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Heft 236, April 2009
Kalenderblatt
Mit Comins Mansfield (14.6.1896-28.3.1984) starb vor einem Vierteljahrhundert einer der populärsten Problemisten aller Zeiten, der über einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren zu den besten Zweizügerkomponisten gehörte. Berühmt sind seine Problemsammlungen A Genius of the Two-Mover (Christmas-Series 1936), Adventures in Compostion (Overbrook Press 1944, mit einem separaten Annex 1975 von Peter Kniest neu aufgelegt). Neben weiteren Publikationen hat zuletzt Barry Barnes den Complete Mansfield in einer dreibändigen broschierten Ausgabe zu Mansfields 100. Geburtstag herausgegeben.Moritz
Henneberger Schweizerische Schachzeitung 1920 |
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#5 | (5+3 |
(16.10.1878-7.4.1959) aus der bekannten schweizerischen Schachdynastie. Seine publizistische Tätigkeit umfasste unter anderem die Chefredaktion der Schweizerischen Schachzeitung in den Jahren 1907/08 und 1916/17 sowie, fast ein halbes Jahrhundert später, die Betreuung der Problemspalte dieser Zeitschrift von 1949 bis 1956. Dazwischen bot die Herausgabe seines Bandes Alpine Chess in A. C. Whites Christmas-Serie (1912) einen publizistischen Höhepunkt, dem weitere kleinere Buchprojekte folgten. Als Komponist sei er hier mit einem Fünfzüger vorgestellt; später spezialisierte er sich auf überaus schwierige Pattwanderungen. Lösung: 1.Le5! Tb1...b6 2.Tg2 Tb2 3.Tb7 bzw. 1.- Ta2..f2 2.Tb7 Tg2 3.Tg2
Edmond Lancel (3.7.1888-15.4.1959) brach sein Ingenieur-Studium ab, um sich ganz dem Schach zu widmen - Anfang des 20. Jahrhunderts sicherlich eine gewagte Entscheidung. Nach Ende des 1. Weltkriegs initiierte er in der Nation Beige eine Schachspalte, die bis zum Ende dieser Zeitung 40 Jahre bestehen blieb. 1925 gründete er mit L'echiquier eine Schachzeitschrift, die in den folgenden Jahren zu einer der international bedeutendsten werden sollte. Lancel organisierte Schachveranstaltungen jeder Art. darunter natürlich auch Problemturniere.
Nur kurz erinnert sei an den 75. Todestag von Wolfgang Pauly (15.8.1876-3.3.1934). Innerhalb dieser Rubrik gab es in Heft 190 (Aug. 2001) zu seinem 125. Geburtstag eine Notiz, auf die hier verwiesen sei.
S.
& M. Mladenovic Milan Velimirovic Schach-Echo 1981 4. Preis |
Julius
Buchwald British Chess Magazine 1946 Preis |
Wolfgang
Weber Chemnitzer Wochenschach 1940 |
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s#3 | (13+9) | #2 | (12+11) | s#7 | (4+3) |
Slobodan Mladenovic, der 1993 im Alter von nur 59 Jahren starb, war in den vorausgegangenen Jahren regelmäßiger Besucher der PCCC-Treffen, zu denen ihn auch mehrfach sein Sohn Miodrag, der es mittlerweile zum Kompositions-Großmeister gebracht hat, begleitete. Am 5. April wäre er 75 Jahre alt geworden. Gezeigt sei hier eine Gemeinschaftsarbeit der beiden, an der auch noch Milan Velimirovic beteiligt war (Diagr.): im Satz folgt auf 1.- Sd~ 2.Sf3+ K:b3 3.Sd4+ S:d4# und auf 1.- Sf~ 2.Se4+ K:b3 3.Sc5+ Sc5#. Nach dem systemverlagenden Schlüssel 1.Db2! gibt es einen reziproken Wechsel der zweiten wZüge mit 1.- Sd~ 2.Se4+ K:c4 3.Sd6+ S:d6# bzw. 1.- Sf~ 2.Sf3+ K:c4 3.Se5+ S:e5#.
Der vor einem Jahrhundert in Wien geborene Julius Buchwald (2.4.1909-9.8.1970) begann 1925, Schachprobleme zu komponieren. Bis zu einer von 1934-1938 andauernden Unterbrechung beschäftigte er sich insbesondere mit der neudeutschen Kompositionsrichtung und mit Miniaturen. Nach der 1938 erfolgten Emigration nach England (1945 folgte dann die Übersiedlung nach New York) fand er wieder Zeit zum Komponieren, nun hauptsächlich auf dem Gebiet des Zweizügers und strategischen Dreizügers; dazu ein Diagramm: Nach 1.S:e4! entzieht sich Schwarz dem drohenden Batteriematt durch Fesselungen des wS, schädigt sich dabei aber immer selbst. 1.- Sb2/Sb6 2.f8T,D/De6#, 1.- Sd2/Sd6 2.Se3/Dd7# , 1.- Se3/Se5 2.Tf2/Tf6#. Mitte des Jahrhunderts war Buchwald einer der erfolgreichsten Zweizügerkomponisten; in den von ihm betreuten Weltmeisterschaftstabellen des International Problem Board rangierte er 1946 an zweiter, 1948 sogar an erster Stelle. Neben der Schachkomposition war er auch in anderen künstlerischen Gebieten aktiv (Musik, Malerei) und gab als Berufsbezeichnung Kunstgewerbler an.
Wolfgang Weber (18.3.1909-1.7.1981), der 1924 mit dem Schach in Berührung kam und 1926 zu komponieren begann, war einer der profiliertesten Selbstmatt-Komponisten, sein Name war fast ein Synonym für längere Selbstmatts mit einzügigem Satzspiel. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mühsam es dem Anfänger in den 60er Jahren war, für diese schwierigen Aufgaben die Lösepunkte zu ergattern. Hier wird ausnahmsweise eine andere Aufgabe reproduziert, die ihn als Komponist einer logischen Vorbereitungskombination in Miniaturform zeigt. Die sofortige Ausführung des Hauptplans Df3+ scheitert noch an der Fesselung des sS. Daher muss der wT von der h-Linie verschwinden, was durch einen Peri-Inder mit Rückkehr des wL geschieht: 1.La7! Kg3 2.Lb8+ Kh3 3.Tc7 Kg3 4.Tc4+ Kh3 4.La7 Kg3 5.Lf2+ Kh3 und jetzt 7.Df3+ S:f3#. WW, der auch Partie- und Fernschach spielte, leitete ein Jahrzehnt lang die Problemkommission der DDR.
Als Zwölfjähriger erlernte Friedrich Amelung (23.3.1842-22.3.1909) das Schachspiel und entwickelte darin schon bald eine bemerkenswerte Vielseitigkeit. Beachtliche Erfolge gegen die seinerzeit stärksten Gegner, zu denen selbst Anderssen gehörte, konnte er mangels Spielgelegenheit nicht dauerhaft aufrechterhalten, insbesondere nachdem er bereits als 22-Jähriger die in ländlicher Gegend gelegene väterliche Spiegelfabrik übernahm und dann fast vier Jahrzehnte leitete. Er gründete und redigierte viele Schachspalten im baltischen Raum und darf durch vielfältige Veröfrentlicheungen als der Begründer einer baltischen Schachliteratur angesehen werden. Eine Großtat war seine Herausgabe der Baltischen Schachblätter, von denen zwischen 1889 und 1901 acht umfangreiche Hefte erschienen, die die Basis für eine regionale Schachgeschichte bildeten und worin er alles zusammentrug, was ihm an historischem Material, Partien, Endspielen, Analysen und Problemen baltischer Provenienz greifbar war. Seit 1881 erschienen seine Kompositionen häufig in der DSZ und anderen Zeitschriften. Amelung sicherte unter anderem 1896 den Revanchekampf Lasker-Steinitz in Moskau dadurch, dass er den Einsatz von 5000 Rubel für Steinitz erbrachte.
Der Dichter, Literaturhistoriker und Kritiker Rudolf von Gottschall (30.9.1823-21.3.1909) wurde von Kaiser Wilhelm I. für seine literarischen Verdienste in den erblichen Adelsstand erhoben. Zeitlebens war er schachlich engagiert, leitete in Leipzig lange die Schachgesellschaft "Augustea" und gehörte zu den Gründungsvätern des Deutschen Schachbunds. Sein Sohn Hermann (1862-1933) war problem-schachlich aktiv, gab eine Anderssen-Biografie und eine Reihe von Problemsammlungen heraus.
Der Schachstruwwelpeter ist ein rares Kuriosum der Schachliteratur mit Schachgedichten, die von Ludwig von Bilow verfasst wurden, einem heute weitgehend vergessenen Problemisten, der vor 175 Jahren geboren wurde (11.4.1834-6.8.1903). Kein geringerer als Johannes Kohtz schrieb in der DSZ einen ausführlichen Nachruf - sechs Jahre nach von Bilows Tod, denn so lange hatte es gebraucht, bis die Nachricht die Schachöffentlichkeit erreichte. Von Bilow war ein hochbegabter junger Mann aus gutem Hause, der es versäumte, einen Beruf zu ergreifen, statt dessen "verpuffte" er, wie Kohtz es ausdrückte, seine besten Jahre mit Reisen, bis sein ererbtes Vermögen verbraucht war. Gegen 1870 ging er nach Amerika und soll sich dort in Dutzenden von Berufsarten versucht haben, bevor er nach einem knappen Jahrzehnt als gebrochener und kranker Mann zurückkehrte und den Rest seines Lebens in der Einsamkeit der Lüneburger Heide mit vielerlei literarischen Arbeiten verbrachte. In den 1860er Janren kam er in Berührung mit Schachkreisen und begann eifrig zu komponieren. Kohtz bemängelt aber, dass seinen meist schnell und leicht hingeworfenen Kompositionen jene sorgfältige Feile fehlt, die selbst aus kleinen Gedanken Meisterwerke zu bilden vermag. Seit 1865 waren Kohtz und von Bilow persönlich miteinander bekannt und standen vor und nach dessen Amerika-Aufenthalt in brieflichem Kontakt, wobei die Bilowschen Briefe meist in Versform abgefasst waren. Ein beigelegtes Gedicht schien Kohtz zu schade für eine Schachspalte und so fragte er den Autor, ob er noch mehr dergleichen zustande bringen könne, um daraus eine separate Veröffentlichung zu machen. Er habe Stoff genug, einen ganzen Schach-Struwwelpeter zusammenzureimen, lautete die Antwort, und so stand der Titel des Büchleins fest, bevor sein Inhalt geschaffen wurde. Kaum war es 1883 fertig, da zog sich sein Autor ganz von der Schachgemeinschaft zurück und wurde bis zu seinem Lebensende von ihr weitgehend vergessen.
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