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Todesfall
Gerd Rinder ist am 20. Januar 2022 verstorben. Der am 3.7.1935 Geborene war eine Institution. Geholfen hat ihm zunächst seine Mutter, die ihm als mehrfache deutsche Damen-Meisterin sozusagen die schachliche DNA in die Wiege legte, den Rest hat er sich selbst erarbeitet. 1954 wurde er deutscher Jugendmeister, danach war er lange Stammspieler seines Vereins München 1836, mit dem er viermal die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewann. Parallel dazu begann er auch schon in den späten 1950er Jahren, Probleme und Studien zu komponieren, und nebenbei entwickelte er sich zu einem ausgezeichneten Löser, der gleich drei der vier ersten Deutschen Lösemeisterschaften gewann (1977, 1978 und 1980). Er war Gründungsmitglied des Münchner Problemkreises, dem er nicht nur bis zuletzt angehörte, er hat ihm darüber hinaus noch einen besonderen Dienst erwiesen, indem er an seinem Wohnort (Haar, vor den Toren Münchens) einen dauerhaften Treffpunkt des mpk in einem Gemeinde-Seniorenzentrum organisierte. In den letzten Jahren war es etwas ruhiger um ihn geworden und er kam nicht mehr regelmäßig zu den monatlichen Treffen des mpk, aber dennoch blieb er schachlich aktiv und zeigte noch bei seinem letzten Besuch im Jahr 2021 seine neueste Studie.
Kalenderblatt
Zunächst eine Korrektur zur Barulin-Notiz im letzten Heft: Als Lebensdaten waren mir beim Schreiben des Textes nur sein Geburtsjahr (1897) und das Sterbejahr 1942 bekannt. Damit wäre es ein Erinnern an den 125. Geburtstag gewesen. Stattdessen verknüpfte ich die Notiz irrtümlich mit seinem 75. Todestag (statt mit dem rechnerisch korrekteren 80., der in dieser Rubrik normalerweise aber nicht erwähnt wird). Einer der immer sehr genauen Korrekturleser wies mich darauf hin, dass Barulins Todestag der 23.5.1943 sei (auch an dieser Stelle ein herzlicher Dank an das für die Öffentlichkeit im Verborgenen arbeitende Korrekturlese-Team!). Eine schnelle Literaturrecherche ergab eine fast überwältigende Mehrheit für das Todesjahr 1942 (etwa 10 Fundstellen), lediglich der französische Guide des Echecs nennt 1943. Schließlich fand ich in der normalerweise nicht von mir konsultierten, von Anatoli Karpow und einem Autorenteam herausgegebenen russischen Schachmaty Enziklopeditschski Slowar (1990) genaue Lebensdaten: 19.10.1897-23.5.1943. Danach tendiere ich dazu, diesen präziseren und aus Russland stammenden Angaben mehr zu trauen als den reinen Nennungen der Jahreszahlen (die vielleicht auch einer vom anderen abgeschrieben haben mag!?). Damit gehört die Barulin-Notiz zum 125. Geburtstag ins kommende Oktoberheft - wo sie nach diesem Vorlauf aber wohl nicht noch einmal erscheinen wird.
Lew N. Tamkow
The Problemist 1995
Gewinn (3+3)
Robert Rupp
Die Welt 1949
#3 (12+7)
Vor einem Jahrhundert erblickte Herbert Ahues das Licht der Welt (2.3.1922-11.7.2015), und seit nun schon fast 7 Jahren weilt er nicht mehr unter uns. Aber dennoch nimmt er immer noch sehr lebendig am Problemleben teil, denn die Kompositionen aus seinem großen Vorrat erscheinen immer noch als Urdrucke in verschiedenen Zeitschriften. Eine ausführliche Würdigung seines Schaffens aus Anlass seines 100. Geburtstags war vorgesehen, fiel aber leider unerwarteten anderen Verpflichtungen und einigen organisatorischen Turbulenzen zum Opfer.
Erkki Heinonen
Suomen Tehtäväniekat
1976
1. Platz
h#4 (2+12)
Einen Tag jünger als Erkki Heinonen war Herbert Mück (22.3.1922-6.2.1998), der in den 1960er Jahren in der Kieler Schach-Gesellschaft begann, ein vereinsinternes Mitteilungsblatt herauszugeben. Der darin enthaltene relativ große Problemteil wurde später von Hartmut Laue weitergeführt. Im Band 15 der Kuhn/Murkisch-Reihe mit dem Titel KSG-Problemschach 1968-1987 wurde diese Schachspalte, aus der es 5 Urdrucke sogar ins FIDE-Album schafften, dokumentiert.
Wem ist der Name Angel Novejarque Iranzo (22.8.1876-14.3.1922) bekannt? Er erschien auf meiner Kalenderblatt-"Kandidatenliste" als ein vor einem Jahrhundert verstorbener spanischer Problemist. Jeremy Gaige erwähnt ihn nicht in seinem Standardwerk Chess Personalia, A Biobibliography, er ist mit keinem Problem in der PDB vertreten, nur in Norbert Geisslers Problemkomponistendatei taucht der Name auf. Bei einer Internet-Recherche stieß ich schließlich auf einen spanischen Komponisten mit diesem Familiennamen, allerdings mit dem Vornamen Francisco (17.8.1878-15.6.1950). Über diesen kam ich zu einem ausführlichen Artikel über die Brüder Novejarque, auf den ich mich nachfolgend stütze (https://clubescacssantandreu.blogspot.com/2021/03/los-hermanos-novejarque-iranzo.html). Francisco, der jüngere der beiden, war um 1920 ein erfolgreicher Komponist und wurde um 1940 Präsident der spanischen Problemistenvereinigung SEPA. Auch der hier interessierende Angel beschäftigte sich mit der Schachkomposition, doch diese blieb nur ein Aspekt seiner überbordenden kreativen Schaffensfreude. Ausgebildet als Zeichner und Maler, befasste er sich mit Wortspielen wie Anagrammen, Akrostichen, Hieroglyphen, Rätseln und Logikproblemen aller Art, Kryptographie und Esperanto. Die von ihm 1915 gegründete wöchentlich erschienene Zeitschrift Mesa Revuelta, die sich der Kryptographie widmete, brachte es auf 13 Hefte, deren Inhalt praktisch vollständig von ihm stammte. Angeblich war nur der Anstieg der Papierpreise in Folge des ersten Weltkriegs der Grund für die Einstellung. Als Schachkomponist trat Angel Novejarque erst vor wenigen Jahren aus dem Dunkel der Vergessenheit, als ein kleines handgefertigtes Büchlein mit 24 von ihm komponierten Zweizügern auftauchte. Die darin enthaltenen Probleme können auf der oben genannten Website eingesehen werden. Vielleicht kann man Angel Novejarque somit als eine Art Rätselgenie wie Sam Loyd sehen, oder steht er mit seiner graphisch-gestalterischen Darstellungsweise eher in einer Linie mit Albert H. Kniest?
Auf Robert Schopf (21.4.1922-30.9.2016) und seinen langjährigen Einsatz als Problemredakteur im Rhein-Main-Gebiet wurde schon in der Jubilare-Spalte in Heft 278 (April 2016) eingegangen. Er wäre jetzt 100 Jahre alt geworden.
In der Good Companions-Zeit war Giorgio Guidelli (14.3.1897-8.1.1924) ein hell leuchtender Stern, der nur allzu schnell erlosch, denn mit nur 27 Jahren raffte ihn eine Lungenentzündung dahin. Oscar Bonivento hat ihm mit seinem 2004 erschienenen Buch La genialità compositiva di Giorgio Guidelli ein Denkmal gesetzt. In der Rezension habe ich seinerzeit auch das Leben Guidellis skizziert, daher sei hier auf die Besprechung in Heft 208, Seite 535 verwiesen.
Hermann Feodor Lehner (27.6.1842-15.3.1897) war ursprünglich Kaufmann und beschäftigte sich später ausschließlich literarisch, wo er sich insbesondere auf novellistischem und schachlichem Gebiet hervortat. 1872 gründete er die Österreichische Schachzeitung, die bis 1875 erschien und in der er analytische Aufsätze und Betrachtungen über Problemkomposition brachte. Ab 1881 gab er die Österreichische Lesehalle heraus, die bis 1897 erschien und in der dem Schach auch wieder breiter Raum gelassen wurde.
Antonio G. Corrias
Nuova Rivista degli
Scacchi 1892
#3 (5+2)
Der rumänische Komponist Valeriu Onițiu (8.4.1872-31.12.1948) war spezialisiert auf Hilfs- und Selbstmatts, aber auch ein Pionier der klassischen Retroanalyse. Mit seinem Namen verbunden war eine Bezeichnungsart für Hilfsmatts mit Varianten, die in den letzten Jahrzehnten aber weitgehend verdrängt wurde durch eine numerische Bezeichnung (z. B. 1.2.1.1 statt „Typ Onițiu“ oder 2.1.1.1 statt „Typ Neumann“).
Der vor 175 Jahren geborene französische Problemist Edouard Cavrel (1.3.1847-19.2.1938) schuf mehr als 500 Zwei- und Dreizüger, vorzugsweise im böhmischen Stil. Von 1906 bis 1931 leitete er die Schachspalte des Journal de Rouen.
(GüBü)