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Passagiertürme - neue "erster Zug?" Ökonomierekorde
von Andrej Frolkin, UA-Kiew und Andrew Buchanan, SG-Singapur
Vorbemerkung der Autoren:
Mario Richter hat die Aufgaben in einer früheren Version
dankenswerterweise geprüft. Wegen möglicher verbliebener Fehler werden
sich natürlich die beiden Autoren gegenseitig beschuldigen. Die
Schwalbe ist besonders geeignet für unseren Vogel-bezogenen Artikel.
Wir sind Thomas Brand sehr dankbar für seine Übersetzung ins Deutsche,
und wir haben so viele englische Wortspiele im Zusammenhang mit Vögeln
wie möglich eingebaut, um ihm seine Arbeit noch herausfordernder zu
machen.
Vorbemerkung des Übersetzers Thomas Brand:
"Passagiertürme" (passenger rooks) bezieht sich auf die Wandertaube (englisch passenger
pigeons, wissenschaftlich Ectopistes migratorius), eine Anfang des 19.
Jahrhunderts in den USA weit verbreitete Art, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet
wurde.
Es ist ein Riesen-Vergnügen, den englischen Originaltext der beiden zu
lesen - aber es erscheint mir absolut unmöglich, die ganzen
Wortspiele (zoologische Begriffe, Redensarten, Slang-Ausdrücke,
Lautmalerei etc.) adäquat ins Deutsche zu übertragen. Nur ein kleines
Beispiel gefällig? Die Autoren schreiben lautmalend von ill-eagle anstatt englisch
illegal: So etwas lässt sich
(zumindest für mich) nicht konsequent im deutschen Text nachbilden.
Daher haben wir vereinbart, dass ich den Text ohne solche
Nachdichtungen ins Deutsche übertrage; den englischen
Originaltext,
den ich Ihnen dringend ans Herz lege, finden Sie auf der
Schwalbe-Website.
Von Zugvögeln zu Fluggästen
Früher drängten sich passenger pigeons am Himmel, aber dieser Artikel beschäftigt sich mit einem anderen Vogel: dem passenger rook.
Eine Menge Retroprobleme fragen nach dem ersten Zug eines bestimmten Steins in einer Stellung. Meist sind das Typ-A-Probleme, wo nicht angegeben ist, wer am Zug ist und auch keine Seite im Schach steht. Einige leichtere Fälle sind auch im Typ C, wo eine Seite im Schach steht, behandelt.
Im Schach gibt es sechs verschiedene Figurenarten und sieben Möglichkeiten, Züge zu zeigen ("nie gezogen", "schlagfrei gezogen" und fünfmal "Schlag einer bestimmten Figurenart"). Umwandlungssteine werden als neu betrachtet, und so kann man auch für jede Art von Umwandlungssteinen diese sieben Fragen stellen. Hinzu kommen noch vier Spezialfälle (Bauerndoppelschritt, die beiden Rochaden und der ep-Schlag). Das ergibt (6+4)× 7+4=74 Kandidaten. Jedoch erschienen alle Springerzüge und alle bis auf zwei Turmzüge unmöglich als erste Züge nachweisbar zu sein, und ein ep-Schlag ist offensichtlich nie der erste Zug eines Bauern. Dies lässt 74-7-5-1=61 mögliche Darstellungen. Drei von Bernd Schwarzkopf komponierte Stellungen kombinieren mehrere einfache Darstellungen, sodass die 61 Möglichkeiten für Typ A in 55 Aufgaben gezeigt werden. In der PDB kann man sie mit folgender Abfrage finden:
k='type a' and k='econ:first'
Die Kompositionen werden nach der üblichen Prioritätenliste bewertet:
- minimale Steinzahl, dann
- minimale Anzahl von Offizieren, dann
- minimale Anzahl von Schwerfiguren, dann
- minimale Anzahl von Damen
Probleme, die auch nach diesen Kriterien gleich sind, werden als "ex aequo" betrachtet. Die Verwendung von Nicht-Standardmaterial wird hier nicht als Mangel angesehen.
Die ursprünglich publizierten Forderungen für solche "Erster Zug?" Rekorde sind nicht einheitlich. Manche beziehen sich auf einen Stein in seiner Diagrammstellung, manche auf sein Feld in der Partieanfangsstellung, manche fragen nach dem letzten Zug, und manche Fragestellungen sind noch offener. Wir wollen uns hier nicht mit dem "Stand der Technik" beschäftigen oder neue Versionen kreieren, aber wir müssen wohl f etwas vereinheitlichen. So folgen wir Werner Keym, dessen umfängliche Liste das benutzt, was wir als abgeleitete Forderung bezeichnen wollen: Hier wird der thematische Stein, wenn er noch auf dem Brett steht, durch seine Stellung im Diagramm benannt, oder, wenn er schon geschlagen wurde, durch sein Startfeld in der Partieanfangsstellung bzw. sein Umwandlungsfeld. Abgeleitete Forderungen notieren wir unter dem Diagramm mit: «xxx»
.Dieses Themengebiet wurde erstmals 1981 von Bernd Schwarzkopf1 bearbeitet, obgleich es ein paar frühere "last mover" gibt, die auch für "first mover" den Rekord halten. Das führte zu einem Schub großartiger Aktivitäten mehrerer Komponisten in den Jahren 1983 und 1984, wobei sich Michel Caillaud als wahrer Meister dieses Themenfeldes erwies.2 Danach wurde es auf diesem Gebiet ruhig mit nur gelegentlichen Überbietungen. Werner Keym stellte die bestehenden Rekorde in seinem Buch Eigenartige Schachprobleme3 zusammen, was Gerd Wilts provozierte, die letzte Lücke (K:S) rechtzeitig zum Addendum des Buches zu füllen. Im Jahr 2019 veröffentlichte Andrew Buchanan zehn Korrekturen und Überbietungen von ihm selbst und anderen.4 Und jetzt ...
Andrejs Idee
Die Schwierigkeit
Jede Partie kann mit einem kleinen Tänzchen wie z.B. 1.Sa3 Sa6 2.Tb1 Sb8 3.Ta1 Sa6 4.Sb1 Sb8 eingeleitet werden, das speziell einem Turm einen ersten schlagfreien Zug gibt.5 Wenn es nicht um Rochade (oder die 50-Züge-Regel oder Stellungswiederholung) geht, hat das keinen Einfluss auf die folgende Partie. Somit erscheint es unmöglich, einen bestimmten Schlag eines Turms (z.B. T:L) als seinen ersten Zug nachzuweisen oder auch, dass er noch nicht gezogen hat (T0). Den Fall des schlagfreien ersten Turmzugs (T-) haben Schwarzkopf und Freunde schon lange effizient gelöst (P0007812). Die Regel der "toten Stellung" wurde für T0 genutzt (P1272393), aber die anderen fünf Fälle erschienen hoffnungslos.
Der listige Trick
Die Rochade ist in den FIDE-Regeln als Königszug definiert. Deswegen behaupten wir, dass der rochierte Turm noch nicht gezogen hat: Er war einfach ein Passagier der Rochade. Wenn wir also eine Stellung haben, wo wir einen Turmzug und dann mit ihm die Rochade zurücknehmen können, ohne dass der Turm einen weiteren Zug zurücknehmen konnte, haben wir die Herausforderung erfüllt. Es stellt sich heraus, dass alle "T:X" als Typ A und Typ C auf diese Weise dargestellt werden können, ebenso wie eine ökonomischere Darstellung von T0 im Typ A. Die Tabelle zeigt die Anzahl der "Weiß + Schwarz = Gesamt" Steine in diesen Rekorden. Neue Rekorde werden fett dargestellt.
Typ A | Typ C | |
---|---|---|
T0 | 10+3=13 | 3+1=4 |
T- | 10+1=11 | 10+1=11 |
T:B | 14+12=26 | 16+6=22 |
T:S | 14+10=24 | 12+8=20 |
T:L | 14+9=23 | 10+8=18 |
T:T | 13+12=25 | 13+8=21 |
T:D | 11+14=25 | 16+8=24 |
Typ-A-Rekorde
1
Oskar E. Vinje
The Fairy Chess Review
1938
Letzter Zug?(10+3)
«Erster Zug des d1?»
Das zeigt das Konzept der abgeleiteten Forderung im Einsatz: Es ist Teil der Bewertung von Ökonomierekorden, aber nicht des Problems selbst. Diese Idee der Ableitung kann auch respektvoll auf andere ältere Probleme angewendet werden, die wir dann als (zufällige) Rekordhalter älterer Themen feiern können.
Das kann uns auch helfen, heikle Vorgängerfragen sauber zu lösen; z.B. haben sowohl Høeg 1923 (P0001056) als auch Pavlović 1950 (nicht in der PDB) beide wKb7, wLc8, sKd7 mit unterschiedlichen Forderungen, nämlich "Letzter Zug?" bzw. "Erster Zug des Läufers?" Nun leiten wir (nur für den Ökonomierekord!) Høegs Frage nach "Erster Zug des wLc8?" ab.
1a: Bernd Schwarzkopf, Wolfgang Dittmann, Godehard Murkisch feenschach 1981 Letzter Zug? (Typ A: T-;P0007812): Das Problem haben wir schon erwähnt, deshalb bringen wir es hier nicht noch einmal. Allerdings tauchte es etwas abgewandelt noch als "Typ C: T-" (siehe 7) auf.
2
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f6? (14+12)
Nun untersuchen wir die Bauernschläge so weit wie möglich. Weiße Bauern: c:d, f:g:h, ein Schlag ist noch nicht erklärt, der aus Paritätsgründen nicht von einem weißen Bauern geschehen sein kann. So hat speziell wBa6 nie geschlagen. Schwarze Bauern: a:Sb6:Sa5, c=L. So schlug Weiß c:d6 (und nicht c:d3), da Bd5 nie geschlagen hat.
Welche Figur kann als letzte in den Käfig im Nordosten gezogen haben? Das kann nicht der wBd6 gewesen sein, da er auf der c-Linie den sBc7 an seiner Umwandlung gehindert hätte, auch nicht wDg6, da sie von f5 oder e4 ein illegales Schach gegeben hätte. Ebenso wenig der schwarze König, da sein Zurückweichen auf die 4. Reihe die Rücknahme entweder von d2-d3+ (schließt wLc1 aus) oder e2-e3+ (schließt wLf1 oder wTh1 aus) erzwingen würde. Die anderen Steine sind leichter auszuschließen. So bleibt nur wTf6. Er muss auf f6 geschlagen haben, denn sonst hätten wir ein anderes illegales Schach. Das Verschwinden eines schwarzer Steins ist ja auch noch nicht geklärt!
Aber was nun? Der schwarze Stein kann nicht gerade erst nach f6 gezogen haben, denn das hätte er nur als Antwort auf ein weißes Schachgebot gekonnt. Und nun tickt die Uhr: Es gibt nur zwei schwarze Züge, die zurückgenommen werden können, auch kann kein anderer schwarzer Stein entschlagen werden, da die Schläge im Käfig stattfanden.
Die einzige Auf löse-Möglichkeit ist, dass wTf6 von h1 kommt. Können wir ihn nach g1 oder h1 und den Le2 nach f1 bringen, dann kann der schwarze König nach d4 oder f4 zurückgehen, und e2-e3+ löst den Knoten auf. Aber der wKg1 stört dabei, und die einzige Möglichkeit, ihn schnell genug aus dem Weg zu räumen, ist die Rücknahme der weißen Rochade. Die Auflösung sieht dann also so aus: R 1.Tf1:Xf6 b6:Sa5 2. 0-0 a7:Sb6 3.Lf1-e2 Kd,f4-e5 4.e2-e3+. Was war nun X, der auf f6 geschlagene Stein? Nun, fragen wir nach dem Schicksal des Bf7: Er hat nicht geschlagen, und da die Rochade später erfolgte, konnte er nicht umwandeln. Somit ist der schwarze f-Bauer nach ziemlich langweiligem Leben auf f6 geschlagen worden.
Nun müssen wir noch ein paar Fehlversuche ausschließen, wo ein freier weißer Stein einen gefesselten auf f6 ablösen konnte: R: 1.Tf2:Sf6? b6:Sa5 2.Sb3-a5 a7:Sb6 3.Sc5-b3 retropatt! 4.Se4-c5 Se8-f6 5.Sf6-e4+. Oder wir probieren es, dass der Turm selbst zurückkehrte, z.B. R: 1.Tf2:Sf6? Sd7-f6, dann Tf6-f2, aber dann kann der Knoten nicht mehr aufgelöst werden. Und der andere weiße Turm ist ebenfalls im Käfig gefangen, sodass er nicht etwa auf a5 entschlagen werden konnte.
So haben wir bewiesen, dass die einzige Lösung die gewollte ist: T:B war der erste Turmzug nach dessen Reise als Passagier im Seitenwagen des weißen Königs.
3
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f6? (14+10)
Auch hier ist die einzige Möglichkeit, dass Tf6 von h1 kommt und entschlagen kann, um durch die Rücknahme der Rochade nach Hause zu gelangen, sodass er den Käfig rechtzeitig öffnen kann: R: 1.Lg2-f3 b4-b3 2.Tf1:Xf6 b5-b4 3. 0-0 b6-b5 4.Lf1-g2 Kf,h4-g5 5. g2-g3+ usw.
Was war nun X? Nicht Dame oder Turm, da dann die Rochade illegal wäre. Wegen der Felderfarbe scheidet auch ein Läufer aus, und auch ein Bauer kann es nicht sein, denn der fehlende achte wandelte in einen Läufer um. Also bleibt durch das Ausschlussverfahren nur: X=S.
Ein weißer Turm wandelte auf b8 um, somit gibt es kein Problem mit einer Blockade durch sBb6. Man könnte sich noch fragen, ob der wLh5 eine Nebenlösungsgefahr darstellt? In der Tat ließe R: 1.Lb1:Sg6 Se5-g6 2.Lg6-h5+ den Käfig intakt, da es keinen schwarzen Stein zum Schlagen übrig ließe, denn 2.- Kh5-g5 3.Lc2-g6+? ist illegal wegen des Schachgebots der wDf7.
4
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f8?(14+9)
Um den kleinen Käfig im Nordwesten zu öffnen, ist die Rücknahme von b7-c8=L und c6-c7 nötig, gefolgt von c7:b6. Ein Versuch, Lc6 oder Lg2 zu entwandeln, scheitert:
R: 1.d4-d5/Lf3-g2 e4-e3 2.Ld5-c6/Lh5-f3 e5-e4 3.Lf7-d5/Sf4-g6 e6-e5 4.Le8-f7/Le8=h5 ?? Die Entwandlung des Lc8 scheitert an einem fehlenden Tempo, sofortiges c7-c8=L? wäre ein illegales Schach. R: 1.Tf2:Bf8 e4-e3 2.c7-c8=L e5-e4 3.d4-d5 e6-e5 4.Ld5-c6?? kann man als Hauptplan ansehen: Der thematische Entschlag des Läufers auf f8 eliminiert das Hindernis "illegales Schach", dieses Mal durch die weiße Dame, und ist so Teil des Vorplans.
Also R: 1.Tf1:Lf8! e4-e3 2. 0-0 e5-e4 3.Lf1-g2 e6-e5 4. g2xBh3 h4-h3 ? acht eindeutige letzte Züge, dann, 5.d4-d5 (S~-b5 ist auch möglich) h5-h4 6.L~-c6 h6-h5 7.c7-c8=L h7-h6 8.c6-c7 c7::b6 9.L~-b6. Und noch ein Schlag ist eindeutig: f7:Tg8=L.
5
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f6?(13+12)
Was passierte nun mit den Bauern? Die fehlenden weißen verschwanden durch a=L, b=L, c:b=L, d:e=L, f=L, die schwarzen schlugen b:c, e:d6, f:e6 - der von der a-Linie wurde irgendwo auf dieser Linie geschlagen und wandelte nicht um.
Schwarz kann noch nicht c:b zurücknehmen, da vorher der weiße b-Bauer schlagfrei entwandeln muss. Also ist Bc2 kritisch, er kann nur bis c6 zurückziehen. Der Käfig kann nur auf die bekannte Weise geöffnet werden. L:g6 würde die Rückkehr des weißen Königsturms verhindern, wir können also nur T:f6 zurücknehmen, und dabei kann nur ein Turm entschlagen werden.
R: 1.Tf1x:Tf6 c3-c2 2.Lf3-a8 c4-c3 3. 0-0 c5-c4 4.Lg2-f3 c6-c5 5.Lf1-g2 Kf,h4-g5 5. g2-g3+. Die Zugfolge ist etwas komplizierter als in den vorherigen Beispielen, da der Läufer die Rochade absichern muss.
6
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f6?(11+14)
Eine Rücknahme von f2:g3 würde für wBg7 zwei Schläge erfordern - das ist einer zu viel. Also muss wie vorher durch g2-g3 der Käfig geöffnet werden, und dafür muss ein weißer Turm nach g1/h1 und der weiße Läufer nach f1 zurück; der aber muss noch entschlagen werden. Bezüglich des Turms ist noch unklar, ob er auch entschlagen werden muss. Schwarz kann einen seiner c-Bauern auf die a-Linie zurückbringen, z.B. a4:Tb3:Lc2, das erzwingt a:b zur Umwandlung auf b8\@. Der andere schwarze c-Bauer kann noch nicht auf die b-Linie zurückgezogen werden, da er den b-Bauern an der Umwandlung auf b8 hinderte. In diesem Szenario kann aber wLe8 nicht mehr entwandeln.
Das bedeutet, dass der Käfig nur auf die bekannte Weise geöffnet werden kann; auf f8 kann nur eine Dame entschlagen werden. R: 1.Tf1:Df6 b3:Lc2 2.Le4-c2 b4-b3 3.Lf3-e4 b5-b4 4. 0-0 c5-c4 5.Lg2-f3 c6-c5 6.Lf1-g2 Kf,z4-g5 7.g2-g3+. Wie schon im letzten Beispiel muss der weiße Läufer die Rochade absichern. Der weiße Bauer kann auf g7 stehen, ohne dass wir uns vor f6:g7 fürchten müssen: Es fehlen nur zwei schwarze Steine, und einer ist der weißfeldrige Läufer. Der schwarze König und sBd5 verhindern, dass ein weißer Springer nach f6 gelangen kann.
Typ-C-Rekorde
Bisher gibt es nur zehn der potenziell 61 Typ C "erster Zug?" Rekorde, und die meisten sind sehr simpel. In der PDB kann man sie anschauen:
k='type c' and k='econ:first'
Dieses Feld ist wahrscheinlich weniger interessant als Typ A, denn das Schachgebot kann so stark sein, dass es einen simplen Rekord ermöglicht. Allerdings kann auch hier der aufmerksame Ornithologe gelegentlich Passagiertürme beobachten. Prinzipiell stellt sich hier die fundamentale Frage, die für "letzter Zug?" Aufgaben nicht existiert: "Welche Seite soll Schach bieten?" In der Praxis allerdings fragen alle bekannten Beispiele nach dem ersten Zug des schachbietenden Steins, ob nun direkt oder durch Herbeiführung eines Abzugsschachs.
(Typ C: T0): Bevor wir neue Probleme diskutieren, wollen wir zunächst einmal feststellen, dass T0 vom Typ C trivial durch zwei existierende Probleme erfüllt wird (ex aequo). Sie können leicht herausfinden, wie das Diagramm - bis auf die exakte Position des schwarzen Königs - aussehen muss:Branco Pavlović, Sahovski Vjesnik 1950, (3+1) Erster Zug des wK? Abgeleitete Forderung: "Erster Zug des Turms?" (In der PDB:
probid='P0001103'bzw.
probid='P0001104').
7
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Letzter Zug?(10+1)
«Erster Zug des g1?»
8
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f3?(16+6)
R: 1.Tf1:Bf3#! f4-f3 2.f3:Be4+ e5-e4 3. 0-0 Kg2-g3, oder etwas verlängert z.B. 3.Sf8-e6 e6-e5 4.Lc3-f5 f5-f4 5.Le7-f6 f6-f5 6. 0-0 Kg2-g3.
9
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des d1?(12+6)
Letzter Zug war 1.T:Sc1+, aber wo kam der Turm her? R: 1.Te1:Sd1+ Sc/e3:D/Td1? illegales Schach; R: 1.Te1:Sd1+ Sc/e3-d1 2.Tf1:d1+?, aber es gibt keinen schwarzen Stein zu schlagen; R: 1.Tf1:Sd1+ Sc/e3:D/Td1 2. D/Te1:d1+? , aber es gibt keinen schwarzen Stein zu schlagen. Somit bleibt nach dem Ausschlussverfahren nur R: 1.Tf1:Sd1+ Sc/e3-d1, und der einzig mögliche Ausweg ist 2.0-0+, und der schwarze Springer kam von c3. Also R: 1.Tf1:Sd1+ Sc3-d1 2.0-0+.
10
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des h1?(10+8)
R: 1.Tf1:Lf8+ f4:g3 2. 0-0 e5:f4 3.Lf1-g2 d6:e5 4. g2:h3; später Ld1 → g8, f7:g8=L, e6Lf7 oder f6-f7 und f7:g6.
11
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des h1?(13+8)
R: 1.- g3:Tf2+ 2.Tf1:Tf2+ Tf3:Tf2 3. 0-0 Dh2-h3; wenn 2.Tf1:Sf2+ Sh1:Tf2, dann bietet der zweite weiße Turm illegal Schach.
12
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f2? (16+8)
R: 1.Tf1:Df2# Dg3-f2+ 2.Lf2:Bb6+ b7-b6 3. 0-0 Dh2-g3. Das ist die einzige Möglichkeit, schwarzes Retropatt zu vermeiden. Wenn 1.- De1-f2, dann ist nach 2.Lb2:Bb6 b7-b6 das Retropatt unvermeidlich.
Nachbemerkung
Einige hübsche Retros mit der Forderung "Letzter Zug?" sind keine Rekorde. Ähnlich können Aufgaben mit dem Fokus auf den ersten Zug eines Steins ästhetisch überzeugen, auch wenn sie keine Rekorde sind. Wir möchten gern mit einem T:D Problem enden, das keinen Rekord darstellt, aber in unseren Augen künstlerischen Wert besitzt, weil hier die Rücknahme der Rochade ein Warte(rück)zug (auch als "Retrotempozug" bekannt) ist.
13
A. Frolkin
A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f3?(15+10)
R: 1.Tf1:Xf3+ Sf2-h1 2.0-0 (der Tempo-Rückzug, der zufällig die Umwandlung auf d1 ausschließt und damit zeigt, dass X weder Läufer noch Turm, sondern Dame ist) 2.- S~\ 3.Sf2(g1)-h3.
"Mein Schicksal kann nicht gemeistert, es kann nur mitgestaltet und damit etwas gelenkt werden. Ich bin auch nicht der Kapitän meiner Seele, ich bin nur ihr lautester Passagier." Aldous Huxley
Anhang - "Erster Zug?"-Rekorde
Zunächst einmal sind wir uns sicher, dass noch einige Typ-A-Schätze verborgen sind. Beispielsweise ist hier die Verbesserung eines alten Rekordes:
14
J. M. Ott
Version A. Buchanan
Die Schwalbe 2020
Erster Zug des f8? (4+6)
Also zog Weiß zuletzt, und das muss Tg8*f8 gewesen sein. Wenn er auf f8 geschlagen hat, dann erzwingt die Rücknahme von Kh8-h7 die Entwandlung h7:Sg8=T+, und Sf6:g8 verhindert jede weitere Rücknahme. Also war der letzte Zug R: 1.Tg8-f8. Schwarz spielte Kh8*h7. Wenn das ein Schlagzug war, ging dem Tf8:Sg8+ voraus, und dann blockiert Sf6:g8 wiederum den Käfig. Also erhalten wir durch Ausschluss anderer Züge: R: 1.Tg8-f8 Kh8-h7 2.h7:Sg8=T Sf6-g8 3.Kf8-f7, was den Käfig öffnet.
Auch lockt eine große Anzahl noch offener Typ-C-Rekorde. Aber vielleicht sind die Passagierturm-Aufgaben die interessantesten dieses Typs? Einige der noch nicht gepflückten niedrig hängenden Früchte hängen wahrlich sehr niedrig. Eine Typ-A-Stellung kann oftmals leicht in einen Typ C umgebaut werden, indem ein Bauer zum Schachgeben nach vorn geschoben wird wie in unserem T- Beispiel. Dieser billige Trick funktioniert offensichtlich nicht bei "Letzter Zug?"-Aufgaben, aber für "Erster Zug?"-Probleme kann er die Bedeutung jedes Rekordes, und damit das Interesse daran, begrenzen.
Andererseits ist Typ B (Keine Partei steht im Schach; es wird angegeben, welche Partei am Zug ist) noch völlig jungfräuliches Gebiet und daher hier nicht näher behandelt. Gewöhnlich ist der Typ A Rekord ein Kandidat für Typ B, aber häufig geht es bedeutend besser. Zum Beispiel kann Jan Mortensens hübsches Asymmetrie-Paar P0001043 und P0001046 als abgeleiteter Typ B: T0 angesehen werden: unter Nutzung des Passagier-Mechanismus mit nur jeweils sieben Steinen. Und seine P0001045 kann als Typ B: B-, mit nur fünf Steinen abgeleitet werden. Vergleichen Sie das mit Willcocks exzellentem, aber notwendigerweise steinreicheren Typ A: B-, P0000996.
Die Tabelle der aktuellen "erster Zug?" Rekorde findet sich auf auf der Schwalbe-Website.
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