Kalenderblatt
Der Essener Joseph Theodor Breuer
(9.8.1916-17.4.1999) kam mit 14 Jahren mit dem Schachspiel in
Berührung und wandte sich schon bald dem Problemschach zu;
seine erste Aufgabe erschien 1931. Damals entwickelte er seine
Vorliebe für Drei- und Vierzüger, die er auch
später beibehielt. In den frühen 1960er Jahren leitete
er zwei Schachspalten in regionalen Tageszeitungen. Unser
Jubilar, der jetzt 100 Jahre alt geworden wäre, ist
übrigens nicht zu verwechseln mit dem etwas älteren
Josef Breuer (1903-1981), dem Autor des monumentalen
"Breuer-Buchs" (Beispiele zur Ideengeschichte des
Schachproblems).
Aurél Kárpáti
Rakéta 1942
1. Preis
h#4 (3+4)
Der aus Budapest stammende, im Alter von gut 50 Jahren in die
USA übersiedelte Komponist Aurél M.
Kárpáti (24.8.1916-22.12.2006) begann 1935 unter
dem Einfluss von György Páros mit der
Problemkomposition. In den 1950er Jahren gehörte er zu den
erfolgreichen Komponisten, die der legendären ungarischen
Hilfsmatt-Schule zugerechnet werden. Kárpáti
leitete einige Zeit die Problemspalten von Magyar
Sakkvilág und einiger ungarischer Tageszeitungen. Seine
hier gezeigte Hilfsmatt-Miniatur aus dem Jahr 1942 macht auch
heute noch einen sehr frischen Eindruck und könnte fast im
Rahmen der modernen Hilfsmatt-Revolution entstanden sein; sie
zeigt zweimal sLinienräumung, Bahnung, einen wPeri-Inder
und Rückkehr: 1.Sf7 Tb4 2.La1 Lb2 3.c4 La3 4.Lg7 Tb8#.
Friedrich Köhnlein
Münchner Neueste
Nachrichten 1906
#5 (7+3)
Zu Friedrich Köhnlein
(12.12.1879-5.7.1916) gab es bereits zum 125. Geburtstag eine
Kalenderblatt-Notiz in Heft 210 (Dez. 2004), in der auf seine
schachlichen Erfolge hingewiesen wurde. Jetzt sei an seinen Tod
im Alter von nur 36 Jahren, erlitten vor 100 Jahren im Wahnsinn
des Stellungskriegs im 1. Weltkrieg, erinnert. Seine drei Jahre
nach dem Indischen Problem erschienene Aufgabe ist ein
Beispiel für die damals einsetzende intensive Bearbeitung
des neuen Themenkreises: 1.Le4 g6 2.Sd3 Kc2 3.Ta1 Kd2 4.Sc1
nebst 5.S:b3#.
Hermann Rübesamen
Festschrift ASCM 1911
#6 (7+12)
Nur 2 Tage später holte sich der Krieg mit Hermann
Rübesamen (26.4.1892-7.7.1916) ein weiteres, noch
jüngeres Opfer aus den Reihen der Problemisten. Wie viele
Komponisten Anfang des letzten Jahrhunderts war auch
Rübesamen in erster Linie durch Das Indische Problem
angeregt worden; sein erstes Problem veröffentlichte er
1907 als 15-jähriger. Die Festschrift des ASCM 1911
enthält eine Auswahl seiner Probleme, darunter die hier
wiedergegebene Widmungsaufgabe für den ASCM: Der sT muss
die h-Linie, der sLa3 das UW-Feld f8 bewachen. Nach 1.Tf5!
[2.Th5#] 1.- Td5 2.Tb5 T:b5 ist der sT zu weit abgelenkt, um den
sL zu verstellen, daher wird er mittels 3.Tf3 Tb3 (nicht 3.-Th5,
da auch T:a3 drohte) zurückbeordert und mittels 4.Sc3! T:c3
römisch gelenkt, so dass nach 5.Tf5 der sT die L-Diagonale
auf c5 verstellt: 5.- Tc5 6.f8=D/T#.
Nicholas Gabor
Chess Review 1930
#2 (9+10)
Der vor 125 Jahren in Ungarn geborene Musiker Nicholas
(Miklos) Gabor (10.8.1891-1.12.1975) kam 1923 in die USA, wo er
als Violinist im Cincinatti Symphony Orchestra tätig war.
A. C. White bezeichnete ihn als einen talentierten Komponisten
von Zweizügern, die sich häufig durch hübsche
Schlüsselzüge auszeichneten, wie auch im hier
wiedergegebenen Problem: 1.Ta5! [2.e:f5#]; 1.- L:c2 2.Dc4#, 1.-
Ld5 2.e:d5#, 1.- f4/f:e4 2.Dh3#, 1.- b5/b:a5 2.T/D:a6#, 1.-
D:d4+ 2.S:d4#, 1.- De5 2.T:e5#, 1.- Df6 2.Sf4#.
(GüBü)