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Heft 235, Februar 2009

Kalenderblatt

Vor 100 Jahren wurde der ungarische Komponist Ervin Goldschmiedt (1909-1944(?)) geboren. Er komponierte etwa 100 Probleme. Insbesondere arbeitete er auf dem Gebiet des Zugwechselzweizügers und des Kreuzschachthemas; letzteres zeigt auch die ausgewählte Aufgabe, in der nach 1.Sg6! zwei Kreuzschachs und zwei eigene Linien sperrende Matts zu sehen sind: 1.- d:c3+ 2.Sb4#und1.- d:e3+ 2.Sf4#.
Der ungarische Komponist Janos Lazar (25.2.1909-1.5.1981) verfasste etwa 100 Studien, von denen die Hälfte in Turnieren ausgezeichnet wurde. Er befasste sich überwiegend mit Turmendspielen und versuchte, Studien in Zwillingsfassung darzustellen, wie im hier gezeigten Fall: In beiden Phasen beginnt es mit 1.Lc8 Tg8+. In a) darf W nicht mit 2.Kh1? fortsetzen, da S nach Tg1+ 3.Kh2 Kf6! die Kontrolle über b8 gewinnt, sondern es folgt 2.Kf1! Tg1+ 3.Ke2 Tg2+ 4.Kd1 Tg1+ 5.Kc2 Tg2+ 6.Kb1 mit Gewinn. In b) folgt 2.Kh3! Th8 3.Kg4 Tg8+ 4.Kh5 Th8+ 5.Kg6 Tg8+ 6.Kf7 Tg7+ 7.Kf8 und gewinnt. Diese Zugfolge scheitert in a) an 2.- Tg3+ 3.K:g3 (sonst 3.- Tb3) Kf6.
Die unbestrittene Queen of Chess war seit den 90er Jahren des vorletzten Jahrhunderts Mrs. W. J. Baird (22.2.1859-1.2.1924). Die beiden von ihr in luxuriöser Ausstattung herausgegebenen Bücher Seven Hundred Chess Problems (1902), in dem nur ihre eigenen Kompositionen enthalten sind, und The Twentieth Century Retractor - Chess Fantasies and Letter Problems (1907) - dieser Band enthält eine Auswahl von 300 weiteren Kompositionen und ist mit Shakespeare-Zitaten angereichert - sind Schmuckstücke einer jeden Schachbibliothek und begehrte Sammlerobjekte.

Erwin Goldschmiedt
The Enquirer (Cincinnati) 1929
1. Preis
Janos Lazar
Magyar Sakkelet 1977
Mrs. W.J. Baird
The Hackney Mercury 1893
1. Preis
#2 (10+10) Gewinn
b) sLb2 —> c3
(3+5) #3 (5+1)

Mrs. Baird entstammte einer schachbegeisterten Familie. Die junge Edith Elina Heien Winter-Wood, Tochter von Thomas Winter-Wood (1818-1905), den man auch den "Father of Devon Chess" nannte, hatte zwei Brüder, die sich auch zu renomierten Problemisten entwickelten. Sie selbst war bereits in ihrer Kindheit zu einer begeisterten Schachspielerin geworden und begann 1888, acht Jahre nach ihrer Eheschließung mit W. J. Baird (womit auch ihr Vorname in der Öffentlichkeit unterging), Schachprobleme zu komponieren und erzielte schon bald aufsehenerregende Erfolge, darunter auch den 1. Preis im Dreizüger-Sechssteinerturnier 1893 des Hackney Mercury, in dem sie sich gegen die zahlreich angetretene damalige Weltelite durchsetzte (Diagr.: 1.Dg7! Kc6/Kd6/K:c5 2.c5+/Sb5/Dd4+). Dass sie bereits 14 Jahre später eine umfangreiche Sammlung ihrer Aufgaben vorlegen konnte, zeugt von der Produktivität der jungen Komponistin. Kurz nach Veröffentlichung dieser Sammlung kam ihr die Idee, statt der üblichen "vorwärts"-Komposition direkter Probleme es einmal "rückwärts" zu probieren. Sie entwickelte diesen Gedanken in zwei Artikeln, die 1902 und 1903 im British Chess Magazine erschienen und konnte 1907 den Retractor-Band mit 200 eigenen Rückzüger-Beispielen bestücken. In dem Artikel von 1902 spricht sie auch die Möglichkeit an, das Rückwärtsspiel mit weiteren Bedingungen zu kombinieren, führt dies aber nicht weiter aus, weil sie den Eindruck hat, "I am entering the do-main of fairy-land". Vielleicht wurde hier erstmals eine Anspielung auf den Begriff "Märchenschach" gemacht!? Die systematische Benutzung dieses Ausdrucks durch Dawson erfolgte jedenfalls erst seit 1914.
Der vor 150 Jahren geborene Eduard S. Montvide (1859-Oktober 1911) war ein seinerzeit bekannter russischer Problemkomponist, der in den 1890er Jahren mehrere Preise in internationalen russischen Turnieren gewann und Herausgeber einer Zeitschrift für die Jugend war.

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