Todesfälle
Nach langer Krankheit ist Dieter Kutzborski am
27. April von uns gegangen.
Wir werden seiner im nächsten Heft ausführlich gedenken.
Wenige Tage zuvor erlag der in den letzten Jahren sehr erfolgreiche israelische
Komponist Arieh Grinblat (16.1.1937-21.4.2019) einem Krebsleiden.
Kalenderblatt
Hans Christoph Krumm, kurz hck, (22.12.1931-14.6.1994)
war ein
lebensfroher Zeitgenosse, der vor 25 Jahren bei einem Bergunfall ums Leben kam. Thomas
Brand
erinnert an anderer Stelle dieses Hefts an ihn. - In Heft 287 (Okt. 2017) wurde an den
125.
Geburtstag von Gerardus Hendrik Goethart (4.9.1892-17.5.1969) erinnert.
Jetzt jährt
sich sein Todestag zum 50. Mal. -
Zum 100. Geburtstag erinnert Bernd Gräfrath an anderer Stelle dieses Hefts an
Raymond
Smullyan (25.5.1919-6.2.2017), und zu Hans Vetters
(27.6.1894-13.4.1973) 125. Geburtstag
liegt schon ein Artikel von Volker Zipf vor, der aus Platzgründen noch bis zum nächsten
Heft warten muss.
Nur 37 Jahre alt wurde der englische Problemist Christopher John
Allison, auch er verstarb vor 50 Jahren (23.12.1931-5.5.1969). Allison
komponierte etwa 300 Probleme, überwiegend Zwei- und Dreizüger, und leitete
einige Jahre lang eine Rubrik "Our Own Composers" im Problemist.
André Marceil
Le Salut Public (Version)
5.VIII.1929
#4 (6+7)
Der französische Problemist André Marceil
(21.12.1902-17.5.1969) komponierte selbst nur wenig; im Diagramm ein Beispiel:
1.b5! [2.Ta4/Tb4 (dr. 3.Le4#) 2.- Td4 3.T:d4#], 1.- Td5 2.Ta4! [3.Le4#]
2.- Sd6 3.Tb4! T~ 4.T(:)d4# oder 3.- Sc4/S~ 4.Tb3/Le4#.
Seeberger mitten auf dem Brett. Es handelt sich hier um eine Korrekturfassung,
in der die Bauern auf g4 und g5 hinzugefügt wurden, um die Duale 2.Tf,g,h4
auszuschalten.
Marceil setzte sich leidenschaftlich für die Popularisierung des
Problemschachs und Förderung des Nachwuchses ein. Dafür schrieb er ab 1932
unzählige Beiträge für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen. In
dieser
Periode intensiver Arbeiten erschien 1937 auch sein Buch Les
Subtilités du Problème d'Echecs. Schwer gezeichnet durch Krieg und
Deportation konnte er nach 1945 seinen Lehrerberuf nicht mehr ausüben und auch
erst Ende der 1950er Jahre wieder schachlich aktiv werden. Die Fortsetzung
seiner Publikationstätigkeit und die Förderung des
Problemschach-Nachwuchses
wurden sein Lebensinhalt. Vor 50 Jahren verstarb er, ohne seine Gesundheit
wiedererlangt zu haben.
Xenophon Hawkins
Pittsburgh Gaz. Times 1915
1. Preis, III. Quartal
#3 (9+11)
Über den amerikanischen Problemkomponisten Xenophon Hawkins
(10.4.1841-5.5.1919) habe ich schachlich nicht viel mehr herausgefunden als
die 37 in der PDB enthaltenen Probleme, die über den doch recht langen
Zeitraum von etwa 40 Jahren erschienen sind. Nicht in der PDB zu finden ist
das hier reproduzierte Stück: 1.Ld8! [2.D:f4 (dr. 3.Lb6, De5#) 2.- T:d8/e5
3.D(:)e5#];
1.- K:d6 2.Df8+ Ke5 3.Sc4#;
1.- Le5 2.Dg5 [3.D:e5#] K:d6 3.De7#;
1.- L:d6 2.Dc1+ S:c1 3.b4#;
1.- Lg5 2.D:g5+ e5/K:d6 3.D:e5/Sc4#;
1.- L:h6 2.Le7 ~ 3.Tc6#;
1.- Sa1 2.b4+ K:d6 3.Sc4#.
Ähnlich wild wie hier auf dem Schachbrett ging es in Hawkins Leben zu.
Schon früh kämpfte er als draufgängerischer Freiwilliger auf Seiten
der
Südstaaten-Truppen im amerikanischen Bürgerkrieg und
war einer der ersten, der sich einer "Morgan's Raiders" genannten
Kavallerieeinheit anschloss, die Angriffe bis weit ins Nordstaaten-Territorium
durchführte.
An seinem Lebensende galt Hawkins als letzter Überlebender dieser Einheit.
Einer seiner Söhne war vor einem Jahrhundert Vizepräsident der
Nachrichtenagentur United Press.
Eero Saarenheimo
Die Schwalbe 1937
ehr. Erw., 4. Quartal
#2 (8+9)
Eero Johannes Saarenheimo (21.6.1919-16.7.2018)
komponierte von 1935 bis 1959 Schachprobleme und war von 1937 bis zum Ausbruch
des 2. Weltkriegs Sekretär im finnischen Problemistenverband. Viel später,
1999, erschien sein Buch Ruutulaudan lumoissa, in dem er die
finnische Problemschachgeschichte darstellt und das auch eine Sammlung seiner
Probleme enthält. - Saarenheimo spielte eine bedeutende Rolle im finnischen
Kulturleben. Er war über viele Jahre hinweg in herausgehobener Position beim
finnischen Rundfunk tätig. Zuvor machte Saarenheimo, der in Helsinki Geschichte
und Sozialwissenschaften studiert hatte, als Journalist ausgedehnte
Studienreisen in Mittelmeerländer und nach Südostasien und konzentrierte
sich
dabei auf soziale und vor allem historische und kulturhistorische Themen. In
der Google-Übersetzung eines finnischen Nachrufs wurde seine kulturelle
Vielseitigkeit (vermutlich nicht ganz richtig, aber doch originell) so
angegeben: Saarenheimo "war ein zivilisiertes Ensemble, das die gesamte
finnische Nation jahrelang im Radio genießen konnte". - Nicht schlecht, als
zivilisiertes Ensemble bezeichnet zu werden!? Hier die Lösung seines
Zweizügers: (1.- L:g4+ 2.D:g4#) 1.Ke3? [2.Df3#] Lc5+ 2.Ld4#, aber 1.-
L:g4!; 1.Kf2! [2.Df3#] Lc5+/Ta2+/Ke4+
2.Ld4/Lb2/Lf6#;
1.- L:g4 2.D:d3#. Dreifache Schachprovokation.
Julien Vandiest
STES Journal 1996
3. Preis im Joseph-100 MT
Gewinn (3+4)
Julien Gustave Emile Vandiest (15.6.1919-2.3.2011) war einer der
drei Musketiere, als die man die belgischen Studienkomponisten Vandiest, Roger
Missiaen and Ignace Vandecasteele bezeichnete. Vandiest war auf Damenendspiele
in Miniaturform spezialisiert; hier ein Beispiel: 1.Kg3 (1.D:d5+?
Kh4 2.Dd8+ Dg5! 3.Dh8+ Dh5) 1.- d2 (1.- d4 2.Db5+; 1.- De4
2.Sf6+; 1.- Kg5 2.De7+ Kf5 [2.- Kh5 3.Dh4#] 3.De5#; 1.- Dg5 2.Dh7+; 1.-
Dg8 2.Df5+ Dg5 3.Dh7+) 2.D:d5+ Dg5 3.Df7+ Dg6 4.Dd7! d1=D 5.Db5+!
Dd5 (5.- Dg5 6.De8+ Dg6 7.Dh8+ Kg5 8.De5+ Df5 9.Dg7+ Dg6 [9.- Kh5 10.Dh6#]
10.De7+ Kf5 [10.- Kh5 11.Dh4#] 11.De5#) 6.D:d5+ Dg5 7.Df7+ Dg6
8.Dd7! Dc2 9.Dd5+! Kg6 10.Dg8+ Kh5 11.Dh8+ Kg6 12.Se5+ Kf5 13.Dh7+ und Weiß
gewinnt; schwierig aber sehr instruktiv.
Der Hamburger Carl Eckhardt (18.5.1894-12.1954) erlernte das
Schachspiel erst mit 30 Jahren und kam dann sehr schnell zum Märchenschach und,
unter Anregung von Franz Palatz, auch zum neudeutschen Problem. Eine
thematische Sammlung mit vielen Artikeln über logische Themen und die Sammlung
seiner eigenen Probleme sind bei der Ausbombung im 2. Weltkrieg verbrannt; ein
Verlust, der in ähnlicher Weise auch von verschiedenen anderen Problemisten in
jener Zeit zu beklagen war.
Vor 200 Jahren wurde Ilja Stepanowitsch Schumow (28.6.1819-7.1881)
geboren. Er durchlief eine lange Karriere als Offizier in der russischen Flotte
und widmete sich intensiv dem Schachspiel, nachdem er ins Marineministerium in
Sankt Petersburg gewechselt war. Schon bald zählte er neben Jänisch und
Petrow zu den besten Schachspielern Russlands. Daneben komponierte er auch
ungefähr 200 Schachprobleme, viele davon mit symbolischem Inhalt. Sein 1867
zweisprachig auf Russisch und Französisch erschienenes Buch mit dem
umständlichen Titel Sobranie skachografitscheskich i drugich
schachmatnych sadatsch w tom tschisle polnyj schachmatnyj bukwar...
Recueil de problèmes scacchographiques et autres positions curieuses,
comprenant la représentation complète des lettres de l'alphabet, ainsi
que
divers mats politiques, humoristique et phantastique enthielt 84 seiner
Aufgaben und war das erste russische Buch über Problemschach.
Schon in Heft 295 bewegten wir uns in alten italienischen Schachgefilden; jetzt
kehren wir noch einmal zurück nach Modena, wo vor 250 Jahren Giambattista
Lolli (1698-4.6.1769) starb, der mit Ercole del Rio und Domenico
Lorenzo Ponziani zu den wichtigsten Repräsentanten der Schule von Modena
gehörte. Sein 1763 in Bologna erschienenes Buch Osservazioni
teorico-pratiche sopra il giuoco degli scacchi enthält Analysen über
Eröffnungen, aber auch hundert Endspiele. Bei Lolli bediente sich der
frühromantische Schriftsteller Wilhelm Heinse für seinen zweibändigen
Roman
Anastasia und das Schachspiel (1803), weil ihm nach eigenen Aussagen
dieses Werk sehr lieb war, da er als guter Schachspieler damit seine eigene
Auffassungen über das Schachspiel darlegen konnte.
(GüBü)