Kalenderblatt
Dezsö Elekes
Magyar sakkvilág 1949
1. Preis (Friedensturnier)
h#6 (2+13)
Vor 50 Jahren verstarb Dezsö Elekes
(11.11.1889-7.4.1965), der sehr vielseitige schachliche
Aktivitäten entwickelte. Er war sowohl erfolgreicher
Fernschachspieler (bei der ersten Fernschach-Olympiade 1949-52
gehörte er zum ungarischen Siegerteam) als auch Schachpublizist
und Problemist. Als Komponist bevorzugte er das Hilfsmatt, an
dessen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg ungarische
Komponisten ein besonderes Verdienst zukam. Das hier
wiedergegebene Stück wirkt heute vielleicht etwas einfach, aber
Ende der Vierziger Jahre war die Darstellung eines Exzelsiors
mit Unterverwandlung und dazu noch eines zyklischen Platztauschs
eine respektable Leistung: 1.Tc3 d:c3 2.Ke6 c:d4 3.f5 d:c5 4.f6
c:d6 5.Kf7 d:c7 6.Te7 c:d8S#.
Der Wiener Rudolf Wastl (15.1.1891-9.3.1965)
erlernte das Schachspiel im Alter von 13 Jahren, 1910 erschien
sein Erstling im Wiener Fremdenblatt. Von Jan Kotrc wurde
er mit den Regeln der böhmischen Schule bekannt gemacht, und so
baute er anfangs Zwei- und Dreizüger im böhmischen Stil. Später
konzentrierte sich der recht produktive Komponist (etwa 1400
Probleme) auf Selbstmatts und Märchenschach und er entwickelte
noch eine Vorliebe für die neudeutsche Schule. Chlubna und Wenda
bescheinigten ihm in ihrer Problempalette (I), dass er
durchaus kein Gipfelstürmer war, aber viele nette Kleinigkeiten
schuf, die vor allem in Schachspalten erschienen; nur selten
beschäftigte er sich mit komplizierteren Themen. Darüberhinaus
war Wastl ein erfolgreicher Löser und er leitete zwischen 1931
und 1945 elf Schachspalten, darunter auch die Schachecke in dem
in Berlin erschienenen Das große Kreuzworträtsel-Magazin,
das, wie Wastl Ende der Vierziger Jahre selbst schrieb, mit 2
Seiten die größte Schachspalte Deutschlands im zweiten Weltkrieg
enthielt.
Ferdinand Schindler
Čes. spol Šach 1895
#4 (7+3)
Zu Ferdinand Schindlers 150. Geburtstag gab es
erst im letzten Jahr eine Kalenderblatt-Notiz (Heft 265). Jetzt
sei an seinen 75. Todestag erinnert (15.2.1864-24.4.1940) und
ein bemerkenswerter Konstruktionstask von ihm gezeigt: Ein
Mattbild mit Dame und zwei Läufern wird gleich zehnmal
präsentiert, wobei sich auf den sFeldern h2, g3, f4, e1 und d2
Farbwechselechos gegenüber den wFeldern f1, f3, e2, e4 und d3
ergeben: 1.e6!\ Ke4 2.Lb7+ Kd3 3.Dd5+ Ke3/Ke2 4.Dd2/Df3# oder
2.- Ke3 3.De5+ Kd3/Kf2 4.De4/De1#. Auf 1.- Ke3 2.Ld6 gibt es
vier Fortsetzungen: 2.- f6 3.Dc3+ Ke4/Kf2 4.Dd3/Dg3#; 2.- Kf3
3.Dd5+ Ke3/Kg2 4.Df4/Df1#; 2.- Ke4 3.De5+ Kf3 4.De2# und
schließlich noch 2.- Kf2 3.Dd2+ Kg1 4.Dh2#.
Auch für den finnischen Problemisten Pentti Sola
(28.5.1907-9.4.1940) gab es schon ein Kalenderblatt zum 100.
Geburtstag in Heft 225 (Juni 2007). Als Sola in den Zwanziger
Jahren noch vor Beginn seines Musikstudiums seinen Vater auf
einer ausgedehnten Konzert-Tournee durch die USA begleitete,
lernte er A. C. White kennen; diese Bekanntschaft führte
schließlich dazu, dass Sola die finnische Problemsammlung Suomi
zusammenstellte, die 1934 in der Christmas-Serie erschien. Sola
wurde nach Ausbruch des finnisch-sowjetischen Winterkriegs zum
Militärdienst eingezogen und fiel vor nunmehr 75 Jahren an der
Front - er wurde nur 32 Jahre alt.
Eugene Beauharnais Cook
Wilkes' Spirit of the
Times (Version) 1864
#2 (7+6)
Schließlich wurde auch über
Eugene Beauharnais
Cook (19.5.1830-19.3.1915) in Heft 213 anlässlich seines 175.
Geburtstags schon eine Kalenderblatt-Notiz gebracht, in dem auf
seine herausragende Bedeutung für die Entwicklung des
amerikanischen Problemschachs hingewiesen wurde. Jetzt, zu
seinem 100. Todestag, sei noch einmal an das Riesenwerk der
wesentlich von ihm konzipierten
American Chess Nuts und
an seine bedeutsame Schachbibliothek erinnert. Über die
Entstehung dieser später an die Princeton Universität gegangenen
Bibliothek schrieb Alfred Buschke 1941 in
The Princeton
University Library Chronicle einen Artikel, den Interessierte
unter der Adresse
http://schach.chess.com/article/view/great-early-chess-libraries-of-the-united-state
nachlesen können. 200 Jahre sind vergangen seit Napoleons
endgültiger Niederlage bei Waterloo. Dies ist Anlass genug, auch
auf Cooks französisch klingenden Vornamen einzugehen, denn der
hat durchaus etwas mit dem großen Franzosen zu tun: Eugene
Beauharnais (1781-1824) war Napoleons Stiefsohn, und Cooks
Vater, ein amerikanischer General, gab seinem Sohn diesen
Vornamen aus Freundschaft zu Joseph Bonaparte, einem Bruder
Napoleons, der als emigrierter König von Spanien sein Exil in
direkter Nachbarschaft zu Cook verbrachte. Aus Cooks
kompositorischem Schaffen sei hier ein früher Task gezeigt (s.
Diagr.): Satzmatts 1.-e4/f5 2.Sf4/S:e5; 1.Kb5 Zz 1.-
Ta4/Tb4+Tc5+/Tc6 2.K:T, 1.- Tc 2.Dd6, 1.- Td-h4 2.Da3.
Sechs neue Matts nach Zugzwang.
Hans Ott
Schweizerische
Schachzeitung 1928
#4 (5+9)
Moriz Hennebergers Alpine Chess erschien 1921 in der
Christmas-Serie und gab einen Überblick über das schweizerische
Problemschaffen seit dessen Anfängen durch F. Capraetz in der
Mitte des 19. Jahrhunderts. In diesem Band ist auch der vor 125
Jahren geborene Hans Ott (8.3.1890-16.6.1967)
mit vier Problemen vertreten. Henneberger bemerkt dazu, dass die
Sammlung schon fast abgeschlossen war als Ott, der zuvor schon
als starker Löser bekannt war, zu komponieren begann - und das
gleich mit so beeindruckenden Problemen, dass sie, ganz frisch,
noch schnell in das Buch aufgenommen wurden. Viel später (1967)
war Ott, unterstützt durch Konrad Kummer und Hans Schudel, die
treibende Kraft, die schweizerische Problemsammlung
fortzusetzen, was zum Buch Kunstwerke auf 64 Feldern
führte, das sich mit dem Arbeitstitel Älpine Chess II" ganz
bewusst in die Tradition der früheren Anthologie stellte (die
später noch durch zwei weitere, von Hans Henneberger
herausgegebene Bände fortgeführt wurde). Ott, der beruflich als
Unternehmer in der Uhrenbranche tätig war, wirkte (nicht nur bei
dem genannten Buchprojekt) als großzügiger Mäzen, dessen
finanzielle Hilfe vieles, was in der Schweiz schachlich
geleistet wurde, erst ermöglichte. Zu Otts eigenem
Problemschaffen legte Konrad Kummer 1986 den Band Hans
Ott - Schachprobleme vor, in dem fast 200 seiner Aufgaben
enthalten sind. Als ich dieses Werk erst am Ende meiner
Recherche zu diesem Beitrag zur Hand nahm, fand ich auf dem
Titelblatt genau die Aufgabe, die ich zuvor schon ausgewählt
hatte: 1.Sa3! droht 2.Sb4+ Kc5 verstellt den sTh4 was 3.Tb5#
ermöglicht. Schwarz verteidigt sich antikritisch durch 1.- Ta5,
was Weiß aber nach 2.Kh3! (Zugzwang) als neue TK-Verstellung,
diesmal in entgegengesetzter Richtung, nutzt: 2.- e5 3.Sb4+ Kc5
4.Td5#. Nach 2.- f5 erweist sich 1.- Ta5 als kritische
Einsperrung: 3.Sc4! Tb5/Tc5/Td5/Te5 4.Tbc7/Sb4/Tdc7/S:e5#. 2.-
b2 wird mit 3.Sc2 erledigt.