Heft 292, August 2018

Todesfall

Ton van Oosterhout, geboren am 25.9.1928, ist am 17.5.2018 verstorben. Er war 39 Jahre Mitglied der Schwalbe.

Kalenderblatt

Erwin Groß

Xeque ao Rei 1984-1985
Festival Ibero-Americano

1. Preis

wKh1, wDf7, wTe1f2, wLf1, wSg4, wBb5c5e3, sKe4, sDa8, sTc3e8, sLd6, sSh4, sBg7

#2 (9+7)

Wir erinnern uns an den vor 25 Jahren verstorbenen Erwin Groß (19.1.1932-10.8.1993) aus Bamberg, der einer der führenden deutschen Zweizügerkomponisten seiner Zeit war. Sein hier wiedergegebenes Siegerproblem mit vielfältigen Mattwechseln aus dem Ibero-Amerikanischen Festival ist im FIDE-Album übrigens nicht mit der Originalquelle angegeben. Satz: 1.- Tc4[a]/Tb3/Ta3/T:e3[b] 2.D(:)c4# [A]; 1.- Da5/Da4[c]/Da3/Da1/Dd8/Db7 2.D(:)b7#[B]; 1.- Sf3[d] 2.D:f3#[E]; 1.- Sf5[e] 2.D:f5#[D]; 1.- Te5/Lf4[f]/Lf8/L:c5[f] 2.T(:)f4#[C] 1.- Sg2/Sg6 2.Df5#[D]/Df3#[E]; 1.- Le7 2.Tf4#[C]/De6# Verführung: 1.Td1? [2.Td4#] 1.- Tc4[a] 2.Ld3#[F]/D:c4#[A]: 1.- T:e3[b] 2.Dc4#[A]; 1.- Da4[c] 2.Db7#[B]/Dd5#[G]; 1.- Sf3[d] 2.D:f3#[E]/Dg6#[I]; 1.- Sf5[e] 2.Lg2#[J]/D:f5#[D]; 1.- L:c5[f] 2.Tf4#[C]/Df4#[H]; 1.- Td3 2.L:d3#[F]; 1.- Dd5 2.D:d5#[G] aber 1.- Le5! Lösung: 1.Td2! [2.Td4#] 1.- Tc4[a]/Td3 2.L(:)d3#[F]; 1.- T:e3[b] 2.T:e3#[K]; 1.- Da4[c]/Dd5 2.Dd5#[G]; 1.- Sf3[d] 2.Dg6#[I]; 1.- Sf5[e] 2.Lg2#[J]; 1.- Lf4[f]/L:c5[f] 2.D:f4#[H]; 1.- Le5 2.Sf2#

An Slobodan Mladenović (5.4.1934-30.8.1993) wurde in Heft 236 (April 2009) anlässlich seines 75. Geburtstags erinnert. Jetzt jährt sich sein Todestag zum 25. Mal. Vittorio Paparella (4.1.1889-6.7.1968) widmete sich schachhistorischen Forschungen, insbesondere suchte er nach italienischen Problemrubriken ab 1800. Er schrieb auch einige problemtheoretische Artikel, als Komponist pflegte er eher die leichte Muse.

Johannes Jacob Rietveld

Problemisten 1948/II

1. Preis

wKg7, wDh6, wTa4, wBb2d3d5e5f5, sKc5, sTa7, sSa5, sBa6b6c7e4

#3 (8+7)

Der niederländische Maler und Problemkomponist Johannes Jacob Rietveld (6.8.1893-15.8.1968) wurde vor 125 Jahren geboren und verstarb vor 50 Jahren - gleich zwei Gründe für eine Erwähnung in diesem Kalenderblatt. Im Alter von 12 Jahren erlernte Rietveld das Schachspiel und kam mit etwa 15 Jahren zur Komposition. Sein Gebiet war der Zwei- und Dreizüger; anfangs entstanden überwiegend Mattbilderprobleme, doch schon bald beschäftigte er sich mit strategischen Elementen, später ausgiebig mit Linienkombinationen. Zweimal hat sich der große Ele Visserman publizistisch mit Rietveld befasst. Im Jaarboek 1953 des Bundes niederländischer Problemfreunde präsentierte er zum 60. Geburtstag Rietvelds eine Auswahl von 54 Problemen, und in seinem 1964 erschienenen Bändchen 64 Nederlandse componisten in 1964 ist er noch einmal mit drei Aufgaben vertreten. Das hier ausgewählte Problem zeigt, dass ein Hauch von böhmischer Schule auch 1948 noch bei Rietveld durchklingt: 1.Dd2! [2.Dc3+ Sc4 3.D:c4#, 2.- K:d5 3.d:e4#] 1.- e3 2.d4+ K:d5 3.Dg2#; 1.- e:d3 2.D:d3 [3.b4#] 2.- Sb3/Sc4/Sc6 3.D(:)c4#; 1.- Sc4 2.d:c4 nebst 3.De3#; 1.- K:d5 2.d:e4+ K:c6/Kc5 3.Dd5#, 2.- K:e5 3.Dh2#. Eine späte Ehrung erfuhr Rietveld fast auf den Tag genau 48 Jahre nach seinem Tod, als die WFCC ihm auf Antrag der niederländischen Problemisten posthum den Titel eines Internationalen Meisters verlieh.

Der vor 125 Jahren geborene György Jusztin Dunka (1.8.1893-28.2.1915) hatte nicht genügend Zeit, sich tief in das breite Bewusstsein der Problemwelt einzuschreiben, denn schon mit 21 Jahren fiel er dem Ersten Weltkrieg zum Opfer. Trotzdem war er schon einige Jahre Leiter einer ungarischen Problemspalte gewesen. Seine vermutlich letzte Aufgabe erschien neun Jahre nach seinem Tod in der Wiener Arbeiter-Zeitung: (P1235299 in der PDB). Wie Silvio Baier beim Korrekturlesen dieses Beitrags fand, ist das Stück dualistisch.

Joseph Cumpe

Časopis českých šachistů
1916

5. Preis

wKc6, wDh3, wTc1, wSd4, wBf5, sKe5

#3 (5+1)

Auch der tschechische Komponist Joseph Cumpe (16.8.1868-13.8.1943) ist Doppel-Jubilar, denn es kann an seinen 150. Geburtstag und an seinen 75. Todestag erinnert werden. Cumpe gehörte zu den bedeutenden Komponisten der böhmischen Schule, auf ihn gehen etwa 1500 Probleme zurück, darunter viele Miniaturen. Davon hier eine Kostprobe: 1.Th1 Kf4 2.Kd5 Kg5 3.Dh4#; 1.- Ke4 2.Dg3 K:d4 3.Th4#; 1.- K:d4 2.Te1 Kc4 3.Te4#; 1.- Kf6 2.Dh8+ Kg5 3.Dh4# oder 2.- Ke7/Kf7 3.Th7#.

Der baltisch-russische Schriftsteller, Übersetzer und Schachspieler Andreas Alexandrowitsch Ascharin (24.7.1843-24.12.1896) wurde vor 175 Jahren geboren. Er machte durch seine Übersetzungen von u. a. Puschkin und Gogol deren Werke erstmals in Deutschland bekannt. Er war ein starker Schachspieler und betreute Schachspalten im Rigaer Tageblatt und in der Düna-Zeitung. Eines der frühesten Bücher, die das Schachspiel unter humoristischem Blickwinkel behandeln, entstammt seiner Feder: Die Schach-Humoresken enthalten darüber hinaus auch Erinnerungen an bedeutende Schachpersönlichkeiten seiner Zeit.

Adolf Anderssen

The Illustrated London
News 1846

wKe7, wDb1, wTb8d8, wBa3b3, sKa5, sLb5, sSe8g5, sBa6d2e2f2g4

#5 (6+9)

Zum 200. Geburtstag der - neben Emanuel Lasker - deutschen Schach-Gallionsfigur Adolf Anderssen (6.7.1818-13.3.1879) darf eine Erwähnung in dieser Rubrik nicht fehlen. Natürlich basiert sein anhaltender Ruhm auf dem unerwarteten Sieg im ersten internationalen Schachturnier, das 1851 in London stattfand, und auf der Wiederholung dieses Triumphs an gleicher Stelle 1862. Anderssen war gewissermaßen ein Spätstarter, der mit 33 Jahren plötzlich im Rampenlicht stand. Vielleicht lag dies dran, dass er in seiner Heimatstadt Breslau kaum anspruchsvolle Gegner hatte. Für die Problemwelt war dies ein Geschenk, da sich Anderssen schon lange vor seiner Karriere als Partiespieler mit der Problemkomposition befasste. Im Alter von 24 Jahren gab er 60 seiner Schachprobleme unter dem Titel Aufgaben für Schachspieler heraus. Dem schmalen Bändchen sollte 1852 eine Zweitauf lage folgen, in der ein Teil der früheren Aufgaben gegen neuere ausgetauscht wurde und der erstmals die Stellungen in Diagrammform präsentierte. In dieser Auswahl ist eine Reihe von damals sehr ungewöhnlichen Problemen enthalten, die statt des üblichen Schachgetöses mit ruhigen Anfangszügen arbeiten. Hier kann man Anderssen als einen der Vorreiter der modernen Problemauf fassung ansehen. Ein Beispiel dafür ist die folgende Aufgabe: 1.De1!! Auch wenn es hier mit einem selbst heute noch spektakulären Damenopfer losgeht, lag die eigentliche Sensation zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung darin, dass dieser "stille" Zug weder mit dem damals üblichen Schachgetöse noch mit dem Schlag einer schwarzen Figur einhergeht - eine scheinbare Schwächung statt der erwarteten Stärkung der weißen Position!? Anderssen gelingt es sogar, den Effekt im 2. Zug noch zu verstärken, der ebenfalls ein stiller ist: 1.- d:e1D 2.Td4! Jetzt muss Schwarz erkennen, dass es gegen die Drohung 3.Ta4+ L:a4 4.b4+ D:b4 5.a:b4# keine Verteidigung mehr gibt.

(GüBü)


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