Jahre selbst in
derSchwalbe-Komponistenkartothek schrieb, löste er
Probleme, "um dem Stumpfsinn des Lagerlebens zu entgehen." 1947
lernte er die Schwalbe kennen und entwickelte eine
Vorliebe für Miniaturen, von denen er eine Sammlung anlegte, die
etwa 12500 Miniaturen umfasste. Ob diese in die
Massmann-Sammlung eingingen, ist mir zwar nicht bekannt, aber
einiges spricht dafür, da es Gemeinschaftsaufgaben von Braune
und Massmann gibt (s. Diagr.: 1.Se1 Ke6 2.Sd8+ Ke5 3.Sf3# oder
1.- e2 2.Sf3+ Ke6 3.Sd8#) und weil viele seiner Miniaturen in
den Kieler Nachrichten erschienen.
Langjährigen Teilnehmern der Andernacher Märchenschach-Treffen
ist das gemeinsame Auftreten der Hamburger Ehepaare Bacmeister
und Klüver noch in guter Erinnerung. Während Hans Klüver immer an
der vordersten Märchenschach-Front stand und durch vielerlei
Aktivitäten Aufmerksamkeit erzeugte, blieb Kurt
Bacmeister (23.11.1915-17.12.1993) eher ruhig im Hintergrund.
Als Stadtjugendpfleger von Bad Pyrmont gründete er 1947 mit
einigen Gleichgesinnten eine Jugendzeitschrift, aus der ein Jahr
später die Illustrierte STERN hervorging. Bacmeister wurde
dort Redakteur und gründete eine Schachspalte, der Mitte der 60er
Jahre die später so berühmte, von Klüver geleitete Problemspalte
folgte.
Der vor 100 Jahren verstorbene deutsche Arzt Adolph
Decker (6.12.1857-20.11.1915), der 1890 nach Chicago
auswanderte, beteiligte sich als Problemist neben seiner
Kompositionstätigkeit auch an problem"-ästhetischen Diskussionen
und unterstützte den ersten Gedanken zur Gründung einer
internationalen Problemistenvereinigung (Obermann in DSZ
1887, S.168-172).
John H. Barrow
Grantham Journal 1926
1. Preis
#2 (7+5)
Vor 125 Jahren wurde John Hugh Barrow
(12.11.1890-14.5.1943) geboren. Er komponierte Direkt- und
Hilfsmatts. Hier ein elegantes bauernloses Stück von ihm mit
einem Nowotny und Stocchi-Blocks: 1.Le5! [2.Db5#]; 1.- L:e5
2.Le4#, 1.- T:e5 2.Td1#, 1.- S:e5 2.Sf4#, 1.- K:e5 2.Dc5#.
Walter Grimshaw
Ill. London News 1850
#5 (7+8)
Der englische Problemkomponist Walter Grimshaw
(12.3.1832-27.12.1890) ist heute bekannt als der Namensgeber
einer der beliebtesten Schnittpunktkompositionen, nämlich der
wechselseitigen Verstellung zweier Langschrittler, wie im
Stammproblem demonstriert: 1.Lc8!\ [2.Dc5] L:c8 2.Df6 [3.c4] Te6
3.Dd4+ K:d4 4.Sf5+ Kd5 5.c4#, 2.- Le6 3.De5#. Josef Breuer
bezeichnet in seiner Ideengeschichte dieses Problem als
das bedeutendste und zukunftsträchtigste Werk nach dem Inder,
aber es hat lange gedauert, bis es als solches erkannt wurde.
Als Kohtz und Kockelkorn 1903 ihre bahnbrechende Studie Das
indische Problem veröffentlichten, behandelten sie zwar diese
Kombination, sprachen aber von einem "namenlosen
Durchschnittspunkt" und entdeckten erst ein halbes Jahr nach
Erscheinen ihres Buchs die Erstdarstellung durch den damals erst
18jährigen Grimshaw. Dieser entwickelte sich später zu einem der
bekanntesten Komponisten der englischen "Transition School", die
den Übergang zwischen der altenglischen Kompositionsweise und
der moderneren Schule bildete und zu der u. a. auch J. B. of
Bridport und Frank Healey gehörten. In Stauntons Chess
Player's Chronicle publizierte Grimshaw mehr Probleme als
irgendein anderer Autor. Vor 125 Jahren nahm sich der zuletzt
unter Depressionen leidende Grimshaw das Leben.
Vor 150 Jahren wurde Hermann Keidanski in
Pommern geboren (4.11.1865-1938). Der greise Franz Benkö erzählte
in Heft 226 (August 2007): "Ich erinnere mich auch an Dr.
Keidanski, den ich zum Schluss zweimal im Irrenhaus bei Berlin
besuchte. Er erklärte mir damals, dass sein Leiden auf den großen
Schmerzen beruhte, die er durch eine Blasen-Krankheit erlitt.
Dr.\ Keidanski war unter dem Namen Keidanz viele Jahre in
Amerika, wo er im Jahre 1927 das Buch The
Chess-Compositions of E. B. Cook of Hoboken mit 650
Kompositionen herausgab."
(GüBü)