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Heft 325, Februar 2024

 


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Aktuelle Meldungen 413
Günter Büsing: Zum Tod von bernd ellinghoven (24.8.1953-13.11.2023) 414
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48. MärchenSchachFreundeTreffen in Andernach 9. - 12. Mai 2024 439

 

Zum Tod von bernd ellinghoven (24.8.1953-13.11.2023)

von Günter Büsing

Abgesehen von einigen früheren Löse-Aktivitäten in der DSZ begann meine Problemschach-"Laufbahn" mit meinem ersten Besuch eines Schwalbe-Treffens. Es wurde 1975 von der Löser-Legende Friedrich Burchard in Siegen organisiert. Ich kannte keinen der Teilnehmer persönlich, Burchard war neben Werner Speckmann und Ludwig Zagler der Einzige, der mir wenigstens dem Namen nach geläufig war. Unter den Teilnehmern war auch ein gewisser bernd ellinghoven, der mir aber - ich muss es gestehen - von diesem Treffen nicht in dauerhafter Erinnerung geblieben ist. Das sollte sich bald ändern.

Als die Schwalben zwei Jahre später in Bamberg zusammenkamen, war ich mittlerweile Mitglied geworden und hatte auch feenschach abonniert und war daher schon mehrfach auf bernds Namen gestoßen. In Bamberg beeindruckte mich das engagierte Auftreten des damals 24jährigen, insbesondere in der konträren Diskussion über Hans Klüvers Antrag, den Begriff "Experimentelles Schach" durch das alte "Märchenschach" zu ersetzen. Auch im Absurd-/Komischen, nämlich der Diskussion über Friedrich Burchards Antrag, Druckfehler in der Schwalbe per Beschluss zu verbieten, hielt er kräftig mit. Unsere Kontakte intensivierten sich, insbesondere über die feenschach-Schiene und später, als wir beide regelmäßig an den PCCC-Treffen teilnahmen.

bernd war Problemist - wir alle waren/sind Problemisten. Er unterschied sich von anderen durch sein umfassendes Engagement und seinen Drang zur Perfektion. Dies würdigte Thomas Brand erst kürzlich anlässlich bernds 70. Geburtstags Die Schwalbe, Heft 323, August 2023, S. 184-185) und muss daher hier nicht erneut gesagt werden.

Aber bernd war mehr als nur ein außergewöhnlicher Problemist, er war durch und durch Kulturmensch, begeisterte sich für Literatur, Malerei, Musik, bildende Kunst, Reisen (natürlich Kulturreisen) und vieles mehr. In einem Interview mit der Zeitschrift KARL verriet er (Heft 1/2014, S. 16-23), Germanistik und Kunst studiert zu haben, um Künstler oder Schriftsteller zu werden. Und so sei es dann auch irgendwie gekommen: journalistische Betätigung über Schach mit Orthografie-Anleihen bei Arno Schmidt, gelegentlich Poetisches, sporadisch Objektkunst im Geiste von Marcel Duchamp oder Joseph Beuys - aber nicht als ernsthafte Karriere, denn dazu müsse man ja viel Zeit investieren, die er aber nicht habe. Und so fand er für sich als ideale Kunstform Problemschachkomposition - von der man leider nicht leben kann.

Die vielseitigen Interessen verknüpfte er, soweit dies möglich war. Da wurde schon mal ein Treffen der Schachsammler mit einem Opernbesuch kombiniert, oder ein feenschach-Reisebericht im ausschweifend/umständlichen barocken Stil geschrieben ("Umständlicher Bericht des feenschach-Berichterstatters" in f-50, f-53, 1981/82). Besondere Highlights waren gemeinsame Reisen, Gelegenheiten dazu boten unter anderem unsere jährlichen Besuche der PCCC- bzw. WFCC-Kongresse. Besonders gern erinnere ich mich an den Kongress 2011 in Jesi, wo wir uns eine Woche lang in glühender Hitze kulturell aufluden: Ich hatte mich schon einen Tag vor Kongressbeginn auf die Reise gemacht, um mir zuerst noch Ravenna anzusehen. Als ich dort am nächsten Morgen zu recht früher Stunde das Grabmal Theoderich des Großen aufsuchte, waren erst zwei Besucher vor Ort: bernd und Christine. Auch sie hatten die Gelegenheit genutzt, Kultur zu tanken und waren über Venedig und Ravenna auf dem Weg nach Jesi. Dem Zufallstreffen folgte eine intensive Woche, soweit die Kongressaktivitäten dies zuließen, mit Besuchen der in der Region vorhandenen Gemälde von Lorenzo Lotto. Andere markante Reisen führten uns nach Rio de Janeiro (2009), wo intensiv um die Selbständigkeit der WFCC gerungen wurde, oder nach Sankt Petersburg (1998), wo wir zweimal die Eremitage besuchten und bernd angesichts der dort gezeigten vielen Werke von Henri Matisse, dem nach seiner damaligen Meinung besten Maler der Welt, gar nicht anders konnte als das Fotografierverbot zu missachten (übrigens folgenlos).

Vor etwa 50 Jahren entdeckte Hemmo Axt bernd als Bergsteiger-Klettertalent. Von vielen gemeinsamen Touren führte eine die beiden ins Verwall, und was ihnen dort passierte, beschrieb Hemmo in seiner Laudatio zu bernds 50. Geburtstag Die Schwalbe, Heft 202, August 2003 S. 187) - es war die Geburtsstunde des Verwallschachs.

bernd war ein unruhiger Geist, seine direkte Art, die Dinge anzugehen, war nicht immer nach jedermanns Geschmack, aber sie hat oft genutzt, Positionen zu klären und Entscheidungen herbeizuführen. Dies wurde von mehreren Institutionen anerkannt und gewürdigt, indem ihm die Ehrenmitgliedschaft der Schwalbe, der British Chess Problem Society und der WFCC zuerkannt wurde und der Deutsche Schachbund ihn für seinen langjährigen Einsatz mit der Silbernen Ehrennadel auszeichnete.

Während meines ganzen Problemisten-Daseins war bernd immer da, insbesondere während meiner Zeit als Schriftleiter standen wir in engem Kontakt und hatten viele Gespräche über Form und Inhalt der Hefte, sowie über Gott und die Welt. Gesundheitlich seit längerer Zeit angeschlagen, erlag er am 13. November seinem Krebsleiden. Er fehlt mir - er wird uns allen fehlen!


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