Heft 272, April 2015

Kalenderblatt

Dezsö Elekes

Magyar sakkvilág 1949

1. Preis (Friedensturnier)

wKh7, wBd2, sKf5, sDf8, sTc1e4, sLc5e8, sSd6d8, sBc7d3d4f6f7

h#6 (2+13)

Vor 50 Jahren verstarb Dezsö Elekes (11.11.1889-7.4.1965), der sehr vielseitige schachliche Aktivitäten entwickelte. Er war sowohl erfolgreicher Fernschachspieler (bei der ersten Fernschach-Olympiade 1949-52 gehörte er zum ungarischen Siegerteam) als auch Schachpublizist und Problemist. Als Komponist bevorzugte er das Hilfsmatt, an dessen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg ungarische Komponisten ein besonderes Verdienst zukam. Das hier wiedergegebene Stück wirkt heute vielleicht etwas einfach, aber Ende der Vierziger Jahre war die Darstellung eines Exzelsiors mit Unterverwandlung und dazu noch eines zyklischen Platztauschs eine respektable Leistung: 1.Tc3 d:c3 2.Ke6 c:d4 3.f5 d:c5 4.f6 c:d6 5.Kf7 d:c7 6.Te7 c:d8S#.

Der Wiener Rudolf Wastl (15.1.1891-9.3.1965) erlernte das Schachspiel im Alter von 13 Jahren, 1910 erschien sein Erstling im Wiener Fremdenblatt. Von Jan Kotrc wurde er mit den Regeln der böhmischen Schule bekannt gemacht, und so baute er anfangs Zwei- und Dreizüger im böhmischen Stil. Später konzentrierte sich der recht produktive Komponist (etwa 1400 Probleme) auf Selbstmatts und Märchenschach und er entwickelte noch eine Vorliebe für die neudeutsche Schule. Chlubna und Wenda bescheinigten ihm in ihrer Problempalette (I), dass er durchaus kein Gipfelstürmer war, aber viele nette Kleinigkeiten schuf, die vor allem in Schachspalten erschienen; nur selten beschäftigte er sich mit komplizierteren Themen. Darüberhinaus war Wastl ein erfolgreicher Löser und er leitete zwischen 1931 und 1945 elf Schachspalten, darunter auch die Schachecke in dem in Berlin erschienenen Das große Kreuzworträtsel-Magazin, das, wie Wastl Ende der Vierziger Jahre selbst schrieb, mit 2 Seiten die größte Schachspalte Deutschlands im zweiten Weltkrieg enthielt.

Ferdinand Schindler

Čes. spol Šach 1895

wKa1, wDa5, wLa6b4, wBa2e5h4, sKd4, sBa7f7

#4 (7+3)

Zu Ferdinand Schindlers 150. Geburtstag gab es erst im letzten Jahr eine Kalenderblatt-Notiz (Heft 265). Jetzt sei an seinen 75. Todestag erinnert (15.2.1864-24.4.1940) und ein bemerkenswerter Konstruktionstask von ihm gezeigt: Ein Mattbild mit Dame und zwei Läufern wird gleich zehnmal präsentiert, wobei sich auf den sFeldern h2, g3, f4, e1 und d2 Farbwechselechos gegenüber den wFeldern f1, f3, e2, e4 und d3 ergeben: 1.e6!\ Ke4 2.Lb7+ Kd3 3.Dd5+ Ke3/Ke2 4.Dd2/Df3# oder 2.- Ke3 3.De5+ Kd3/Kf2 4.De4/De1#. Auf 1.- Ke3 2.Ld6 gibt es vier Fortsetzungen: 2.- f6 3.Dc3+ Ke4/Kf2 4.Dd3/Dg3#; 2.- Kf3 3.Dd5+ Ke3/Kg2 4.Df4/Df1#; 2.- Ke4 3.De5+ Kf3 4.De2# und schließlich noch 2.- Kf2 3.Dd2+ Kg1 4.Dh2#.

Auch für den finnischen Problemisten Pentti Sola (28.5.1907-9.4.1940) gab es schon ein Kalenderblatt zum 100. Geburtstag in Heft 225 (Juni 2007). Als Sola in den Zwanziger Jahren noch vor Beginn seines Musikstudiums seinen Vater auf einer ausgedehnten Konzert-Tournee durch die USA begleitete, lernte er A. C. White kennen; diese Bekanntschaft führte schließlich dazu, dass Sola die finnische Problemsammlung Suomi zusammenstellte, die 1934 in der Christmas-Serie erschien. Sola wurde nach Ausbruch des finnisch-sowjetischen Winterkriegs zum Militärdienst eingezogen und fiel vor nunmehr 75 Jahren an der Front - er wurde nur 32 Jahre alt.

Eugene Beauharnais Cook

Wilkes' Spirit of the
Times (Version) 1864

wKa5, wDa6, wTh2, wSd1g6, wBe3f3, sKd3, sTc4, sBa7e5f6h3

#2 (7+6)

Schließlich wurde auch über Eugene Beauharnais Cook (19.5.1830-19.3.1915) in Heft 213 anlässlich seines 175. Geburtstags schon eine Kalenderblatt-Notiz gebracht, in dem auf seine herausragende Bedeutung für die Entwicklung des amerikanischen Problemschachs hingewiesen wurde. Jetzt, zu seinem 100. Todestag, sei noch einmal an das Riesenwerk der wesentlich von ihm konzipierten American Chess Nuts und an seine bedeutsame Schachbibliothek erinnert. Über die Entstehung dieser später an die Princeton Universität gegangenen Bibliothek schrieb Alfred Buschke 1941 in The Princeton University Library Chronicle einen Artikel, den Interessierte unter der Adresse http://schach.chess.com/article/view/great-early-chess-libraries-of-the-united-state nachlesen können. 200 Jahre sind vergangen seit Napoleons endgültiger Niederlage bei Waterloo. Dies ist Anlass genug, auch auf Cooks französisch klingenden Vornamen einzugehen, denn der hat durchaus etwas mit dem großen Franzosen zu tun: Eugene Beauharnais (1781-1824) war Napoleons Stiefsohn, und Cooks Vater, ein amerikanischer General, gab seinem Sohn diesen Vornamen aus Freundschaft zu Joseph Bonaparte, einem Bruder Napoleons, der als emigrierter König von Spanien sein Exil in direkter Nachbarschaft zu Cook verbrachte. Aus Cooks kompositorischem Schaffen sei hier ein früher Task gezeigt (s. Diagr.): Satzmatts 1.-e4/f5 2.Sf4/S:e5; 1.Kb5 Zz 1.- Ta4/Tb4+Tc5+/Tc6 2.K:T, 1.- Tc 2.Dd6, 1.- Td-h4 2.Da3. Sechs neue Matts nach Zugzwang.

Hans Ott

Schweizerische
Schachzeitung 1928

wKh2, wTb7d7, wSc4d3, sKc6, sTh5, sBa4b3e6e7f6f7h4

#4 (5+9)

Moriz Hennebergers Alpine Chess erschien 1921 in der Christmas-Serie und gab einen Überblick über das schweizerische Problemschaffen seit dessen Anfängen durch F. Capraetz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In diesem Band ist auch der vor 125 Jahren geborene Hans Ott (8.3.1890-16.6.1967) mit vier Problemen vertreten. Henneberger bemerkt dazu, dass die Sammlung schon fast abgeschlossen war als Ott, der zuvor schon als starker Löser bekannt war, zu komponieren begann - und das gleich mit so beeindruckenden Problemen, dass sie, ganz frisch, noch schnell in das Buch aufgenommen wurden. Viel später (1967) war Ott, unterstützt durch Konrad Kummer und Hans Schudel, die treibende Kraft, die schweizerische Problemsammlung fortzusetzen, was zum Buch Kunstwerke auf 64 Feldern führte, das sich mit dem Arbeitstitel Älpine Chess II" ganz bewusst in die Tradition der früheren Anthologie stellte (die später noch durch zwei weitere, von Hans Henneberger herausgegebene Bände fortgeführt wurde). Ott, der beruflich als Unternehmer in der Uhrenbranche tätig war, wirkte (nicht nur bei dem genannten Buchprojekt) als großzügiger Mäzen, dessen finanzielle Hilfe vieles, was in der Schweiz schachlich geleistet wurde, erst ermöglichte. Zu Otts eigenem Problemschaffen legte Konrad Kummer 1986 den Band Hans Ott - Schachprobleme vor, in dem fast 200 seiner Aufgaben enthalten sind. Als ich dieses Werk erst am Ende meiner Recherche zu diesem Beitrag zur Hand nahm, fand ich auf dem Titelblatt genau die Aufgabe, die ich zuvor schon ausgewählt hatte: 1.Sa3! droht 2.Sb4+ Kc5 verstellt den sTh4 was 3.Tb5# ermöglicht. Schwarz verteidigt sich antikritisch durch 1.- Ta5, was Weiß aber nach 2.Kh3! (Zugzwang) als neue TK-Verstellung, diesmal in entgegengesetzter Richtung, nutzt: 2.- e5 3.Sb4+ Kc5 4.Td5#. Nach 2.- f5 erweist sich 1.- Ta5 als kritische Einsperrung: 3.Sc4! Tb5/Tc5/Td5/Te5 4.Tbc7/Sb4/Tdc7/S:e5#. 2.- b2 wird mit 3.Sc2 erledigt.

 


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