Die
dritte Erfindung des Hilfsmatts
von Günter Büsing, München und Harrie Grondijs, Rijswijk
In
No Rook Unturned (nachfolgend NRU; Rezension in Heft 207,
S. 469) geht der Autor HHG (H. Grondijs) der Entstehungsgeschichte der
Saavedra-Studie nach und befasst sich dabei auch mit der schillernden
Figur des James Alexander Porterfield Rynd (in seinem Geburtsort Dublin
am 19.03.1917 im 71. Lebensjahr gestorben, demnach 1846/47 geboren),
der eine bedeutende Rolle im irischen Schachleben seiner Zeit spielte,
an der Gründung des irischen Schachverbands beteiligt war, mehrfach
die irische Meisterschaft erringen konnte, als Simultan- und Blindsimultanspieler
bekannt war und als Schachpublizist verschiedene Spalten leitete. Sein
erst 2001 vom irischen Schachhistoriker David McAlister wieder-entdeckter
Anspruch auf Urheberschaft der Saavedra-Studie löste vor einigen
Jahren Wirbel aus und brachte Rynd den Ruf eines Plagiators ein (siehe
z.B. John Roycrofts Artikel "The Porterfield Rynd Affair"
in eg 143, Januar 2002, nachgedruckt in NRU, S. 353-357).
In NRU wird Rynds Anspruch nicht so klar in Abrede gestellt,
da Saavedras langer Aufenthalt (von 1865 bis 1891/92) in Dublin nachgewiesen
werden konnte und es nicht auszuschließen ist, dass er dort Rynds
Kombination gesehen haben könnte; es ist wohl kaum zu erwarten,
dass weitere Nachforschungen diese Frage noch klären können.
Als ungefähr zeitgleich mit McAlisters Entdeckung Hilmar Eberts
und Hans Grubers Buch Early Helpmates erschien, in der Rynd nach
Max Lange (1854) und Sam Loyd (1860) als dritter Erfinder des Hilfsmatts
(S. 117 ff) dargestellt wurde, erreichte die Autoren vor der Drucklegung
gerade noch die Meldung über Rynds Anspruch auf die Saavedra-Studie,
was sie veranlasste, ein großes Fragezeichen hinter beide Ansprüche
Rynds zu setzen (siehe Early Helpmates, S. 120). Nach Early
Helpmates war die Erfindung des Hilfsmatts durch Rynd auf das 1887
erschienene Buch The Problem Art des irischen Problemisten-Ehepaars
T.B. Rowland und F.F. Rowland gestützt. (Frideswide F. Rowland
hatte übrigens zuvor unter ihrem früheren Namen F.F. Beechey
bereits eine Sammlung eigener Aufgaben herausgegeben (Chess Blossoms,
Dublin 1883).) In NRU, S. 77, ist erwähnt, dass das Autorenpaar
Rowland gut mit Rynd bekannt war; es kann daher angenommen werden, dass
die Rowlands ihre Information aus erster Hand hatten.
Unklar
war bisher, wie Rynd 1887, dem Erscheinungsjahr von The Problem
Art, dazu kam, die Erfindung des Hilfsmatts für sich zu reklamieren
schließlich war Max Langes (versteckter) Hinweis 33 Jahre
und Sam Loyds erstes Hilfsmatt auch schon 27 Jahre zuvor erschienen,
und in der Zwischenzeit waren nach Early Helpmates drei weitere
Aufgaben von Albert Barbe (alle 1861) und ein weiteres Stück von
Max Lange (1862)
erschienen, bevor dann
mit dem Turnier Nr. 5 des Dubuque Chess Journal ab 1872, also
immer noch 15 Jahre vor dem Buch der Rowlands, die Hilfsmatt-Komposition
einen ersten breiteren Anschub erhielt. Waren die bisher erschienenen
Hilfsmatts in Irland nicht zur Kenntnis genommen worden immerhin
denkbar, da es sich ja um damals als exotisch angesehene Probleme handelte?
A
Dynari
The Westminster Papers
1871
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h#4,
W beginnt
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(5+5)
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Ein
kürzlicher Irland-Aufenthalt gab dem NRU-Autor Gelegenheit,
ergänzende Recherchen zum Saavedra- Komplex
durchzuführen. Dabei machte er nebenbei einen überraschenden
Fund: Ein in der Ausgabe vom 1.
Januar 1871 in den Westminster Papers (S. 139; s. Diagr. A)
erschienenes Hilfsmatt, das mit dem folgendem Begleittext publiziert
wurde:
"We have received the Irish Sportsman and Farmer, to
which we referred in our last, and give in the margin a problem therefrom,
by Dynari, the conditions of which are somewhat eccentric."
(Wir erhielten den Irish Sportsman and Farmer, auf den wir uns
kürzlich bezogen, und zeigen nebenstehend daraus ein Problem von
Dynari mit etwas exzentrischen Bedingungen.) Die genaue Diagramm-Unterschrift
lautete:
"White to play and, with Blacks help, mate in four moves. N.B.
In ordinary problems, White forces a mate upon Black;
in suicidal problems, upon himself Black, in each case,
offering the best resistance; but, in the problem above, Black
gives the best assistance to enable White to mate him, as required."
(Weiß ist am Zug und setzt mit Hilfe des Schwarzen in vier Zügen
matt. N.B. In normalen Problemen erzwingt Weiß das Matt
des Schwarzen; in Selbstmatt-Problemen das eigene Schwarz leistet
in jedem Fall bestmöglichen Widerstand; in diesem Problem bietet
Schwarz dagegen dem Weißen die bestmögliche Hilfe, um dem
Weißen zu erlauben, ihn, wie gefordert, mattzusetzen.)
Wer ist nun der Autor dieser Aufgabe, die nicht in Early Helpmates
enthalten ist? Der Irish Sportsman and Farmer, der nach dem Begleittext
als Originalquelle dieser Aufgabe anzusehen ist, erschien seit Ende
1870 und hatte eine von Rynd betreute Schachecke, die 1883 von Miss
Beechey (der späteren Mrs. Rowland) übernommen wurde, wie
in Ken Whylds Chess Columns (Olomouc 2002) auf Seite 215 nachzulesen
ist.
Die Autorangabe "Dynari" scheint auf ein Pseudonym hinzudeuten;
wir halten sie für ein Anagramm von I.A. Rynd: I Am Rynd, oder,
wenn wir I=J annehmen, direkt von J. A. Rynd = James Alexander Rynd.
Rynd war von Anbeginn Leiter der Schachspalte des Irish Sportman
and Farmer, die dort erschienene Aufgabe muss also ganz am Anfang
seiner Redakteurstätigkeit für den Irish Sportman and Farmer
gestanden haben. Da es zudem sicher nicht ungewöhnlich ist, wenn
der Redakteur einer neu gegründeten Schachspalte anfangs auch auf
eigene Produktionen zurückgreift, glauben wir, hinter Dynari wirklich
Rynd erkennen zu können.
Gestützt wird diese Auffassung schließlich durch eigene Äußerungen
Rynds, der 22 Jahre später, am 7. Januar 1893, im Dublin Evening
Herald in seiner Schachspalte das Geheimnis lüftet und unter
der Überschrift Helpmate Problems William Pollock (1859
1896), damals Leiter der Schachspalte der Baltimore Sunday
News, zitiert: Brother Pollock [ ... ] says of Helpmate Problems,
which your contributor originated in the Irish Sportsman and Farmer
some twenty years ago, and again revived in 1885-6: This class of composition
may be described as revolutionary. Both sides conspire to mate the White
King that is to say, White does his best to help Black to effect
mate in the shortest number of moves, generally a special number as
in direct and sui-mates. Messrs. W. A. Shinkman and Otto Wurzburg, who
are pretty good judges, think this variety is the problem of the future,
and opens up a new field for combinations. Loyd in Chess Strategy
speaks of these compositions as Problems destined to be very popular.
(Pollock sagt über Hilfsmatt-Probleme, die Ihr Spaltenleiter vor
ungefähr zwanzig Jahren im Irish Sportsman and Farmer erstmals
zeigte und 1885-6 wiederbelebte: Diese Kompositionsart kann man revolutionär
nennen. Beide Seiten konspirieren, um den weißen König mattzusetzen
man kann sagen, dass Weiß sein bestes tut, um Schwarz beim
Mattsetzen in der kürzesten Zügezahl zu helfen, im allgemeinen
in einer angegebenen Zügezahl wie im direkten und Selbstmatt. Die
Herren W.A. Shinkman und Otto Wurzburg, die hier recht gute Sachverständige
sind, halten diese Abwandlung, die ein neues Kombinationsgebiet eröffnet,
für sehr zukunftsträchtig. In Chess Strategy bezeichnet
Loyd diese Kompositionen als Probleme, denen eine große Popularität
bevorsteht.)
In der nächsten Ausgabe vom 14.1.1893 folgt dann noch: The
Westminster Chess Papers of January 1871 drew attention to the first
helpmate ever published, the composition of your contributor (Die
Westminster Chess Papers vom Januar 1871 wiesen auf das erste
jemals veröffentlichte Hilfsmatt hin, eine Komposition Ihres Spaltenleiters),
und noch eine Woche später fügt er in der Ausgabe vom 21.
Januar 1893 hinzu: [ ... ] It is somewhat flattering to Dublin, the
birthplace of helpmates, to find Shinkman und Wurzburg declaring thern,
as they open up such new field for combinations, to be the problems
of the future, and to find the great Sam Loyd describe them as "destined
to be very popular". (Es ist irgendwie schmeichelhaft für
Dublin, der Geburtsstätte des Hilfsmatts, dass dieses von Shinkman
und Wurzburg als Problemgattung der Zukunft bezeichnet wird, da es ein
ganz neues Kombinationsgebiet eröffnet, und es vom großen
Sam Loyd als "zu großer Popularität bestimmt" beschrieben
zu sehen.) Etwas seltsam ist nur, dass Rynd sich 1893 einmal auf die
Veröffentlichung im Irish Sportsman and Farmer, danach in den Westminster
Papers bezieht.
B
Problem No. III By "Dynari"
Irish Sportsman and Farmer
3.XII.1870
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h#4
W beginnt
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(5+5)
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Um
der Angelegenheit genauer auf die Spur zu kommen, ließ sich einer
der Autoren (HHG) von der British Library Kopien der Schachspalten des
raren Irish Sportsman and Farmer schicken. In der Spalte vom
3.12.1870 fand sich als Problem No. III die Stellung B, die Urfassung,
die sich von der in den Westminster Papers nachgedruckten Fassung dadurch
unterscheidet, dass statt des sSb2 ein sLg6 verwendet wurde und dass
der sBb6 auf b7 steht. Die Forderung lautete White, with Blacks help,
to mate in four moves. N.B. In ordinary problems, White forces
a mate upon Black, in suicidal problems upon himself Black in
each case offering the best resistance; but in the problem above, Black
gives the best assistence to enable White to mate him, as required.
Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist, dass hier (im Gegensatz zu den
beiden späteren Fassungen) noch kein Hinweis auf den weißen
Anzug enthalten ist aber das sollte sicher nicht bedeuten, dass,
wie "üblich" im Hilfsmatt, Schwarz anzieht; damals war
hier noch gar nichts üblich! Drei Wochen später, am 24.12.1870,
erschien dieAufgabe noch einmal, diesesmal mit dem sSb2, aber ohne einen
sB auf der b-Linie (Diagr.
C). Die Forderung wurde durch der Hinweis auf den weißen
Anzug präzisiert
(dies war damals auch bei direkten Mattaufgaben üblich): "White
to play and, with Black's help, to mate in four moves" (N.B. unverändert).
Im Begleittext hieß es: No
solution
to Problem No. III, by Dynari, having
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C
Problem No. III By "Dynari"
Irish Sportsman and Farmer
24.XII1870 |
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h#4
W beginnt
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(5+4)
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been received, the author has requested us to reprint it, slightly altered.
We do so with great pleasure,
as three prizes (Chess-books) have been placed at our disposal to be
awarded to the three correct solutions which we shall earliest receive.
(Da keine Lösung zum Problem No. 111 von Dynari einging, bat der
Autor uns, es in einer leicht veränderten Fassung erneut zu veröffentlichen.
Wir tun das gerne, da uns drei Preise (Schach-Bücher) für
die ersten drei richtigen Lösungseinsendungen zur Verfügung
stehen.) Übrigens wurde der Autorname in beiden Fällen über
dem Diagramm in Anführungszeichen gesetzt, ein deutlicher Hinweis
darauf, dass hier ein Pseudonym verwendet wurde. Am 31.12.1870 gab es
schließlich einen Hinweis auf die Prizeholders for Solution
of Problem No. III: Proxolymite, Pawn and Hand Aliter These gentlemen
will each be awarded a chess book (not exceeding 6s in price) upon sending
to the editor their addresses, and the books selected by them as prices.
Diese Namen sind offenbar Pseudonyme (Rynd scheint in seiner Korrespondenz
fast immer Pseudonyme verwendet zu haben). Da wir keine veröffentlichte
Lösung entdecken konnten, auch keinen Hinweis darauf, dass bei
diesem schwer nebenlösigen Problem unterschiedliche Lösungen
gefunden wurden, darf vielleicht spekuliert werden, dass die ganze Preisvergabe
nur eine "Propagandamaßnahme" war, um fehlende Beteiligung
zu kaschieren und einen Versuch des Autors Rynd darstellt, "seine"
Erfindung des Hilfsmatts zu propagieren?
Wenn wir jetzt mit der Aufgabe aus 1870 immerhin nach derzeitigem
Forschungsstand das siebtälteste Hilfsmatt einen 17 Jahre
vor Veröffentlichung des Rowland-Buchs anzusetzenden Prioritätsanspruch
für Rynd ausgemacht haben, dann scheint ein plausibler, wenn auch
objektiv falscher, Grund für Rynds Anspruch auf die Erfindung des
Hilfsmatts gefunden zu sein. Musste Rynd die wenigen früher erschienenen
Aufgaben wirklich gekannt haben? Der Vorwurf, dass er sich vorsätzlich
fremde Errungenschaften selbst zuschreiben wollte, scheint uns jetzt
auf wackligen Füßen zu stehen, vielmehr wird Rynd vermutlich
gutgläubig seinen objektiv unberechtigten Anspruch vorgebracht
haben!? Am ehesten angreifbar schien uns zu sein, dass er sich noch
1893 als Erfinder sah, im gleichen Atemzug sogar Loyd, Shinkman und
Wurzburg zitierte, und wir fragten uns, ob ihm hier zugute gehalten
werden durfte, dass er die ersten Hilfsmatts immer noch nicht kannte!?
Nachdem wir W.H.K. Pollocks Spalte in den Baltimore Sunday News
vom 20. Februar 1893 lasen, können wir ihn wohl auch hier entlasten:
Pollock teilt seinen Lesern/Korrrespondenten folgendes mit: O.W.,
Grand Rapids: It would be hard to say who originated Helpmates,
but Mr. Rynd, the Irish champion, certainly gave them much attention
some years back. P.R., Dublin: Can you, through your column,
throw some light on the above? Pollock, ein Engländer, der,
bevor er nach Amerika ging, einige Jahre in Irland verbrachte und Rynd
dort kennengelernt hatte, musste nicht unbedingt selbst den "amerikanischen
Wissensstand" repräsentieren und hat den Zeitrang des Loyd'schen
Hilfsmatts vielleicht nicht gekannt (Loyd hat in seiner Chess Strategy
von 1878 keine Quellenangaben aufgenommen), aber bemerkenswerter erscheint
hier, dass der damals noch junge Shinkman-Neffe O.W. = Otto Wurzburg
nichts davon wusste. Wenn schon den amerikanischen Komponisten die Priorität
der Loyd'schen Erfindung (von Max Langes Vorschlag gar nicht zu reden)
im Jahre 1893 nicht geläufig war, dann ist es wohl glaubhaft, dass
es dem irischen Champion Rynd, der sich als Allround-Schachaktivist
nur nebenher auch mit Problemen befasste, zu diesem Zeitpunkt auch nicht
besser erging. Ob übrigens der um Aufklärung gebetene P.R.
= Rynd noch einmal darauf reagiert hat, konnten wir (bisher) nicht herausfinden.
Es bleibt schließlich noch die Frage, was Rynd eigentlich in seiner
Aufgabe zeigen wollte. Die Autorlösung liegt uns nicht vor, und
die Stellung ist wie viele frühe Hilfsmatts stark
nebenlösig, z.B. 1. Th1 2.b5 Tc1 3.b:c4 ~ 4.Kd4 T:c4# mit
vielen Zugvariationen. Weitere Matts gibt es mit dem sK auf der h-Linie,
z. B. mit sKh4 und Matts durch Th3#. (In den Westminster Papers
vom 1. Februar 1871 findet sich auf S. 171 unter "notes to correspondents"
der Hinweis: W.G.K., Newmarket. You are right regards the problem
by "Dynari". Hat WGK hier vielleicht auf eine nicht
mitgeteilte Nebenlösung hingewiesen?)
Wir glauben, dass die beabsichtigte Lösung 1. f5 2.Ke5 Th8
3.Kd6 c5+ 4.Kc7 Tc8# ist, da diese in allen drei Versionen geht und
auf einer eindeutigen Zugfolge basiert: zunächst gibt der wBf4
die Deckung des Feldes e5 auf, um dem sK das Vorrücken zu ermöglichen,
danach wird ein zurechtstellender T-Zug eingeschaltet,
denn c5 darf noch nicht geschehen, um dem sK das Weiterrücken nach
d6 zu ermöglichen. Natürlich
ist das aus heutiger Sicht simple Strategie, aber doch eine sauber
begründete Zugfolge, die sich allerdings
viel sparsamer korrekt (C+!)
darstellen lässt (s. Diagr. D), wenn auf den größten
Teil der schwarzen
Steine verzichtet wird; lediglich
ein sBf3 und ein Versetzen des wT nach g6 sind nötig, um den sK-Marsch
auf die h-Linie zu stoppen.
Der
Versuch, auch die in den Stellungen A und C enthaltene
D
James A. Porterfield Rynd
The Westminster Papers 1871
Korrekturfassung (Urdruck)
|
|
E
James A. Porterfield Rynd
Version G. Büsing (Urdruck)
The Westminster Papers 1871 |
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h#4
W beginnt
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(5+2)
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h#4
0.3.1.1...
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(6+2) |
indische
Kombination zu kultivieren, führte zu Diagr. E, wobei der
jeweils im Lösungsverlauf verschwindende sBh7 einmal nur Schlagobjekt
ist, einmal den T-Kritikus eindeutig macht und schließlich in
der dritten, neu hinzutretenden Lösung noch einen Tempozug ausführt.
Lösungen: 1. f4 2.Ke4 T:h7 3.Kd5 c4+ 4.Kc6 Tc7#; 1.
T:h7 2.Kf2 Lg7 3.K:g3 Lh6 4.Kh4 Lf4#; 1. g4 2.h6 Ld4+ 3.Kf4 T:h6
4.Kg5 Le3#.
Nach diesen Funden scheint sich Rynds Anspruch auf die Hilfsmatt-Erfindung
in neuem Licht zu präsentieren. Abschließend sei noch auf
einige weitere Funde hingewiesen:
Zunächst konnten noch die Originalquellen zu Nr. 39 und Nr. 40
aus Early Helpmates gefunden werden. Nr. 39 wurde am 14.1.1893
im Dublin Evening Herald (nicht Dublin Herald) veröffentlicht.
Über dem Diagramm ist tatsächlich "X. A. Rynd" als
Autor angegeben; dies ist James Alexander Porterfield Rynds Sohn mit
dem Vornamen Kenneth. Und Shinkmans Nr. 40, in Early Helpmates
mit "ca. 1890" datiert und aus der Sekundärquelle The
Golden Argosy (1929) zitiert, erschien erstmals als Nr. 1288 in
den Baltimore Sunday News vom 25.12.1892 mit der Widmung: Mr
Shinkman dedicates the pretty specimen below to the readers of The Sunday
News.
Das Problem wurde in gegenüber heutiger Norrnierung farb- und seitenvertauschter
Stellung publiziert, so dass der wK mattgesetzt wurde (wKh1 Tg8 Ba7,
sKa2 sBh2h3; White to play and play so that Black can mate in four
moves (h#4): 1.Tg1 h:g1L 2.a8T+ La7 3.Tg8 h2 4.Tg1 h:g1D#). Es wurde
eine Woche vor der Nr. 39, also am 7.1.1893, in Rynds Schachecke im
Dublin Saturday Herald nachgedruckt mit dem Quellenhinweis auf
Pollocks Spalte in den Baltimore Sunday News und Zitierung der
Widmung. Am 21.1.1893 folgten dann die Lösungen zu beiden Aufgaben,
und Rynd kommentiert die Shinkman-Komposition wie folgt: Observe
the solution has no variations. It has given up extension and gained
in intensity; and what a magical change! (Man beachte, dass die
Lösung keine Varianten aufweist. Sie hat auf Breite verzichtet
und an Intensität gewonnen; und was für einen magischen Wechsel
erleben wir da!).
|
F
J. Quigley
DublinEvening Mail
19.V.1890 |
|
G
J. Quigley
Version G. Büsing (Urdruck)
Dublin Evening Mail
19.V.1890 |
|
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h#2 |
(4+2)
|
h#2
2.1.1.1
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(4+1)
|
Direkt
im Anschluss an diese Lösungen erwähnt Rynd noch einen Mr.
Quigley, a prominent member of the
Clontarf Club, [who] has also successfully tried his hand at this species
of composition, and the Herald's Chess may soon have a specimen from
him to publish. Ob das hier angekündigte Problem des Mr. Quigley,
der sich also schon früher erfolgreich am Hilfsmatt versucht hatte,
später im Herald erschienen ist, konnten wir bisher nicht
ermitteln, aber dafür tatsächlich eine frühere Aufgabe
Quigley's ausfindig machen (Diagr. F; Quigley ist in Early
Helpmates nicht erwähnt). Die Aufgabe ist korrekt und hat die
Lösung 1.Kd5 Tf7 2.Ke6 L:b3#. Der sLb3 ist ohne Funktion, er kann
ersatzlos gestrichen werden. Aus heutiger Sicht wäre es schöner,
den wLg3 nach c7 (oder b8) zu versetzen und den wK ins Abseits, z.B.
nach a1, zu bringen (Diagr. G); dann geht noch eine zweite Lösung
mit dem Echo: 1.Ke3 Tg1 2.Kf2 Lb6#.
Und als dieser Artikel eigentlich schon fertig war, fand HHG noch eine
kleine Uberraschung: Rynd hat wahrscheinlich am ersten Hilfsmatt-Turnier
des Dubuque Chess Journal 1872 teilgenommen! Dort lief unter
der Startnummer 31 (in Early Helpmates auf Seite 90 als Nummer
16 enthalten) ein hoffnungslos nebenlösiges h#3, das im Dezember
1872 ohne Autorangabe unter dem Shakespeare-Motto "Sweetest nut
hath sourest rind" publiziert wurde. Rind/Rynd, gekoppelt mit einem
"englischen" Zitat!? Wie sehr Rynd Wortspielereien schätzte,
zeigt z.B. seine Spalte im Irish Sportsman and Farmer vom 17.12.1870,
wo er auf eine nicht übermittelte Zuschrift antwortet: PAWN.
(referring to your second note) Sir Robert (Peel), when Chief
Secretary for Ireland, made the same conjecture as to the orange-(rinds),
since which no (invest)igation has taken place to see how (re-dress)
might be obtained: we must still, therefore, a(s kin) to the object
of your (appel)ation, ap(pear) im(peach)ed (fig)uratively s(pea)king
of trea(chery) to the fruit. Wortspiel mit "Kleidung"
(peel, rind, in vest, re-dress, skin) und Früchten (appel, pear,
peach, fig, pea, cher(r)y); aber warum hat er "orange" nicht
auch in Klammern gesetzt? War er durch das unmittelbar folgende "rind",
der narzistischen Spielerei mit dem eigenen Namen, abgelenkt?
Dies ist zweifellos spekulativ aber wir fanden heraus, dass es
schon Anfang 1871 Kontakte zwischen Brownsons Dubuque Chess Joumal
und den Westminster Papers gab, denn im März 1871 wird in
Band 11, Nummer 13 des DCJ auf Seite 54 diese Publikation mit
folgenden Worten vorgestellt: The Westminster Papers is the title
of a Monthly Joumal of Chess, Whist, Games of Skill, and the Drama,
that judging from the January and February No's before us, does deserve
a place in every gentleman's library, and in every player's study room.
Stellen wir uns vor: In der Januar-Ausgabe war dort die Dynari-Aufgabe
erschienen, das erste Hilfsmatt seit 1862. Brownson hat es gesehen!
Hat es ihn vielleicht sogar angeregt, kurz danach das Turnier Nr. 5
auszuschreiben? Und hat Rynd auf diese Weise einen entscheidenden Schritt
in der Entwicklung des Hilfsmatts ausgelöst? Ob noch weiteres
Quellenstudium dazu führen kann, diese Fragen in überzeugender
Weise zu beantworten, bleibt abzuwarten. Jedenfalls bleibt die Frühgeschichte
des Hilfsmatts ein spannendes Kapitel der Schachgeschichte.
X
X
X
Entscheid im Informalturnier 1994
der Schwalbe
Abteilung: Retro Preisrichter: Werner Keym
(als Auszug im Internet)
Auf Bitte von Günter Lauinger habe ich diesen längst überfälligen
Preisbericht übernommen. Der Jahrgang 1994 umfasst 50 Retros und
hat ein sehr hohes Niveau. Die Preise zeigen Höchstleistungen.
Die ehrenden Erwähnungen bieten neue Ideen, welche andere Komponisten
inzwischen angeregt haben. Ein Lob erhielten fünf Probleme, deren
Forderungen und Inhalte die Qualität und Vielfalt der Retros in
der Schwalbe widerspiegeln.
1. Preis: Nr. 8694 von Andre Hazebrouck
Retro:
1.a2-a3
Sa4-c3 2.Sf8-h7 Sc3-a4 (der S pendelt) 3.Sb3-c1 4.Sd4-b3 5.Sf5-d4 6.Sh-f5
7.Sd6-b5 8.Se4-d6 9.Sg3-e4
10.Sc6-a7
11.Sb8-c6 12.b7-b8S 13.b6-b7 14.b5-b6 15.b4-b5 16.b3-
b4
17.Sa7-c8
18.Sc6-a7
19.Sb8-c6
20.b7-b8S 21.b6-b7 22.b5-b6 Sc3-a4
23.b4-b5 Sb1-c3 24.c3xb4 b2- b1S
25.c2-c3 a3:Db2 26.Dc3-b2
b5-b4 27.Df3-c3 b6-b5 28.Dh5-f3 a4-a3 29.Dh8-h5 a5-a4 30.h7-h8D a6-a5
31.h6-h7 h7:Dg6 32.Dd3-g6
a7-a6
33.g6:Sf7 Sd8-f7+. Weiß kann nicht mit 1.Tg3 mattsetzen, da Schwarz
am Zug ist. Der Doppelkäfig rechts
kann
nur durch sBh7:Dg6 und wBg6:Sf7 geöffnet werden. Vorher geschah
h7-h8D, denn nur eine wD kann im Schachschutz von 2 wSS
nach h8 gelangen. Bei dem gesamten Manöver fehlt am Schluss ein
Tempozug trotz 6 beweglicher Springer!! Also muss Weiß
mit der Rücknahme beginnen. Eine Spitzenleistung Marke Hazebrouck.
1.
Preis: 8694
Andre Hazebrouck |
|
2.
Preis: 8424
Unto Heinonen |
|
Sp.-Preis:
8491
Gerd Wilts Norbert Geissler |
|
|
|
Kann
Weiß in 1 Zug mattsetzen?
|
(13+13) |
Beweispatie
in 31,5 Zügen
|
(14+14) |
Beweispartie
in 17,0 Zügen Schwarz hat im 2. Zug geschlagen
|
(1+1) |
2. Preis:
Nr. 8424 von Unto Heinonen
1.e4 h5 2.Dg4 h5:Dg4 3.Se2 Th3 4.Sf4 Tb3 5.a2:Tb3 d5 6.Ta6
d4 7.Tf6 a5 8.h4 a4 9.h5 a3 10.h6 a2 11.h7 a1T
12.h8T T1a5 13.T8h3 Th5 14.Lb5+ c6
15.d3 Dd5 16.Kd2 Dc4 17.d3:Dc4 d3 18.Kc3 Th8 19.Kb4 Sa6+
20.Ka4 e7:Tf6 21.Ld2 Lb4 22.Tc1 La5 23.Le1 d2
24.b4
d1D 25.Ta3 g3 26.e5 Lg4 27.e6 0-0-0 28.e7 Kb8 29.e8D Ka8
30.De2 Te8 31.Ta1 Dd8 32.Dd1. Erstmals ein vierfacher
Pronkin in einer exakten eweispartie: wD, wT, sD, sT stehen als UW-Figur
auf dem ursprünglichen Feld des geschlagenen Originalsteins. Super!
Spezialpreis:
Nr. 8491 von Gerd Wilts & Norbert Geissler
1.e4
d5 2.e:d5 D:d5 3.Dh5 D:a2 4.D:h7 D:b2 5.T:a7 g5! 6.D:f7+ K:f7 7.T:b7
T:h2 8.T:c7 T:g2 9.T:c8 T:f2 10.T:b8 T:d2 11.K:d2 D:c2 12.K:c2 T:b8
13.Lg5 T:b1 14.L:e7 T:f1 15.L:f8 Tg1 16.T:g1 K:f8 17.T:g8+ K:g8. Die
Autoren haben herausgefunden, dass es keine exakte Beweispartie mit
nur 2 Steinen gibt und mittels einer Zusatzbedingung die erste dargestellt,
[Die erste exakte Beweispartie mit 3 Steinen gelang Karlheinz Bachmann
(Schwalbe X/1991); die Autoren fanden weitere 16 Positionen,
(vgl. Schwalbe II/1994.)
X
X
X
Entscheid im Informalturnier 2001
der Schwalbe
Abteilung: Zweizüger - Preisrichter: Peter Gvozdjak, SKBratislava
(als Auszug im Internet)
Ich habe 82 Aufgaben bekommen, eine für ein einjähriges Turnier
ziemlich große Zahl. Aber nicht nur die Anzahl, sondern auch das
Niveau war mehr als befriedigend. Und, was mich persönlich am meisten
gefreut hat, war, dass es einige ganz originelle Ideen gab. Als ich
alle Probleme in Winchloe eingetippt hatte, fand ich überraschend
einige kleine Inkorrektheiten (die aber diese Entscheidung nicht beeinflussten).
Leider fand ich auch einen Vorgänger zu einer sehr guten Aufgabe
11053 von F. Pachl (fast gleiche Stellung nur einge Monate früher
veröffentlicht schade: (wKa4-a8, sSa1-a2) von A. Slesarenko,
Nr. 1988 Schachmatnaja komposizija 38, Dez. 2000).
1.
Preis: Nr. 11125 von Jacques Savournin
Das
Banny Thema, das allein nichts besonderes ist. Hier ist es aber völlig
harmonisch und wertvoll gezeigt! Weiß
gibt in den Verführungen immer eine
Flucht
sperrt eine eigene Figur. Dass auch jeder der
schwarzen
Türme einem weißen Läufer öffnet,
ist alternativ als Parade und Widerlegung genutzt. In der
Lösung
gibt Weiß ein anderes Fluchtfeld, damit der Springer nach beiden
Zügen der schwarzen Türme nicht nur beliebig ziehen könnte.
Seit Langem habe ich keine so interessante und komplexe Aufgabe mit
dem Banny gesehen! Satz: 1. Te7 / T:f5 2.Tc5 / D:f5; 1.Dc2?
[2.Dg2] und 1.Dd3? [2.Df3] (1. Te6!); 1.Sc5? [2.De4] Te7 / Kc6
/ L:c5 2.Da2 / d5 / T:c5 (1. Te6!); 1.Sd2? [2.De4]
Te6/ K:d4+ 2.Da2 / Se4 (1. Te7!); 1.Da2! [2.Dg2] Te7 / T:f5 /
Ke4, 2.Sc5 / Sd2 / Dg2.
1.
Preis: 11125
Jacques
Savournin |
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2.
Preis: 11183
Wassyl Markowzi |
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3.
Preis: 11250
Wassyl Djatschuk |
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#2*
vvv
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(13+8) |
#2
v
|
(8+5) |
#2
vv
|
(13+10) |
2.
Preis: 11183 von Wassyl Markowzi
Tausch
von Schlüssel / Drohung mit reziprokem Mattwechsel. Ein ganz schwieriges
Thema, dessen erste Darstellung, ein Zwilling, von E. Klemanic stammt
(3.e.E. Nedel'ná Pravda 1988), der erste zwillinglose orthodoxe
Zweizüger dann von D. Papack (1. Pr. Hlas l'udu 1995). Diese neue
"einfache" Stellung ist erst die achte orthodoxe Darstellung!
Der Autor hat die bekannten strategischen Elemente sehr gut gewählt
und genutzt. 1.f7? A [2.Lg7 B] Ke5 a/c3
b 2.Dd6 C/Dc5 D (1. L:e4!); 1.Lg7! B
[2.f7 A] Ke5 a/c3 b 2.Dc5 D/Dd6 C,
1. L:e4 2.Sf3.
3.
Preis: 11250 von Wassyl Djatschuk
Dreiphasiger Mattwechsel nach zwei Paraden (Sagoruiko) mit dem Schedej-Thema
(nicht Shedej-Zyklus!). Immer große Leistung, hier auch logisch
kombiniert mit den schwarzen (in einer Phase schachgebenden) Paraden,
bzw. weißen doppelschachgebenden Drohungen. 1. Kd4? [2.
Sf2 A] D:e5+/L:e3+ 2.S:e5/S:e3, 1. f:g4/L:h2 2.T:g4/D:h2
(1. Dh5!); 1.Dc1? [2.T:e4] D:e5/L:e3 2.Sf2 A/D:e3(1.
L:h2!); 1.Db8! [2.Sg6] D:e5/L:e3 2.D:e5/Sf2 A, 1. f:g4
2.T:e4.
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FIDE Album 1995
1997 (Aachen, Juli 2004, Editions feenschach-Phénix,
620 Seiten, Fadenheftung, Preis 37 EUR (incl. Porto) 1153 Probleme/Diagramme,
Index in französisch-deutsch-englisch.) In einem vor einiger
Zeit geführten Gespräch mit einem schon etwas älteren
Problemisten kamen wir beilaufig auf die FIDE-Alben zu sprechen, und
es ergab sich, dass der Gesprächspartner keine besonders~ hohe
Wertschätzung dieser "Titelbeschaffungs-Institution"
hatte. Es stellte sich dann heraus, dass seine Meinungsbildung wohl
schon vor recht langer Zeit abgeschlossen war und er die neueren Alben
offenbar nicht mehr näher zur Kenntnis genommen hatte. Das kürzliche
Erscheinen des Albums 1995 1997 (siehe Hinweis in Heft 208; S.
535) soll daher zum Anlass genommen werden, bei der Rezension dieses
wiederum wichtigen und gewichtigen Werkes auch einen Rückblick
auf frühere Alben zu werfen und vorgenommene Veränderungen
aufzuzeigen.
Mit dem Erscheinen des ersten FIDE-Albums 1961 war es er PCCC gelungen,
das ehrgeizige Projekt einer Anthologie der besten Aufgaben eines Dreijahres-Zeitraums
in die Tat umzusetzen, und es ist sicher bemerkenswert und eine der
größten Leistungen der PCCC, dass diese von Anfang an auf
Internationalität beruhende Unternehmung, in deren Realisierung
8 Abteilungs-Direktoren und insgesamt 24 Richter einbezogen sind, seither
ununterbrochen fortgeführt wird. Das erste Album (1956 58)
hatte einen Umfang von 187 Seiten und enthielt 681 Aufgaben, deren Lösungen
auf 24 Seiten in äußerst knapper Form zusammengefasst waren,
dazu kam lediglich noch ein Autorenregister. Wollte jemand eine Aufgabe
aus den Alben zitieren, so musste er sich zunächst die vollständige
Lösung und den thematischen Gehalt selbst erarbeiten. Diese spartanische
Aufbereitung des Inhalts, die wohl nicht unerheblich zur eingangs genannten
Charakterisierung beitrug, wurde bis Mitte der 80er Jahre beibehalten,
und erst im1988 erschienenen Album 1980 82 gab es deutliche inhaltliche
und auch Layout-Verbesserungen: erstmals wurden ausführlichere
Lösungen (neben den Diagrammen) präsentiert, dazu ein erster
Versuch der thematischen Erfassung des Inhalts unternommen. Als dann
mit dem Album 1986 88 die jetzigen Herausgeber erstmals verantwortlich
waren, schrieb Kjell Widlert als Sprecher der
Album-Subkommission im Vorwort etwas zurückhaltend, dass "einige
Änderungen in der Präsentation und im Index" erfolgt
seien. Diese bestanden im wesentlichen darin, dass das Herausgeber-Team
größten Wert auf die sorgfältige Redaktion der Lösungen
und die klare Beschreibung des thematischen Inhalts legten, sowie in
der damit einhergehenden Erstellung ausführlicher thematischer
Register. Dies bedeutete einen enormen zusätzlichen editorischen
Aufwand unter großem Zeitdruck, da er zeitlich in die Phase fiel,
die zuvor lediglich der Druckvorbereitung der bereits festliegenden
Auswahl diente. Die Register, die zunächst zwei-, in der Folgezeit
sogar dreisprachig vorlagen, machten aus der früheren reinen Aufgabensammlung
zusätzlich ein Nachschlagewerk: wer beispielsweise Zweizüger
mit dem le Grand-Thema, Mehrzüger mit Siers-Batterien, Selbstmatts
mit reziprokem Funktionswechsel oder vieles anderes sucht, muss seither
nicht mehr lesen und analysieren, bis er zufällig fündig wird,
sondern kann jetzt anhand der Register die entsprechenden Aufgaben schnell
aufspüren und findet dort in der Regel auch noch die Definitionen
der jeweiligen Themen oder Mechanismen.
Service erfordert seinen Preis, und das heißt in diesem Fall einen
stark gestiegenen Umfang des Albums. In Zahlen: Die in drei Sprachen
(separat) vorliegenden Register umfassten in den beiden vorausgegangengen
Alben 285 (1989 91) bzw. 295 (1992 94) Seiten (von insgesamt
684/672). So groß die allgemeine Zustimmung zum neuen Album-Konzept
auch war: es gab vereinzelte Stimmen, denen der den Inhalt erschließende
Teil zu groß wurde.
Eine Verspätung in der Fertigstellung der letzten Richter-Entscheidungen
wurde beim jetzt erschienenen Band genutzt, mit Hilfe der Index-Macher
den Aufbau der thematischen Indices grundlegend neu zu gestalten und
ohne wesentliche inhaltliche Einschränkungen im Umfang zu reduzieren.
Um das zu erreichen, wurden zunächst die zuvor ins Register integrierten
Definitionen ausgegliedert und in einem separaten Index zusammengefasst,
der in drei Fassungen in französisch, deutsch und englisch
ans Ende des Albums gestellt ist, und dann die so "entschlackten"
drei Indices am Ende der jeweiligen Abteilungen zu einem gemeinsamen
dreisprachigen zusammengefasst; dabei zeigt sich, dass es viel gemeinsame
Terminologie gibt und der Übersetzungsaufwand sich in Grenzen hält
(obwohl z.B. so verständliche Begriffe wie Batterie/battery/batterie
noch separat genannt sind). Im Umfang brachte die Zusammenlegung der
bisherigen Sprachfassungen eine Reduktion der thematischen Register
von 295 Seiten im Album 1992 94 auf jetzt 105 Seiten, zu denen
noch etwa 40 zusätzliche Seiten Themendefinitionen kommen. Diese
deutliche Platzersparnis gelang, obwohl diesesmal 190 Aufgaben und damit
20% mehr als im vorherigen Album ausgewählt wurden! Die Zusammenlegung
der Definitionen war sicher eine Riesenarbeit, erforderte sie doch die
Zusammenarbeit der zuvor für je eine Abteilung zuständigen
Indexmacher, die Einigung auf allgemeine, im Detail voneinander abweichende
Formulierungen. Die Herausgeber hoffen, dass die dabei vorgenommenen
Verallgemeinerungen nicht zu Lasten der Verständlichkeit gehen
und werden im übrigen sicher gerne Anregungen aus dem Leserkreis
für weitere Verbesserungen entgegennehmen.
Ein besonders sympathischer Aspekt des Album-Projekts liegt darin, dass
neben der schon immer bestehenden Internationalität der Teilnahme
und des Auswahlprozesses jetzt auch die mit der unmittelbaren Herstellung
des Buches verbundene editorische Arbeit auf der Kooperation eines breiten
Mitarbeiterkreises beruht. Diesesmal waren für die Indexerstellung
Wieland Bruch (#2), Hubert Gockel (#3), Hans Peter Rehm (#n), Allain
Pallier (Studien), Christopher Jones (h#), Hartmut Laue (s#), John Rice
(Märchenschach) und Hans Gruber (Retro) verantwortlich, weiterhin
sorgten Thierry le Gleuher, Jean Morice und John Rice als Mitarbeiter
im "Sprachendienst" für die notwendigen Übersetzungen,
und bei der Prüfung auf Korrektheit und auf Vorgänger waren
u.a. Christian Poisson, Ilkka Blom und Frank Müller im Einsatz.
Hinter den beiden Herausgeber-Namen steht also tatsächlich ein
breiter Stab von spezialisierten Mitarbeitern, die hier wieder mit großem
Engagement ein großartiges Buch zusarnmengestellt haben.
Eine kritische Bemerkung sei trotzdem an den Schluss gestellt: es ist
dem Rezensenten schlichtweg unverständlich, weshalb bei dem sonst
betriebenen Perfektionismus die Autornamen nicht korrekt angegeben werden.
Damit meine ich, dass wenigstens die Autoren, deren Namen im lateinischen
Alphabet geschrieben werden, in der Originalschreibweise angegeben werden
sollten, d.h. insbesondere auch mit Angabe der jeweils verwendeten Akzente.
Ich meine, dass dies ein sensibler bereich ist (wer sieht schon gern
seinen Namen falsch geschrieben?), auf den mehr geachtet werden sollte.
Auf das, was in den einzelnen Abteilungen an kompositorischen Glanzstücken
zu bewundern ist, wird hier nicht eingegangen; dazu sei auf den separaten
Beitrag in diesem Heft verwiesen. Und zum Schluss sei noch erwähnt,
dass, wie auch schon bei den vorausgegangenen Alben, wieder ein ganz
inoffizieller Annex mit knapp gescheiterten Aufgaben vorgelegt wird,
der den Überblick über das Problemschaffen der Albumperiode
vervollständigt und der nach den gleichen Kriterien erstellt wurde
(Index allerdings nur französisch). FIDE Album 1995 1997
ANNEXE Aachen, Juli 2004, 250 Seiten, Paperback, Preis 20
EUR (incl. Porto) 630 Probleme/Diagramme mit 7 bzw. 7,5 Punkten.
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