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Heft 206, April 2004

 


René J. Millour: Ein Bauer mehr!
Entscheid im Geburtstagsturnier Herbert Ahues 80
Entscheid im Informalturnier 2001, Abteilung Märchenschach
Aktuelle Meldungen
Jörg Kuhlmann, Hartmut Laue, Hansjörg Schiegl:
Heinz Zander zum 80. Geburtstag
Andreas Thoma: Von Zwanzig auf eins: ...
Zwanzigmal Allumwandlung
Bernd Horstmann: Eines Doktors Einfall
Rainer Staudte: Klassifikation von Idealmattstellungen
Lothar Finzer: Ein Umdeutungs-Fund
Urdrucke
Lösungen aus Heft 203, Oktober 2003
Bemerkungen und Berichtigungen
Turnierberichte

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Ein Bauer mehr!
von René J. Millour, F-Offenheim

Vor bald 50 Jahren komponierte Ado Kraerner die 1, ein exzellentes und heute berühmtes Problem. Das Satzspiel 1.– D~ (Lf2/D:e3, L:e3) 2.Sd5, Sg2 (Sg2/Df7)# lässt vermuten, dass man die gleiche Stellung mit Schwarz am Zug anstreben muss. Also wird die wD ein Dreiecksmanöver durchführen, wobei die Mattmöglichkeiten auf f7 oder fg erhalten bleiben müssen, falls Schwarz auf e3 schlägt, während die sD nur zwischen d2 und a2 hin- und herpendeln kann, weil sie ständig d5 und g2 bewachen muss: 1.Da3! Da2 2.Dc5 Dd2 3.Da7 Da2 4.Da3 Dd2 5.Db3 Switchback!, und es folgt das Satzspiel 5.– D~ (Lf2/D:e3, L:e3) 6.Sd5, Sg2 (Sg2/Df7)#.
Warum spielt Schwarz statt Da3 --> c5 --> a7 nicht andersherum Da3 --> a7-->c5? Weil Schwarz nach 2.Da7? die Parade 2.– L:e3! hat, und die wD kann nicht mehr auf dem gerade jetzt durch die sD gedeckten Feld f7 mattsetzen. Das ist wunderschön! Dennoch glaube ich, dass diese Matrix noch besser genutzt werden kann.

Wenn wir einfach einen sBg3 hinzufügen, kommen wir zur 2. Nach dem Switchback 5.Db3 antwortet Schwarz jetzt 5.- g2!!, wonach Weiß nichts anderes hat als das ganze Dreiecksmanöver noch einmal zu wiederholen: 1.Da3! Da2 2.Dc5 Dd2 3.Da7 Da2 4.Da3 Dd2 5.Db3 Switchback! g2! 6.Da3! Da2 7.Dc5 Dd2 8.Da7 Da2 9.Da3 Dd2 10.Db3 Switchback! und schließlich 10.– D~ (Lf2 / D:e3,L:e3) 11.Sd5, S:g2 (S:g2/Df7)#.
Ado Kraemer
Die Welt 1985
Theodor Nissl gewidmet
Ado Kraemer
Version René J. Millour
Urdruck

#6 (6+9)

#11 (6+10)
Schwarz will seinen Bauern nicht früher spielen. Nach 1.– g2 2.Db3 folgt das Satzspiel sofort. Ebenso begibt sich die wD nach 2.– g2 3.Da3 oder nach 3.– g2 4.Dc5 einfach auf den Rückweg. Aber Vorsicht, nach 4.– g2 muss 5.Dc5!, 6.Da7, 7.Da3 usw. folgen und nicht etwa der Rückweg 5.Da7? L:e3! 6.Df7+ D:f7!

Die Neufassung ist computergeprüft. Ich halte sie für eine echte Verbesserung, denn nach meiner Auffassung hat diese Art von Wiederholung nichts langweiliges an sich; die Verdopplung des Dreiecksmanövers lässt im Gegenteil die Lösung noch seltsamer erscheinen und pointiert sie noch mehr! Jeder mag sich dazu seine Meinung bilden ...


Geburtstagsturnier Herbert-Ahues 80
187. Thema-Turnier der Schwalbe
Preisbericht von Michael Barth, Oelsnitz/Erzgeb.

Während eines Anrufs bei Frank Müller in Samerberg, bei dem sich just zur selben Zeit Hemmo Axt aufhielt, fragte mich letzterer, ob ich nicht Lust hätte, das Herbert-Ahues-Jubiläumstumier zu richten. Da ich bekanntermaßen, ebenso, wie der Jubilar, viele Aufgaben mit den weißen Linienkombinationen gebaut habe, und somit also eine Verbindung besteht, konnte ich nur schwerlich ablehnen.
Ich richtete mich nun also darauf ein, von Turnierleiter Franz Pachl, dem ich auf diesem Wege für die gute und reibungslose Zusammenarbeit danken möchte, mindestens 100 Aufgaben zu bekommen. Überrascht war ich dann, als "nur" 64 bei mir eintrafen (Die Teilnehmerliste befindet sich am Ende des Preisberichts. – Red.). Moment, 64? Ob das wohl ein Zeichen gewesen sein mag? Egal – diese Zahl passt auf jeden Fall vortrefflich zum Jubilar, schließlich frönt er doch intensiv dem Spiel auf 64 Feldern und kreiert noch immer Kunst- und Gehaltvolles darauf.
Ebensolches taten die teilnehmenden Autoren. Die Palette reichte von der einfachen Miniatur mit Schachschlüssel bis zur voluminösen, inhaltsschwangeren Darstellung moderner Zweizügerthematik. Es war nicht leicht, all diese Stile zu vergleichen. Dennoch kristallisierten sich bei mir bald einige Stücke heraus, die ich für eine Auszeichnung in die engere Wahl zog. Grundlage dafür ist meine Vorstellung vom modernen Zweizüger: Mehrphasigkeit und modernes Wechselspiel. Wenn dann noch zusätzliche Elemente, z.B. Linienspiel, und eine interessant-ästhetische Stellung ("Das Auge isst mit.") dazukommen, hat ein Problem bei mir gute Chancen, weit oben zu landen. Vorausgesetzt, Udo Degener und Wieland Bruch, pardon, natürlich die Albrecht-Sammlung, spielen mit.

1. Preis: Nr. 29 von Wieland Bruch
Blitzsauber wird hier das Thema G der weißen Linienkombinationen mit fortgesetztem Angriff gezeigt.
Der Mechanismus ist perfekt und somit für mich als Betrachter sofort ins Auge stechend – ein Aspekt, den ich sehr zu schätzen weiß, missfallen mir doch Stücke, bei denen ich mich durch einen Dschungel von Varianten und evtl. möglicher Themen kämpfen muss. Noch erwähnen will ich den Mattwechsel auf die Widerlegung der beliebigen Verführung 1.– Lf4! Er rundet alles zu einer wahrhaft preiswürdigen Aufgabe ab. – 1.Sf~? [2.Tf5] (1.– Lf4!); 1.Se6? [2.Tf5] 1.– Lf4/S:e3 2.e:f4/Sf7 (1.– Sh6!) (2.Sc4+? Kd5!); 1.Sd5? [2.Tf5] 1.– Lf4/Sh6 2.L.f4/Sc4 (1.– S:e3!) (2.Sf7+? Ke6!); 1.Sh5! [2.Tf5] 1.– S:e3/Sh6 2.Sf7/Sc4, 1.– Lf4/T:e3 2.L:f4/D:a1.

1. Preis: Wieland Bruch
2. Preis: Wieland Bruch
Daniel Papack
3. Preis: Rainer Paslack

#2 (10+12)

#2 (11+12)

#2* (9+7)

2. Preis: Nr. 28 von Wieland Bruch & Daniel Papack
Eine Vielzahl von Linienverstellungen und -öffnungen machen dieses Stück zu einem wahren Labyrinth. Droh-, Matt- und Paradenwechsel sorgen für den modernen Aspekt. Ob man den eingangs erwähnten Linienkombinationen unbedingt einen Namen geben muss, der Autor spricht unter anderem von Thema I, sei dahingestellt. Mir gefällt diese Aufgabe auch so ungemein. – 1.Sf7? [2.Sc3] 1.–Sd7 (Thema A) 2.d3 (1.– Ld6!) (2.Te3?) = Thema I; 1.Sc4? [2.Sc3] 1.– Ld6 (Thema A) 2.Te3, 1.– Sd4 2.T:d4 (1.– Sd7!) (2.d3?) = Thema I; 1.Sd7? [2.Sf6 – nicht 2.Sc3?] 1.– Sd4/S:d7/Le5 2.Sc3/d3/Te3 (1.– c:b5!); 1.Sf3? [2.Sc3] 1.– Ld6?? 2.Sc3 (1.– Le5!); 1.Sg6! [2.Sc3] 1.– Sd7/Ld6 2.d3/Te3, 1.– S:d2 2.Td4.

3. Preis: Nr. 30 von Rainer Paslack
Quasi ein Pseudo-Le Grand auf eine beliebige und eine fortgesetzte Verteidigung. Die Stellung ist überschaubar, ja fast schon simpel, und dennoch wird damit eine beeindruckende Thematik dargeboten. Der zusätzliche Mattwechsel auf 1.– T~ in der Verführung 1.Tg3? und die Widerlegung durch den in den beiden anderen Phasen als Themaparade auftretenden Zug 1.– Tb5 binden alle Phasen wunderschön. – Satz: 1.– K:d3 2.Df1; 1.Lc2? [2.D:c5] 1.– T~ 2.Db4 A (nicht 2.T:d4+? Kb5!), 1.– Tb5 2.T:d4 B (1.– Tc8!); 1.Th3? [2.D:c5] 1.– T~ 2.T:d4 B (nicht 2.Db4+? K:d5!), 1.– T:d5 2.Db4 A; (1.Tg3? [2.D:c5]
1.– T~/Tc8 2.Db4/D:c8 (1.– T:b5!)).


Entscheid im Informalturnier 2001 der Schwalbe
Abteilung: Märchenschach Preisrichter: Peter Gvozdják, SK-Bratislava

1. Preis: 11104 von Reto Aschwanden
Und das hier ist eine absolute Topleistung. Ein kompletter Djuraevic 4x4/2 im Reflexmatt. Die Zahl "/2" sagt, dass die"Entfernung" zwischen Schlüssel und Drohung nicht 1 ist (wie man erwarten würde), sondem 2 (das ist komplizierter). (Für weitere Theorie, siehe CYCLONE, S. 12-14.). Die ganze Motivierung und Märchenelemente sind völlig einheitlich und deswegen auch (so hoffe ich!) nicht ganz "unsichtbar"!
a) 1.RLf8! A [droht: 2.RLh8 B Shg5#] e4 a 2.LLg6 C R:i6#; 1.– f3 b 2.TLi3 D R:i6#, Nebenspiel: 1.– R:i6+ 2.g6 R:g5#;
b) 1.RLh8! A [droht: 2.RLf8 B Shg5#] e4 a 2.TLi3 D R:i6#;1.– f3 b 2.LLg6 C R:i6#; Nebenspiel: 1.– R:i6+ 2.g6 R:g5#;
c) 1.LLg6! C [droht: 2.TLi3 D Sig5#] e4 a 2.RLh8 B R:i6#; 1.– f3 b 2.RLf8 A R:i6#;
d) 1.TLi3! D [droht: 2.LLg6 C Sig5#] e4 a 2.RLf8 A R:i6#; 1.– f3 b 2.RLh8 B R:i6#.

4 Lösungen
= T-Lion = Lion = Rose
= Rosen-Lyon 8+7 paralysierende Steine (auch j1)

1. Preis: 11104 Reto Aschwanden

Semi-r#2 10x10-Brett (15+15)


2. Preis: 11233 Franz Pachl
Die Schwalbe 1983
1. Preis
2. Preis: 11233 von Franz Pachl, Markus Manhart & Michael Barth (M. Rittirsch gewidmet)
4 x4 Lacny-Zyklus mit 4 Zügen des weißen Königs (davon auch 0-0 und 0-0-0!). Fantastisch, auch wenn die einzelnen Effekte schon früher bei einfacheren Aufgaben benutzt wurden. (siehe N. Shankar Ram, CYCLONE 1648 und Lörinc/Caillaud/Aschwanden, 3. Preis Spisská borovicka 2000). – Satzspiel: 1.– NE:d4 A/NEf4 B/NEh4 C/b:c6 D 2.Tf1 / 0-0-0 / 0-0 /Td1 Dd2 A/Db2 B/Dh2 C / df2 D#; 1.sPac3-g3 (ZZ)? NE:d4 A/NEf4 B/NEh4 C/b:c6 D 2.0-0-0/0-0/Td1/Tf1 Db2 B/Dh2 C/Df2 D/Dd2 A#, aber: 1.– Ned2!; 1.Paa3-e3 (ZZ)? NE:d4 A/NEf4 B/NEh4 C/b:c6 D 2.Td1/Tf1/0-0-0/0-0 Df2 D/Dd2 A/Db2 B/Dh2 C#, aber: 1.– Neh2!; Lösung: 1.Pab3-d3 (ZZ)! NE:d4 A/NEf4 B/NEh4 C/b:c6 D 2.0-0/Td1/Tf1/0-0-0 Dh2 C/Df2 D/Dd2 A/Db2 B#.

6 paralysierende Steine
= Pao = siamesische Paos (d4<-->e4, d3<-->h3)
= NonstopEquihopper

#2 (10+10)
3. Preis: 11039 von Reto Aschwanden
"Nur" der Schedej-Zyklus, aber was für einer! Völlig mit den Linien-Kombinationen kombiniert!! Sehr schöne Verbindung von klassischen und modernen Elementen. (Das vergrösserte Schachbrett empfinde ich in einem solchen Fall als ganz natürlich ... ) – (Rao: wie Leo, nur auf Rosen-Linien) 1.LEd4? [2.Ld3A#] RAbf6 a (verstellt den wLg7, öffnet La7-d4, nur e5 ist sFluchtfeld, da LEf10 f4 und f5 deckt) 2. Lg6 B# (im Mattzug ist e5 zu decken, das geschieht mit dem Mattzug, wobei der RAh8 g5 deckt (Thema B));
1.- RAgf6 b (verstellt den wLg4, öffnet RAi9-e5, nur d4 ist sFluchtfeld, da LEf10 f3 und f5 deckt) 2.LEc6 (C)# (im Mattzug ist d4 zu decken, das geschieht mit dem Mattzug, wobei der RAh8 d4 deckt (Thema B)), aber 1.- RAe5!; Lösung: 1.RAb8! [2.Lg6B)#] RAbf6 a (verstellt den wLg7, öffnet La7-d4, nur e5 ist sFluchtfeld, da LEf10 f4 und f5 deckt) 2.LEc6 C#) (im Mattzug ist e5 zu decken, das geschieht mit dem Mattzug, wobei der RAb8 e5 deckt (Thema B));1.- RAgf6 b (verstellt den wLg4, öffnet RAi9-e5, nur d4 ist sFluchtfeld, da LEf10 f3 und f5 deckt) 2.Ld3 A# (im Mattzug ist d4 zu decken, das geschieht mit dem Mattzug, wobei der LEd1 d4 deckt (Thema B)).
1. Preis: 11039 Reto Aschwanden

#2v 10x10-Brett (17+13)
= Leo = Vo
= Rao

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