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Kalenderblatt
Das Kalenderblatt kann dieses Mal leider nicht in der gewohnten Form erscheinen, da der Umzug des Bearbeiters (neue Anschrift siehe Impressum) von einem weit schlimmeren Chaos begleitet war als befürchtet. Meine Bibliothek ist derzeit nur teilweise zugänglich, ganz zu schweigen von der Arbeit, die mit der Neuorganisation des Inhalts von etwa 300 Umzugskartons voller Bücher verbunden ist (und dann ist da ja auch noch der "normale" Umzug). Was folgt, ist im Wesentlichen einigen Notizen entnommen, die ich mir schon vor längerer Zeit gemacht hatte.
Über den niederländischen Studienkomponisten Nicolaas Cortlever (14.6.1915 - 5.4.1995) gab es schon eine Kalenderblatt-Notiz in Heft 273 zum 100. Geburtstag; jetzt ist an seinen 25. Todestag zu erinnern.
Bernhard Schauer (29.1.1929-15.4.1995) war Spezialist für logische Mehrzüger, gelegentlich schuf er aber auch Hilfsmatts und Selbstmatts. Für seine 28 Punkte in den FIDE-Alben erhielt er 1993 den Titel Internationaler Meister für Schachkomposition. Von 1962 bis 1969 leitete er in der Schwalbe die Mehrzüger-Abteilung.
Der vor einem halben Jahrhundert verstorbene Wiener Staatsanwalt Alois Wotawa (11.6.1896-12.4.1970) komponierte ungefähr 350 Studien, von denen er 150 in sein 1965 erschienenes Buch Auf Spurensuche mit Schachfiguren aufnahm.
Der französische Komponist Edouard Pape (18.4.1870 - 6.3.1949) schuf über 2000 Probleme, überwiegend Zweizüger im Good Companions-Stil. Er war Vorsitzender der französischen Problemistenvereinigung und tat sich schachliterarisch hervor mit einer Einführung für Anfänger und mit einem Schachroman (La Variante F.VIII du Gambit Camulogène). Im "richtigen Leben" brachte es der vor 150 Jahren geborene Pape zum Ritter der Ehrenlegion.
Vor 175 Jahren wurde der große, wenn auch teilweise umstrittene Johann Nepomuk Berger (11.4.1845 - 17.10.1933) geboren. Er wurde durch den etwas älteren J. Seeberger zur Schachkomposition gebracht, als beide in Graz studierten. Nach mehrjähriger Bankerfahrung wurde Berger 1877 an die Grazer Industrie- und Handelsakademie berufen und krönte seine Karriere mit dem Titel des Staatsrats. Sein Katechismus des Schachspiels (Leipzig 1891) war sehr erfolgreich und erschien in sieben Auflagen. Bedeutender sind aber seine die Komposition betreffenden Werke. Das schon 1884 erschienene Das Schachproblem und seine kunstgerechte Darstellung wurde gewissermaßen zur Bibel der altdeutschen Kompositionsschule und löste Anfang des letzten Jahrhunderts wegen seiner "Kunstgesetze" eine leidenschaftliche Diskussion zwischen Anhängern der alten und der neudeutschen Schule aus, in der letztendlich Bergers dogmatische Positionen hinweggefegt wurden. In seinen Probleme, Studien und Partien 1862-1912 ging er nicht mehr auf die vorausgegangenen Diskussionen ein und hat offenbar stillschweigend seine früheren Positionen aufgegeben. Langfristige positive Aufnahme fand Bergers Theorie und Praxis der Endspiele, das 1890 erschien und 1922 eine zweite Auflage erlebte, zu der es 1933 noch eine Ergänzung gab. Über Jahrzehnte hinweg blieb dies das Endspiel-Standardwerk.
Beim Namen des vor 175 Jahren geborenen Robert Braune (13.4.1845 - 7.3.1924) geraten Buchsammler in Aufregung, da die meisten der 1913 in der Christmas-Serie erschienenen schmalen Bände auf dem Grund des Atlantiks gelandet sind und die wenigen verbliebenen Exemplare - ungeachtet ihres problemschachlich nicht wirklich aufregenden Inhalts - heiß begehrt sind. Braune, der von A. C. White als "Apostel der Symmetrie" bezeichnet wurde und der entsprechende Probleme auch mit "Genre Braune" bezeichnete, war Apotheker und politisch aktiv als Gemeinderat in seinem Wohnort sowie als Landtagsabgeordneter für das umliegende Gottscheer Gebiet (damals zu Österreich, heute zu Slowenien gehörend). Außerdem übersetzte Braune slawische Dichtung ins Deutsche.
Vor 200 Jahren wurde Luigi Cavaliere Centurini (24.4.1820 - 10.11.1900) geboren. Nach einem abgeschlossenen Jurastudium entschied er sich, seine Studien auf dem Gebiet der Politik- und Verwaltungsökonomie fortzusetzen. Später wurde er Stadtrat von Genua und war langjähriger Kommissar für öffentliche Bildung. Er war Mitglied zahlreicher Kommissionen sowie literarischer und wissenschaftlicher Institute. Als Schachspieler galt er als einer der profundesten Analysten im Bereich der Endspiele. Bereits 1853 hatte er eine Broschüre über das Schachspiel veröffentlicht: Del Finale di Torre e Cavallo contro Torre. Er schrieb eine Studie über das "Gambetto grande", die er 1865 mit einer separaten Beilage in Eco della Scienza veröffentlichte. Er arbeitete mit italienischen und ausländischen Zeitschriften des neunzehnten Jahrhunderts zusammen; seine Artikel erschienen in La Régence von 1856 und in The Chess Monthly von 1857. Er korrespondierte mit den größten Experten seiner Zeit, insbesondere mit Jänisch und Guretzky-Cornitz.
(GüBü)