Am 9. Juli konnte
mit dem Moskauer Nikita Plaksin einer der großen Retro-Künstler
der letzten Jahrzehnte seinen 75. Geburtstag feiern. Plaksin publizierte
viele seiner Kompositionen meist klassische Retros, in denen
es um die Auflösung einer komplizierten Stellung geht in
der Schwalbe. Die hier nachgedruckte Aufgabe wurde im Jubiläumsturnier
seiner Heimatstadt ausgezeichnet:
|
Nikita
Plaksin
Moskau-850-JT 1997
Spez.-Preis
|
|
h#2 |
(14+15)
|
Die Hilfsmattforderung
legt fest, daß Schwarz in der Diagrammstellung am Zug ist (falls
nicht das Gegenteil bewiesen werden kann und das ist hier nicht
der Fall, wie die nachfolgende Analyse ergibt).
Retroanalyse: Die schwarzen Bauern schlugen zweimal (a7:b6:c5), die
weißen einmal (g6:Sh7-h8=T), womit alle (Ent-) Schlagmöglichkeiten
erschöpft sind. Die Auflösung rechts oben geht nur nach Rückführung
des B(g7), nachdem L(f8) heimgekehrt ist. Der sLb8 muss dazu durch Rücknahme
von b7-b6 (dies war der letzte B-Zug!) befreit werden. Bevor
es dazu kommt, muss der L[c8] rückgeführt werden, was wiederum
voraussetzt, dass vorher T[h8], D[d8] und K[e8] auf die 8. Reihe gelangten.
Der sK kann nicht über den D-Flügel nach Hause gelangen, da
die wBB b2/d3 ihm die c-Linie versperren (Bd3 kann erst nach d2 zurückgeführt
werden, nachdem der noch zu entschlagende wL(c1) auf c5 oder b6 entschlagen
wurde). Die Heimführung des sK über das ohnehin viel näher
gelegene Feld g7 verlangt aber ein vorheriges Wegziehen des wUW-Th7,
um illegale Retro-Schachs zu vermeiden. Der wT muss also zunächst
über die a-Linie auf den D-Flügel ausweichen, damit der sK
eindringen kann, danach muss er aber wieder zu seinem Entstehungsfeld
(h8) zurückgeführt werden erneut ohne illegale Schach-Kollision.
Es ist äußerst raffiniert, wie der sK dann nach langem Marsch
schließlich auf b5 ein Plätzchen findet, an dem der wT an
ihm vorbeikommt.
Rückspiel: Zunächst bereiten beide Parteien das Ausweichmanöver
des wTh7 vor: 1.Sb5-a7 Sd6-b7 2.w (= Wartezug) La7-b8 3.w Tg8-g7 4.Tg7-h7
Tb8-g8 5.Tg8-g7 Tb7-b8 6.Ta8-g8 Lb8-a7 7.Ta4-a8 Hier kann der wT vorerst
geparkt werden. Danach wird der lange Marsch des sK vorbereitet: 7.
La7-b8 8.Ke3-f4 Kb1-a1 9.Td4-h4 Kc1-b 10.wKd1-c1 11.Tc2-d2++Ke1-d1 12.Sc3-b5
Ld5-f3 13.Kd2-e3 De4-h1 14.Sb1-c3. Jetzt läuft der sK via
f1-g2-h3-g4-g5-f6-g7-bis
nach a8, während Weiß sich die Zeit mit Wartezügen vertreibt
und dabei den Td4 nach (z.B.) c3 stellt (26. Ka8-b8). Danach 27.w
Lb8-a7 28.Tb4-a4+ Ka7-a8 29.w Ka6-a7 30.w Kb5-a6, und endlich kommen
die beiden aneinander vorbei. 31.Ta4-b4+ Dc4-e4 32.Ta8-a4 La7-b8 33.Tc2-c1
Ka6-b5 34.Tg8-a8 Lb8-a7 35.w Ka7-a6 36.w Da6-c4 37.w Lc4-d5 38.w Ka8-a7
39.w La7-b8 40.Tg7-g8+ Tb8-b7 41.w Tf8-b8 42.w Kb8-a8 43.w Kc8-b8 44.w
Kd8-c8 45.w Dc8-a6 46.w La6-c4 47.w Ke8-d8 48.w Dd8-c8 49.w Lc8-a6,
und nach 50.w kann Schwarz endlich den Bauernzug 50. b7-b6
zurücknehmen.
Im Vorwärtsspiel scheitern die vermeintlichen Lösungen 1.Tg4+?
T:g4 2.Dg1 T:g1#, 1.Tg3? h:g3 2.Lg4 T:h1# oder ähnlich jetzt an
der 50-Züge-Regel: Nach dieser Vorgeschichte greift nach dem ersten
(nicht-schlagenden) Zug nämlich automatisch die Remis-Regel. Daher
löst nur 1.L:c6! Tg4 2.Dd5 T:g1#.
|