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Heft 239, Oktober 2009

 


Entscheid im Informalturnier 2007/08, Abteilung Studien
Entscheid im Informalturnier 2007, Abteilung Selbstmatts
Entscheid im Informalturnier 2005, Abteilung Märchenschach
Werner Keym: Partielle Retroanalyse sparsamst
Buchbesprechungen
Jörg Kuhlmann: Babson-Task und partieller Fleck
Peter Hoffmann: Verwirrende Vielfalt: ein weiterer Babson-Ableger
Aktuelle Meldungen
Urdrucke
Lösungen der Urdrucke aus Heft 236, April 2009
Bemerkungen und Berichtigungen

Turnierberichte

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Entscheid im Informalturnier 2007/08 der Schwalbe
Abteilung: Studien Preisrichter: Martin Minski (Berlin)
Teilnehmende Aufgaben: Heft 223, Feb. 2007: 13253-13254 (2); Heft 224, Apr. 2007: 13303-13304, S. 89 Aufgabe F (3); Heft 225, Jun. 2007: 13362-13363, S. 169 Korrektur 10825v (3); Heft 226, Aug. 2007: 13416-13417, S. 211 Neufassung 12462 (3); Heft 227, Okt. 2007: 13476-13477(2); Heft 228, Dez. 2007: 13544-13547 (4); Heft 229, Feb. 2008: 13602-13603(2); Heft 230, Apr. 2008:13659-13660 (2); Heft 231, Jun. 2008:13718-13719, S. 509 Version 11813v (3); Heft 232, Aug. 2008: 13783-13784 (2); Heft 233, Okt. 2008: 13845-13846 (2); Heft 234, Dez. 2008: 13907-13910 (4).
Am zweijährigen Turnier 2007-2008 nahmen 32 Studien von 22 Komponisten aus 15 Ländern teil. Bevor ich zu meiner Rangfolge komme, zunächst einige grundsätzliche Bemerkungen in Bezug auf nicht ausgezeichnete Aufgaben.
Vorweggenommen sind folgende Studien:
Studie F von G. Rinder: durch Neef: 3. Lob Schweizerische SZ 1985, Nr. 13363 V. Kovalenko: durch Kovalenko, Schach 1976 und Bie, Dagbladet 1957, Nr. 13545 P. Rossi: Plagiat zu Sackmann, Rigaer Tageblatt 1898, Nr. 13546 P. Rossi: praktisch identisch mit einem Lob des Autors, Averbach-80-JT, Ebur 2004, weitere Vorgänger: Van Tets, Ndaba 1979 und lonchev, Roycroft-JT 1978, Nr. 13783 S. Eisert: Eine alte Studie mit leicht veränderter Einleitung wurde lediglich mit neuer Computertechnik tiefergehend analysiert. Nr. 13784 R. Becker: Der Inder ist in Studien immer wieder gern gesehen, doch leider wird das schwarze Figurenknäuel nicht eindeutig aufgelöst. Auch das Schema ist nicht neu z.B. Clausen: Tidskrift för Schach 1929 oder Marysko: Sachove Umenie 1950 oder Pivovar: 1. Lob Sachove Umenie 1974. Nr. 13845 J. Mikitovics: kein Urdruck, Nr. 13907 J. Güting: Der grobe Schlagabtausch auf d3 gefällt mir nicht. Der anschließende Pattwitz wurde schon ökonomischer und eleganter gezeigt (Siehe meinen Artikel: "Selbsteinsperrung einer unterverwandelten Figur", Problem-Forum, März 2007).

Defekte Studien:
Nr. 12462 J. Csengeri: unlösbar wegen 7.- Kb2! -+, Nr. 13254 J. Kratz: Bedauerlich, dass anstelle des Mattzuges 5.Dd1# der Variante A auch 5.Da6+ gewinnt. Gerade in Mattstudien muss jeder Zug dualfrei sein. Nr. 13547 J. Mikitovics: Ohnehin nur eine Korrekturfassung von J. Fritz, aber obendrein unlösbar wegen 5.- Dh3+! Die nachgereichte Fassung (Heft 231, S. 502) mit Schlüssel 1.Sf3+! sollte wie folgt tituliert werden: "Jindrich Fritz, Schackvärlden 1939, Korrektur Janos Mikitovics 2008". Nr. 13603 S. Eisert: Auf das Lepuschütz-Thema wäre ich hier nie selbst gekommen. Leider scheitert die thematische Verführung 4.Ke7? nicht nur an 4.- Sd5+!, sondern auch an 4.- Se4!, wodurch die Führung des wT von h8 nach h4 doppelt motiviert ist, worin ich eine Zwecktrübung sehe. Außerdem gibt es neben 9.- Sb5 noch das weniger offensichtliche 9.- Se2, das für unschönen Variantenwust sorgt.
Nr. 13362 von V. Kovalenko sowie Nr. 13718 von G. Josten & J. Mikitovics weisen makellose Zugfolgen auf. Alle beteiligten Figuren ziehen, es gibt keine Schlagfälle und in der Koproduktion nicht einmal Schachgebote. All diese zweifelsohne positiven Aspekte zeugen von einer ausgefeilten Konstruktionstechnik. Dennoch würde ich hier nicht von einer Kunststudie sprechen. Was mir fehlt, sind studienartige überraschende Züge bzw. Zugfolgen mit thematischem Inhalt. Selbst 4.Lc6! in Nr. 13718 finde ich doch sehr naheliegend. Das andere Extrem erlebe ich in der Nr. 13416 von P. Krug. Diese rein analytisch geprägte Zugfolge muss eine Zumutung für jeden Löser sein, der im Variantenwust ertrinkt und es nicht schaffen wird, zu erkennen, dass man mehrere Züge lang (auch noch dualistisch) mit dem wT ohne Drohung lavieren muss, um S in Zugnöte zu bringen. Ich plädiere dafür, dass solche Aufgaben nicht an Informalturnieren mit Löserbeteiligung teilnehmen sollten. Eine andere Schwierigkeit habe ich mit Nr. 13304 des selben Autors. Die Einleitung 1.Lb4! D:g5+! 2.K:g5 T:f3 3.Sf6+! T:f6 finde ich durchaus gelungen. Nun folgt die überraschende Rückkehr 4.Le1!! Bis hierhin ist alles wunderbar, nur gibt es einen entscheidenden Haken: Nicht einmal der Autor kann mir sagen, wieso es nach 4.Ld2? oder auch nach 4.Le1!! Tf1 5.La5? nicht irgendwann gelingen soll, durch ein weißes Springerschach Schwarz zu K:e7 zu zwingen, womit alle schwarzen Pattbestrebungen mit einem Schlag vereitelt wären. Ich glaube dem Autor, dass die Aufgabe korrekt ist. Er hat das sehr aufwendig mit wochenlanger Computeranalyse nachgewiesen. Die Frage ist nur, ob solche Analysen, die außerhalb des menschlichen Verständnisses liegen, überhaupt noch einen künstlerischen Wert besitzen. Ich bin der Meinung, dass ein Autor in der Lage sein sollte, jeden seiner Züge zu erklären. P. Krug kündigte bei dieser Aufgabe Nachbesserung an. Wir dürfen gespannt sein.
Nr. 10825v S. Eisert: Nun ist die Zugfolge eindeutig und besitzt mit 1.Kf7! einen guten Schlüssel, doch ist mir dieses Stück insgesamt zu klein. Hier würde ich folgende zusätzliche Einleitung empfehlen: Kf7 Tc7 Bh6 - Kd6 Lf5 Sa4, Lösung 1.Kf6! Ld3 2.Tc1 Sb6 3.Kf7! mit Rückkehr. In seinem Artikel "Intermezzo" behandelt der Autor Zugfolgen, die in Gewinnstudien einen reinen Tempoverlust darstellen und wieder zur identischen Stellung führen. Weiß besitzt also neben dem Gewinnzug auch einen oder mehrere Zeitverlustzüge, die aber allenfalls in einer praktischen Partie (kurz vor der Zeitkontrolle) von Interesse wären. Solche "Intermezzi" sind in der Kunststudie völlig unerheblich und werden von den Preisrichtern nicht einmal als Dual-Minor gewertet, sonst wären wohl viele Meisterkompositionen wertgemindert. Nr. 11813v H. Bednorz & M. Roxlau, Version I. Aliev & M. Roxlau: Es ist Geschmacksache, ob diese eindrucksvolle Doppelsetzung der Selbsteinsperrung des wK als reine Bauernstudie besser ist. Für mich besitzt die Urfassung eine natürlichere Ausgangsstellung. Nr. 13908 V. Bartosh: Ich habe mich davon überzeugt, dass die hübsche Idee 2.Kh3! weitaus ökonomischer und mit besserer Einleitung dargestellt werden kann.

  1. Preis 13719
Gunter Sonntag
Gewinn (5+5)
1. Preis: Nr. 13719 von Gunter Sonntag
Scheinbar wie von selbst entwickelt sich aus der harmlos wirkenden Ausgangsstellung eine Kette von überraschenden Opfern und Gegenopfern. Man beachte dabei die ständig wechselnden Opfermotive. Vor diesem Hintergrund überrascht mich etwas, dass einige Löser die ,"viele[n] Schlagfälle" bemängeln. Solche spannenden "Kurzkrimis" fallen mit Sicherheit nicht vom Himmel, sondern sind Indiz für das hohe Ideengut und Konstruktionsvermögen eines Meisterkomponisten. 1.Kc2 mit der Hauptdrohung 2.Sc5 nebst 3.Sb3# kann von S nur durch 1.- Ta4! pariert werden. Es folgt die erste Überraschung 2.Sa5! T:a5, um den sT von c4 abzulenken. Mir gefällt, dass erst durch den Blockadezug 3.Tb4! (droht Turmschwenk mit #2) die schwarzen Pattideen entstehen. Nach 3.- Ta8 4.b7! gliedert sich das Spiel in zwei Hauptvarianten. In Variante A wird nach dem Verschwinden des sT 4.- T:c8+ 5.b:c8D der Siegfriedläufer 5.- Lf5+! durch die optisch gefällige Selbstfesselung 6.Te4! gezähmt. In Variante B streift nach dem Läuferopfer 4.- Lf5+! 5.L:f5 der verbliebene Turm das Siegfriedgewand über 5.- Tc8+! Das Probespiel 6.Kb3? scheitert nun zweckrein an 6.- Tc3+! 7.K:c3 patt. In dieser Position stellt der eben noch so agile wT lediglich eine hinderliche weiße Masse dar. Deshalb 6.Tc4! T:c4+ und erst jetzt 7.Kb3. Als Zugabe gibt es nach 7.-Tf4 8.b8D Tf3+ noch das Hinlenkungsopfer 9.Ld3! nebst 9.- T:d3+ 10.Kc2 mit weißer Gewinnstellung. Hier fand ich neben 9.Kc2? Tf2+ noch die zusätzliche Verführung: 9.Kb4? T:f5 10.Dh8+ Kb1 11.Dh1+ Kb2/Kc2 12.Dg2+ Kb1 13.Kb3 mit der erzwungenen S-Unterverwandlung 13.- a1S+! remis.

2. Preis: 13477 Peter Krug Spezialpreis:13417
Gerd Rinder
1. Ehr. Erw: 13303
Arpad Rusz
Gewinn (5+5) Gewinn (3+6) Remis (3+6)

2. Preis: Nr. 13477 von Peter Krug (Österreich)
Eigentlich müssen "nur" die schwarzen Dauerschach- und Mattdrohungen vereitelt werden, damit das materielle Übergewicht von W durchschlägt. Dem Autor ist es gelungen, diesen schlichten Gewinnplan in einer vor allem taktisch geprägten Zugfolge finessenreich und spannend umzusetzen. Nach der gelungenen Einleitung 1.Kh1! Sf1 (droht Sg3+) ist das stille Damenopfer 2.Dh3! S:h3 zwar effektvoll, aber nicht ganz so überraschend angesichts der Tatsache, dass die Phönix-Dame 3.b8D sofort der Asche entsteigt. Immerhin gibt es hier die naheliegende Verführung: 2.Dh2+? S:h2 3.b8D Se2! 4.Db6+ Kg3 5.De3+ Tf3 (oder 5.- Sf3=) 6.De5+ Tf4 7.S:g6 Sg4 remis. Regelrecht verblüfft hat mich dann aber die Rückkehr 3.- Sg1! mit großherziger Schachprovokation, doch der Opfer-Turm ist nur ein Köder: 4.D:f4+? Sf3, weil dann 5.- Sg3+ nicht mehr verhindert werden kann. Statt dessen bietet die Diagonale a7-g1 neue "Einstiegsmöglichkeiten". Hier gibt es die naheliegende Verführung: 4.Db6+? Se3 5.S:g6 Tf3 6.Le6 Se2 7.Kh2 Tf6! mit lästiger Fesselung des wLe6. Deshalb besser: 4.Da7+! Se3 S.S:g6 Tf3 6.Le6 Se2, so dass Tf6 hier keine Option mehr ist. In geschickter Analogie zum Schlüssel endet das Ganze nach 6.- Se2 durch die stille Königsrückkehr 7.Kh2! mit neckischer Schlussstellung. Soweit die Hauptvariante. Gut gefällt mir auch die Nebenvariante: 3.- Th4 4.Da7+ Se3 5.S:g6 Th6 6.Da2+ und nun 6.- Ke1 7.Db1+/Da1+ Kf2 8.Db2+ Kf3 9.Se5+ Ke4 10.Lc2+ S:c2 11.Sf7! (Verführung 11.Sg4? Sf2+!=) Sf2+ 12.Kg1 Sh3+ 13.Kh2 +- sowie das Echo 6.- Kg3 7.Dh2+ Kf3 8.Se5+ Ke4 9.Lc2+ S:c2 10.Sg4! (Verführung 10.Sf7? Sf2+! =) 10.- Sf2+ 11.S:f2+ +- mit reziprokem Wechsel der Züge Sf7 bzw. Sg4 zwischen Lösung und Verführung, wobei die Verführung paradoxerweise in beiden Fällen an Sf2+! scheitert.

Spezialpreis: Nr. 13417 von Gerd Rinder
Um zu gewinnen, muss der wT lediglich nach g? überführt werden. Es ist erstaunlich, was der Autor aus dieser simplen Idee heraus auf das Brett zaubert. So erleben wir ein spannendes Turm-Läufer-Duell, bei dem der wT mit Hilfe von Beschäftigungslenkung seine Position sukzessive verstärkt. Man beachte, dass nach 1.Kg8 Lc3 2.Tb4+! die Position der drei Hauptakteure um 90° gedreht ist zur Schlüsselposition nach 2.- Ka6! 3.Tc4! Le5! 4.Tc5 La1! S.Tc1! Lb2 6.Tc2 Le5 7.Te2 Ld4 8.Td2 Lc3 9.Td3 Le5 10.Td6+! Der Rest ist schnell erledigt, z. B. 10.- Kb7 11.Td7+ Kb6 12.Tg7 L:g7 13.Kxg7 g3 14.h8D und Weiß gewinnt. Ohne den sSh3, der liebend gern nach g5 möchte, wäre diese feinsinnige Zugfolge nicht realisierbar. Es wäre absurd, die formale "Untätigkeit" einer solch technisch bedingten Figur zu bemängeln. Gegenüber dem thematischen Vorläufer (G. Rinder, 1.Preis, Die Schwalbe, 1990, deshalb der Spezialpreis) wurde hier der feine Positionskampf noch wesentlich erweitert. Für mich die Letztform.

1. Ehrende Erwähnung: Nr. 13303 von Arpad Rusz (Rumänien)
Nach 1.T:aS c2 2.Tc5+ Kd7 wird die Falle 3.T:d5+? studienartig widerlegt: 3.- Kc6 4.Lg2 Kb6 5.Td6+ Kb5 6.Lf1+ Sc4 7.L:c4+ Kc5! und der sK hat seine Kontrahenten erfolgreich ausgetanzt. Deshalb besser 3.Ld3! g3 4.L:c2 Kd6 5.Ta5! g2 6.Ta6+ Ke5 7.Tg6 remis. Um 2.Tc5+ zu verhindern, spielt S stärker 1.- Sb5! nebst 2.L:b5 Sc7+ 3.Ka7 c2. Nun scheitert 4.Ta1? an S:b5+ 5.Kb6 Sd4 6.Kc5 Sb3+ 7.Kc4 S:a1. Statt dessen besitzt W die überraschende Pattidee 4.La6+! S:a6 5.K:a6! c1D 6.Tc5+! D:c5 patt. Der letzte schwarze Gewinnversuch besteht in der T-Unterverwandlung 5.- c1T! 6.Tg5 Tg1 7.Kb6/Kb5 g3 8.Kc6 Kd8 9.Kd6 Ke8 10.Ke6 Kf8 H.Kf6/Kf5 g2 und W findet gerade noch das Schlupfloch 12.Kg6! mit Remis. Das logische Probespiel 5.T:a6? c1T! (5.- c1D? 6.Tc6+! D:c6 Echo-Patt) 6.Tg6 Tg1! 7.Kb6! g3! (7.-Kd7?8.Kc5=) 8.Kc6! Kd8 9.Kd6 Ke8 10.Ke6 Kf8 11.Kf6 g2 besitzt den kleinen, aber entscheidenden Unterschied, dass das Königsfeld g6 vom eigenen Turm blockiert ist. Solche Studien mit beiderseits pointiertem Spiel und einem logischen Auswahlzug, der erst sieben Züge später begründet wird, sind ganz nach meinem Geschmack. Wenn doch der Schlüssel nur etwas mehr Pep hätte!

2. Ehr. Erw.: 13602
Janos Mikitovics
Spezelle Ehr. Erw.: 13846
Juri Akobia
1. Lob: 13910
Yochanan Afek
Gewinn (6+8) Remis (4+5) Remis (4+5)

2. Ehrende Erwähnung: Nr. 13602 von Janos Mikitovics (Ungarn)
Aufgrund der latenten Mattdrohung auf der langen Diagonalen ist Schwarz gezwungen, sämtliche Leichtfiguren zu opfern. So gibt es mehrere schwarze Thema-Züge des 8. WCCT (stilles Figurenopfer nach Angriff einer anderen ungedeckten Figur) zu bewundern, wobei der Effekt dadurch gemindert wird, dass diese "freiwilligen" Opferangebote letzten Endes doch zum Scheitern verurteilt sind. Nach turbulentem Beginn: 1.Ld8! (droht 2.Lf6#; Verführung: 1.La5? (droht 2.Lc3#) Se4 2.Sf6! Se7! 3.S:e4 Sg6+ 4.Kf7 Ld3 5.Lc3+ Se5+ 6.f:e5 Tc1 7.Ld4 Tc4 remis) 1.- Se4 (1.- Sg4 2.Se3! Sb6!? 3.L:b6+-) 2.Sc3! Sb6!? 3.S:e4 Sd7+ 4.Ke7 Lc4!? 5.L:c4 Te1! mit spannenden Zügen auf beiden Seiten kann die restliche recht schlagkräftige Zugfolge m. E. nicht ganz mithalten: 6.K:d7 T:e4 7.Lf6+ K:h7 8.Ld3 Kg6 9.Lh4! Kf5 10.L:g3! d5 11.Kd6 Kg4 12.L:e4 d:e4 13.Ke5 K:g3 14.K:e4 mit theoretischer Gewinnstellung. Ich vermisse etwas den thematischen roten Faden.

Spezielle Ehrende Erwähnung: Nr. 13846 von Juri Akobia (Georgien)
Möglicherweise ist diese Studie aus der Analyse einer reziproken Zugzwangstellung hervorgegangen. Eine solche Stellung erhalten wir nach 1.g7! Lf6+ 2.K:e4 L:g7 3.Kf5 Sf6 4.Te1!! (ohne Drohung!), wenn wir den wBa5 vom Brett nehmen, der in dieser Variante eigentlich nicht benötigt wird, was ich als kleinen Makel empfinde. Freilich ist das dadurch entstandene positioneile Remis sehenswert und leicht verständlich: 4.- Lb5 5.Kg6 Lh8 6.Th1 Le8+ 7.Kf5! Ld7+ 8.Kg6 Le8+ 9.Kf5 Sh5 10.Kg4! Sf6+ 11.Kf5 Lg7 11.Te1und Schwarz kann die Position seiner Figuren nicht verbessern. Gerade durch das geschickte Hinzufügen des wBa5 (er-)fand der Autor eine zweite interessante Variante 2.- Lg6+ 3.Kf3! mit optisch gefälliger Provokation des Spießes 3.- Lh5+, der wegen der Drohung g8D+ natürlich nicht durchschlägt und mit der naheliegenden Verführung: 3.Kd5? L:g7 4.Te7 Sf6+ 5.Ke6 Lh8 6.Tc7 Kb8 7.Te7 Se4 8.Kd5 Sc3+ mit theoretischer Gewinnstellung. Weiter folgt: 3.- L:g7 4.Te7 Se5+ 5.Kf4! Sf7 6.Te8+ Ka7 7.Te7+ Kb8 8.Te8+ Kc7 9.a6! Ld4 10.Te7+ Kb8 11.Te8+ Ka7 12.Te7+ Kb8 mit Dauerschach. Die an sich interessanten Varianten wirken eher wie zufällig nebeneinandergereiht. Die beiden Hauptpointen 4.Te1!! und 3.Kf3! sind überraschend, aber gleichzeitig recht analytisch geprägt. Aufgrund dieser Ambivalenz halte ich eine spezielle Auszeichnung für angemessen.

1. Lob: Nr. 13910 von Yochanan Afek (Israel/Niederlande)

Der effektvolle Themazug des 8. WCCT 9.Sei!! (stilles Figurenopfer nach Angriff einer anderen ungedeckten Figur) wird partienah vorbereitet. 1.e7! L:e7 2.Sg3+ Kf2 3.Se4+ Ke3 4.Sc3! Kd4 5.Se2+ Ke3 6.Sc3 Kd4 7.Se2+ Kc5 8.S:d7+ Kc6 9.Sc1!! S:c1 10.Se5+ Kd5 11.S:g6.

2. Lob: Nr. 13544 von Stephan Eisert
Der sehr gute Auswahlschlüssel 1.LgS! vermeidet eine schwarze Gewinnstellung, die im logischen Probespiel 1.Le6? Tb3! 2.Sd2 Tb6 3.Sc4 T:e6 4.S:a3+ Kd3 5.Sb5 Tc6! bereits 1929 von Reti untersucht wurde: 6.Kf3 Kc4 7.Sa3+ Kc3 8.Sb5+ Kd3 9.Kf4 Kc4 10.Sa3+ Kd4 11.Sb5+ Kd5! 12.Sa3 Tc3 /Te1 und die Schlinge um den wS zieht sich langsam, aber sicher zu. Die anderen Verführungen: 1.Lf7?/ 1.La2? Tb3! sind eher nebensächlich. Analog zum Probespiel folgt in der Lösung: 1.-Tb3 2.Sd2 Tb8 3.Sc4 T:g8 4.S:a3+ Kd3 5.Sb5 Tc8 mit dem feinen Unterschied, dass nun 6.Sd6 mit Remis möglich ist.

2. Lob: 13544
Stephan Eisert
3. Lob: 13476v
Julien Vandiest
Spezielles Lob: 13909
Jarl Henning Ulrichsen
Remis (3+3) Gewinn (3+5) Remis (5+6)

3. Lob: Nr. 13476v von Julien Vandiest (Belgien)
Der bekannte belgische Studienkomponist Julien Vandiest feierte am 15. Juni 2009 seinen 90. Geburtstag. In einem für seinen Kompositionsstil typischen Endspiel lässt er den schwarzen König mit Hilfe einer geschickt vorbereiteten Dame-Läufer-Batterie über das ganze Brett jagen, um schließlich mit einem Spieß die sD zu erobern. Der stille Zug 4.Dd5! mit der Drohung 5.Ld4 ist das kleine, aber feine i-Tüpfelchen. 1.Dg6+ Db6 2.Dd3+ Kb7 3.Dd7+ Ka6 4.Dd5! Dg1 5.Db5+ (Duale-Minor: 5.Dd3+/5.Dc4+/5.Da5+; 5.Ld4? Dd1+!=) 5.- Ka7 6.Dd7+/Db8+ Ka6 7.Dc8+! (7.Dd5? g5!=) 7.- Kb6 8.Lc7+ Kc5 9.Lb8+! Kd5 10.Df5+ Kc4 11.Db5+ Kc3 12.Le5+ Kd2 13.Lf4+ Ke1 14.Db1+ Kf2 15.Le3+!

Spezielles Lob: Nr. 13909 von Jarl Henning Ulrichsen (Norwegen)
Das von Task-Liebhabern gern gesehene Valladäo-Thema wird hier in sparsamer Meredithform und mit angenehm unaufdringlicher natürlicher Ausgangsstellung realisiert. 1.c4+! zur Freilegung der d-Linie, 1.- d:c3 e.p. 2.Ta5+ Kc6 3.T:d5 K:d5 4.d8D+! als Ablenkungsopfer mit der notwendigen Dualvermeidung 4.d8T+? Kc4! nebst 4.- L:d8 5.0-0-0+! Kc4 6.T:d8 Tg1+ 7.Kc2 mit theoretischer Remisstellung.

Ich danke Wieland Bruch, Siegfried Hornecker, Michael Roxlau und Klaus Rubin für die freundliche Unterstützung sowie den Schwalbe-Lösern für ihre kritischen Kommentare. Wie üblich wird der Preisbericht drei Monate nach Veröffentlichung endgültig.

Berlin, im Juli 2009
Martin Minski


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