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Aktuelle Meldungen | 181 |
Michael Roxlau, Klaus Rubin: Martin Minski zum 50. Geburtstag | 184 |
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Lösungen der Urdrucke aus Heft 295, Februar 2019 | 215 |
Bemerkungen und Berichtigungen | 236 |
Turnierberichte | 238 |
Martin Minski zum 50. Geburtstag
von Michael Roxlau und Klaus Rubin
Am 23. August 2019 feiert Martin Minski, einer der aktivsten deutschen Studienkomponisten, seinen 50. Geburtstag - aus diesem Anlass möchten wir unseren gemeinsamen Schachfreund Martin und sein Schaffen allen Schwalben hierin kurz vorstellen:
Martin lebt mit seiner Frau Wiesia in Berlin-Friedrichshain und unterrichtet als Lehrer für Mathematik und Französisch an einer Privatschule.
Nach seinen Anfängen als Partiespieler beim Treptower SV in Berlin entdeckte Martin 1989 seine Vorliebe für die Schachkomposition. Zuerst komponierte er Mehrzüger und seit 1993 Endspielstudien. In diesem Genre entwickelte sich Martin während der letzten Jahre zu einem der führenden Studienkomponisten weltweit. Dies belegen seine zahlreichen Erfolge in renommierten Turnieren wie dem ersten Platz im 10. WCCT, womit Deutschland gleichzeitig die Studienabteilung gewinnen konnte, und erst vor wenigen Wochen sein großartiger zweiter Platz bei der Kompositionsweltmeisterschaft (WCCI) 2016-2018 ebenfalls in der Studienabteilung.
Schaut man in die van der Heijden'sche Datenbank (Stand 2015), war die Kompositionstätigkeit (bis dahin) schon sehr beeindruckend, mit insgesamt 301 Studien (inkl. Co-Produktionen und Versionen). Für seine ausgezeichneten Studien in den FIDE-Alben erhielt Martin beim WCCC 2017 in Dresden den Titel "Internationaler Meister für Schachkompositionen".
Getroffen hatten wir uns erstmalig 2004 in einem griechischen Restaurant. Bereits das erste Zusammentreffen war sehr informativ, und daraus entwickelte sich unsere "Berliner Runde", mit regelmäßigen Treffen etwa zwei" bis dreimal im Jahr. Standen zunächst nur schachliche Themen und insbesondere Studien im Vordergrund, kamen mit den Jahren noch weitere kulturelle Aktivitäten dazu. Hierzu zählen gemeinsame Tanzabende, Fahrradtouren, und natürlich wollen wir Deine Auftritte als Sänger im Chor "Cäcilia 1890" nicht vergessen.
Im Laufe dieser Zeit konnten wir Deine schachliche Weiterentwicklung sozusagen live miterleben. Dabei beschränken sich Deine schachlichen Aktivitäten nicht nur auf das Komponieren von Studien, auch als internationaler Preisrichter bist Du schon mehrmals berufen worden, so z.B. für die FIDE-Alben 2013-2015 und 2016-2018\@. Darüber hinaus warst Du als Co-Buchautor Asymmetrie, Wege zu Schachstudien) und als Redakteur für die Studienrubrik des Problem-Forum tätig. Neuerdings hältst Du Vorträge im Schachklub Kreuzberg und bringst auf diesem Wege das Studien-Genre den Partiespielern näher. Du unterhältst intensiven Kontakt zu vielen aktiven Studienkomponisten und Schachgroßmeistern. Das führt zu zahlreichen Co-Produktionen auf hohem Niveau: Wenn jemand eine gute Idee hat, verstehst Du es wie kein anderer, das Werk mit einem gelungenen Vorspiel und einer optimalen Stellung zu vollenden. Auch die Schachweltmeister Magnus Carlsen und Viswanathan Anand haben sich mit ihren Partien partiell in Deinen Studien verewigt!
Du lässt es Dir auch nicht nehmen, an internationalen Kongressen der Problemisten als "Nicht-Offizieller" teilzunehmen (u.a. Ostroda, Belgrad, Dresden). Bei alldem erhältst Du Unterstützung von Deiner reizenden Frau Wiesia, die Dich zu diesen Treffen begleitet und auch sonst viel Verständnis für Deine Tätigkeit aufbringt.
Lieber Martin, von dieser Stelle unsere herzlichen Glückwünsche zu Deinem runden Geburtstag! Wir wünschen Dir noch viele gelungene Ideen und Einfälle, mit denen Du die Studienwelt bereicherst und dazu den verdienten Erfolg - mach weiter so auf Deinem Weg hinauf zum Studien-Olymp!
Dein Credo liegt in der Komposition "menschlicher" Studien, deren Lösungen von jedem Schachspieler auch ohne Computerhilfe nachvollzogen werden können. Bemerkenswert ist der hohe konstruktive Anspruch von Dir an die Materialökonomie und, wenn möglich, natürliche partienahe Stellungen zu erreichen.
Die folgenden Beispiele illustrieren die thematische Vielfalt und Originalität Deiner Studien. Eines Deiner bevorzugten Themen ist die logische Studie, mit der sich A beschäftigt. Dein zweites Lieblingsthema sind wechselseitige Damenopfer (siehe B). C zeigt eindrucksvoll eine weitere "Schwäche" von Dir, starkes schwarzes Gegenspiel und Dominations-Themen. In Beispiel D führt Zugzwang zum Gewinn und in Studie E kommt Dein geliebter "falscher" Läufer zum Zug. Den Schlusspunkt F bildet eine erfolgreiche Gemeinschaftsarbeit mit Deinem kongenialen Co-Autor Steffen Slumstrup Nielsen.
A) Martin Minski
Die Schwalbe 2013-2014
1. Preis
Gewinn (4+3)
Die direkte Ausführung des Hauptplans (1.Sc7 Le4 2.Se6+ Kd5! 3.Sf4+?) scheitert an der Präsenz des g-Bauern, der muss also zunächst beseitigt werden. Nach dem 8. Zug haben wir wieder die Ausgangsstellung ohne den g-Bauern, und nun kann der Hauptplan umgesetzt werden. Eine kleine Zugabe ist dabei die Einsperrung des Springers und dessen Befreiung. Diese Miniatur ist sicherlich noch den Schwalbe-Lesern in guter Erinnerung.
B) Martin Minski
4. FIDE World Cup 2015
2. Preis
Gewinn (5+5)
Das schwarze Damenopfer 6.- Dc8+ muss Weiß natürlich wegen sofortigem Patt ablehnen, der besondere Witz liegt in dem weißen Damenopfer 8.Db6, welches eine weitere Pattstellung verhindert (8.Lc6+ D:c6+! 9.K:c6 patt). Gleichzeitig blockiert die Dame auf b6 das Fluchtfeld für den König und ermöglicht so das Matt.
C) Martin Minski
The Problemist 2016
1. Preis
Remis (8+6)
Nach wechselseitigem Opferreigen befindet sich die schwarze Dame nach 15.Sac7 in einer tragikomischen Position und wird - egal wohin sie zieht - durch eine Springergabel erobert. Da ließ sich der Preisrichter (Oleg Perwakow) in seinem Schlusswort zu einem "Bravo Martin!" hinreißen ...
D) Martin Minski
Tehtäväniekka 2013
Preis
Gewinn (5+5)
In einem spannenden Zugzwang-Fernduell droht Schwarz permanent mit Pattflucht. Nur durch ein raffiniertes Zugwechselmanöver gelingt es, den schwarzen Turm auszukontern.
E) Martin Minski
DORE 80 JT
Abteilung A 2013
1. Lob
Gewinn
Schwarz am Zug (5+4)
Mit einem überraschenden Opfergang lenkt der schwarze Turm den wBg2 auf die h-Linie und degradiert so den weißen Läufer zum "falschen" Läufer. Weiß revanchiert sich mit dem originellen Tempo-Opfer 6.Lc6+!!, wonach der schwarze König den Wettlauf nach h8 verliert.
F) Steffen Slumstrup
Nielsen
Martin Minski
V. Tarasiuk-50 JT 2018
1.-5. Preis
Gewinn (6+5)
In diesem furiosen Kreuzschach-Feuerwerk muss sich der weiße König "logisch" für das Feld b6 entscheiden und der wBf7 zuletzt wie von Zauberhand verschwinden, um ein effektvolles Mattfinale zu ermöglichen.