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Heft 203, Oktober 2003

 


Hans Peter Rehm & Stephan Eisert:s
100 Jahre DAS INDISCHE PROBLEM

Entscheid im Dr. Werner-Speckmann Gedenkturnier
(185. Thematurnier)

Entscheid im Informalturnier 1999, Abteilung Zweizüger
Aktuelle Meldungen
Ulrich Ring 60
Stephan Eisert 60
Gerhard E. Schoen: Ein Erstling im Schwabenalter
Klaus Wenda: Ein Kosmopolit der Problemkunst
Stephan Eisert: Zur Zweckreinheit
Odette Vollenweider: Ein eindrücklicher Fund
Ausschreibung 191. Thematurnier: Tempo und Versteck
Urdrucke
Lösungen aus Heft 200, April 2003
Bemerkungen und Berichtigungen
Turnierberichte


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100 Jahre DAS INDISCHE PROBLEM
Von Hans Peter Rehm und Stephan Eisert

(I) Das Indische Problem von Kohtz und Kockelkorn.

Mit diesem Artikel soll daran erinnert werden, dass vor 100 Jahren, im September 1903, das im Titel genannte Buch in A.Steins Verlagshandlung, Potsdam, herauskam. (Einen unveränderten Nachdruck gibt es bei der Edition Olms, Zürich 1982). Es ist wohlbekannt, dass dieses Buch sozusagen das Gründungsdokument der logischen Schule (lange Jahre "Neudeutsche Schule" genannt) im Problemschach ist. Mit den Verfassern, den Freunden Johannes Kohtz (1843-1918) und Carl Kockelkorn (1843-1914), hier kurz K&K, die nur gemeinsam veröffentlichten, ist unsere Vereinigung durch ihren Namen verbunden, denn er ist dem Motto "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" entnommen, das K&K ihrem berühmten Vierzüger mit Grimshaw und den opferlos erzwungenen zwei kritischen Zügen mitgaben. Auch diese Aufgabe war eine Frucht ihres Buchs.
Zum erstenmal wird in dieser "Schachstudie" (so der Untertitel) die Theorie einer abstrakten Problemschach-Idee, nämlich der des "kritischen Zugs" entwickelt (dieses Kunstwort wurde von den Autoren K&K eigens zur Beschreibung dieser Erscheinung geprägt). Dabei wurde der für die Gedankenästhetik in der logischen Schule grundlegende Begriff der "Zweckreinheit" entdeckt. Es werden die Anwendungen der Idee des kritischen Zugs auf alle möglichen Schnittpunkte (beliebiger Farbe) entwickelt und so viele (damals) neue Problemideen aufgefunden.
Der Einfluss des Buchs auf die gesamte Problemschachwelt war aber, wie wir glauben, noch viel fundamentaler. Obwohl im "goldenen Zeitalter der Entdeckungen" (wie sich Grasernann ausdrückt) 1850-1900 Genies wie Sam Loyd und andere schon viele tiefsinnige Problemideen ge- und erfunden hatten, war vor K&K das Ziel eines guten Schachproblems, den Schachspieler vor eine möglichst schwierige Aufgabe zu stellen, vielleicht mit ästhetischem Matt in ökonomischer Stellung, oder im Zweizüger einen überraschendem Schlüssel und vielleicht viele exakte Varianten mit unerwarteten Mattzügen zu präsentieren. Nach K&K ist der Zweck eines guten Schachproblems (jedenfalls außerhalb der reinen Mattbilderschule) eine probleInschachliche Idee möglichst schön und klar darzustellen. Alles andere ist untergeordnet. Was eine solche Idee ist, haben K&K zum erstenmal am Beispiel der Schittpunktkombinationen mit kritischem Zug herausgearbeitet.
Diese Auffassung unterschied sich ganz wesentlich von den damals überall vorherrschenden Kompositionsstilen. Die deutsche Variante nennt man heute "Altdeutsche Schule". Die Leitlinien dieses altdeutschen Stils sind in den 16 "Kunstgesetzen" von Johann Berger niedergelegt. Auch beim angelsächsischen Zweizüger ist in diesen Zeiten von "Themen" noch kaum die Rede. Das wohl erste Zweizüger-Modethema, die Halbfesselung, wurde erst einige Zeit später von den "Good Companions" kultiviert. Das Buch von Kohtz und Kockelkorn kam daher einer Revolution gleich: Wo kommt man hin, wenn plötzlich die allgemein anerkannten "Gesetze" als unsinnig erklärt werden und von den Anhängern der neuen Lehre verworfen werden? (Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, wie erbittert damals die Kämpfe zwischen alt- und neudeutscher Schule ausgefochten wurden. Sogar von gerichtlichen Auseinandersetzungen wegen Beleidigung wird berichtet.) Heute ist klar, dass die Revolution siegte, und das Buch von K&K hat den Durchbruch erzielt.
Wollte man also das Verdienst des Buches würdigen, so wäre darzulegen, wie es die "Geschichte der Problem-Ideen" beeinflusst hat (ein Ausdruck, der sich, gesperrt gedruckt, im Buch auf S. 173 findet). Das ist natürlich in einem einzelnen Artikel unmöglich.
Daher hat Herbert Grasemann zum 75-jährigen Jubiläum des Buchs in einer Artikelserie 1977-78 in den Deutschen Schachblättern einen knappen Abriss der Gedanken und Geschichte der logischen Schule gezeichnet, die er bald darauf zu der äußerst lesenswerten Broschüre mit dem Titel Eines Reverends Einfall, der Geschichte machte zusammenfasste (1981 im Selbstverlag erschienen).
Dieser Artikel kann und will nicht Grasemanns Ausführungen wiederholen oder ergänzen. Wir haben uns entschieden, einfach weniger alltägliche "Inder" wiederzugeben. Damit das Thema nicht uferlos wird, haben wir uns auf gewöhnliche Inder beschränkt und etwa Periformen (Periinder, Herlin usw.) oder auch gemischtfarbige Inder (mit schwarzer Verstellung) nicht aufgenommen. Ein einigermaßen vollständiger Überblick würde über 100 Diagramme benötigen, und es sind sicher schon viele Hunderte von Versionen des Gedankens ohne besondere Originalität vorhanden. Wir haben auch eine systematische Literatursuche unterlassen. Daher gibt es gewiss noch weitere Inderdarstellungen, die es wert gewesen wären, in diesen Artikel aufgenommen zu werden. Einige sehr bekannte haben wir auch absichtlich weggelassen.
Mehrere der zitierten Stücke sind berühmt. Wer sie kennt, freue sich des Wiedersehens (man spielt ja auch Beethovens 7. immer wieder, obwohl sie jeder Freund der klassischen Musik schon mal gehört hat). Die größten Verfasser der logischen Schule haben der Idee immer wieder Neues abgewonnen. Der Leser wird sehen, dass es bis in jüngste Zeit feine originelle Darstellungen gibt. Weiter hat die Idee inzwischen im Hilfsmatt einen neuen kräftigen Zweig mit vielen neuen Blüten hervorgebracht. Darauf kann hier leider auch nicht näher eingegangen werden.

(11) Ein Blick auf einige Leistungen der Vorväter.

Alle Beispiele dieses Abschnitts sind dem Buch von K&K entnommen.

Selbstverständlich darf der "Urinder" nicht fehlen (Diagramm 1). Er ist vielleicht das berühmteste Schachproblem überhaupt, auch wenn es konstruktiv mehr als unausgereift ist. Grasemanns Titel spielt an auf den Verfasser, Reverend Henry A. Loveday (1815-1848), ein englischer Geistlicher, der in Delhi, Indien lebte. Das Problem war sofort eine Sensation, weil fast niemand es damals lösen konnte. Staunton (der damalige inoffizielle Schachweltmeister, offizielle gab es noch nicht) veröffentlichte es 1845 in seiner Monatsschrift The Chess Player's Chronicle, ohne jemals den Verfasser zu nennen, unter dem Titel "The Indian Problem", und der so erzeugte geheimnisumwitterte exotische Beiklang zeigt, dass Staunton ein Meister der Reklame war. Er versprach sogar, jeden, der es vom Diagramm lösen könne, namentlich in seiner Zeitschrift zu erwähnen. Das hat sicher der Auflage seines Blatts gutgetan. Erst nach Studium der äußerst spärlichen Quellenlage konnte der Korrspondent aus Delhi, Loveday, mit einiger Wahrscheinlichkeit als Verfasser identifiziert werden. Ich (HPR) kann übrigens diese Löse-Schwierigkeit gut nachfühlen. Als kleiner Junge (sicher vor meinem 11. Lebensjahr) löste

ich gern die Schachaufgabe in der wöchentlichen Schachspalte der Stuttgarter Zeitung, wo Theo Schuster auch einmal einen Inder-Urdruck brachte (bei dem bekannten Sterben der Problemschach-Ecken haben heute Jugendliche solche Gelegenheiten kaum mehr). Ich kannte das Thema nicht. Also versuchte ich, wie jeder gewöhnliche Schachspieler, die weiße Übermacht in eine noch stärkere Stellung zu überführen, um das Matt zu erreichen. Man schiebt die Steine herum und herum, ohne dass ein Matt in Sicht kommt, und wenn, dann klappt es nicht. In 1 erwartet man natürlich, mit etwas wie 1.Kb1 2.Kc2 3.Td3 4.L:f3 zum Ziel zu kommen. Daher ist es für den normalen Schachspieler unmöglich, auf einen anscheinend so sinnlosen Zug wie 1.Lc1 zu verfallen, der offensichtlich gar nichts leisten kann. So gings mir auch lange. Ich kann mich gut an den Geistesblitz erinnern, der die Lösung brachte. (Die Aufgabe selber und deren Verfasser ist mir nicht mehr im Gedächtnis. Es war einer der unzähligen Nachbeter Lovedays mit durchschnittlicher Konstruktion, #4, ca. 15 Steine, wenn ich mich recht erinnere.) Heute natürlich sehe ich, wie jeder trainierte Löser, einen Inder sofort; das ist das Erste, nach dem man bei Pattgefahr Ausschau hält. Für heutige Begriffe ist Lovedays Aufgabe inkorrekt. Lösung 1. (fast) beliebig b4 2.Lc1!! b5 3.Td2! Kf4 4.Td4# oder mit Zugumstellung 1.Lc1 2.beliebig. Aber ohne den kritischen Zug läuft nichts!

1 Henry A. Loveday
The Chess Player's Chronocle
1845
"THE INDIAN PROBLEM"

#4 (8+5)
2 Henry A. Loveday
The Chess Player's Chronocle
1845


#3 (6+3)
3 Samuel Loyd
Chess Monthly 1857



#4 (4+4)
Loveday scheint die Bedeutung seines Gedankens erkannt zu haben, denn schon 1846 erschien eine neue (auch nach heutigen Vorstellungen korrekte) Darstellung (2), die allerdings kaum mehr Aufsehen machte. In 1 ist der Zweck des kritischen Zugs Lc1 nicht, wie viele "Theoretiker" behauptet haben, die Aufhebung des Patts, denn der Versuch 1.Lg5 b5 2.Lh6 (Unterlassen des kritischen Zugs) 3.Td2 scheitert nicht am Patt, denn auch ohne Patt käme Weiß nicht weiter. In 2 jedoch scheitert 1.Td5? (Unterlassen des kritischen Zugs) nach 1.- g4 2.Ld2 (oder Lc3) allein am Patt, denn könnte Schwarz ziehen, so könnte man mit 3.La5 (oder Lb6) mattsetzen. Damit hat Loveday auch den ersten sogenannten "logischen Inder" (mit Auswahllogik) geschaffen. Als "logisch" bezeichnen wir die Inder, bei denen das Patt alleiniges Matthindernis ist und durch die Kombination entschärft wird.
Obwohl man damals nicht so recht wusste, was ein Problemthema ist, hat Lovedays "Trick" großen Eindruck gemacht und wurde daher bald darauf von vielen Autoren wiederholt und ausgebaut. Selbstverständlich hat sich auch Sam Loyd gleich damit befasst. In 3 ist die Idee tiefer verborgen, indem das Zielfeld des kritischen Steins durch einen weiteren zunächst sinnlos scheinenden Zug geräumt wird. 1.Ka2 e3 2.Ta1 e2 3.Sb1 4.Sd2#. Loyd war natürlich intuitiv klar, was ein Schachproblem-Thema ist. Der Inder wurde von ihm in seinem Buch Chess Strategy sorgfältig definiert, auch wenn er nicht die Natur und Bedeutung des kritischen Zugs herausarbeitete. Loyd konnte und wollte seine übersprudelnde Phantasie nicht in gründliche theoretische Diskussionen einbringen. Selbst was Zweckreinheit ist, hat er geahnt, indem er nämlich extra "Parodien" komponierte, um zu zeigen, dass es keine richtigen Inder sind, wenn wie er wörtlich schreibt, "dieselben Züge aus einem anderen Grund gemacht werden"'. Wir gehen soweit, Loyd als den großen Vorläufer der logischen Schule zu betrachten. Er hat zahlreiche Aufgaben verfasst, die streng nach deren Prinzipien (Logik und Zweckreinheit) gebaut sind. Da er aber keinen Text von der Klarheit des Buchs von K&K verfasst hat, haben seine Ideen nicht Schule gemacht, und man befasste sich in der englischsprachigen Welt lieber 100 Jahre lang fast ausschließlich mit Zweizügern oder Mattbildaufgaben. Als dann das Buch von K&K herauskam, sah Loyd sich voll in seinen Ansichten bestätigt: "The best thing ever made in Germany" (das Beste, was die Deutschen je gemacht haben) war sein Kommentar dazu!
4 William Greenwood
Illustrated London News, 1859

#3 (5+2)
5 Kohtz& Kockelkorn
Das indische Problem, 1903

#4 (6+3)
6 Kohtz& Kockelkorn
Das indische Problem, 1903

#4 (7+8)
Die schönste dreizügige Inder-Miniatur ist die häufig nachgedruckte 4 von William Greenwood (1859): verborgenes Mattbild, erstaunlich, dass die starken weißen Kräfte nicht anders zum Ziel kommen. 1.Lh1 d6 2.Tg2 K:e4 3.Td2#. Der Angriff 1.Lh5? 2.Le8 3.Lb5# scheitert wegen Patt, ebenso 1.Ta4 2.Tea2 3.Le2. Auch solche unthematischen Versuche tragen sehr zur Qualität bei. Gewöhnlich werden sie bei der Lösungsangabe unterschlagen.
Unsere Autoren K&K selbst haben zum Inder Vieles, aber nichts Epochemachendes komponiert. Sehr gefällig wegen des feinen Mustermatts ist 5: Das Probespiel 1.Tg6? (z.B.) Ke5 2.Sd4 Kd5 3.Sc6 scheitert nur am am Patt (ohne Patt würde 4.Td4# folgen). Also 1.Tb6! Ke5 2.Sd4 Kd5 3.Sc6 Kd6 4.Td4#. Hier also ein logischer Cheney-Loyd (die Sonderform des Inders, bei der auf die Wiederöffnung der Batterie verzichtet wird).
Beginnend mit Sam Loyd 1858 und Shinkman 1874 hat man sich schon früh um die Doppelsetzung in 2 parallelen Varianten nach dem Schlüssel im #4 bemüht. Trotzdem enthält das Buch keine in jeder Hinsicht einwandfreie Darstellung. K&K schafften es nur mit einem schlechten Schlüssel, "er ist tatsächlich der einzige, den wir haben finden können" (6): 1.e:d6 c6 2.La2 c5 3.Tc4 Ke6 4.T:c5#, 1.- c5 2.T:a4 c4 3.L:c4 K~ 4.Le6# (1.- c:d6 2.Th4). Auch dürfte den Autoren nicht gefallen haben, dass der Turm bei 2.T:a4 zugleich die Schlaggefahr flieht.
7 Niels Høeg
Dt. Wochenschach, 1908

#4 (10+6)
8 Wolfgang Pauly
Dt. Wochenschach, 1905

#4 (5+4)
9 Nils Rutberg
Nya Dagligt Allehania, 1923

#6 (10+7)
10 Wolfgang Pauly
Chemnitzer Tagblatt, 1925


#4 (13+5)
11 Friedrich Palitzsch
Dresdner Anzeiger, 1926


#4 (5+5)
12 Ado Kraemer
Dresdner Anzeiger, 1926
1. Preis

#4 (8+6)
Diese Mängel vermeidet Aufgabe 7. 1.Ke7 b4 2.Tb5 e:f3 3.Lc5 K:g5 4.Le3#, 1.- e:f3 2.Lc1 b4 3.Td2 K:g5 4.Td5#. Jedoch scheint uns die Aufgabe von K&K wegen den variierten Fluchtfeldem und Matts viel lebendiger.

Andersartige Doppelsetzungen in den folgenden Aufgaben. In 8 zwei kritische Züge desselben Steins in umgekehrter Richtung und 2 verschiedene Verstellsteine und -felder. 1.Tf8 Ke4 2.Ke2 g6 3.Lf7 Kf5 4.Ld5#, 1.- g6 2.Tf1! Ke4 3.Kf2 Kf5 4.Ke3#.

In 9 spielt das Duo wT/wL 2 Inder in 2 entgegengesetzten Richtungen derselben Diagonale: 1.Lg8 c6 2.Tf7 Kd5 3.Tb7+! K:c5 4.La2! (zurück) e4 5.Tb3 6.Tb5# (3.- Ke4 4.Sd6+ 5.Tb4+).

10: Schon in der Frühzeit wurde der Inder mit Unterverwandlungen kombiniert (u.a. von Loyd). Hier eine Darstellung, in der 3 Batterien aufgebaut werden. 1.Lh8 h4 2.g7 T:c4, T:d3 2.g8T+! Td4 3.Tg7, 1.- T:d5, T:e4 2.g8S+ Td4 3.Sf6.

Besonders fein ist 11. Die starken Versuche 1.Lg2/Lh3? Ld5/Le6! scheitern an der Unverletzlichkeit des sL wegen Patt. Ein Inder und 2 Römer schaffen das Lindenblatt und steuern den Siegfried (sL) auf die Felder, wo er ohne Patt fällt. 1.Ta7! La6 2.Lg2! (Lh3?) Lb7 3.L:L, 1.- Lb5 2.Lh3 (Lg2?) Ld7 3.L:L.

In 12 ist es das schwarze Gegenspiel mit der Patt-drohenden Einsperrung des sL (Kombination Kling), die Weiß zum indischen Kritikus zwingt 1.Le5? [dr. 2.Tc8] Lh! 2.Kg1 g2!, daher 1.Lh8, [2.Tc8] Lh1! 2.Kg1 g2 3.Tf6 b1D+ 4.Tf1#. Lebendige Nebenspiele 1.- g2+ 2.Kg1 L:e2 3.Tf2 und 1.- L:e2+ 2.K:e2 g2 3.Tg8!. Die zusätzliche Verführung (kritisch aber mit Selbstbehinderung) 1.Lg7? L:e2+! bereichert das Geschehen.

Das kritische Feld wird in 13 zum Aufbau und Abfeuern von 3 verschiedenen Batterien benützt. 1.La2 c6 2.b3 Kd5 3.b4+ Ke4 4.Kb3 Kd5 5.K:c2+ Ke4 6.Sb3 Kd5 7.Sd2#.
13 Ernst Raschick
Die Schwalbe, 1939

#7 (10+7)
14 Theodor Siers
Die Schwalbe, 1940

#5 (7+5)
15 Josef Breuer
Die Schwalbe, 1948

#4 (5+2)
16 R.C.O. Matthews
Die Schwalbe, 1952
1. Preis

#6 (13+8)
17 Theodor Siers
Die Schwalbe, 1953
1. Preis

#5 (11+1)
18 Stefan Schneider
Schach, 1953
3. Preis

#8 (9+5)
In 14 scheitert 1.f:g4? an 1.- Ta6+ 2.K:a6 patt. Nun ist ein vollständiger Inder (nicht nur der kritische Zug) als Vorplan nötig, um das Patt abzuwehren: 1.Le1 2.Td2 (sT zieht auf c6,e6,g6,h6) 3.f:g4 Ta6+ 4.K:a6 Kb4 5.Td4#.

15 Inder mit symmetrischer Stellung und asymmetrischer Lösung, eine erstaunliche Miniatur. 1.La7! f6 2.Sb6 Ke3 3.Sc4+ Kf3 4.Sd2#.

16 2 x 2 Inder mit reziprokem Batteriespiel und Freilegung der benötigten Felder d2/f2, ein Kraftakt. Es kommt hier mehr auf das Batteriespiel an als auf fein ziselierte Logik. 1.Lh3 d5 2.T:d5 g6 3.Ld4 K:d2 4.L:b6+ Ke1 5.Td4 K:f2 6.T:dl# 1.- g6 2.L:b6 d5 3.Td4 K:f2 4.T:d5+ Ke1 5.Ld4 K:d2 6.Lf2#.

17 1.Lh1!! Kb1 2.Th8 (Tg8?) Kc2 3.Th2+ Kd3 4.Tg2 Ke4 5.Td2#, 3.- K1 4.Tg5. Ein berühmtes Stück. Der Schnittpunkt g2 ist wirklich fernliegend und er muss vom wTd8 auch noch indirekt angesteuert werden, damit der den Kollegen auf d5 nicht behindert, und das nur, weil der kritische Zug das Feld h1 blockiert hat.

18 Vielleicht ein Kuckucksei, denn ein kritischer Zug erfolgt nicht. Statt dessen wird die indische Batterie mittels Wechseltürmen kritisch gemacht. 1.Tdc4 Kd1 (oder d2) 2.Td8+ Kc1 3.Ld7 Kd1 4.Le6+. Nun steht Te4 im Weg, also muss wieder zurückgewechselt werden: 5.Tdc8 Kd1 6.Td4+ Kc1 7.Lb3 a:b3 8.c:b3#.

19 1.Sge6? D:h3+, 1.Te3+ Kf2 2.T:e7+ Kf3 3.Sge6 [4.Sg5] D:h3+ 5.K:h3 Ke4 6.Sd4#. Kritischer Zug mit Tempo unter Schachzwang und sD in freier indischer Wildbahn.

20 Im Versuch 1.Sc3? [2.Sb5/S:e4] L:d3 sind beide Seiten im Zugzwang und Weiß verliert das Tempoduell (2.Kd1 Lc2+! 3.Ke1,c1 Ld3 4.?). Nach dem Inder ist das anders: 1.La1! Lf1 2.Sc3 L:d3 3.Kd1 Le2+ (nun ist 3.- Lc2+? schlecht wegen K:c2) 4.Kc2! Ld3+ 5.Kc1 Ke5 Sb5#. Zugpflichtabwälzung durch Dreiecksmarsch des wK.

19 Herbert Grasemann
Schach, 1955
4. Preis


#5 (7+4)
20 Hans Peter Rehm
Olympia-T. Nizza, (v) 1975
1. ehrende Erwähnung


#6 (13+9)
21 Stephan Eisert
Hans Peter Rehm
Dt. Schachzeitung, 1975
1. Lob

#4 (8+5)
22 Camillo Gamnitzer
Thèmes 64, 1976
3. Preis

#4 (10+7)
23 François Fargette
Thèmes 64, 1977
1. Preis

#6 (10+8)
24 Bernhard Courthiau
Thèmes 64, 1979
2. Lob

#5 (10+7)
21 1.Sd7? L~? 2.c5, aber Schwarz hat die fortgesetzte Verteidigung 1.- Ld4! 2.c5 L:b2 3.K:b2 patt. Daher 1.Le8 L~ 2.c5! L:c5 3.Sb6+/b3+ 4.Sd3/Sc4#, eine differenzierte Doppeldrohung, die durch 1.Ld4! pariert wird. Dann geht 2.Sd7 (Zugzwang!) L:b2+! 3.K:b2 S~ 4.Sb6#.

22 1.Lc4? [2.Kf7 3.Ke6 4.Ld5] Lh4 2.Kf7 g5!, also 1.La2! Lh4 2.Kf7 g5 3.b3 Kd5 4.Sc3#. Cheney-Loyd gegen Kling. Man vergleiche mit 12.

23 Wie in 14 ist ein kompletter Inder als Vorplan erforderlich, um den Hauptplan (hier h:g3) ohne Patt durchzusetzen. 1.Lc7 Lf4 2.La5 Ld2 3.Tc8! Le1 4.Lc7 Lg3 5.h:g3. Dazu ein feines Duell der Läufer mit einem Rundlauf des schwarzen. 1.Tc8? L:h2!

24 Weiß steht schon "indisch", aber Schwarz tut ihm nicht den Gefallen 1.- Kc4?? 2.Ke3#. Was tun? Der Inder wird komplett abgebaut und wieder aufgebaut: 1.Kd2 [dr. 2.Ld3 3.f4 4.f3 5.Lf2#]. Schwarz muss stillhalten, weil er die Deckung b5 aufrecht erhalten muss. Er pariert wieder mit Kling: 1 .- La4! 2.Ld3 b5 mit Pattdrohung, wodurch er sich aber gerade in Zugzwang bringt: 3.Lf1 b6 4.Ke2 Kc4 5.Ke3#. Witzig.

25 In den indischen Probespielen muss Schwarz sich genau verteidigen: 1.La8? Ld5+? 2.S:d5 [Tb5#] Tb7 3.T:b7 K:d5 4.Tb5#, aber 1.- Tb7! 2.T:b7 Kc6!, und 1.Le4? Tb7? 2.T:b7 Ld5 3.S:d5 Kc6 4.Tc7#, aber 1.- Ld5!. Darum 1.f7 L:f7/T:f7 2.La8/Le4, und weiter wie in den Proben. Doppelinder, abgesichert durch Nowotnyvorplan.

26 1.Le3? [2.d4#] Lf4 3.L:f4 Sg5+ 4.S:g5 patt. Also 1.Lh6 [2.d4+] Lf8 2.Le3 Lh6 3.L:h6 Sg5+ 4.S:g5 K:d2 5.Sf3#. Der Zug 1.- Lf8 ist eine römische Lenkung mit dem seltenen Zweck, dass der unkritische Schlag L:f4 zu einem kritischen L:h6 umgeformt wird.

27 Lustig die beiden kritischen Züge von Eck zu Eck. Ein sympathischer Doppelinder, den die Problemisten vor 100 Jahren zu komponieren versäumt haben. 1.Lh1 c5 2.Tf3! Ke4 3.Te2 Kd3 4.Tf:e3#, 1.- c6 2.La1! c5 3.Tb2 Kd4 4.Td2#.

25 Dieter Kutzborski
Dt. Schachblätter, 1984
1. Preis


#5 (10+6)
26 Dieter Kutzborski
Dt. Schachblätter, 1984
2. ehrende Erwähnung


#5 (10+3)
27 Bruno Stucker
Heinz Gfeller
Die Schwalbe, 1985
Lob

#4 (6+4)
28 Hans Peter Rehm
Schweiz. Schachzeitung, 1986
1. Preis



#5 (8+4)
29 Günther Jahn
Hans Peter Rehm
Stephan Eisert
Schach-Report, 1994
3. Preis

#18 (9+15)
30 Jean-Claude Broggia
Diagrammes, 1997
1. Preis



#21 (7+8)
28 Der indische Versuch 1.Lc6? ist zu kraftlos, weil Schwarz Zeit für die gute Verteidigung 1.- Tc3! hat (nicht 1.- Ta3? 2.Td5! Ke4 3.Ke6). Stärker ist es, den wL als Antwort auf ein Schach einzustellen: 1.Ke6 [dr. 2.K:f5 3.K:g4 4.L:f3 5.Sg2#] T:b6+ 2.Lc6!! Tb3 3.Td5 Tc3 4.b:c3 Ke4, Kf3 5.Td3#, 2.- T:c6+? 3.K:f5. Dagegen scheitert 1.Lg2? nur an 1 .- Ta3!

29 beginnt mit den 2 kritischen Zügen 1.La7 [dr.2.Td4+] Tg2! 2.La8!! (Nach 2.Lb7? kann der wT später nicht nach b7 spielen. Dass er so weit weg muss, ist sicher nicht leicht zu sehen) Tg8 3.Td8+ Tg2 4.Td4 Kg1 5.Td6+ Kh1 6.Tb6 Kg1 7.Tb7+! (Diesen vermutlich neuen taktischen Kniff, dass der wT den La8 im Voraus verstellt, damit Weiß Luft zu einem B-Zug ohne Patt gewinnt, hat uns G. Jahn gezeigt. Nach 7.Tc6+? Kh1 8.e6 verhindert Tg8!, dass der wT nach b7 gelangt) Tg2 8.e6! Tg8 9.Tb8+ Kh1 10.Tb6 Kg1 1 1.Tb7+ (und nochmal, nun muss der wT auf der freien 7. Reihe sein, um 11.- Tf2? mit 12.Tg7# zu widerlegen) Kh1 12.e7 Tg8 13.Tb8+ Tg2 14.Tb6 Kg1 15.Te6+ Kh1! 16.Te3 Kg1 17.T:e2+ Kh1/Tf2 18.T:f1/L:f2#. Der Zweck des Bauernvormarsches war also, dem wT den Weg ins verwunschene Dornenschloss zu bahnen.

30 In dieser Aufgabe bildet der Inder nur den Rahmen, in den eine feinsinnige Kombination eingespannt ist. Könnte der wK ohne Patt nach e2, so wär es schnell aus: 1-4.K-b1-c2-d1-e2 2.Lb3 g:f1D 3.K:f1 4.Ld5#. Daher liegt der Inder nahe: 1.Ta1 h6 2.Kb1 3.Kc2+ Lg1 4.Kd1 5.Ke2+ Lg1. Doch hat dabei leider der wT sein gutes Feld f1 verlassen und 6.Tf1? wäre wieder patt. Nun ist guter Rat teuer. Die ldee ist, den wL indisch wegzuspielen (Lf3-d1-b3), wozu dem sL Luftgegeben werden muss: 6.Ta6 7.Lf3!! L zieht (nicht nach g1!) (deshalb musste der wK nach e2, damit der Fluchtversuch 7.- Kg1? an 8.Ta1+ scheitert) 8.Ta1+ Lg1. Jetzt steht der wK aber dem wL im Weg, 9.Kd1 10.Kc2+ (immer noch im Weg) 11.Kb1+ 12.Ka2+ (das einzige Schlupfloch, da der wK nie auf schwarze Felder darf) Lg1 13.Ld1 (endlich!) 14.Lb3+ Lg1. Für die Schlusswendung braucht man aber den wK wieder auf e2, darum nochmal 15.Kb1 16.Kc2+ Lg1 17.Kd1 18.Ke2+ Lg1 und nun 19.Tf1 e:f1D+ 20.K:f1,21.Ld5 (auch noch ein L-Rundlauf!). Es geht nur 6.Ta6, da nach 7.Lf3 Lg1?! der Zug 8.T:h6 mit Vorrücken von wBh5 benötigt wird. Andererseits ist T:h6 verboten, solange das Feld g1 dem sK zur Verfügung steht. Ohne Zweifel sehen Sie hier die geistreichsten Wanderungen des weißen Königs der Schachliteratur.

31 1.Tc2? scheitert nach Kd3 2.Tc5+ an Ke2 (nicht Kd4?) wegen den Fluchtfeldem d,e2. Darum möchte Weiß seinen K nach d1 überführen, was nach 1.Kc2?! Kc4? auch klappte, aber 1.Kc2? Ke4!. Daher muss der für die Verstellung Tc2 gut stehende Lb1 erst antikritisch ziehen: 1.Lc2 2.Lf5+, dann 3.Kc2 Kc4 4.Kd1+. Jetzt Rücknahme mit Tempo: 5.Lc2! 6.Lb1+, und zuletzt der Hauptplan 7.Tc2! Kd3! 8.Tc5+ (auch das antikritisch) 9.Kc2 (nochmal) 10.Kc3+ 11.T:d5. Antiinder, gefolgt von Inder mit 2 Verstellfiguren, bei der die erste ebenfalls antikritisch spielt, vgl. 24. Die Logik mit dem mehrfachen Kontrast von kritisch und antikritisch über c2 hinweg sieht originell aus.

32 Der Grundangriff 1.Kd2? [2.Se2#] scheitert an 1.- Le3+. Mit indischer Hilfe und einem Pendel gelingt es, den Verteidiger abzudrängen. 1.Sd5+ Ke4 2.Sb6+ Kf4 3.La8! (unerwarteter Kritikus, der sich nur gegen den Schlag im Nebenspiel 3.- L:b6 4.a:b6 c3 4.b7! richtet) Lb8 (es bleibt Schwarz nichts besseres übrig) und zurück 4.Sd5+ Ke4 5.Sc3+ Kf4 6.Kd2 7.Se2#.

31 Bo Lindgren
Probleemblad, 2000
2. Preis


#12 (11+13)
32 Dieter Kutzborski
Springaren, 2002



#7 (9+8)
33 Hans Peter Rehm
Stephan Eisert
Nach H. Grasemann
Die Schwalbe, 2003

#8 (11+5)
33 Möglicherweise hätte unser Freund Grasemann sich energisch verbeten, dass andere an seinem Meisterwerk herumfummeln. Dieses zeigt aber keinen Inder, weil der kritische Zug fehlt. Er ist sicher enttäuscht gewesen, dass es mit vorgebautem kritischen Zug (wLa7—>e3, +sBh7, #12, 1.La7) hoffnungslos nebenlösig wird, und so wäre er vielleicht doch mit dieser Stellung als unabhängiger Version einverstanden gewesen. Wir haben den kritischen Zug eingebaut, der sonstige Inhalt von Grasemanns Stück ist verkürzt und auch geändert. Man braucht ein Bündel von Plänen. Dem Matt 1.L:f2# steht der wBe2 im Weg. Ihn einfach mit 1.Lb6? (z.B.) h6 2.e4? wegzuspielen, scheitert am Patt. Der verbesserte Angriff 1.Lb6? h6 2.e3! scheitert nur an 2.- T:d2!. Daher will man den wT "indisch" entfernen und wieder zurückspielen: 1.Lc5? h6 2.Td4 Tg2 (nicht 2.- T:e2? 3.Td2+, auch nicht 2.- T:f3? 3.Td3+ 4.Te3) 3.Tb4+ (z.B.) Tf2 4.e3, und nach 4.- Tg2? (o.ä.) geht alles wie geplant: 5.e4+ Tf2 6.Td4 Tg2 7.Td2+ 8.L:f2# Aber Schwarz kann die Entfernung des wTd2 ebenfalls nutzen durch 4.T:c2!!, und nach 5.e4+ 6.Td4 pariert 6.- Tb2! (7.Td2+ T:b6+!). Weiß kontert, indem er den "nahen" Inder auf d4, zu dem weiter entfernten auf b6 verbessert: 1.La7! h6 2.Td4 Tg2 3.Tb4+ Tf2 4.e3, und nach 4.- Tg2 geht 5.e4+ 6.Td4, wie oben angegeben. Gegen 4.- T:c2 hat man nun 5.e4+ Tf2 6.Tb6! Ta2/Tc2 7.Tb2+ T:a7/Tf2 8.Tg2/L:f2#, wobei Weiß daraus Nutzen zieht, dass der wBc2 geschlagen wurde. Inder nah und fern mit ungewöhnlicher Logik.

Wir hoffen, es ist uns gelungen, den Leser mit einer abwechslungsreichen Serie zu erfreuen. Jede der Beispielaufgaben hat ausgeprägte Individualität - so haben wir sie ausgewählt. Phantasievolle Autoren der logischen Schule werden sicher in den kommenden Jahren noch mit weiteren Überraschungen aufwarten.

Preisbericht zum Dr. Werner-Speckmann-Gedenkturnier
Abteilung 1: Preisrichter: Sven Trommler, Rehefeld
(als Auszug im Internet)

In Abteilung 1 wurden orthodoxe Mehrzüger mit 8 bis 12 Steinen gefordet.

Vom Tumierleiter Dr. Helmuth Morgenthaler erhielt ich 63 hervorragend aufgearbeitete, neutralisierte Aufgaben in 4 bis 16 Zügen. Das Spektrum der Aufgaben umfasste, wie bei einem solchen Turnier üblich, sowohl einfach dargebrachte Ideen als auch Probleme mit hohem Niveau. Vor allem für die erstplazierten Probleme sollte man sich Zeit nehmen, um den gesamten Inhalt und die Intuitionen der Autoren zu erfassen. Eine unangenehme Überraschung erlebte ich, als ich die für Auszeichnungen in Frage kommenden Stücke computerprüfte. Etwa die Hälfte der Aufgaben erwies sich als nebenlösig (2, 84) oder mit Dualen behaftet, die ich bei den folgenden Problemen nicht tolerierte: 3, 10, 37, 44, 90, 92, 99, 119.Vollständigkeitshalber sollte erwähnt werden, dass Nr. 94 in Schach 7/2002 von Michael Grushko publiziert wurde und deshalb im Preisbericht keine Berücksichtigung fand. Doch nun zur Reihung:

1. Preis: Nr. 41, Frank Uhlig, D-Dessau

Die längste Aufgabe des Turniers. Aber nicht deshalb erhält sie den 1. Preis, sondern wegen des feinsinnigen Duells zwischen dem weißen Springer und dem schwarzen Läufer! Zunächst hat der schwarze Läufer noch Unterstützung durch den Bauern a5, und mit diesem ist Schwarz nicht zu bezwingen. Deshalb wird unter ständiger Beschäftigung des schwarzen Läufers dieser Bauer beseitigt. Danach geht es für den weißen Springer zurück bis zum Feld e5, und Schwarz wird in eine fatale Zugzwangposition gebracht. Das genaue Spiel sowohl des weißen Springers als auch des schwarzen Läufers ist beeindruckend! Für diese Aufgabe muss man sich Zeit nehmen, denn sonst wird man die Schönheit nicht erkennen.
1. Preis: Nr.41 Frank Uhlig
Speckmann-MT, Abt.1

#16 (4+5)


Preisbericht zum Dr. Werner-Speckmann-Gedenkturnier
Abteilung 2: Preisrichter: Marcel Tribowski, Berlin
(als Auszug im Internet)

In Abteilung 2 wurden orthodoxe Mehrzüger mit mindestens 13 Steinen gefordert.

Dem gewichtigen Anlass angemessen war die quantitative Beteiligung in dieser Abteilung hoch und erfreulicherweise ergab sich daraus eine größere Gruppe überdurchschnittlicher bis sehr guter Beiträge.
Leider wurden mehrere aussichtsreiche Kandidaten "gekocht", so dass die Anzahl der Auszeichnungen ein gewohntes Maß nicht übersteigt (12). Traditionell nicht einfach war die Vorgängerprüfung, denn nach wie vor sind Mehrzügerpreisrichter mangels allgemein zugänglicher Datenbanken auf ihr mitunter nachlassendes Gedächtnis angewiesen. Allen Autoren, die mit ihrer Teilnahme zum Gelingen dieses Turniers beigetragen haben, gilt mein besonderer Dank.

1. Preis: Nr. 38 von Andrej Chatschaturow, RUS-Moskau

1.Ka5? (Verführung) Lb7 2.Kb5 f4 3.Ka5 f:e3 4.Kb5 (4.a8D? e2 5.Da1 Lb6+!) e2 5.Da1 e3 6.Sa3 Lc8! 7.a8D Ld7+ 8.Kb6 [9.?]; 1.Kb5! Lb7 2.Ka5 La8 3.Ka6 (1. Tempo) f4 4.Ka5! (I) Lb7 5.Kb5 La8 (II) 6.Ka6 (2. Tempo) f:e3 7.Kb5! Lb7 8.a8D,T (III) L:a8 9.Ka6 (3. Tempo) e2 10.Da1 e3 11.Sa3 e4 12.Sb1 Lc6 13.d:c6 d5 14.c:d5 S~ 15.Sd2. I: 4.Kb5? Lb7 5.Ka5 f:e3 6.Kb5 e2 7.Da1 e3 8.Sa3 Lc8! II: 5.- f:e3 6.a8D,T #12; 5.- Lc8!? 6.a8(D) Ld7+ 7.Kb4 [8.Daa1] La4 8.(D):a4 #I L III: 8.Ka5? e2 9.Da1 Lb6+!
Die beiden einfachen Rundläufe des weißen Königs zu Beginn der Lösung wirken auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend. Erst bei näherer Betrachtung wird klar, dass bei einem Dreiecksmanöver einzig zum Zweck des Tempoverlusts dessen "Drehrichtung" zunächst gleichgültig erscheint. Daraus erwächst die Gelegenheit, eine der beiden Möglichkeiten dualvermeidend auszuschalten (s. A: 1.Kf2! Th2 2.Ke3 Th1 3.Kd2 Th2 4.Kc1! (4.Kc2? Th1 5.Kc1 Sf3!) Th1 5.Kc2 Th2 6.Kd2 Th1 7.Ke3 Th2 8.Kf2 Th1 9.Kg3 Th2/h2 10.K:h2/K:g2 S~ (Tc~, T~7) 11.Sf3(Sf7, Sc6)).
Hier sieht man wahrscheinlich erstmals eine Doppelsetzung, deren aufeinanderfolgende Rundläufe am gleichen Ort, aber in entgegengesetzter Richtung stattfinden! Die trickreiche Begründung des Mechanismus beruht darauf, dass die"falsche" Konstellation wKa5/sLb7sBe3 das schwarze Befreiungsmanöver e3-e2 nebst Lb6+ drohen und die sofortige Umwandlung a8 widerlegen würde.
A Herbert Grasemann
Deutsche Schachblätter
1981 (v)
G. Golin gewidmet

#11 (8+10)
Diese weiße Trumpfkarte, "ein Stein für ein Tempo", bildet hier gewissermaßen die Zugabe und muss in der Lösung für die Linienöffnung f2-b6 aufbewahrt werden (der damit verbundene Umwandlungsdual stellt das Gesamtkonzept nicht in Frage). Die Notation beschreibt eine beispielhafte Lösung: in anderer Reihenfolge erzwingen die schwarzen Züge 9 bis 13 mitsamt den weißen Antworten dualfreie Zugumstellungen. Die tiefgründige Anlage verleiht dieser Aufgabe den Rang eines Spitzenproblems.
1. Preis: Nr. 38
Andrej Chatschaturow

Speckmann-MT, Abt.2
#15 (7+14)
2. Preis: Nr. 58
Wiktor Sysonenko

Speckmann-MT, Abt.2
#9 (7+6)
3. Preis: Nr. 64
Alexander Waritzki

Speckmann-MT, Abt.2
#10 (8+9)
2. Preis: Nr. 58 von Wiktor Sysonenko, UA-Kryvyi Rih

1.Kd4! c3 2.Lc1 c2 3.Ke3 Ta(b,d,f)5/Tg8/Tg6 4.Ke4+ (4.Kf4? T~1/:f8/:f6+!) Tg5 5.Kf4! Td5! 6.K:g3+ (6.Tg4? Td1! 7.Tg8 Tf1+!) Tg5+ 7.Tg4! L:g4 8.Kh4 ~- 9.L:g5; 3.- Tg4! 4.Kf3+ (4.Kf4/ Ke4+??) Tf4+! 5.K:g3 (5.K:f4? =) Kg5 6.T:f4! Lg4 7.Tf1+ Kh5 8.Th1+ Lh3 9.T:h3.
Nach indischer Ouvertüre steigert sich Schwarz von beliebigen Wegzügen, vertreten durch 3.- Te5/ Tg7? 4.Kf4! #8 (=Drohung), zu zwei Stufen fortgesetzter Turmzüge, die sich zu einem bei Aufgaben dieser Länge seltenen Duell verschiedenfarbiger Batterien verdichten (die Kreuzschachs in beiden Varianten erzielen ihre Wirkung auf den Betrachter natürlich auch ohne solche Untersuchungen). Ein ebenso spektakuläres wie originelles Problem, inhaltlich und "an der Schwelle zum Meredith" auch äußerlich sehr beeindruckend.

3. Preis: Nr. 64 von Alexander Warizki, BY-Brest

1.Sg4! [2.Te3+ Kf5 3.Sd4,Sh4] Sac4 (1.- d4? 2.Sf6+ Kf5 3.e4+ d:e3 4.d4 5.Sh4) 2.Te3+ S:e3 3.Sf6+ Kf5 4.Sh5! (4.Se8? Sec4!; 4.d4!? Sg2 5.Se8 S(b)c4!) Sf1 5.Sg7+ Ke4 6.Se8 d4 7.Sf6+ Kf5 8.e4 d:e3 9.d4~ 10.Sh4.
Hier rankt sich das Geschehen um den Rundlauf des weißen Se3, mit dessen Hilfe, nach einleitendem Turmopfer, der starke Verteidiger Sa5 abgehängt wird. Zwar wurde das weiße Springermanöver sogar schon in Doppelsetzung gezeigt (s. B: 1.Sf6+ Kc5 2.Sde4+ Kc4 3.Se8 d6! 4.S8:d6+ Kd5 5.Sf6+ Kc5 6.Sde4+ Kc4 7.Se8 Kd5 8.S8d6 L~ 9.Sf6+ Kc5 10.Sd7+ Kd5 11.e4) und auch später mehrmals verarbeitet. Die makellos elegante, wie selbstverständlich wirkende Präsentation jedoch rechtfertigt eine hohe Auszeichnung.
B Marjan Kovacevic
The Problemist, 1983
2. Preis

#11 (7+9)
4. Preis-. Nr. 61 von Sven Trommler & Volker Zipf, D-Rehefeld/Erfurt

1.Sc6+? Kc5 2.Sd8+ Kd4! 3.e7 Te4!(Sc5?); 1.Sf5+? Ke4 2.Sg7+ Kd4! (2.- Kf4 3.Ld2+ Le3 4.L,f:e3+ Kg4 5.Lf5) 3.e7 Sc5!(Te4?); 1.Ld2! [2.Le3] Sg4 2.Sc6+ Kc5 3.Sd8+ Kd4 4.e7 ~/Sc5 5.Se6/Sc6, 1.- S:b2 2.Sf5+ Ke4 3.Sg7+ Kd4 4.e7 ~/Te4 5.Se6/Sf5.
Siers-Batterien mit Rückkehr in den Mattzügen, bei denen reziproke Beugungen als Thema B2-Blocks genutzt werden: dieses sehr ambitionierte Programm nimmt mutig Kurs auf das wenig bearbeitete Gebiet der weißen Linienkombinationen im Mehrzüger. Anscheinend gelingt es in diesem Schema nicht, die schwarzen Blockschädigungen ohne weiße Zugwiederholung (4.e7) auszulösen (oder?). Technisch anspruchsvoll ist die Umsetzung aber schon jetzt; die Konstruktion lässt sich zwar noch geringfügig vereinfachen, was indessen nichts an der Preiswürdigkeit der Aufgabe ändert.

4. Preis: Nr. 61
Sven Trommler

Volker Zipf
Speckmann-MT, Abt.2
#5 (11+14)
 
Entscheid im Informalturnier 1999 der Schwalbe
Abteilung: Zweizüger Preisrichter: Mirko Degenkolbe
(als Auszug im Internet)

Am Turnier beteiligten sich 46 Autoren aus 15 Ländern mit insgesamt 72 Aufgaben. Das Niveau des Turniers ist als ausgesprochen hoch einzustufen. Es hat großen Spaß gemacht, die Aufgaben ohne Elektronik zu lösen und die Inhaltsbestimmung selbst vornehmen zu wollen. Einigen Autoren kam ich nicht sofort auf die Schliche, aber dank der Lösungsbesprechungen konnte ich dann die gesamten Inhalte aller Aufgaben sehr gut nachvollziehen.
Durch die Fülle der hochwertigen Aufgaben bedingt bot es sich an, den Jahrgang in zwei Halbjahresturmere zu teilen. Pro Halbjahr konkurrierten also 36 Zweizüger, von denen immerhin fast 40% den Weg in die Preisberichte fanden.

1. Halbjahr

1. Preis: Nr. 10235 von Wjatscheslaw Piltschenko

Thematische Verführungen: 1.Sc2? [2.Td4/Le4/c4#] Tf4 a 2.S:e3#, 1.- L:b4 b 2.S:b4#, 1.- T:d6 c 2.D:d6#, aber 1.- D:g4 d!; 1.Sc6? [2.Td4/Le4/c4#1 L:b4 b 2.S:b4#, 1.- T:d6 c 2.D:d6#, 1.- D:g4 d 2.Se7#, aber 1.- Tf4 a!; 1.Sf5? [2.Td4/Le4/c4#] T:d6 c 2.D:d6#, 1.- D:g4 d 2.Se7#, 1.- Tf4 a 2.S:e3#, aber 1 .- L:b4 b! Lösung: 1.Sde6! [2.Td4/Le4/c4#] D:g4 d 2.L:b8# (Mattwechsel), 1.- Tf4 a 2.S:f4# (Mattwechsel), 1.- L:b4 b 2.Sc7# (Mattwechsel).

Ein sehr agiler weißer Springer steuert das Geschehen so, dass in den drei thematischen Verführungen und der Lösung jeweils eine von vier schwarzen Verteidigungen ausgeschaltet wird. Somit entsteht ein vierphasiger (!) Karlström-Fleck von zyklischen Total-Paraden abc-bcd-cda-dab. Der absolute Clou besteht aber nun darin, dass es in der Lösung einen dreifachen Mattwechsel auf genau diese Totalparaden aus den thematischen Verführungen gibt. Ästheten werden die relative Brutalität in fast jeder Thema-Variante beanstanden, aber wahre Genießer werden bei dieser hohen Kunst nur mit der Zunge schnalzen und respektvoll anerkennen, dass Konzeption und Umsetzung eine Klasse für sich sind. 1. Preis: 10235
Wjatscheslaw Piltschenko

#2 (11+8)
2. Halbjahr

1. Preis: Nr. 10552 von Daniel Papack

Versuch: 1.d:c7? [2.Dc6 C/Sb4 D#], aber 1.- Ke4!; thematische Verführung: 1.L:e5? [2.S:f4#A] K:e6x 2.Dc4#B, 1.- Ke4y 2.Dc6#C, 1.- S:e6z 2.Sb4#D, aber 1.- Tf5!;
Lösung: 1.S7:e5! [2.Dc4#B]K:e6x2.S:f4#A, 1.-Ke4y2.Sb4#D, 1.-S:e6z 2.Dc6#C.

Die Konkurrenz wird neidlos anerkennen und zu würdigen wissen, dass diese Aufgabe den gesamten Jahrgang überstrahlt. Es handelt sich hierbei um die Erstdarstellung der Kombination von le Grand und reziprokem Mattwechsel. Zunächst dachte ich an eine Fata Morgana. Danach habe ich ernsthaft überlegt, ob diese Aufgabe überhaupt irdischen Ursprungs sein kann. Kurz darauf stellte ich bald fest, dass es im Duden keine deutsche Vokabel gibt, die den Inhalt dieser Aufgabe in halbwegs (zu)treffende Worte kleiden könnte. Der Autor hat schon sehr viele gute und sehr gute und außergewöhnlich gute Zweizüger konstruiert, aber keine dieser besagten Aufgaben reicht in etwa an diese Arbeit heran. 1. Preis: 10552
Daniel Papack

#2 (11+9)

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