Heft 273, Juni 2015

Kalenderblatt

Sergej Schedej

Problem 1964

1. Preis

wKd1, wDb3, wTa5h5, wLc8g5, wSb4, wBc2e2e4f3h6, sKd4, sLa8, sSb5, sBc3d6e3g7

#2 (12+7)

Der vor knapp drei Jahren verstorbene Sergej Schedej (9.6.1940-26.11.2012) war ein Pionier in der Darstellung zyklischer Themen im Zweizüger. Hier das Stammproblem zu dem nach ihm benannten Zyklus: Auf 1.h:g7? droht 2.Lf6, auf 1.- Kc5/Ke5 folgt 2.L:e3/D:c3, aber 1.- d5! pariert. Nach dem Schlüssel 1.Sd5! droht 2.L:e3, auf die Verteidigungen 1.- Kc5/Ke5 kommen jetzt die Mattzüge 2.D:c3/Lf6. Schedej wäre jetzt 75 Jahre alt geworden.

Gyula Bebesi

Problem 1954

1. Preis ex ae. 7. TT

wKh1, wDg8, wBa2c2c4f6g2g5h6, sKa4, sLb4h7, sSh8, sBa3a5c3c5f7g3g4g6

h#17* (9+12)

Vor 100 Jahren wurde der ungarische Komponist Gyula Bebesi (5.5.1915 - 28.05.1991) geboren. Er beschäftigte sich vor allem mit Hilfs- und Selbstmatts sowie Zweizügern und hatte eine besondere Vorliebe für langzügige Hilfsmatts. Eine Auswahl seiner Aufgaben, begleitet von einer Kurzbiographie, brachte Walter Fentze 1985 heraus; das hier ausgewählte Stück ist darin nicht enthalten: Das bereitliegende Satzmatt 1.- De8# entschwindet nach dem ersten sZug in weite Ferne: 1.L:g8 Kg1 2.Lh7 Kf1 3.Lg8 Ke2 4.Lh7 Ke3 5.Lg8 Kf4 6.Lh7 K:g3 (erzeugt das später noch dringend benötigte "Luftloch") 7.Lg8 Kf4 8.Lh7 Ke5 9.Lg8 Kd6 10.Lh7 Ke7 11.Lg8 Kf8 12.Lh7 Kg7 13.Lg8 K:h8 14.Lh7 Kg7 15.Lg8 h7 16.g3 h8=D, und nach 17.Lh7 kommt jetzt doch noch das phönixgleiche Satzmatt De8#.

Nicolaas Cortlever

Tijdschrift 1949

wKg1, wDf3, wLd3, sKh8, sDg7, sBg2

Gewinn (3+3)

Nicolaas Cortlever (14.6.1915-5.4.1995) war ein starker holländischer Partiespieler, der Mitte des letzten Jahrhunderts bei mehreren Olympiaden dem niederländischen Team angehörte. Er komponierte aber auch eine Anzahl von Studien, die Harrie Grondijs 1996 in seinem Buch Charged Moves and Progressions - Nico Cortlever's Endgame Studies präsentierte. Während den meisten seiner Studien tiefgehende Analysen zugrundeliegen, ist die hier gezeigte Miniatur vehältnismäßig leicht zu durchschauen: Nach 1.Dh3+? Kg8 2.Lc4+ Kf8 3.Dc8+!? entkommt der sK über e7. Um das Matt auf d8 zu geben, muss W das Schachgebot auf h4 statt auf h3 anstreben. 1.Da8+ Dg8 2.Da7! (W muss die Falle 12.Db7? Df7 nebst 3.D:f7 patt vermeiden.) 2.- Dg7 (Nach 2.- Df7? geht es schneller) 3.Db8+ Dg8 4.Dc7 Df7 (4.- Dg7 5.Dd8 geht schneller) 5.Dc3+ Dg7 6.Dc8+ Dg8 7.Dd7 Dg7 8.Dd8+ Dg8 9.Dd4+ Dg7 und W hat gegenüber der Diagrammstellung die wD nach d4 gebracht, so dass jetzt die Schlusswendung passt: 10.Dh4+ Kg8 11.Lc4+ Kf8 11.Dd8#.

Henryk Żuk

III. WCCT 1984/88

1. Platz

wKf3, wDf2, wTe1e8, wLb7h2, wSd6h6, wBa2a3a6d2g5, sKd5, sSe7, sBa7c6d3

#2 (13+5)

Der polnische Zweizüger-Spezialist Henryk Żuk (25.5.1915-8.10.2001) publizierte 1995 ein kleines Büchlein (Wybrane problemy szachowe) mit einer Auswahl von 70 seiner Probleme. Seinen größten Erfolg konnte er wohl im 3. WCCT feiern (Diagr.). Verlangt waren Aufgaben, in denen in einer Verführung und in der Lösung W dem sK genau zwei Fluchtfelder gibt. Unser heutiger Jubilar Jacques Savournin war Preisrichter und setzte \.{Z}uks Zugzwang-Aufgabe auf den ersten Platz: 1.Te3? (ZZ) Kc5/Kd4 2.T:d3/Te5, 1.- S~\ 2.T:d3, aber 1.- Sf5!; 1.Ke3? (ZZ) Kc5/Ke6 2.Ke4/Df5, 1.- S~\ 2.Df5, aber 1.- Sg6!; 1.Se4! (ZZ) Ke6/Kc4 2.Sf6/Dc5, 1.- S~\ 2.Dc5.

Auf William H. S. Monck (21.4.1839-24.6.1915) wurde bereits in Heft 266 beiläufig eingegangen; anlässlich seines 100. Todestages sei jetzt etwas mehr über diesen vielseitigen irischen Gelehrten gesagt. Nach seinem Studium war er als Wirtschaftsjurist am High Court of Ireland tätig, 1878 wurde er Professor für Moralphilosophie und publizierte in der Folge u. a.\ Bücher über Kant und Locke. Nach seiner Pensionierung stellte er sich im Garten ein Teleskop auf und maß dort 1892 als erster Sternenlicht auf photoelektrischem Weg. Wegen dieser und weiterer astronomischer Pionierleistungen wurde er 1899 in die Royal Astronomical Society aufgenommen. Seit den 1870er Jahren war Monck auch schachlich aktiv, vorwiegend als Partie- und Fernschachspieler. Außerdem publizierte er in einer Schulzeitung (Our School Times) ab 1878 eine Reihe von Artikeln, woraus sich eine regelmäßig Schachspalte entwickelte, die er bis 1884 fortführte. Wie weit sein problemschachliches Engagement ging, ist nicht bekannt, aber in einem Nachruf, der 1993 in einer Abhandlung über stellare Photometrie erschien, wurde nicht nur Moncks ruhiger und zurückhaltender Charakter erwähnt, sondern neben seinen wissenschaftlichen Leistungen wurde hervorgehoben, dass der ausgezeichnete Schachspieler Monck mehr Vergnügen beim Lösen von Problemen fand als in den Verwicklungen einer Partie.

Napoleon Marache

The Chess Palladium
and Mathematical Sphinx
1846

wKb3, wDa2, wLe8, wSa4g7, wBb4d7f4, sKd5, sDd6, sTd4d8, sLa7g2, sBc7

#4 (8+7)

Das Problem von Napoleon Marache zeigt die erste in einem amerikanischen Schach-Periodikum publizierte Schachaufgabe. Dem Stil der Zeit entsprechend wurde noch kräftig Schach geboten, aber auch Damenopfer, Weglenkung und Unterverwandlung gezeigt: 1.Sc3+ Kc6 2.Da6+ Lb6 3.Da8+ T:a8 4.d8=S#. Das von Marache herausgegebene Chess Palladium and Mathematical Sphinx startete im gleichen Jahr wie die Deutsche Schachzeitung, schon ein Jahr nach der ersten Veröffentlichung eines Schachproblems in den USA (1845). Die Zeit war aber noch nicht reif für eine eigenständige Zeitschrift, und so musste Chess Palladium nach nur drei Nummern sein Erscheinen schon wieder einstellen. Zwanzig Jahre später (1866) gab Marache sein Manual of Chess heraus, eines der ersten amerikanischen Schachbücher. Marache wurde in Frankreich geboren und kam mit 13 Jahren in die USA, wo er in der Vor-Loyd-Zeit zu einem der bedeutendsten Schach-Aktivisten wurde. Er spielte mehrere Partien gegen Paul Morphy, war zeitweise dessen Sekretär, und er ist mit einem knappen Hundert Schachproblemen in den 1868 erschienenen American Chess Nuts vertreten. Über seine Lebensdaten gibt die Literatur unterschiedliche Auskünfte. Folgt man dem Standardwerk von J. Gaige, dann wurde er von nunmehr 200 Jahren am 15. (oder 8.!?) Juni 1815 geboren und starb am 11.5.1875. A. C. White zufolge wurde Marache aber erst am 8. Juni 1818 geboren, ein Nachruf in den Westminster Papers, Juli 1875 nennt den 15. Juni 1815.

Günter Büsing


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