Todesfall
Ton van Oosterhout, geboren am 25.9.1928, ist am 17.5.2018
verstorben. Er war 39 Jahre Mitglied der Schwalbe.
Kalenderblatt
Erwin Groß
Xeque ao Rei 1984-1985
Festival
Ibero-Americano
1. Preis
#2 (9+7)
Wir erinnern uns an den vor 25 Jahren verstorbenen Erwin
Groß (19.1.1932-10.8.1993) aus Bamberg, der einer der
führenden deutschen Zweizügerkomponisten seiner Zeit
war. Sein hier wiedergegebenes Siegerproblem mit
vielfältigen Mattwechseln aus dem Ibero-Amerikanischen
Festival ist im FIDE-Album übrigens nicht mit der
Originalquelle angegeben. Satz: 1.-
Tc4[a]/Tb3/Ta3/T:e3[b]
2.D(:)c4# [A]; 1.- Da5/Da4[c]/Da3/Da1/Dd8/Db7
2.D(:)b7#[B]; 1.- Sf3[d]
2.D:f3#[E]; 1.- Sf5[e]
2.D:f5#[D]; 1.-
Te5/Lf4[f]/Lf8/L:c5[f]
2.T(:)f4#[C] 1.- Sg2/Sg6
2.Df5#[D]/Df3#[E];
1.- Le7 2.Tf4#[C]/De6# Verführung:
1.Td1? [2.Td4#] 1.- Tc4[a]
2.Ld3#[F]/D:c4#[A]:
1.- T:e3[b] 2.Dc4#[A]; 1.-
Da4[c] 2.Db7#[B]/Dd5#[G];
1.- Sf3[d] 2.D:f3#[E]/Dg6#[I];
1.- Sf5[e] 2.Lg2#[J]/D:f5#[D];
1.- L:c5[f] 2.Tf4#[C]/Df4#[H];
1.- Td3 2.L:d3#[F]; 1.- Dd5 2.D:d5#[G]
aber 1.- Le5! Lösung: 1.Td2! [2.Td4#] 1.- Tc4[a]/Td3
2.L(:)d3#[F]; 1.- T:e3[b]
2.T:e3#[K]; 1.- Da4[c]/Dd5
2.Dd5#[G]; 1.- Sf3[d] 2.Dg6#[I];
1.- Sf5[e] 2.Lg2#[J]; 1.-
Lf4[f]/L:c5[f]
2.D:f4#[H]; 1.- Le5 2.Sf2#
An Slobodan Mladenović (5.4.1934-30.8.1993)
wurde in Heft 236 (April 2009) anlässlich seines 75.
Geburtstags erinnert. Jetzt jährt sich sein Todestag zum 25.
Mal. Vittorio Paparella (4.1.1889-6.7.1968)
widmete sich schachhistorischen Forschungen, insbesondere suchte
er nach italienischen Problemrubriken ab 1800. Er schrieb auch
einige problemtheoretische Artikel, als Komponist pflegte er eher
die leichte Muse.
Johannes Jacob Rietveld
Problemisten 1948/II
1. Preis
#3 (8+7)
Der niederländische Maler und Problemkomponist Johannes
Jacob Rietveld (6.8.1893-15.8.1968) wurde vor 125 Jahren
geboren und verstarb vor 50 Jahren - gleich zwei Gründe
für eine Erwähnung in diesem Kalenderblatt. Im Alter
von 12 Jahren erlernte Rietveld das Schachspiel und kam mit etwa
15 Jahren zur Komposition. Sein Gebiet war der Zwei- und
Dreizüger; anfangs entstanden überwiegend
Mattbilderprobleme, doch schon bald beschäftigte er sich
mit strategischen Elementen, später ausgiebig mit
Linienkombinationen. Zweimal hat sich der große Ele Visserman
publizistisch mit Rietveld befasst. Im Jaarboek 1953 des
Bundes niederländischer Problemfreunde präsentierte er
zum 60. Geburtstag Rietvelds eine Auswahl von 54 Problemen, und
in seinem 1964 erschienenen Bändchen 64 Nederlandse
componisten in 1964 ist er noch einmal mit drei Aufgaben
vertreten. Das hier ausgewählte Problem zeigt, dass ein
Hauch von böhmischer Schule auch 1948 noch bei Rietveld
durchklingt: 1.Dd2! [2.Dc3+ Sc4 3.D:c4#, 2.- K:d5 3.d:e4#] 1.-
e3 2.d4+ K:d5 3.Dg2#; 1.- e:d3 2.D:d3 [3.b4#] 2.- Sb3/Sc4/Sc6
3.D(:)c4#; 1.- Sc4 2.d:c4 nebst 3.De3#; 1.- K:d5 2.d:e4+
K:c6/Kc5 3.Dd5#, 2.- K:e5 3.Dh2#. Eine späte Ehrung erfuhr
Rietveld fast auf den Tag genau 48 Jahre nach seinem Tod, als
die WFCC ihm auf Antrag der niederländischen Problemisten
posthum den Titel eines Internationalen Meisters verlieh.
Der vor 125 Jahren geborene György Jusztin
Dunka (1.8.1893-28.2.1915) hatte nicht genügend Zeit, sich
tief in das breite Bewusstsein der Problemwelt einzuschreiben,
denn schon mit 21 Jahren fiel er dem Ersten Weltkrieg zum Opfer.
Trotzdem war er schon einige Jahre Leiter einer ungarischen
Problemspalte gewesen. Seine vermutlich letzte Aufgabe erschien
neun Jahre nach seinem Tod in der Wiener Arbeiter-Zeitung:
(P1235299 in der PDB). Wie Silvio Baier beim
Korrekturlesen
dieses Beitrags fand, ist das Stück dualistisch.
Joseph Cumpe
Časopis českých šachistů
1916
5. Preis
#3 (5+1)
Auch der tschechische Komponist Joseph Cumpe
(16.8.1868-13.8.1943) ist Doppel-Jubilar, denn es kann an seinen
150. Geburtstag und an seinen 75. Todestag erinnert werden.
Cumpe gehörte zu den bedeutenden Komponisten der
böhmischen Schule, auf ihn gehen etwa 1500 Probleme
zurück, darunter viele Miniaturen. Davon hier eine
Kostprobe: 1.Th1 Kf4 2.Kd5 Kg5 3.Dh4#; 1.- Ke4 2.Dg3 K:d4
3.Th4#; 1.- K:d4 2.Te1 Kc4 3.Te4#; 1.- Kf6 2.Dh8+ Kg5 3.Dh4#
oder 2.- Ke7/Kf7 3.Th7#.
Der baltisch-russische Schriftsteller, Übersetzer und
Schachspieler Andreas Alexandrowitsch Ascharin
(24.7.1843-24.12.1896) wurde vor 175 Jahren geboren. Er machte
durch seine Übersetzungen von u. a. Puschkin und Gogol deren
Werke erstmals in Deutschland bekannt. Er war ein starker
Schachspieler und betreute Schachspalten im Rigaer
Tageblatt und in der Düna-Zeitung. Eines der
frühesten Bücher, die das Schachspiel unter
humoristischem Blickwinkel behandeln, entstammt seiner Feder: Die
Schach-Humoresken enthalten darüber hinaus auch
Erinnerungen an bedeutende Schachpersönlichkeiten seiner
Zeit.
Adolf Anderssen
The Illustrated London
News 1846
#5 (6+9)
Zum 200. Geburtstag der - neben Emanuel Lasker - deutschen
Schach-Gallionsfigur Adolf Anderssen
(6.7.1818-13.3.1879) darf eine Erwähnung in dieser Rubrik
nicht fehlen. Natürlich basiert sein anhaltender Ruhm auf
dem unerwarteten Sieg im ersten internationalen Schachturnier,
das 1851 in London stattfand, und auf der Wiederholung dieses
Triumphs an gleicher Stelle 1862. Anderssen war gewissermaßen
ein Spätstarter, der mit 33 Jahren plötzlich im
Rampenlicht stand. Vielleicht lag dies dran, dass er in seiner
Heimatstadt Breslau kaum anspruchsvolle Gegner hatte. Für
die Problemwelt war dies ein Geschenk, da sich Anderssen schon
lange vor seiner Karriere als Partiespieler mit der
Problemkomposition befasste. Im Alter von 24 Jahren gab er 60
seiner Schachprobleme unter dem Titel Aufgaben für
Schachspieler heraus. Dem schmalen Bändchen sollte 1852
eine Zweitauf lage folgen, in der ein Teil der früheren
Aufgaben gegen neuere ausgetauscht wurde und der erstmals die
Stellungen in Diagrammform präsentierte. In dieser Auswahl
ist eine Reihe von damals sehr ungewöhnlichen Problemen
enthalten, die statt des üblichen Schachgetöses mit
ruhigen Anfangszügen arbeiten. Hier kann man Anderssen als
einen der Vorreiter der modernen Problemauf fassung ansehen. Ein
Beispiel dafür ist die folgende Aufgabe: 1.De1!! Auch wenn
es hier mit einem selbst heute noch spektakulären
Damenopfer losgeht, lag die eigentliche Sensation zum Zeitpunkt
der Erstveröffentlichung darin, dass dieser "stille" Zug
weder mit dem damals üblichen Schachgetöse noch mit
dem Schlag einer schwarzen Figur einhergeht - eine scheinbare
Schwächung statt der erwarteten Stärkung der weißen
Position!? Anderssen gelingt es sogar, den Effekt im 2. Zug noch
zu verstärken, der ebenfalls ein stiller ist: 1.- d:e1D
2.Td4! Jetzt muss Schwarz erkennen, dass es gegen die Drohung
3.Ta4+ L:a4 4.b4+ D:b4 5.a:b4# keine Verteidigung mehr gibt.
(GüBü)