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Heft 220, August 2006

Kalenderblatt

Am 9. Juli konnte mit dem Moskauer Nikita Plaksin einer der großen Retro-Künstler der letzten Jahrzehnte seinen 75. Geburtstag feiern. Plaksin publizierte viele seiner Kompositionen – meist klassische Retros, in denen es um die Auflösung einer komplizierten Stellung geht – in der Schwalbe. Die hier nachgedruckte Aufgabe wurde im Jubiläumsturnier seiner Heimatstadt ausgezeichnet:

Nikita Plaksin
Moskau-850-JT 1997
Spez.-Preis
h#2 (14+15)

Die Hilfsmattforderung legt fest, daß Schwarz in der Diagrammstellung am Zug ist (falls nicht das Gegenteil bewiesen werden kann – und das ist hier nicht der Fall, wie die nachfolgende Analyse ergibt).
Retroanalyse: Die schwarzen Bauern schlugen zweimal (a7:b6:c5), die weißen einmal (g6:Sh7-h8=T), womit alle (Ent-) Schlagmöglichkeiten erschöpft sind. Die Auflösung rechts oben geht nur nach Rückführung des B(g7), nachdem L(f8) heimgekehrt ist. Der sLb8 muss dazu durch Rücknahme von b7-b6 (dies war der letzte B-Zug!) befreit werden. Bevor es dazu kommt, muss der L[c8] rückgeführt werden, was wiederum voraussetzt, dass vorher T[h8], D[d8] und K[e8] auf die 8. Reihe gelangten.

Der sK kann nicht über den D-Flügel nach Hause gelangen, da die wBB b2/d3 ihm die c-Linie versperren (Bd3 kann erst nach d2 zurückgeführt werden, nachdem der noch zu entschlagende wL(c1) auf c5 oder b6 entschlagen wurde). Die Heimführung des sK über das ohnehin viel näher gelegene Feld g7 verlangt aber ein vorheriges Wegziehen des wUW-Th7, um illegale Retro-Schachs zu vermeiden. Der wT muss also zunächst über die a-Linie auf den D-Flügel ausweichen, damit der sK eindringen kann, danach muss er aber wieder zu seinem Entstehungsfeld (h8) zurückgeführt werden – erneut ohne illegale Schach-Kollision. Es ist äußerst raffiniert, wie der sK dann nach langem Marsch schließlich auf b5 ein Plätzchen findet, an dem der wT an ihm vorbeikommt.

Rückspiel: Zunächst bereiten beide Parteien das Ausweichmanöver des wTh7 vor: 1.Sb5-a7 Sd6-b7 2.w (= Wartezug) La7-b8 3.w Tg8-g7 4.Tg7-h7 Tb8-g8 5.Tg8-g7 Tb7-b8 6.Ta8-g8 Lb8-a7 7.Ta4-a8 Hier kann der wT vorerst geparkt werden. Danach wird der lange Marsch des sK vorbereitet: 7.– La7-b8 8.Ke3-f4 Kb1-a1 9.Td4-h4 Kc1-b 10.wKd1-c1 11.Tc2-d2++Ke1-d1 12.Sc3-b5 Ld5-f3 13.Kd2-e3 De4-h1 14.Sb1-c3. Jetzt läuft der sK via f1-g2-h3-g4-g5-f6-g7-bis nach a8, während Weiß sich die Zeit mit Wartezügen vertreibt und dabei den Td4 nach (z.B.) c3 stellt (26.– Ka8-b8). Danach 27.w Lb8-a7 28.Tb4-a4+ Ka7-a8 29.w Ka6-a7 30.w Kb5-a6, und endlich kommen die beiden aneinander vorbei. 31.Ta4-b4+ Dc4-e4 32.Ta8-a4 La7-b8 33.Tc2-c1 Ka6-b5 34.Tg8-a8 Lb8-a7 35.w Ka7-a6 36.w Da6-c4 37.w Lc4-d5 38.w Ka8-a7 39.w La7-b8 40.Tg7-g8+ Tb8-b7 41.w Tf8-b8 42.w Kb8-a8 43.w Kc8-b8 44.w Kd8-c8 45.w Dc8-a6 46.w La6-c4 47.w Ke8-d8 48.w Dd8-c8 49.w Lc8-a6, und nach 50.w kann Schwarz endlich den Bauernzug 50.– b7-b6 zurücknehmen.
Im Vorwärtsspiel scheitern die vermeintlichen Lösungen 1.Tg4+? T:g4 2.Dg1 T:g1#, 1.Tg3? h:g3 2.Lg4 T:h1# oder ähnlich jetzt an der 50-Züge-Regel: Nach dieser Vorgeschichte greift nach dem ersten (nicht-schlagenden) Zug nämlich automatisch die Remis-Regel. Daher löst nur 1.L:c6! Tg4 2.Dd5 T:g1#.


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