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Heft 209, Oktober 2004

 


Günter Büsing, Harrie Grondijs: Die dritte Erfindung des Hilfsmatts
Reto Aschwanden: Ein kleiner Exkurs in Geometrie
Entscheid im Informalturnier 1994, Abteilung Retro
Entscheid im Informalturnier 2001, Abteilung Zweizüger
Nachtrag zum Entscheid im Hans-Peter-Rehm – 60 – Geburtstagsturnier
Aktuelle Meldungen
Die Schwalbe 80 Jahre / 192. Thematurnier
Ausschreibung zum 193. Thematurnier der Schwalbe
Nachruf Dr. Claus Wedekind
Reaktionen auf Lothar Finzers Artikel "Ein Umdeutungs-Fund"
Anmerkungen zu "Zum Verständnis des modernen Zweizügers"
von Karl-Heinz Siehndel
Bemerkungen zu "Zur Systematik von Bruchs Linienöffnungen"
von Hauke Reddmann
Günter Büsing: FIDE-Album-Querschnitt
Der Seeschlangenschreck aus Chemnitz
Urdrucke
Lösungen aus Heft 206, April 2004
Bemerkungen und Berichtigungen
Buchbesprechungen

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Die dritte Erfindung des Hilfsmatts


von Günter Büsing, München und Harrie Grondijs, Rijswijk

In No Rook Unturned (nachfolgend NRU; Rezension in Heft 207, S. 469) geht der Autor HHG (H. Grondijs) der Entstehungsgeschichte der Saavedra-Studie nach und befasst sich dabei auch mit der schillernden Figur des James Alexander Porterfield Rynd (in seinem Geburtsort Dublin am 19.03.1917 im 71. Lebensjahr gestorben, demnach 1846/47 geboren), der eine bedeutende Rolle im irischen Schachleben seiner Zeit spielte, an der Gründung des irischen Schachverbands beteiligt war, mehrfach die irische Meisterschaft erringen konnte, als Simultan- und Blindsimultanspieler bekannt war und als Schachpublizist verschiedene Spalten leitete. Sein erst 2001 vom irischen Schachhistoriker David McAlister wieder-entdeckter Anspruch auf Urheberschaft der Saavedra-Studie löste vor einigen Jahren Wirbel aus und brachte Rynd den Ruf eines Plagiators ein (siehe z.B. John Roycrofts Artikel "The Porterfield Rynd Affair" in eg 143, Januar 2002, nachgedruckt in NRU, S. 353-357). In NRU wird Rynds Anspruch nicht so klar in Abrede gestellt, da Saavedras langer Aufenthalt (von 1865 bis 1891/92) in Dublin nachgewiesen werden konnte und es nicht auszuschließen ist, dass er dort Rynds Kombination gesehen haben könnte; es ist wohl kaum zu erwarten, dass weitere Nachforschungen diese Frage noch klären können. Als ungefähr zeitgleich mit McAlisters Entdeckung Hilmar Eberts und Hans Grubers Buch Early Helpmates erschien, in der Rynd nach Max Lange (1854) und Sam Loyd (1860) als dritter Erfinder des Hilfsmatts (S. 117 ff) dargestellt wurde, erreichte die Autoren vor der Drucklegung gerade noch die Meldung über Rynds Anspruch auf die Saavedra-Studie, was sie veranlasste, ein großes Fragezeichen hinter beide Ansprüche Rynds zu setzen (siehe Early Helpmates, S. 120). Nach Early Helpmates war die Erfindung des Hilfsmatts durch Rynd auf das 1887 erschienene Buch The Problem Art des irischen Problemisten-Ehepaars T.B. Rowland und F.F. Rowland gestützt. (Frideswide F. Rowland hatte übrigens zuvor unter ihrem früheren Namen F.F. Beechey bereits eine Sammlung eigener Aufgaben herausgegeben (Chess Blossoms, Dublin 1883).) In NRU, S. 77, ist erwähnt, dass das Autorenpaar Rowland gut mit Rynd bekannt war; es kann daher angenommen werden, dass die Rowlands ihre Information aus erster Hand hatten.

Unklar war bisher, wie Rynd 1887, dem Erscheinungsjahr von The Problem Art, dazu kam, die Erfindung des Hilfsmatts für sich zu reklamieren – schließlich war Max Langes (versteckter) Hinweis 33 Jahre und Sam Loyds erstes Hilfsmatt auch schon 27 Jahre zuvor erschienen, und in der Zwischenzeit waren nach Early Helpmates drei weitere Aufgaben von Albert Barbe (alle 1861) und ein weiteres Stück von Max Lange (1862) erschienen, bevor dann mit dem Turnier Nr. 5 des Dubuque Chess Journal ab 1872, also immer noch 15 Jahre vor dem Buch der Rowlands, die Hilfsmatt-Komposition einen ersten breiteren Anschub erhielt. Waren die bisher erschienenen Hilfsmatts in Irland nicht zur Kenntnis genommen worden – immerhin denkbar, da es sich ja um damals als exotisch angesehene Probleme handelte?
A
Dynari
The Westminster Papers
1871
h#4, W beginnt (5+5)
Ein kürzlicher Irland-Aufenthalt gab dem NRU-Autor Gelegenheit, ergänzende Recherchen zum Saavedra- Komplex durchzuführen. Dabei machte er nebenbei einen überraschenden Fund: Ein in der Ausgabe vom 1. Januar 1871 in den Westminster Papers (S. 139; s. Diagr. A) erschienenes Hilfsmatt, das mit dem folgendem Begleittext publiziert wurde:
"We have received the Irish Sportsman and Farmer, to which we referred in our last, and give in the margin a problem therefrom, by Dynari, the conditions of which are somewhat eccentric." (Wir erhielten den Irish Sportsman and Farmer, auf den wir uns kürzlich bezogen, und zeigen nebenstehend daraus ein Problem von Dynari mit etwas exzentrischen Bedingungen.) Die genaue Diagramm-Unterschrift lautete:
"White to play and, with Blacks help, mate in four moves. N.B. – In ordinary problems, White forces a mate upon Black; – in suicidal problems, upon himself – Black, in each case, offering the best resistance; but, in the problem above, Black gives the best assistance to enable White to mate him, as required." (Weiß ist am Zug und setzt mit Hilfe des Schwarzen in vier Zügen matt. N.B. – In normalen Problemen erzwingt Weiß das Matt des Schwarzen; in Selbstmatt-Problemen das eigene – Schwarz leistet in jedem Fall bestmöglichen Widerstand; in diesem Problem bietet Schwarz dagegen dem Weißen die bestmögliche Hilfe, um dem Weißen zu erlauben, ihn, wie gefordert, mattzusetzen.)
Wer ist nun der Autor dieser Aufgabe, die nicht in Early Helpmates enthalten ist? Der Irish Sportsman and Farmer, der nach dem Begleittext als Originalquelle dieser Aufgabe anzusehen ist, erschien seit Ende 1870 und hatte eine von Rynd betreute Schachecke, die 1883 von Miss Beechey (der späteren Mrs. Rowland) übernommen wurde, wie in Ken Whylds Chess Columns (Olomouc 2002) auf Seite 215 nachzulesen ist.

Die Autorangabe "Dynari" scheint auf ein Pseudonym hinzudeuten; wir halten sie für ein Anagramm von I.A. Rynd: I Am Rynd, oder, wenn wir I=J annehmen, direkt von J. A. Rynd = James Alexander Rynd. Rynd war von Anbeginn Leiter der Schachspalte des Irish Sportman and Farmer, die dort erschienene Aufgabe muss also ganz am Anfang seiner Redakteurstätigkeit für den Irish Sportman and Farmer gestanden haben. Da es zudem sicher nicht ungewöhnlich ist, wenn der Redakteur einer neu gegründeten Schachspalte anfangs auch auf eigene Produktionen zurückgreift, glauben wir, hinter Dynari wirklich Rynd erkennen zu können.

Gestützt wird diese Auffassung schließlich durch eigene Äußerungen Rynds, der 22 Jahre später, am 7. Januar 1893, im Dublin Evening Herald in seiner Schachspalte das Geheimnis lüftet und unter der Überschrift Helpmate Problems William Pollock (1859 – 1896), damals Leiter der Schachspalte der Baltimore Sunday News, zitiert: Brother Pollock [ ... ] says of Helpmate Problems, which your contributor originated in the Irish Sportsman and Farmer some twenty years ago, and again revived in 1885-6: This class of composition may be described as revolutionary. Both sides conspire to mate the White King – that is to say, White does his best to help Black to effect mate in the shortest number of moves, generally a special number as in direct and sui-mates. Messrs. W. A. Shinkman and Otto Wurzburg, who are pretty good judges, think this variety is the problem of the future, and opens up a new field for combinations. Loyd in Chess Strategy speaks of these compositions as Problems destined to be very popular. (Pollock sagt über Hilfsmatt-Probleme, die Ihr Spaltenleiter vor ungefähr zwanzig Jahren im Irish Sportsman and Farmer erstmals zeigte und 1885-6 wiederbelebte: Diese Kompositionsart kann man revolutionär nennen. Beide Seiten konspirieren, um den weißen König mattzusetzen – man kann sagen, dass Weiß sein bestes tut, um Schwarz beim Mattsetzen in der kürzesten Zügezahl zu helfen, im allgemeinen in einer angegebenen Zügezahl wie im direkten und Selbstmatt. Die Herren W.A. Shinkman und Otto Wurzburg, die hier recht gute Sachverständige sind, halten diese Abwandlung, die ein neues Kombinationsgebiet eröffnet, für sehr zukunftsträchtig. In Chess Strategy bezeichnet Loyd diese Kompositionen als Probleme, denen eine große Popularität bevorsteht.)

In der nächsten Ausgabe vom 14.1.1893 folgt dann noch: The Westminster Chess Papers of January 1871 drew attention to the first helpmate ever published, the composition of your contributor (Die Westminster Chess Papers vom Januar 1871 wiesen auf das erste jemals veröffentlichte Hilfsmatt hin, eine Komposition Ihres Spaltenleiters), und noch eine Woche später fügt er in der Ausgabe vom 21. Januar 1893 hinzu: [ ... ] It is somewhat flattering to Dublin, the birthplace of helpmates, to find Shinkman und Wurzburg declaring thern, as they open up such new field for combinations, to be the problems of the future, and to find the great Sam Loyd describe them as "destined to be very popular". (Es ist irgendwie schmeichelhaft für Dublin, der Geburtsstätte des Hilfsmatts, dass dieses von Shinkman und Wurzburg als Problemgattung der Zukunft bezeichnet wird, da es ein ganz neues Kombinationsgebiet eröffnet, und es vom großen Sam Loyd als "zu großer Popularität bestimmt" beschrieben zu sehen.) Etwas seltsam ist nur, dass Rynd sich 1893 einmal auf die Veröffentlichung im Irish Sportsman and Farmer, danach in den Westminster Papers bezieht.
B
Problem No. III – By "Dynari"

Irish Sportsman and Farmer
3.XII.1870
h#4 W beginnt (5+5)
Um der Angelegenheit genauer auf die Spur zu kommen, ließ sich einer der Autoren (HHG) von der British Library Kopien der Schachspalten des raren Irish Sportsman and Farmer schicken. In der Spalte vom 3.12.1870 fand sich als Problem No. III die Stellung B, die Urfassung, die sich von der in den Westminster Papers nachgedruckten Fassung dadurch unterscheidet, dass statt des sSb2 ein sLg6 verwendet wurde und dass der sBb6 auf b7 steht. Die Forderung lautete White, with Blacks help, to mate in four moves. N.B.– In ordinary problems, White forces a mate upon Black, in suicidal problems upon himself – Black in each case offering the best resistance; but in the problem above, Black gives the best assistence to enable White to mate him, as required. Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist, dass hier (im Gegensatz zu den beiden späteren Fassungen) noch kein Hinweis auf den weißen Anzug enthalten ist – aber das sollte sicher nicht bedeuten, dass, wie "üblich" im Hilfsmatt, Schwarz anzieht; damals war hier noch gar nichts üblich! Drei Wochen später, am 24.12.1870, erschien dieAufgabe noch einmal, diesesmal mit dem sSb2, aber ohne einen sB auf der b-Linie (Diagr. C). Die Forderung wurde durch der Hinweis auf den weißen Anzug präzisiert (dies war damals auch bei direkten Mattaufgaben üblich): "White to play and, with Black's help, to mate in four moves" (N.B. unverändert). Im Begleittext hieß es: No solution to Problem No. III, by Dynari, having
C
Problem No. III – By "Dynari"

Irish Sportsman and Farmer
24.XII1870
h#4 W beginnt (5+4)
been received, the author has requested us to reprint it, slightly altered. We do so with great pleasure, as three prizes (Chess-books) have been placed at our disposal to be awarded to the three correct solutions which we shall earliest receive. (Da keine Lösung zum Problem No. 111 von Dynari einging, bat der Autor uns, es in einer leicht veränderten Fassung erneut zu veröffentlichen. Wir tun das gerne, da uns drei Preise (Schach-Bücher) für die ersten drei richtigen Lösungseinsendungen zur Verfügung stehen.) Übrigens wurde der Autorname in beiden Fällen über dem Diagramm in Anführungszeichen gesetzt, ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier ein Pseudonym verwendet wurde. Am 31.12.1870 gab es schließlich einen Hinweis auf die Prizeholders for Solution of Problem No. III: Proxolymite, Pawn and Hand Aliter These gentlemen will each be awarded a chess book (not exceeding 6s in price) upon sending to the editor their addresses, and the books selected by them as prices. Diese Namen sind offenbar Pseudonyme (Rynd scheint in seiner Korrespondenz fast immer Pseudonyme verwendet zu haben). Da wir keine veröffentlichte Lösung entdecken konnten, auch keinen Hinweis darauf, dass bei diesem schwer nebenlösigen Problem unterschiedliche Lösungen gefunden wurden, darf vielleicht spekuliert werden, dass die ganze Preisvergabe nur eine "Propagandamaßnahme" war, um fehlende Beteiligung zu kaschieren und einen Versuch des Autors Rynd darstellt, "seine" Erfindung des Hilfsmatts zu propagieren?

Wenn wir jetzt mit der Aufgabe aus 1870 – immerhin nach derzeitigem Forschungsstand das siebtälteste Hilfsmatt – einen 17 Jahre vor Veröffentlichung des Rowland-Buchs anzusetzenden Prioritätsanspruch für Rynd ausgemacht haben, dann scheint ein plausibler, wenn auch objektiv falscher, Grund für Rynds Anspruch auf die Erfindung des Hilfsmatts gefunden zu sein. Musste Rynd die wenigen früher erschienenen Aufgaben wirklich gekannt haben? Der Vorwurf, dass er sich vorsätzlich fremde Errungenschaften selbst zuschreiben wollte, scheint uns jetzt auf wackligen Füßen zu stehen, vielmehr wird Rynd vermutlich gutgläubig seinen objektiv unberechtigten Anspruch vorgebracht haben!? Am ehesten angreifbar schien uns zu sein, dass er sich noch 1893 als Erfinder sah, im gleichen Atemzug sogar Loyd, Shinkman und Wurzburg zitierte, und wir fragten uns, ob ihm hier zugute gehalten werden durfte, dass er die ersten Hilfsmatts immer noch nicht kannte!? Nachdem wir W.H.K. Pollocks Spalte in den Baltimore Sunday News vom 20. Februar 1893 lasen, können wir ihn wohl auch hier entlasten: Pollock teilt seinen Lesern/Korrrespondenten folgendes mit: O.W., Grand Rapids: It would be hard to say who originated Helpmates, but Mr. Rynd, the Irish champion, certainly gave them much attention some years back. – P.R., Dublin: Can you, through your column, throw some light on the above? Pollock, ein Engländer, der, bevor er nach Amerika ging, einige Jahre in Irland verbrachte und Rynd dort kennengelernt hatte, musste nicht unbedingt selbst den "amerikanischen Wissensstand" repräsentieren und hat den Zeitrang des Loyd'schen Hilfsmatts vielleicht nicht gekannt (Loyd hat in seiner Chess Strategy von 1878 keine Quellenangaben aufgenommen), aber bemerkenswerter erscheint hier, dass der damals noch junge Shinkman-Neffe O.W. = Otto Wurzburg nichts davon wusste. Wenn schon den amerikanischen Komponisten die Priorität der Loyd'schen Erfindung (von Max Langes Vorschlag gar nicht zu reden) im Jahre 1893 nicht geläufig war, dann ist es wohl glaubhaft, dass es dem irischen Champion Rynd, der sich als Allround-Schachaktivist nur nebenher auch mit Problemen befasste, zu diesem Zeitpunkt auch nicht besser erging. Ob übrigens der um Aufklärung gebetene P.R. = Rynd noch einmal darauf reagiert hat, konnten wir (bisher) nicht herausfinden.

Es bleibt schließlich noch die Frage, was Rynd eigentlich in seiner Aufgabe zeigen wollte. Die Autorlösung liegt uns nicht vor, und die Stellung ist – wie viele frühe Hilfsmatts – stark nebenlösig, z.B. 1.– Th1 2.b5 Tc1 3.b:c4 ~ 4.Kd4 T:c4# mit vielen Zugvariationen. Weitere Matts gibt es mit dem sK auf der h-Linie, z. B. mit sKh4 und Matts durch Th3#. (In den Westminster Papers vom 1. Februar 1871 findet sich auf S. 171 unter "notes to correspondents" der Hinweis: W.G.K., Newmarket.– You are right regards the problem by "Dynari". Hat WGK hier vielleicht auf eine – nicht mitgeteilte – Nebenlösung hingewiesen?)

Wir glauben, dass die beabsichtigte Lösung 1.– f5 2.Ke5 Th8 3.Kd6 c5+ 4.Kc7 Tc8# ist, da diese in allen drei Versionen geht und auf einer eindeutigen Zugfolge basiert: zunächst gibt der wBf4 die Deckung des Feldes e5 auf, um dem sK das Vorrücken zu ermöglichen, danach wird ein zurechtstellender T-Zug eingeschaltet, denn c5 darf noch nicht geschehen, um dem sK das Weiterrücken nach d6 zu ermöglichen. Natürlich ist das aus heutiger Sicht simple Strategie, aber doch eine sauber begründete Zugfolge, die sich allerdings viel sparsamer korrekt (C+!) darstellen lässt (s. Diagr. D), wenn auf den größten Teil der schwarzen Steine verzichtet wird; lediglich ein sBf3 und ein Versetzen des wT nach g6 sind nötig, um den sK-Marsch auf die h-Linie zu stoppen. Der Versuch, auch die in den Stellungen A und C enthaltene
D
James A. Porterfield Rynd

The Westminster Papers 1871
Korrekturfassung (Urdruck)

E
James A. Porterfield Rynd
Version G. Büsing (Urdruck)
The Westminster Papers 1871
h#4 W beginnt (5+2) h#4 0.3.1.1... (6+2)
indische Kombination zu kultivieren, führte zu Diagr. E, wobei der jeweils im Lösungsverlauf verschwindende sBh7 einmal nur Schlagobjekt ist, einmal den T-Kritikus eindeutig macht und schließlich in der dritten, neu hinzutretenden Lösung noch einen Tempozug ausführt. Lösungen: 1.– f4 2.Ke4 T:h7 3.Kd5 c4+ 4.Kc6 Tc7#; 1.– T:h7 2.Kf2 Lg7 3.K:g3 Lh6 4.Kh4 Lf4#; 1.– g4 2.h6 Ld4+ 3.Kf4 T:h6 4.Kg5 Le3#.
Nach diesen Funden scheint sich Rynds Anspruch auf die Hilfsmatt-Erfindung in neuem Licht zu präsentieren. Abschließend sei noch auf einige weitere Funde hingewiesen:

Zunächst konnten noch die Originalquellen zu Nr. 39 und Nr. 40 aus Early Helpmates gefunden werden. Nr. 39 wurde am 14.1.1893 im Dublin Evening Herald (nicht Dublin Herald) veröffentlicht. Über dem Diagramm ist tatsächlich "X. A. Rynd" als Autor angegeben; dies ist James Alexander Porterfield Rynds Sohn mit dem Vornamen Kenneth. Und Shinkmans Nr. 40, in Early Helpmates mit "ca. 1890" datiert und aus der Sekundärquelle The Golden Argosy (1929) zitiert, erschien erstmals als Nr. 1288 in den Baltimore Sunday News vom 25.12.1892 mit der Widmung: Mr Shinkman dedicates the pretty specimen below to the readers of The Sunday News.

Das Problem wurde in gegenüber heutiger Norrnierung farb- und seitenvertauschter Stellung publiziert, so dass der wK mattgesetzt wurde (wKh1 Tg8 Ba7, sKa2 sBh2h3; White to play and play so that Black can mate in four moves (h#4): 1.Tg1 h:g1L 2.a8T+ La7 3.Tg8 h2 4.Tg1 h:g1D#). Es wurde eine Woche vor der Nr. 39, also am 7.1.1893, in Rynds Schachecke im Dublin Saturday Herald nachgedruckt mit dem Quellenhinweis auf Pollocks Spalte in den Baltimore Sunday News und Zitierung der Widmung. Am 21.1.1893 folgten dann die Lösungen zu beiden Aufgaben, und Rynd kommentiert die Shinkman-Komposition wie folgt: Observe the solution has no variations. It has given up extension and gained in intensity; and what a magical change! (Man beachte, dass die Lösung keine Varianten aufweist. Sie hat auf Breite verzichtet und an Intensität gewonnen; und was für einen magischen Wechsel erleben wir da!).
F
J. Quigley

DublinEvening Mail
19.V.1890
G
J. Quigley

Version G. Büsing (Urdruck)
Dublin Evening Mail
19.V.1890
h#2 (4+2) h#2 2.1.1.1 (4+1)
Direkt im Anschluss an diese Lösungen erwähnt Rynd noch einen Mr. Quigley, a prominent member of the Clontarf Club, [who] has also successfully tried his hand at this species of composition, and the Herald's Chess may soon have a specimen from him to publish. Ob das hier angekündigte Problem des Mr. Quigley, der sich also schon früher erfolgreich am Hilfsmatt versucht hatte, später im Herald erschienen ist, konnten wir bisher nicht ermitteln, aber dafür tatsächlich eine frühere Aufgabe Quigley's ausfindig machen (Diagr. F; Quigley ist in Early Helpmates nicht erwähnt). Die Aufgabe ist korrekt und hat die Lösung 1.Kd5 Tf7 2.Ke6 L:b3#. Der sLb3 ist ohne Funktion, er kann ersatzlos gestrichen werden. Aus heutiger Sicht wäre es schöner, den wLg3 nach c7 (oder b8) zu versetzen und den wK ins Abseits, z.B. nach a1, zu bringen (Diagr. G); dann geht noch eine zweite Lösung mit dem Echo: 1.Ke3 Tg1 2.Kf2 Lb6#.

Und als dieser Artikel eigentlich schon fertig war, fand HHG noch eine kleine Uberraschung: Rynd hat wahrscheinlich am ersten Hilfsmatt-Turnier des Dubuque Chess Journal 1872 teilgenommen! Dort lief unter der Startnummer 31 (in Early Helpmates auf Seite 90 als Nummer 16 enthalten) ein hoffnungslos nebenlösiges h#3, das im Dezember 1872 ohne Autorangabe unter dem Shakespeare-Motto "Sweetest nut hath sourest rind" publiziert wurde. Rind/Rynd, gekoppelt mit einem "englischen" Zitat!? Wie sehr Rynd Wortspielereien schätzte, zeigt z.B. seine Spalte im Irish Sportsman and Farmer vom 17.12.1870, wo er auf eine nicht übermittelte Zuschrift antwortet: PAWN. – (referring to your second note) – Sir Robert (Peel), when Chief Secretary for Ireland, made the same conjecture as to the orange-(rinds), since which no (invest)igation has taken place to see how (re-dress) might be obtained: we must still, therefore, a(s kin) to the object of your (appel)ation, ap(pear) im(peach)ed (fig)uratively s(pea)king of trea(chery) to the fruit. Wortspiel mit "Kleidung" (peel, rind, in vest, re-dress, skin) und Früchten (appel, pear, peach, fig, pea, cher(r)y); aber warum hat er "orange" nicht auch in Klammern gesetzt? War er durch das unmittelbar folgende "rind", der narzistischen Spielerei mit dem eigenen Namen, abgelenkt?

Dies ist zweifellos spekulativ – aber wir fanden heraus, dass es schon Anfang 1871 Kontakte zwischen Brownsons Dubuque Chess Joumal und den Westminster Papers gab, denn im März 1871 wird in Band 11, Nummer 13 des DCJ auf Seite 54 diese Publikation mit folgenden Worten vorgestellt: The Westminster Papers is the title of a Monthly Joumal of Chess, Whist, Games of Skill, and the Drama, that judging from the January and February No's before us, does deserve a place in every gentleman's library, and in every player's study room. Stellen wir uns vor: In der Januar-Ausgabe war dort die Dynari-Aufgabe erschienen, das erste Hilfsmatt seit 1862. Brownson hat es gesehen! Hat es ihn vielleicht sogar angeregt, kurz danach das Turnier Nr. 5 auszuschreiben? Und hat Rynd auf diese Weise einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung des Hilfsmatts ausgelöst? – Ob noch weiteres Quellenstudium dazu führen kann, diese Fragen in überzeugender Weise zu beantworten, bleibt abzuwarten. Jedenfalls bleibt die Frühgeschichte des Hilfsmatts ein spannendes Kapitel der Schachgeschichte.
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Entscheid im Informalturnier 1994 der Schwalbe

Abteilung: Retro – Preisrichter: Werner Keym
(als Auszug im Internet)

Auf Bitte von Günter Lauinger habe ich diesen längst überfälligen Preisbericht übernommen. Der Jahrgang 1994 umfasst 50 Retros und hat ein sehr hohes Niveau. Die Preise zeigen Höchstleistungen. Die ehrenden Erwähnungen bieten neue Ideen, welche andere Komponisten inzwischen angeregt haben. Ein Lob erhielten fünf Probleme, deren Forderungen und Inhalte die Qualität und Vielfalt der Retros in der Schwalbe widerspiegeln.

1. Preis: Nr. 8694 von Andre Hazebrouck Retro:
1.a2-a3 Sa4-c3 2.Sf8-h7 Sc3-a4 (der S pendelt) 3.Sb3-c1 4.Sd4-b3 5.Sf5-d4 6.Sh-f5 7.Sd6-b5 8.Se4-d6 9.Sg3-e4 10.Sc6-a7 11.Sb8-c6 12.b7-b8S 13.b6-b7 14.b5-b6 15.b4-b5 16.b3- b4 17.Sa7-c8 18.Sc6-a7 19.Sb8-c6 20.b7-b8S 21.b6-b7 22.b5-b6 Sc3-a4 23.b4-b5 Sb1-c3 24.c3xb4 b2- b1S 25.c2-c3 a3:Db2 26.Dc3-b2 b5-b4 27.Df3-c3 b6-b5 28.Dh5-f3 a4-a3 29.Dh8-h5 a5-a4 30.h7-h8D a6-a5 31.h6-h7 h7:Dg6 32.Dd3-g6 a7-a6 33.g6:Sf7 Sd8-f7+. Weiß kann nicht mit 1.Tg3 mattsetzen, da Schwarz am Zug ist. – Der Doppelkäfig rechts kann nur durch sBh7:Dg6 und wBg6:Sf7 geöffnet werden. Vorher geschah h7-h8D, denn nur eine wD kann – im Schachschutz von 2 wSS – nach h8 gelangen. Bei dem gesamten Manöver fehlt am Schluss ein Tempozug – trotz 6 beweglicher Springer!! Also muss Weiß mit der Rücknahme beginnen. Eine Spitzenleistung Marke Hazebrouck.

1. Preis: 8694
Andre Hazebrouck
2. Preis: 8424
Unto Heinonen
Sp.-Preis: 8491
Gerd Wilts Norbert Geissler
Kann Weiß in 1 Zug mattsetzen? (13+13) Beweispatie in 31,5 Zügen (14+14) Beweispartie in 17,0 Zügen – Schwarz hat im 2. Zug geschlagen (1+1)

2.
Preis: Nr. 8424 von Unto Heinonen
1.e4 h5 2.Dg4 h5:Dg4 3.Se2 Th3 4.Sf4 Tb3 5.a2:Tb3 d5 6.Ta6 d4 7.Tf6 a5 8.h4 a4 9.h5 a3 10.h6 a2 11.h7 a1T 12.h8T T1a5 13.T8h3 Th5 14.Lb5+ c6 15.d3 Dd5 16.Kd2 Dc4 17.d3:Dc4 d3 18.Kc3 Th8 19.Kb4 Sa6+ 20.Ka4 e7:Tf6 21.Ld2 Lb4 22.Tc1 La5 23.Le1 d2 24.b4 d1D 25.Ta3 g3 26.e5 Lg4 27.e6 0-0-0 28.e7 Kb8 29.e8D Ka8 30.De2 Te8 31.Ta1 Dd8 32.Dd1. Erstmals ein vierfacher Pronkin in einer exakten eweispartie: wD, wT, sD, sT stehen als UW-Figur auf dem ursprünglichen Feld des geschlagenen Originalsteins. Super!

Spezialpreis: Nr. 8491 von Gerd Wilts & Norbert Geissler
1.e4 d5 2.e:d5 D:d5 3.Dh5 D:a2 4.D:h7 D:b2 5.T:a7 g5! 6.D:f7+ K:f7 7.T:b7 T:h2 8.T:c7 T:g2 9.T:c8 T:f2 10.T:b8 T:d2 11.K:d2 D:c2 12.K:c2 T:b8 13.Lg5 T:b1 14.L:e7 T:f1 15.L:f8 Tg1 16.T:g1 K:f8 17.T:g8+ K:g8. Die Autoren haben herausgefunden, dass es keine exakte Beweispartie mit nur 2 Steinen gibt und mittels einer Zusatzbedingung die erste dargestellt, [Die erste exakte Beweispartie mit 3 Steinen gelang Karlheinz Bachmann (Schwalbe X/1991); die Autoren fanden weitere 16 Positionen, (vgl. Schwalbe II/1994.)
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Entscheid im Informalturnier 2001 der Schwalbe

Abteilung: Zweizüger - Preisrichter: Peter Gvozdjak, SK–Bratislava
(als Auszug im Internet)

Ich habe 82 Aufgaben bekommen, eine für ein einjähriges Turnier ziemlich große Zahl. Aber nicht nur die Anzahl, sondern auch das Niveau war mehr als befriedigend. Und, was mich persönlich am meisten gefreut hat, war, dass es einige ganz originelle Ideen gab. Als ich alle Probleme in Winchloe eingetippt hatte, fand ich überraschend einige kleine Inkorrektheiten (die aber diese Entscheidung nicht beeinflussten).
Leider fand ich auch einen Vorgänger zu einer sehr guten Aufgabe 11053 von F. Pachl (fast gleiche Stellung nur einge Monate früher veröffentlicht – schade: (wKa4-a8, sSa1-a2) von A. Slesarenko, Nr. 1988 Schachmatnaja komposizija 38, Dez. 2000).

1. Preis: Nr. 11125 von Jacques Savournin
Das Banny Thema, das allein nichts besonderes ist. Hier ist es aber völlig harmonisch und wertvoll gezeigt! Weiß gibt in den Verführungen immer eine Flucht – sperrt eine eigene Figur. Dass auch jeder der schwarzen Türme einem weißen Läufer öffnet, ist alternativ als Parade und Widerlegung genutzt. In der Lösung gibt Weiß ein anderes Fluchtfeld, damit der Springer nach beiden Zügen der schwarzen Türme nicht nur beliebig ziehen könnte. Seit Langem habe ich keine so interessante und komplexe Aufgabe mit dem Banny gesehen! – Satz: 1.– Te7 / T:f5 2.Tc5 / D:f5; 1.Dc2? [2.Dg2] und 1.Dd3? [2.Df3] (1.– Te6!); 1.Sc5? [2.De4] Te7 / Kc6 / L:c5 2.Da2 / d5 / T:c5 (1.– Te6!); 1.Sd2? [2.De4] Te6/ K:d4+ 2.Da2 / Se4 (1.– Te7!); 1.Da2! [2.Dg2] Te7 / T:f5 / Ke4, 2.Sc5 / Sd2 / Dg2.

1. Preis: 11125
Jacques Savournin
2. Preis: 11183
Wassyl Markowzi
3. Preis: 11250
Wassyl Djatschuk
#2* vvv (13+8) #2 v (8+5) #2 vv (13+10)

2. Preis: 11183 von Wassyl Markowzi
Tausch von Schlüssel / Drohung mit reziprokem Mattwechsel. Ein ganz schwieriges Thema, dessen erste Darstellung, ein Zwilling, von E. Klemanic stammt (3.e.E. Nedel'ná Pravda 1988), der erste zwillinglose orthodoxe Zweizüger dann von D. Papack (1. Pr. Hlas l'udu 1995). Diese neue "einfache" Stellung ist erst die achte orthodoxe Darstellung! Der Autor hat die bekannten strategischen Elemente sehr gut gewählt und genutzt. – 1.f7? A [2.Lg7 B] Ke5 a/c3 b 2.Dd6 C/Dc5 D (1.– L:e4!); 1.Lg7! B [2.f7 A] Ke5 a/c3 b 2.Dc5 D/Dd6 C, 1.– L:e4 2.Sf3.

3. Preis: 11250 von Wassyl Djatschuk
Dreiphasiger Mattwechsel nach zwei Paraden (Sagoruiko) mit dem Schedej-Thema (nicht Shedej-Zyklus!). Immer große Leistung, hier auch logisch kombiniert mit den schwarzen (in einer Phase schachgebenden) Paraden, bzw. weißen doppelschachgebenden Drohungen. – 1. Kd4? [2. Sf2 A] D:e5+/L:e3+ 2.S:e5/S:e3, 1.– f:g4/L:h2 2.T:g4/D:h2 (1.– Dh5!); 1.Dc1? [2.T:e4] D:e5/L:e3 2.Sf2 A/D:e3(1.– L:h2!); 1.Db8! [2.Sg6] D:e5/L:e3 2.D:e5/Sf2 A, 1.– f:g4 2.T:e4.
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Buchbesprechungen

Heft 208, August 2004
FIDE Album 1995 – 1997 (Aachen, Juli 2004, Editions feenschach-Phénix, 620 Seiten, Fadenheftung, Preis 37 EUR (incl. Porto) 1153 Probleme/Diagramme, Index in französisch-deutsch-englisch.) – In einem vor einiger Zeit geführten Gespräch mit einem schon etwas älteren Problemisten kamen wir beilaufig auf die FIDE-Alben zu sprechen, und es ergab sich, dass der Gesprächspartner keine besonders~ hohe Wertschätzung dieser "Titelbeschaffungs-Institution" hatte. Es stellte sich dann heraus, dass seine Meinungsbildung wohl schon vor recht langer Zeit abgeschlossen war und er die neueren Alben offenbar nicht mehr näher zur Kenntnis genommen hatte. Das kürzliche Erscheinen des Albums 1995 – 1997 (siehe Hinweis in Heft 208; S. 535) soll daher zum Anlass genommen werden, bei der Rezension dieses wiederum wichtigen und gewichtigen Werkes auch einen Rückblick auf frühere Alben zu werfen und vorgenommene Veränderungen aufzuzeigen.

Mit dem Erscheinen des ersten FIDE-Albums 1961 war es er PCCC gelungen, das ehrgeizige Projekt einer Anthologie der besten Aufgaben eines Dreijahres-Zeitraums in die Tat umzusetzen, und es ist sicher bemerkenswert und eine der größten Leistungen der PCCC, dass diese von Anfang an auf Internationalität beruhende Unternehmung, in deren Realisierung 8 Abteilungs-Direktoren und insgesamt 24 Richter einbezogen sind, seither ununterbrochen fortgeführt wird. Das erste Album (1956 – 58) hatte einen Umfang von 187 Seiten und enthielt 681 Aufgaben, deren Lösungen auf 24 Seiten in äußerst knapper Form zusammengefasst waren, dazu kam lediglich noch ein Autorenregister. Wollte jemand eine Aufgabe aus den Alben zitieren, so musste er sich zunächst die vollständige Lösung und den thematischen Gehalt selbst erarbeiten. Diese spartanische Aufbereitung des Inhalts, die wohl nicht unerheblich zur eingangs genannten Charakterisierung beitrug, wurde bis Mitte der 80er Jahre beibehalten, und erst im1988 erschienenen Album 1980 – 82 gab es deutliche inhaltliche und auch Layout-Verbesserungen: erstmals wurden ausführlichere Lösungen (neben den Diagrammen) präsentiert, dazu ein erster Versuch der thematischen Erfassung des Inhalts unternommen. Als dann mit dem Album 1986 – 88 die jetzigen Herausgeber erstmals verantwortlich waren, schrieb Kjell Widlert als Sprecher der Album-Subkommission im Vorwort etwas zurückhaltend, dass "einige Änderungen in der Präsentation und im Index" erfolgt seien. Diese bestanden im wesentlichen darin, dass das Herausgeber-Team größten Wert auf die sorgfältige Redaktion der Lösungen und die klare Beschreibung des thematischen Inhalts legten, sowie in der damit einhergehenden Erstellung ausführlicher thematischer Register. Dies bedeutete einen enormen zusätzlichen editorischen Aufwand unter großem Zeitdruck, da er zeitlich in die Phase fiel, die zuvor lediglich der Druckvorbereitung der bereits festliegenden Auswahl diente. Die Register, die zunächst zwei-, in der Folgezeit sogar dreisprachig vorlagen, machten aus der früheren reinen Aufgabensammlung zusätzlich ein Nachschlagewerk: wer beispielsweise Zweizüger mit dem le Grand-Thema, Mehrzüger mit Siers-Batterien, Selbstmatts mit reziprokem Funktionswechsel oder vieles anderes sucht, muss seither nicht mehr lesen und analysieren, bis er zufällig fündig wird, sondern kann jetzt anhand der Register die entsprechenden Aufgaben schnell aufspüren und findet dort in der Regel auch noch die Definitionen der jeweiligen Themen oder Mechanismen.

Service erfordert seinen Preis, und das heißt in diesem Fall einen stark gestiegenen Umfang des Albums. In Zahlen: Die in drei Sprachen (separat) vorliegenden Register umfassten in den beiden vorausgegangengen Alben 285 (1989 – 91) bzw. 295 (1992 – 94) Seiten (von insgesamt 684/672). So groß die allgemeine Zustimmung zum neuen Album-Konzept auch war: es gab vereinzelte Stimmen, denen der den Inhalt erschließende Teil zu groß wurde.

Eine Verspätung in der Fertigstellung der letzten Richter-Entscheidungen wurde beim jetzt erschienenen Band genutzt, mit Hilfe der Index-Macher den Aufbau der thematischen Indices grundlegend neu zu gestalten und ohne wesentliche inhaltliche Einschränkungen im Umfang zu reduzieren. Um das zu erreichen, wurden zunächst die zuvor ins Register integrierten Definitionen ausgegliedert und in einem separaten Index zusammengefasst, der – in drei Fassungen in französisch, deutsch und englisch – ans Ende des Albums gestellt ist, und dann die so "entschlackten" drei Indices am Ende der jeweiligen Abteilungen zu einem gemeinsamen dreisprachigen zusammengefasst; dabei zeigt sich, dass es viel gemeinsame Terminologie gibt und der Übersetzungsaufwand sich in Grenzen hält (obwohl z.B. so verständliche Begriffe wie Batterie/battery/batterie noch separat genannt sind). Im Umfang brachte die Zusammenlegung der bisherigen Sprachfassungen eine Reduktion der thematischen Register von 295 Seiten im Album 1992 – 94 auf jetzt 105 Seiten, zu denen noch etwa 40 zusätzliche Seiten Themendefinitionen kommen. Diese deutliche Platzersparnis gelang, obwohl diesesmal 190 Aufgaben und damit 20% mehr als im vorherigen Album ausgewählt wurden! Die Zusammenlegung der Definitionen war sicher eine Riesenarbeit, erforderte sie doch die Zusammenarbeit der zuvor für je eine Abteilung zuständigen Indexmacher, die Einigung auf allgemeine, im Detail voneinander abweichende Formulierungen. Die Herausgeber hoffen, dass die dabei vorgenommenen Verallgemeinerungen nicht zu Lasten der Verständlichkeit gehen und werden im übrigen sicher gerne Anregungen aus dem Leserkreis für weitere Verbesserungen entgegennehmen.

Ein besonders sympathischer Aspekt des Album-Projekts liegt darin, dass neben der schon immer bestehenden Internationalität der Teilnahme und des Auswahlprozesses jetzt auch die mit der unmittelbaren Herstellung des Buches verbundene editorische Arbeit auf der Kooperation eines breiten Mitarbeiterkreises beruht. Diesesmal waren für die Indexerstellung Wieland Bruch (#2), Hubert Gockel (#3), Hans Peter Rehm (#n), Allain Pallier (Studien), Christopher Jones (h#), Hartmut Laue (s#), John Rice (Märchenschach) und Hans Gruber (Retro) verantwortlich, weiterhin sorgten Thierry le Gleuher, Jean Morice und John Rice als Mitarbeiter im "Sprachendienst" für die notwendigen Übersetzungen, und bei der Prüfung auf Korrektheit und auf Vorgänger waren u.a. Christian Poisson, Ilkka Blom und Frank Müller im Einsatz. Hinter den beiden Herausgeber-Namen steht also tatsächlich ein breiter Stab von spezialisierten Mitarbeitern, die hier wieder mit großem Engagement ein großartiges Buch zusarnmengestellt haben.

Eine kritische Bemerkung sei trotzdem an den Schluss gestellt: es ist dem Rezensenten schlichtweg unverständlich, weshalb bei dem sonst betriebenen Perfektionismus die Autornamen nicht korrekt angegeben werden. Damit meine ich, dass wenigstens die Autoren, deren Namen im lateinischen Alphabet geschrieben werden, in der Originalschreibweise angegeben werden sollten, d.h. insbesondere auch mit Angabe der jeweils verwendeten Akzente. Ich meine, dass dies ein sensibler bereich ist (wer sieht schon gern seinen Namen falsch geschrieben?), auf den mehr geachtet werden sollte.

Auf das, was in den einzelnen Abteilungen an kompositorischen Glanzstücken zu bewundern ist, wird hier nicht eingegangen; dazu sei auf den separaten Beitrag in diesem Heft verwiesen. Und zum Schluss sei noch erwähnt, dass, wie auch schon bei den vorausgegangenen Alben, wieder ein ganz inoffizieller Annex mit knapp gescheiterten Aufgaben vorgelegt wird, der den Überblick über das Problemschaffen der Albumperiode vervollständigt und der nach den gleichen Kriterien erstellt wurde (Index allerdings nur französisch). FIDE Album 1995 – 1997 ANNEXE Aachen, Juli 2004, 250 Seiten, Paperback, Preis 20 EUR (incl. Porto) 630 Probleme/Diagramme mit 7 bzw. 7,5 Punkten.
(GüBü)
Mike Prcic Rundlauf in Helpmates (Westlake Village 2003, Library of StrateGems, Text englisch, xiv + 90 Seiten, Paperback, 15 Euro, zu bestellen beim Bücherwart der Schwalbe) – Nach seiner Petkov-Biographie hat Mike Prcic nun eine Monographie zu einem speziellen und wie ich finde immer wieder interessanten Hilfsmatt-Thema, nämlich zum Rundlauf vorgelegt. An Hand von insgesamt 332 ausgewählten Aufgaben stellt er das Thema selbst sowie auch Randaspekte methodisch vor. Die ersten fünf Kapitel befassen sich mit der Darstellung von Rundläufen von König und den Offizieren und sind je nach Farbe und Anzahl der Themafiguren weiter unterteilt. Hierbei werden die Figuren-typischen Darstellungsmöglichkeiten besprochen und dann mit einigen als besonders typisch erachteten Beispielen illustriert. Weitere ausgewählte Aufgaben sind zum größten Teil kurz kommentiert. Hierbei ist hervorzuheben, dass Druck und Diagramme sehr klar sind und sämtliche Lösungen ebenso wie die Kommentare direkt bei den Diagrammen zu finden sind, so dass man auch einfach in dem Buch blätternd schmökern kann.
1
Marco Ylijoki

Rundlauf in Helpmates 2003
2
Fadil Abdurahmanovic
Zdravko Maslar
Mike Prcic

Probleemblad 2002
Anne Maslar gewidmet
h#7, 0.1;1... (2+10) h#5, 0.2;1.1... (2+8)
Die folgenden, deutlich knapperen Kapitel beschäftigen sich mit Aufgaben, in denen Rundläufe verschiedener Figuren vorkommen sowie mit einigen Randthemen wie etwa Rundläufen von mwandlungsfiguren. Gerade in diesen Bereichen scheint es noch einiges an Neuland für findige und interessierte Komponisten zu geben. Gut gefällt mir, dass Prcic das Buch mit elf Fotos aufgewertet hat von Autoren, die sich besonders mit diesem Thema beschäftigt haben, so etwa von Peter Kniest, bernd ellinghoven und Zdravko Maslar. Dem kundigen Leser wird nicht verborgen bleiben, dass manche dieser Fotos in Andernach geschossen worden sind.

Direkt bei den Lösungen gibt der Autor in Figurinen knapp die Thernafiguren des Rundlaufes an – hier allerdings sei dem Rezensenten eine kleine Kritik erlaubt. Ich hätte mir in einem "Themen-Buch" eine etwas differenziertere Darstellung gewünscht: so wird nicht unterschieden, ob die Rundläufe nun in einer Lösung oder in mehreren erfolgen, ebenso hätte ich mir ein genaueres Eingehen auf Schläge bzw. Schlagfreiheit in den thematischen Zügen gewünscht. So schlage ich vor, die Angabe der Rundlauf-Figuren in parallelen Lösungen etwa durch ein Komma zu trennen, außerdem könnte man die Schlagfälle, falls vorhanden, als Index angeben, ebenso wie man eine Umwandlung durch ein p (für Promotion) kennzeichnen könnte. Damit würden die beiden Beispielsaufgaben, die ich ausgewählt habe, um Ihren Appetit auf das Buch weiter zu vergrößern, wie folgt gekennzeichnet: 1 mit (wL1 sTwK1) und 2 mit (wTp1,wLp2) (Lösungen: 1: 1.– La5 2.Tb6+ K:a7 3.Kc7 Lc3 4.Tb7+Ka8 5.Kb6 L:e5 6.Ta7+ Kb8 7. Ta6 Lc7#; 2: 1.– f8=T 2.Sg7 Ta8 3.Kf7 T:a3 4.Kg8 Tf3 5.Kh8 Tf8# und 1.– f8=L+ 2.Kf7 L:h6 3.Sf6 Lc1 4.Kg7 L:a3 5.Kh6 Lf8#).
(T. Brand)

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