Kalenderblatt
In Heft 257 (Oktober 2012) wurde im Kalenderblatt des 125.
Geburtstags Eduard Birgfelds
(12.9.1887-7.5.1939) gedacht, jetzt ist an seinen 75. Todestag zu
erinnern. Birgfeld gelang es mit großem Einsatz und
organisatorischem Geschick, der damals noch jungen Schwalbe den
Schwung zu geben, der es ihr gestattete, die auf seinen Tod
folgenden schweren Jahre zu überstehen. Nicht erwähnt
wurde vor zwei Jahren, dass Birgfeld auch der Organisator des
ersten internationalen Problemistentreffens war: Als
Präsident des International Problem Board organisierte er es
am Rande der Schacholympiade 1936 in München, wo am 26.
August 1936 etwa 40 Problemisten aus mindestens sechs
Ländern zusammenkamen. Ein ausführlicher Bericht
darüber wurde im Oktoberheft 1936 der Schwalbe
veröffentlicht. Es sollte das einzige vom IPB organisierte
Treffen bleiben. (Hierzu sei auch auf das aktuelle (April-) Heft
der Vierteljahres-Zeitschrift KARL hingewiesen, das sich
dem Schwerpunktthema "Problemschach" widmet.)
Hans Fahrni (1.10.1874-28.5.1939) war der erste
schweizerische Schachprofi und befasste sich mit fast allen
Sparten des Spiels - vom seriösen Partiespieler übers
Fernschach bis zum "Weltrekordler", der er 1911 dadurch wurde,
dass er (in München) der erste war, der eine
Simultanveranstaltung an mehr als 100 Brettern gab. Auch als
Studien- und Problemkomponist trat er hervor, schrieb für
Schachspalten und veröffentlichte zwei Schachbücher,
eins davon über Endspiele. 1917 erkrankte er und musste den
Rest seines Lebens in einer psychiatrischen Heilanstalt
verbringen.
Henry Forsberg
Revista Romana de Šah
1935
1. Preis Pauly-MT
h#2(3+2)
b-e) sDa6
wird T/L/S/B
Selten wurde ein Problemist so sehr mit einem einzigen Werk
identifiziert wie der schwedische Komponist Henry
Forsberg (15.6.1914-17.12.1981), dessen 1934 komponierter
genialer Hilfsmatt-Fünfsteiner aus dem
Pauly-Gedächtnisturnier immer wieder zitiert wird und
natürlich auch hier nicht fehlen darf: a) 1.Df6 Sc5 2.Db2
Ta4#; b) 1.Tb6 Tb1 2.Tb3 Ta1#; c) 1.Lc4 Se1 2.La2 Sc2#; d) 1.Sc5
Sc1 2.Sa4 Tb3#; e) 1.a5 Tb3+ 2.Ka4 Sc5#. Forsberg-Zwillinge,
mittlerweile 80 Jahre alt - dass der vor 100 Jahren geborene
Autor noch etwa 150 weitere Aufgaben komponierte, ist heute
weitgehend vergessen.
Leo Valve
Suomen Tehtäväniekat
1944
#3 (11+10)
Der finnische Problemist Leo Valve
(4.5.1914-11.12.1952) war in seinem nur 38 Jahre währenden
Leben vielfältig aktiv. Er komponierte etwa 400 Probleme,
überwiegend Zwei- und Dreizüger, von denen Matty
Myllyniemi 1973 in einer kleinen Schrift eine Auswahl
publizierte, der auch der hier gezeigte Dreizüger entnommen
ist. Er zeigt eines der von Valve häufiger bearbeiteten
Themen, nämlich zyklische Zügevertauschung: 1.Lb1
[2.T:e5] 1.- e4 2.Se3+ a f:e3 3.g4
b#, 1.- Lc3 2.g4+ b S:g4 3.e4
c# und 1.- Lc2 2.e4+ c S:e4 Se3
a#. Valve gehörte zu den Gründern des finnischen
Problemistenverbands Suomen Tehtäväniekat und war
zuletzt dessen Vorsitzender. Außerdem leitete er mehrere
Jahre den Problemteil von Suomen Shakki und führte
daneben noch die Problemspalte in einer helsinkischen Zeitung.
Richard Reti
Mandler: Richard Reti
Sämtliche Studien
1931
Remis (2+4)
Richard Reti (28.5.1889-6.6.1929) gilt als
einer der Hauptvertreter der "Hypermodernen Schule" und trat in
erster Linie als einer der stilprägenden Partiespieler
seiner Zeit hervor, hat sich aber auch immer der
Schachkomposition gewidmet. Neben einer Handvoll Probleme hat er
auf dem Studiengebiet nicht nur ein umfangreiches Werk
hinterlassen, sondern auch ein sehr eindrucksvolles. Der Hinweis
auf "die Reti-Studie" ist für Problemisten ebenso eindeutig
wie ein Hinweis auf den Loveday'schen Inder oder Healeys
Bristol, hat gegenüber diesen als Viersteiner aber noch den
Vorteil, besonders einprägsam zu sein (wKh8, Bc6 - sKa6
Bh5; Weiß hält remis). Die Idee wurde vielfach
aufgegriffen und weiterverarbeitet, auch von Reti selbst - hier
sei eine derartige Studie gezeigt, bei der der Remisausgang auf
den ersten Blick als völlig unmöglich erscheint. Aber:
1.Kg6 Kb6 2.K:g7 h5 (2.- f5 3.Kf6 f4 4.Ke5 f3 5-Kd6 remis)
3.K:f6 h4 4.Ke5 h3 5.Kd6 remis, oder 1.- f5/h5 2.K:g7 f4/h4
3.K(:)f6 f3/h3 4.Ke6 (7) mit Remisausgang.
Karl Alfred Stål
British Chess Mag. 1891
3. Preis
#3 (11+7)
Als der vor 150 Jahren geborene schwedische Komponist Karl
Alfred Stål (4.6.1864-9.9.1892) im Alter von nur 28 Jahren
verstarb, erschien in der DSZ ein Nachruf, der
(vermutlich) vom damaligen Problemredakteur und Hüter
seiner "Kunstgesetze", Johann Berger, stammte und in dem es
hieß, dass St{\aa}l ein sehr talentvoller Problemkomponist
war, "der allerdings die modernen Kunstgesetze, wie sie in
Deutschland im Problemgebiete herrschend geworden sind, bei
seinem Schaffen sich nicht hinreichend als Richtschnur dienen
ließ. Seine vielfachen Erfolge hat K. St{\aa}l deshalb vor
allem in ausländischen Turnieren erzielt, in welchen bei
der Kritik von Aufgaben ein anderer Maßstab zu Grunde
gelegt wird." Der Dogmatiker Berger hält ihm noch zugute,
dass er in der Lage gewesen wäre, "die Ecken und Kanten,
welche seine Aufgaben jetzt für den deutschen Geschmack
weniger genießbar machen, abzuschleifen." Nach der Abkehr
von Bergers Kunstgesetzen darf man diese Kritik heute wohl als
indirektes Lob des Komponisten lesen.
1.Df6! Zugzwang
1.- Sf5 2.D:e6+ K:e6 3.Lg8# (2.- Ke4 3.Sd2#); 1.?:f6 2.Sb6+ K:e5
3.S2c4#, daneben 1.- Lc7 2.D:h4, 1.- b3 2.Sd1, 1.- g3/Sf3 2.Df4,
1.- Sg2,g6 2.D(:)g6.
Hans Seyboth (27.6.1864-20.11.1938) war vor 1914
Oberlehrer der Mathematik an einer St. Petersburger Schule und
leitete lange Jahre die Schachspalte der St. Petersburger
Zeitung. Während des 1. Weltkriegs scheint er seine Position
verloren zu haben, denn die DSZ schreibt im Januar 1939 im
Nachruf, dass der Weltkrieg auch dieses Leben zerstörte.
H. F. L. Meyer
Westdeutscher Schachbund
1863
1. ehr. Erwähnung
#3 (5+4)
Vor gut einem Jahrhundert, im August 1913, brachte die DSZ
eine Aufstellung der ältesten damals lebenden Problemisten.
Sie macht anschaulich, wie sich die Lebenserwartung seither
verändert hat: Angeführt wurde die Liste vom damals
83-jährigen, nicht mehr aktiven Dänen Wilhelm Nielsen.
Schon die Nummer drei war unter 80 Jahre alt und der vor 175
Jahren geborene Heinrich F. L. Meyer
(6.6.1839-15.1.1928) lag - 15 Jahre vor seinem Tod - auf Platz
fünf. HFLM, so das gängige Kürzel seines Namens,
erlernte das Schachspiel im Alter von 23 Jahren, schon im
darauffolgenden Jahr leitete er die Schachspalte des Hannoverschen
Anzeigers (von 1863 bis 1866). 1864 traf er sich bei einem
Kurzaufenthalt in Köln für eine Stunde mit Kohtz, der
ihm eine nach Auffassung der Autoren schwierige
K&K-Gemeinschaftsproduktion vorlegte und sich wunderte, dass
HFLM sie im Handumdrehen löste. Schon bald nach seiner
Übersiedlung nach England (1866) war HFLM wieder
publizistisch tätig, von 1870-72 als Redakteur der
Schachspalte im Gentleman's Journal und daneben im Echo
Americano, einer in Rio de Janeiro erscheinenden Zeitung. Ab
1879 redigierte er die Schachecke in Boy's Own Paper, die
er bis 1925 leitete und zu einer berühmten Spalte machte.
1875 versuchte er, eine internationale algebraische Notation in
England einzuführen, die er auch in seinem 1882
erschienenen Buch A Complete Guide to the Game of Chess
verwendete, mit der er sich aber nicht durchsetzen konnte -
vielleicht wegen der darin zusätzlich verwendeten neuen
Figurenbezeichnung, die er auch international einheitlich
verwendet sehen wollte und in der der König mit K notiert
und D/T/L/S/B dann, alphabetisch fortlaufend, mit L/M/N/O/P
angegeben wurden? Die Publikation einer von ihm vorbereiteten
Auswahl mit 186 seiner Probleme war vorgesehen, ist aber wohl
niemals erschienen. Auch als Komponist war HFLM erfolgreich.
Sein Schaffen umfasst mehr als 1000 Probleme, hauptsächlich
Mehrzüger. Aus seiner ganz frühen Phase sei hier eine
hochelegante Darstellung eines LD-Bristols gezeigt, dem sich
noch eine hübsche Nebenvariante mit paralleler D-Bewegung
anschließt: 1.Lh8! Ka7 2.Da1 Kb7 3.Dg7# oder 1.- Kc7
2.Dc2+ Kb7 3.Dh7#. [GüBü]