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Todesfälle
Zdravko Maslar ist nicht mehr. Am 24. April verstarb der legendäre Hilfsmatt-Komponist und Gastgeber der Andernacher Märchenschach-Treffen nach kurzer Krankheit am orthodoxen Ostersonntag in Belgrad. Der Name des Orts Pilatovići, in dem er am 26. Oktober 1932 geboren wurde und dem er immer eng verbunden blieb, war auch Quelle seines Rufnamens Pile.
Den Zugang zum Schachproblem fand Pile 1951. Bald trat er als Löser in der damals noch jungen Zeitschrift problem hervor. Deren Herausgeber Nenad Petrović vermittelte ihm die ersten Fachkenntnisse über die Schachkomposition, und er engagierte ihn als Helfer beim 1. FIDE-Kongress für Schachkomposition in Piran, wo er 1958 viele bekannte Problemisten aus aller Welt kennenlernte.
Da seine Familie im kommunistischen Jugoslawien viel zu leiden hatte, flüchtete er 1966 in den Westen, wo er 1970 mit der Eröffnung seines Restaurants "Balkan Pik" in der kleinen Stadt Andernach eine Existenz gründete. Seine Bekanntschaft mit Peter Kniest, den er beim PCCC-Treffen 1974 in Wiesbaden kennenlernte (ebenso auch bernd ellinghoven), war von schachhistorischer Bedeutung, denn beide einigten sich schnell darauf, in seinem Restaurant schon ab 1975 das zu veranstalten, was sich innerhalb weniger Jahre als „Andernacher Märchenschach-Treffen“ zum weltweit größten privaten Problemschachtreffen entwickelte, das von bis zu 80 Teilnehmern aus ungefähr 20 Ländern aus aller Welt besucht wurde und das bisher 45 Auflagen erlebte, bevor es 2020 vorerst durch die Corona-Pandemie gestoppt wurde. Jetzt muss die Ende Mai stattfindende 46. Auflage des Treffens erstmals ohne seinen Gründer stattfinden.
Trotz schöner Anfangserfolge im orthodoxen Bereich konvertierte Pile als Komponist schon früh zum heterodoxen Schachproblem und entwickelte ein besonderes Faible für klassische Hilfsmatt-Mehrzüger. Er stellte hohe Qualitätsanforderungen und war äußerst streng gegen sich selbst und andere, wenn es darum ging, die Konstruktion eines Problems zu beurteilen. Berühmt war seine Frage nach der "Determinatio" eines jeden einzelnen Steins, und er gab sich nicht zufrieden, bis er dafür eine seinen Anforderungen entsprechende Position fand. Genauso kritisch war er bei der Herausgabe seines in bernd ellinghovens schwarzer Reihe erschienenem Buchs Atelier 64 - Ausgewählte Schachaufgaben, kommentiert von meinen Freunden, das eine ungefähr zehnjährige finale Phase durchlief, weil abwechselnd der Drucker keine Zeit hatte oder dem Autor immer wieder kleine Verbesserungsmöglichkeiten erforderlich erschienen, bis es schließlich 2016 erscheinen konnte.
A
Zdravko Maslar
problem 1962
1.-2. Preis e. ae.
#3 (10+11)
B
Zdravko Maslar
Schach-Echo 1975
Sonderpreis
h#13 (2+3)
C
Zdravko Maslar
Die Schwalbe 1987
3. Preis
h#5 (5+3)
Markus Ott
feenschach 1980
Preis
ser.-h=153 (11+10)
Der finnische Komponist Jorma Pitkänen (7.4.1941-18.2.2022) war ein überaus produktiver Problemist, der über 8000 Probleme veröffentlicht haben soll, einige davon in selbstveröffentlichten Problemsammlungen (Ensilaadintoja - d. h. Urdrucke - 1990). Nunmehr ist er im Alter von 80 Jahren verstorben. - Erst in Heft 313 haben wir Juri L. Awerbach zum 100. Geburtstag am 8. Februar gratuliert, jetzt erreicht uns gerade noch zum Redaktionsschluss die Nachricht von seinem Tod am 7. Mai 2022.
Kalenderblatt
Visvaldis Veders
2. UdSSR-Mannschafts-
meisterschaft 1957
1. Platz
#5 (6+13)
Vor 50 Jahren verstarb Adolf (Ado) Kraemer, einer der bedeutendsten neudeutschen Komponisten (23.3.1898-25.6.1972). Ein umfangreicher Artikel von Hans Peter Rehm und Stephan Eisert in Heft 169 (Februar 1998) beleuchtete umfassend sein Problemschaffen, das untrennbar mit seinem Problem-Partner Erich Zepler verbunden war. In der seither vergangenen Zeit hat sich Ralf Binnewirtz intensiv mit Ado Kraemer beschäftigt und 2012 im 45. Band der Kuhn/Murkisch-Serie Eine biographische Skizze mit zahlreichen Zugaben vorgelegt.
An fünfundsiebzigste Geburtstage erinnere ich gerne in der Rubrik "Jubilare"; hier im Kalenderblatt ist es ein eher schmerzlicher Vorgang, zumal es sich dabei um gleichaltrige Problemisten, die ich oft auch persönlich gekannt habe, handelt. Dieses Mal ist die Betroffenheit besonders groß, denn es ist an gleich vier Komponisten zu erinnern, die ihr 75. Lebensjahr nicht mehr vollenden konnten: Zunächst sei Dieter Kutzborski (14.6.1947-27.4.2019) erwähnt, der uns vor drei Jahren verlassen musste und auf den in Heft 298-1 ausführlich eingegangen wurde.
Mario Matouš (16.6.1947-4.7.2013) wurde in eine tschechoslowakische Intellektuellenfamilie geboren, und das war damals nicht immer eine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Als Mario drei Jahre alt war, wurde seine Mutter aus politischen Gründen für zwei Jahre vom herrschenden kommunistischen Regime in Haft genommen. Wie damals üblich, wurde gleich die ganze Familie verfolgt: seinen Vater zwang man, eine einfache Arbeit anzunehmen und die Kinder wurden in Heimen untergebracht. Mario weigerte sich, in die kommunistische Jugendorganisation (Pioniere) einzutreten und arbeitete stattdessen aktiv in der römisch-katholischen Kirche; ein Verhalten, das ihm den Zugang zu einer seinen Fähigkeiten entsprechenden Berufswahl endgültig versperrte. Obwohl völlig ungeeignet für eine handwerkliche Tätigkeit, musste er Schlosser werden; ein Beruf, mit dem er nie zurechtkam. Schach, mit dem er als Neunjähriger in Kontakt kam, spielte eine wichtige positive Rolle in seinem Leben. Nach 1968 entwickelte er sich zu einem starken Partiespieler. Im gleichen Jahr veröffentlichte er seine erste Studie und in der Folgezeit erzielte er viele Erfolge und internationale Anerkennung. Bis 2009 publizierte er ungefähr 300 Studien auf hohem Niveau (mehr als 160 erhielten Auszeichnungen), in seinen letzten Lebensjahren litt er an einer Depression und gab die Schachkomposition ganz auf.
Mario Matouš
Shahmat 1985
Remis (5+5)
Witali S. Kowalenko
EG 2004 Gurgenidse-50-JT
1.-3. Preis
Gewinn (9+6)
Walentin W. Lukjanow
Schachmatnaja Moskwa
1968
#2 (9+9)
Karl Pohlheim (12.5.1922-11.11.2014) war viele Jahre in der Kommission für Probleme und Studien des Deutschen Schachverbands (der DDR) tätig. Er war als Partiespieler und Problemist mit einer Vorliebe für Probleme mit Grashüpfern bekannt und in verschiedenen Leipziger Vereinen aktiv. Dort lernte er unter anderem Max Petri kennen, der vor 50 Jahren verstarb (22.8.1888-6.5.1972) und ungefähr 200 Probleme aller Gattungen komponierte, mit einer Vorliebe für Dreizüger und Selbstmatt-Längstzüger.
Fernando Saavedra (10.10.1847-1.5.1922), berühmt durch "seine" Studie, starb vor 100 Jahren. Harrie Grondijs hat sich ausgiebig mit der Geschichte um diese Studie befasst.
Edward Wallis (13.5.1852-25.6.1922) war ein englischer Schachspieler, der häufiger Gast im berühmten Londoner Simson's Divan war. Dort lernte er Blackburne kennen, mit dem er sich eng befreundete. Bis heute bekannt ist Wallis durch sein Buch 777 Chess Miniatures in Three mit dem ungewöhnlichen Format von 9x21 cm, in dem er das Beste aus seiner Sammlung von etwa 6000 Miniaturen auswählte. Wallis besaß eine große Bibliothek und war ein geschätzter Mitarbeiter vieler englischer Zeitschriften.
Hans Doormann (22.5.1897-24.2.1964) war ein früher Verfechter des Märchenschachs in Deutschland und verfasste etwa 1200 Aufgaben. 1949 gründete er gemeinsam mit Wilhelm Karsch und Wilhelm Hagemann die Märchenschachzeitung FEENSCHACH; damals noch mit Großbuchstaben im Titel. - Auch der fast gleichaltrige Walter Usath (12.6.1897-1.2.1979) war Gründungsmitglied, diesmal der Schwalbe. Außerdem wurde Usath ihr erster Kassenwart. Er blieb der Schwalbe über 50 Jahre lang treu und war auch Autor der allerersten Originalaufgabe in der Schwalbe.
(GüBü)