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Todesfall
Der amerikanische Komponist Robert (Bob) Lincoln, der sich seit Mitte der 1980er Jahre der Schachkomposition zuwandte, hatte sich zum wahrscheinlich profiliertesten Autor von Zweizüger-Miniaturen entwickelt; 1996 gab er sein Buch Fun with Chess Miniatures heraus, in dem er 540 Miniaturen, davon mehr als die Hälfte aus eigener Produktion, präsentierte, dem 2000 ein zweiter Band (More Fun with Chess Miniatures) ähnlichen Umfangs folgte. In letzter Zeit publizierte Lincoln auch viel in der Schwalbe. Wie wir erfuhren, ist er am 19. Oktober, zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag, verstorben.
Kalenderblatt
In Heft 233 wurde auf den 100. Geburtstag von Gustav Joachim Sontag (18.10.1908-29.11.1992) hingewiesen. Jetzt ist an den 25. Todestag des Hamburger Märchen"-schach"-experten zu erinnern. Von ihm stammen u. a. das Duellantenschach und Rex multiplex-Probleme. - Der italienische Problemist Ernesto Defourny (2.11.1885-27.12.1967), der überwiegend Zweizüger gehobener Qualität veröffentlichte, war beruflich als Ingenieur bei Fiat tätig. Dort brachte er auch den größten Teil seiner Aufgaben unter, nämlich in den beiden Firmenzeitschriften Bianco e Rosso Fiat und Illustrato Fiat, in denen er viel beachtete Problemspalten betreute. Ein Jahr vor seinem Tod gab er 1966 ein Buch mit 100 ausgewählten Zweizügern heraus.
Zum 100. Geburtstag Herbert Grasemanns (21.12.1917-21.6.1983) erscheint an anderer Stelle dieses Hefts ein gesonderter Beitrag. Trotzdem darf diese aus der Problemwelt herausragende Persönlichkeit auch in dieser Rubrik nicht fehlen. 1948, kurz nach Beginn seiner schachlichen "Laufbahn", skizzierte er sich selbst im Telegrammstil wie folgt: Vom 10. Lebensjahr an drei aktiv gerittene Steckenpferdchen: Musik, Fußball und Schach. Idole: Beethoven, die Engländer und Kraemer/Zepler. Beethoven tritt etwas zurück, nachdem 1941 am Dnjepr der linke Arm abhanden gekommen ist. Fußball bleibt, Problem wird intensiviert. Nach einer einmaligen Jugendsünde (1935) gab es laufende Veröffentlichungen erst ab 1946. Seitdem 100 Aufgaben gebaut, 60 gedruckt. Ab Mai 1947 Problemleiter des Schach-Express. Motto: lebendig, allgemeinverständlich zu sein, und trotzdem Niveau halten. Vor allem aber werben!! Kompositionsrichtung: Bevorzugt werden 2-, 3-, Mehrzüger und Märchenschach. Für Fabeltiere vorerst wenig Meinung. Unverhehlte Liebe zur neudeutschen Richtung. Entschiedener Anhänger v. Holzhausens, wenngleich er in Vielem auf halbem Wege stehen geblieben ist. Erfolge und schachliche Arbeiten: Bei gelegentlicher Beteiligung an Turnieren bisher ein 1. Preis und 4 weitere Auszeichnungen. Informalturniere: ja. Ausgesprochene Thematurniere: nein, weil der Schaffende die Richtung seiner Gedanken selbst bestimmen soll. Eine ausführliche Vita haben W. Dittmann, A. Geister und D. Kutzborski ihrer 1985 unter dem Titel Logische Phantasien erschienenen Grasemann-Sammlung vorangestellt. Grasemanns persönliches Schicksal wurde geprägt durch die Eckdaten Kriegsversehrung (1941/43), Abbruch des Jura-Studiums kurz vor dem Examen (1948) und Preisträger in einem Kompositionsturnier. Letzteres brachte ihm, dem bis dahin unbekannten Komponisten, das Angebot, im Ostberliner Sportverlag mitzuarbeiten und die Problemspalte des neugegründeten Schach-Express (seit 1951 als SCHACH weitergeführt) zu übernehmen. Mangels anderer Perspektiven wagte er es, sein Berufsleben ganz auf Schach zu konzentrieren und aus den schmalen, daraus resultierenden Einkünften sein Leben zu fristen. Ab 1950 leitete er (bis 1962) zusätzlich noch den Problemteil der wieder eröffneten Deutschen Schachzeitung, und 1962 übernahm er den Problemteil der Deutschen Schachblätter, den er bis zum Ende seines Lebens leitete. Sein (West-) Berliner Wohnsitz erlaubte es ihm, bis 1961 sowohl für die Ost- als auch die West-Berliner Zeitschrift zu arbeiten und auch als Delegierter der DDR an einigen PCCC-Treffen jener Zeit teilzunehmen. Der Bau der Berliner Mauer beendete diesen für ihn wichtigen Zustand und zwang ihn, sich nach anderen Möglichkeiten zum Broterwerb umzusehen. Nach mehreren Zwischenstufen gelang es ihm schließlich, eine Stelle als Geschäftsführer einer Stiftung zu besetzen, die er bis zu seinem Ruhestand ausfüllte. Mit dem Eintritt ins Rentenalter nahm Grasemanns Tätigkeit als Autor zu; seine Schach ohne Partner-Bücher erreichten phantastische Auflagenhöhen, sein Reverend ist die glänzendste Einführung in die neudeutsche Problemschule, die Hans Peter Rehm und Stephan Eisert veranlasste, sie 2014 in einer zweisprachigen Version mit einigen Erweiterungen und Aktualisierungen neu herauszugeben.
Anton Trilling
Mitteldeutsche Zeitg. 1939
#2 (12+9)
Gilbert Dobbs
Good Companions 1915
#2 (10+6)
John Augustus Miles
Poems and Chess
Problems 1882
#2 (8+4)
(GüBü)