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Heft 234, Dezember 2008

Kalenderblatt

Der Problemteil der 1933 gegründeten amerikanischen Zeitschrift The Chess Review wurde anfangs von Otto Wurzburg geleitet, dann von dem in Berlin geborenen, um genau einen Tag älteren und jetzt vor einem halben Jahrhundert verstorbenen Maxwell Bukofzer (9.7.1875-6.12.1958) weitergeführt. Bukofzer beschäftigte sich insbesondere mit Vierzügern mit weißen Leichtfiguren. Vor 75 Jahren starb Pastor Bernhard Hülsen (1.11.1864-11.12.1933). Er war schon in jungen Jahren dem Problemschach zugewandt, wenn er sich auch nebenher intensiv dem praktischen Spiel, bis hin zum Blind-Simultanspiel, widmete. Schon 1882 gründete er eine Schachspalte in einer Tageszeitung, die er bis 1889 leitete. 1887 lud der Herausgeber des damals noch recht jungen Deutschen Wochenschachs Hülsen ein, dort den Problemteil zu übernehmen. Er war danach bis 1908 Mitherausgeber dieser bedeutenden Zeitschrift. Hülsen komponierte mehr als 1000 Probleme.
Johannes Kohtz schrieb in seinem Nachruf im Deutschen Wochenschach auf den vor 150 Jahren geborenen Richard Schulder (19.11.1858-24.1.1918), dass dessen Name nur noch im engeren Kreis der rheinländischen Schachfreunde bekannt sei, obwohl er sich lange zuvor als ein vielversprechender Problemkomponist gezeigt hatte. Der 3. Preis im stark besetzten Nürnberger Problemturnier 1883 war Schulders größter Erfolg, nach dem er sich nahezu vollständig aus der Öffentlichkeit zurückzog, obwohl er für sich weiterhin komponierte; insgesamt etwa 100 Probleme, von denen aber nur ein kleiner Teil publiziert wurde.
Man kann Antonius van der Linde (14.11.1833-13.8.1897) sicherlich als einen der Gründerväter der Schachgeschichtsforschung bezeichnen. In seinem 1874 erschienenen Riesenwerk Geschichte und Litteratur des Schachspiels, dem sieben Jahre später die Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels und Das erste Jartausend der Schachliteratur folgten, trug er eine bis dahin ungekannte Fülle an Material zusammen. 1870 hatte van der Linde die Schrift De Haarlemsche Costerlegende herausgegeben, in der er nachwies, dass der Buchdruck nicht durch Laurens Coster aus seiner Geburtsstadt Haarlem, sondern durch Johannes Gutenberg erfunden wurde. Dadurch machte sich in seiner Heimat so unbeliebt, dass er 1871 nach Berlin und einige Jahre später nach Wiesbaden übersiedelte und dort als Bibliothekar tätig war. In späteren Jahren widmete er sich wieder der Geschichte der Buchdruckerkunst, über die er ein dreibändiges Werk (Berlin 1886/87) publizierte.
Als sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bürgerliche Schachkultur herauszubilden begann, erste Klubs gegründet wurden und erste Schachspalten in Zeitungen erschienen, gehörte der vor 200 Jahren geborene Charles Tomlinson (27.11.1808-15.2.1897) zu den Pionieren der Schachpublikation. Nachdem er einige Jahre Beiträge für das Saturday Magazine veröffentlicht hatte, gab er ein Buch unter dem Titel Amüsement in Chess (London 1845) heraus, das entsprechend dem damaligen Zeitgeschmack sowohl unterhaltend als auch belehrend sein sollte und neben Partien und Problemen auch den kulturellen Aspekt des Schachs beleuchtete. Beruflich war Tomlinson ein außergewöhnlich vielseitiger Wissenschaftler im viktorianischen England, der etwa 50 Bücher und viele wissenschaftliche Artikel publizierte; ein ausführlicher Aufsatz über sein Leben und Werk, in dem auch das schachliche Engagement kurz erwähnt wird, erschien 2004 in den Notes and Records of the Royal Society (Notes Rec. R. Soc. Lond. 58 (2), 203-226 (2004)) und kann als PDF-Datei aus dem Internet heruntergeladen werden.

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