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Todesfälle
Wie wir erst jetzt erfuhren, ist der niederländische Komponist Harry Goldsteen (26.7.1939-5.6.2021) schon vor gut einem Jahr verstorben. Er hatte eine Vorliebe für Retros, und als das niederländische Probleemblad im ersten Heft des Jahrgangs 2000 einen Wettbewerb veranstaltete, um die herausragenden Probleme des abgelaufenen Milleniums zu feiern, gehörte ein Goldsteen-Retro zu den nominierten Aufgaben (s. S. 603 für ein aktuelles Retro.).
Unerwartet im Alter von 50 Jahren verstarb Jochen Wege (18.12.1971-11.07.2022) aus Frankfurt am Main. Er trat Ende 2021 der Schwalbe bei und war sowohl beim 44th WCSC 2021 in Rhodos als auch beim ECSC 2022 in Riga eine Verstärkung des deutschen Teams. Auch im Partieschach war er als FIDE-Meister erfolgreich. Ein wirklich tragischer plötzlicher Verlust.
Eine Korrektur zur Todesmeldung von Jorma Pitkänen: Im letzten Heft war ein falsches Sterbedatum genannt. Richtig ist der 8.2.2022.
Kalenderblatt
Walter Korn (22.5.1908-20.7.1997) war ein österreichisch/ ungarisch/ tschechisch/ amerikanischer Kosmopolit, dessen Multinationalität durch die politischen Verwerfungen des letzten Jahrhunderts begründet war. Geboren in Prag, emigrierte er 1939 nach London. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er in Deutschland eine UN-Organisation, die sich um KZ-Überlebende kümmerte, danach arbeitete er 1948 in Genf als nationaler Direktor der World ORT (Organisation for Rehabilitation through Training, eine 1880 gegründete und immer noch existierende jüdische Bildungseinrichtung). Seit 1950 lebte Korn in den USA, unterbrochen von einem vierjährigen Aufenthalt in Israel, wo er für mehrere jüdische Organisationen arbeitete. Dies alles klingt nach einem erfüllten, arbeitsreichen Leben, aber Korn hatte offenbar noch überschüssige Energie, die er in schachliche Aktivitäten umsetzte. Am bekanntesten wurde wohl seine Arbeit an dem Buch Modern Chess Openings, dessen überarbeitete Auflagen 7 bis 12 auf Korn zurückgehen. Das Buch galt seinerzeit als Standardwerk, das Turnierspieler regelmäßig zu Rate zogen - daher muss man voraussetzen, dass Korn sich offenbar hinlänglich in der Materie auskannte, um ein anerkanntes Fachbuch zu schreiben. Neben der Eröffnungstheorie widmete er sich auch allgemeineren Themen; so schrieb er den umfangreichen Beitrag zum Thema Schach für die 1972 erschienene Auflage der Encyclopaedia Britannica.
Walter Korn
Manchester Guardian
1950
Gewinn (4+5)
Karl Flatt
Chemnitzer Tageblatt
1926
s#3 (13+9)
Der amerikanische Problemist Kenneth Samuel Howard (12.4.1882-20.7.1972) leitete von 1935 bis 1949 den Problemteil des American Chess Bulletin, daneben komponierte er um die tausend Probleme, meist Zwei- oder Dreizüger, und schrieb eine ganze Reihe von Problembüchern. Den Anfang machte 1943 sein sehr erfolgreiches The enjoyement of chess problems, das bis 1961 drei Auflagen erlebte. Weiter ging es 1945 mit How to solve chess problems, dem 1962 die One hundred years of the american two-move chess problem und 1965 der Band Spectacular chess problems folgten. Im Alter von 88 Jahren schloss er 1970 seine publizistische Tätigkeit mit Classic chess problems by pioneer composers ab; eine Zusammenstellung von 155 Problemen, die fast alle Komponisten von Rang und Namen enthielt, seien es Loyd, White, Klett, Shinkman, Havel, Wurzburg, Kohtz und Kockelkorn, Heathcote usw.
Suaminatha Subrahmanyam (6.6.1893-21.7.1972) war einer der Väter des indischen Problemschachs. Von seinen etwa 300 Kompositionen sind die meisten Zweizüger und im Good-Companion-Stil gehalten. 1959 wurde er von der PCCC zum Kompositions-Preisrichter ernannt.
Schon wieder ist in der "falschen Rubrik" an einen 75. Geburtstag zu erinnern. Winfried E. Kuhn (21.8.1947-3.9.2004) war erst 57 Jahre alt, als er einem Krebsleiden erlag. 17 Jahre zuvor startete er seine eindrucksvolle Serie von Publikationen mit dem Titel Schachbrett - 1000 Schachaufgaben aus der Landeszeitung für die Lüneburger Heide 1967-1987. Er erntete für diese Fleißarbeit zwar große Anerkennung, manchmal war diese aber auch mit einem ratlosen Kopfschütteln verbunden, denn manche Rezensenten zweifelten am Sinn einer solchen ausführlichen Dokumentation von nicht nur hochwertigen Problemen. So schrieb Hans-Dieter Leiß im Juni-Heft der Schwalbe 1987 (S. 263), weniger wäre ihm lieber gewesen, also eine sorgfältige Auswahl aus den Originalproblemen. WEK blieb aber seinem auf Vollständigkeit ausgelegten Prinzip treu, insbesondere bei seinen Büchern über die Schachspalten in der Tageszeitung Welt und dem Magazin Stern und den Problemschach-Jahrbüchern, die er für die Jahre 1992 bis 2003 erstellte und in denen die in deutschen Tageszeitungen erschienenen Probleme dokumentiert wurden. Neben den dokumentarischen Schriften erschienen in der bald unter der Bezeichnung "Kuhn-Murkisch-Serie" laufenden Buchreihe bedeutende Originalbeiträge wie die Autobiographie Mattbilder eines Lebens von László Lindner, Hermann Weißauers in zwei Auflagen erschienenes Orlimont-Buch, Gerhard Willekes Geschichte des deutschen Arbeiterschach usw., nicht zu vergessen die von ihm zusammengestellte fast 500 Seiten umfassende Schrift über Das Schwalbe-Treffen 1990 in Lüneburg - Die Kuhn-Murkisch-Serie ist nach WEKs Tod mit reduziertem Tempo fortgeführt worden: bis 1993 erschienen 43 Titel, seit kurzem ist der Band 49 zu haben. Dass WEK ein äußerst vielseitig interessierter und aktiver Mensch war, geht aus Godehard Murkischs sehr persönlichem Nachruf hervor (Die Schwalbe Dez. 2004, Heft 210, Seite 599-601), auf den hier verwiesen sei.
Alfred M. Ehrhardt Post (23.9.1881-1.8.1947) war in den Jahren zwischen 1907 und 1923 ein erfolgreicher Partiespieler, der u. a. zweimal deutscher Meister und Berliner Meister wurde. Heute ist er in erster Linie als Schachfunktionär in (schlechter) Erinnerung. Post, der bereits seit 1911 Präsident der Berliner Schachgesellschaft war, trat als Funktionär besonders durch seine deutschnationale Einstellung hervor. So wandte er sich beim Kongress des Deutschen Schachbundes 1914 in Mannheim gegen die Gründung einer internationalen Schachorganisation und unterstützte einen Antrag, die Zahl ausländischer Spieler bei den Meisterturnieren zu beschränken. Beim Kongress 1920 in Berlin unterlag er bei der Wahl zum Vorsitzenden des DSB deutlich gegen Walter Robinow. Von seinem Amt als 2. Vorsitzender trat Post Ende 1922 nach weiteren Querelen zurück. Leider war dies nicht das Ende seiner Karriere. Als der DSB 1933 zwangsweise im Großdeutschen Schachbund (GSB) aufging, wurde Post Stellvertreter des GSB-Bundesleiters Otto Zander und war an der Gleichschaltung von Schachorganisationen und der Ausgrenzung jüdischer Mitglieder beteiligt. 1939 wurde er unter Bundesleiter Franz Moraller zum Geschäftsführer ernannt und konnte in dieser Funktion die Tätigkeit des GSB in den folgenden Jahren mit fast unbeschränkter Machtfülle lenken, obwohl er formal und protokollarisch stets zweiter Mann in der Verbandshierarchie blieb. Wie ich erst bei der Vorbereitung dieses Texts herausfand, ist es Post gelungen, eine offenbar von ihm selbst entworfene Neuerung bis in die heutige Zeit zu retten: die mit \glqq{}Bundesform\grqq{} bezeichneten Spielfiguren, deren Einführung er 1934 in den Deutschen Schachblättern (S. 266) den Schachvereinen mit folgendem Text empfahl: \glqq{}Bundesform in Schachspielen. Nach meinen Angaben und Entwürfen ist eine neue Form von Schachfiguren hergestellt worden, die die bisherigen Spiele in Aussehen, Haltbarkeit und Billigkeit weit übertrifft. Den Schachvereinen wird empfohlen, die neue Bundesform allmählich anstelle der früheren Figuren einzuführen.\grqq{} Mit dem Kriegsende 1945 war auch Posts Karriere vorbei. Sein Tod 1947 wurde in der Schachpresse nur kurz erwähnt, seine "großdeutsche" Bundesform, die mir schon vom rein haptischen immer unsympathisch war, hat überlebt.
William Greenwood
English Chess Problems
1876
#3 (9+9)
Im niederländischen Haarlem wurde Antonius van der Linde (14.11.1833-13.8.1897) geboren. Nach einer theologischen Ausbildung in Amsterdam widmete er sich historischen Forschungen, insbesondere zu Spinoza (Promotion in Göttingen 1862) und zur Literatur und Geschichte des Schachs. 1874 veröffentlichte er in Berlin sein monumentales zweibändiges Werk Geschichte und Litteratur des Schachspiels, das noch heute als Standardwerk zur Schachgeschichte und -bibliografie gilt. Weitere schachliche Publikationen waren Das erste Jartausend der Schachlitteratur (Berlin 1865), De schaakpartijen van Gioachino Greco (Nijmegen 1865), Das Schachspiel des 16.\ Jahrhunderts (Berlin 1873) und die 1881 ebenfalls in Berlin erschienenen Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels. Mit dem Bankrott eines Amsterdamer Bankhauses verlor van der Linde 1875 sein gesamtes Vermögen, und er sah sich in der Folge gezwungen, seine umfangreichen Sammlungen zu Spinoza (166 Bände) und zum Schach (800 Bände und Manuskripte) an die königliche Bibliothek in Den Haag zu verkaufen - es war die Geburtsstunde einer der größten Schachsammlungen der Welt, deren Begründer vor nunmehr 125 Jahren vereinsamt und in desolaten persönlichen Umständen starb.
Ignazio Calvi
Le Palamède 1836
Version de Feijter 1938
Gewinn (6+4)
Samuel M. Joseph
Brighton Society 1895
1. Preis
#2 (10+9)
(GüBü)