Kalenderblatt
Sergej Schedej
Problem 1964
1. Preis
#2 (12+7)
Der vor knapp drei Jahren verstorbene Sergej
Schedej (9.6.1940-26.11.2012) war ein Pionier in der
Darstellung zyklischer Themen im Zweizüger. Hier das
Stammproblem zu dem nach ihm benannten Zyklus: Auf 1.h:g7? droht
2.Lf6, auf 1.- Kc5/Ke5 folgt 2.L:e3/D:c3, aber 1.- d5! pariert.
Nach dem Schlüssel 1.Sd5! droht 2.L:e3, auf die Verteidigungen
1.- Kc5/Ke5 kommen jetzt die Mattzüge 2.D:c3/Lf6. Schedej wäre
jetzt 75 Jahre alt geworden.
Gyula Bebesi
Problem 1954
1. Preis ex ae. 7. TT
h#17* (9+12)
Vor 100 Jahren wurde der ungarische Komponist Gyula
Bebesi (5.5.1915 - 28.05.1991) geboren. Er beschäftigte sich
vor allem mit Hilfs- und Selbstmatts sowie Zweizügern und hatte
eine besondere Vorliebe für langzügige Hilfsmatts. Eine Auswahl
seiner Aufgaben, begleitet von einer Kurzbiographie, brachte
Walter Fentze 1985 heraus; das hier ausgewählte Stück ist darin
nicht enthalten: Das bereitliegende Satzmatt 1.- De8#
entschwindet nach dem ersten sZug in weite Ferne: 1.L:g8 Kg1
2.Lh7 Kf1 3.Lg8 Ke2 4.Lh7 Ke3 5.Lg8 Kf4 6.Lh7 K:g3 (erzeugt das
später noch dringend benötigte "Luftloch") 7.Lg8 Kf4 8.Lh7 Ke5
9.Lg8 Kd6 10.Lh7 Ke7 11.Lg8 Kf8 12.Lh7 Kg7 13.Lg8 K:h8 14.Lh7
Kg7 15.Lg8 h7 16.g3 h8=D, und nach 17.Lh7 kommt jetzt doch noch
das phönixgleiche Satzmatt De8#.
Nicolaas Cortlever
Tijdschrift 1949
Gewinn (3+3)
Nicolaas Cortlever (14.6.1915-5.4.1995) war ein
starker holländischer Partiespieler, der Mitte des letzten
Jahrhunderts bei mehreren Olympiaden dem niederländischen Team
angehörte. Er komponierte aber auch eine Anzahl von Studien, die
Harrie Grondijs 1996 in seinem Buch Charged Moves and
Progressions - Nico Cortlever's Endgame Studies präsentierte.
Während den meisten seiner Studien tiefgehende Analysen
zugrundeliegen, ist die hier gezeigte Miniatur vehältnismäßig
leicht zu durchschauen: Nach 1.Dh3+? Kg8 2.Lc4+ Kf8 3.Dc8+!?
entkommt der sK über e7. Um das Matt auf d8 zu geben, muss W das
Schachgebot auf h4 statt auf h3 anstreben. 1.Da8+
Dg8 2.Da7! (W muss die Falle 12.Db7? Df7 nebst 3.D:f7 patt
vermeiden.) 2.- Dg7 (Nach 2.- Df7? geht es
schneller) 3.Db8+ Dg8 4.Dc7 Df7 (4.- Dg7 5.Dd8
geht schneller) 5.Dc3+ Dg7 6.Dc8+ Dg8 7.Dd7 Dg7
8.Dd8+ Dg8 9.Dd4+ Dg7 und W hat gegenüber der Diagrammstellung
die wD nach d4 gebracht, so dass jetzt die Schlusswendung passt:
10.Dh4+ Kg8 11.Lc4+ Kf8 11.Dd8#.
Henryk Żuk
III. WCCT 1984/88
1. Platz
#2 (13+5)
Der polnische Zweizüger-Spezialist Henryk
Żuk (25.5.1915-8.10.2001) publizierte 1995 ein kleines
Büchlein (Wybrane problemy szachowe) mit einer Auswahl
von 70 seiner Probleme. Seinen größten Erfolg konnte er wohl im
3. WCCT feiern (Diagr.). Verlangt waren Aufgaben, in denen in
einer Verführung und in der Lösung W dem sK genau zwei
Fluchtfelder gibt. Unser heutiger Jubilar Jacques Savournin war
Preisrichter und setzte \.{Z}uks Zugzwang-Aufgabe auf den ersten
Platz: 1.Te3? (ZZ) Kc5/Kd4 2.T:d3/Te5, 1.- S~\ 2.T:d3, aber 1.-
Sf5!; 1.Ke3? (ZZ) Kc5/Ke6 2.Ke4/Df5, 1.- S~\ 2.Df5, aber 1.-
Sg6!; 1.Se4! (ZZ) Ke6/Kc4 2.Sf6/Dc5, 1.- S~\ 2.Dc5.
Auf William H. S. Monck (21.4.1839-24.6.1915)
wurde bereits in Heft 266 beiläufig eingegangen; anlässlich
seines 100. Todestages sei jetzt etwas mehr über diesen
vielseitigen irischen Gelehrten gesagt. Nach seinem Studium war
er als Wirtschaftsjurist am High Court of Ireland tätig, 1878
wurde er Professor für Moralphilosophie und publizierte in der
Folge u. a.\ Bücher über Kant und Locke. Nach seiner
Pensionierung stellte er sich im Garten ein Teleskop auf und maß
dort 1892 als erster Sternenlicht auf photoelektrischem Weg.
Wegen dieser und weiterer astronomischer Pionierleistungen wurde
er 1899 in die Royal Astronomical Society aufgenommen. Seit den
1870er Jahren war Monck auch schachlich aktiv, vorwiegend als
Partie- und Fernschachspieler. Außerdem publizierte er in einer
Schulzeitung (Our School Times) ab 1878 eine Reihe von
Artikeln, woraus sich eine regelmäßig Schachspalte entwickelte,
die er bis 1884 fortführte. Wie weit sein problemschachliches
Engagement ging, ist nicht bekannt, aber in einem Nachruf, der
1993 in einer Abhandlung über stellare Photometrie erschien,
wurde nicht nur Moncks ruhiger und zurückhaltender Charakter
erwähnt, sondern neben seinen wissenschaftlichen Leistungen wurde
hervorgehoben, dass der ausgezeichnete Schachspieler Monck mehr
Vergnügen beim Lösen von Problemen fand als in den Verwicklungen
einer Partie.
Napoleon Marache
The Chess Palladium
and Mathematical Sphinx
1846
#4 (8+7)
Das Problem von Napoleon Marache zeigt die
erste in einem amerikanischen Schach-Periodikum publizierte
Schachaufgabe. Dem Stil der Zeit entsprechend wurde noch kräftig
Schach geboten, aber auch Damenopfer, Weglenkung und
Unterverwandlung gezeigt: 1.Sc3+ Kc6 2.Da6+ Lb6 3.Da8+ T:a8
4.d8=S#. Das von Marache herausgegebene Chess Palladium
and Mathematical Sphinx startete im gleichen Jahr wie die Deutsche
Schachzeitung, schon ein Jahr nach der ersten Veröffentlichung
eines Schachproblems in den USA (1845). Die Zeit war aber noch
nicht reif für eine eigenständige Zeitschrift, und so musste Chess
Palladium nach nur drei Nummern sein Erscheinen schon wieder
einstellen. Zwanzig Jahre später (1866) gab Marache sein Manual
of Chess heraus, eines der ersten amerikanischen Schachbücher.
Marache wurde in Frankreich geboren und kam mit 13 Jahren in die
USA, wo er in der Vor-Loyd-Zeit zu einem der bedeutendsten
Schach-Aktivisten wurde. Er spielte mehrere Partien gegen Paul
Morphy, war zeitweise dessen Sekretär, und er ist mit einem
knappen Hundert Schachproblemen in den 1868 erschienenen American
Chess Nuts vertreten. Über seine Lebensdaten gibt die Literatur
unterschiedliche Auskünfte. Folgt man dem Standardwerk von J.
Gaige, dann wurde er von nunmehr 200 Jahren am 15. (oder 8.!?)
Juni 1815 geboren und starb am 11.5.1875. A. C. White zufolge
wurde Marache aber erst am 8. Juni 1818 geboren, ein Nachruf in
den Westminster Papers, Juli 1875 nennt den 15. Juni
1815.
Günter Büsing