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Kalenderblatt
Vor 25 Jahren verstarben David Joseph
(21.2.1896-23.8.1984) und Vladimir
Pachman
(16.4.1918-8.8.1984). Der erstere war ein bescheidener, ruhiger
Uhrmacher, der 1921 in einem Pendlerzug eine "kleine"
Studie komponierte, die ihn weltberühmt machte, während
der andere durch ein breiteres Werk bekannt wurde. Pachman war
ein Neffe des böhmischen Komponisten Josef Cumpe
(1868-1943), von dem viele Miniaturen von Blumenthal in dessen
Sammlung aufgenommen wurden. Er schuf etwa 1000 Kompositionen und
konzentrierte sich auf Drei- und Mehrzüger sowie Studien. In
seinen böhmisch angelegten Kompositionen treten häufig
strategische Momente in den Vordergrund. Zeitweise war er
Redakteur von Ceskoslovensky Sach und gab auch einige
Bücher heraus.
Zu ihren 100. Geburtstagen sei an
einige verstorbene Komponisten erinnert. Jean Zeller
(27.7.1909-3.1.2002) ist denjenigen, die schon seit langem zu den
Andernacher Treffen kommen, noch in guter Erinnerung,
gehörte er doch auch noch als fast 90-Jähriger zu den
regelmäßigen Besuchern. In Andernach ist ihm wohl auch
die Idee zu einer vergleichbaren Veranstaltung in Frankreich
gekommen, aus der Anfang der 1980er Jahre die ersten
RIFACE-Treffen in Mulhouse hervorgingen, die bis heute in
Messigny fortgeführt werden. Ebenfalls vor 100 Jahren wurde
Ernst Raschick (6.8.1909-30.8.1977) geboren. Mitte der 20iger
Jahre gelang es dem damals jugendlichen Raschick, den Schachsport
in Bad Harzburg zu etablieren, dessen treibende Kraft er
zeitlebens blieb. Neben der praktischen Partie pflegte er auch
die Komposition.
Erwin Moritz Herbert Guttmann (15.8.1909-25.12.1980)
komponierte mit Vorliebe strategische und logische
Mehrzüger. Bekannt wurde er in erster Linie durch seine
Beschäftigung mit Minimalproblemen, aus der 1962 das Buch Minimalprobleme
hervorging.
Franz Schrüfer (17.3.1823-6.8.1909) gehörte zu
den großen Meistern der altdeutschen Problemschule. Seine
Schachaktivitäten scheinen sich erst recht spät
entwickelt zu haben und sind wohl durch die 1868 erfolgte
Gründung des Bamberger Schachvereins ausgelöst worden,
dessen Vorsitz er ab 1870 25 Jahre lang innehatte. 1870
erschienen auch seine ersten Probleme in der Deutschen
Schachzeitung, die dort zunächst für weniger elegant
als schwierig eingestuft wurden. Das sollte sich bald
ändern, ab 1876 stellten sich Turniererfolge ein, und bis
Mitte der 1880er Jahre hatte Schrüfer sich durch viele
Turniererfolge einen festen Platz unter den renommiertesten
Komponisten seiner Zeit erobert. Hier wird sein Siegerproblem aus
dem Nürnberger Problemturnier 1883 wiedergegeben.
Hier
soll Paul Morphy (2.6.1837-10.7.1884) nicht als Problemist
dargestellt werden, wenn er auch viele Kombinationen mit
problemhaftem Inhalt aufs Brett zauberte. Seine kometenhafte
Karriere löste in Amerika eine allgemeine Schachbegeisterung
und -aufbruchstimmung aus, die zweifellos auch zu einer
Intensivierung der Problemaktivitäten führte. Der
Todestag des amerikanischen Schachgenies liegt jetzt 125 Jahre
zurück. Genau an jenem Tag, dem 10. Juli 1884, wurde der
spanische Arzt und Studienkomponist Carlos Rodriguez
Lafora (1884-1966) geboren. Er baute eine große
Studiensammlung auf (ca. 18.000 Studien) und publizierte in den
1960er Jahren einige Studienbücher.
David Joseph Sunday Express 1921 |
Vladimir Pachmann Olympiade London 1948 1. Preis |
Franz
Schrüfer Problemturnier Nürnberg 1883 1. Preis (Abt. Fünfzüger) |
|||||
Gewinn | (4+4) | #3 | (10+6) | #5 | (12+9) |
Lösungen: Joseph: 1.Lf2+ Kb8 2.Lb6 T:b6 3.a:b6 a3
4.h7 a2 5.h8D a1D 6.Dg8! Da2 7.De8! Da4 8.De5+ Ka8 9.Dh8 und W
gewinnt. Pachman: 1.Df5! [2.D:e4 S:f1 3.e:d3#] 1.-
S:f1 2.D:h5 Lc4/ e3 3.d3/d:e3#; 1.- Sg4 2.Se3 3.Sg2#; 1.- Sf3
2.e:f3 L:f1 3.D:e4#. Batterieabzüge auf drei Linien mit
Modellmatts. Schrüfer: Im Breuer-Buch wird
darauf hingewiesen, dass der Weg der wD nach b1 durch drei
direkte Vorpläne geräumt werden muss: 1.La2! [2.Lb1+
K:c4 3.De4+] 1.- Lh7 2.Tg6 L:g6 (oder 2.- T:g6 3.Lb1+ K:c4 4.De4+
Kb5/Kb3 5.Ld3/Db4#) 3.Sd6 L:d6 4.Db7 nebst 5.Db1# (wenn Schwarz
im 4. Zug hilfsbereit den wLf8 schlägt, ergibt sich das
damals so wichtige Modellmatt). 1883 wurde natürlich noch
nicht so "logisch" gedacht und das Nürnberger
Turnierbuch enthält daher einen üppigen typisch
altdeutschen Variantenbaum, auf dessen Wiedergabe hier verzichtet
sei.
Vor 125 Jahren wurde der amerikanische Problemist Edgar
W. Allen (21.8.1884-5.9.1950) geboren, der einige Jahre die
Problemspalte des Christian Science Monitor leitete.
Bekannt wurde er weniger durch seine Kompositionen, meist
Zweizüger, sondern durch zwei publizistische
Großtaten, nämlich die Herausgabe von zwei Werken der
legendären Overbrook-Reihe: Das zweibändige A
Sketchbook of American Chess Problematists erschien 1942 und war
ein Gemeinschaftswerk mit A. C. White und B. M. Marshall. 1945
gab er zusammen mit Eric Hassberg zu A.C.W.'s 65. Geburtstag den
Band To Alain White heraus, mit dem die Freunde dieses
großen Publizisten und Mäzens ihm ihren Tribut
entrichteten.
Blicken wir zum Schluss noch 150 Jahre
zurück in die Problemgeschichte: Damals wurde James
Rayner geboren (16.7.1859-4.6.1898), der als Redakteur und Autor
eines vielfach aufgelegten Problembuchs auffiel und trotz seines
frühen Todes große Langzeitwirkung dadurch erzielte,
dass er seinen Neffen Thomas Rayner Dawson, den späteren
"Vater des Märchenschachs", für die
Problemisterei begeistern konnte. Zwei Wochen nach Rayners Geburt
verstarb, nur 21 Jahre alt, Joseph A. Potter
(29.12.1837-30.7.1859), der trotz seiner schweren Krankheit fast
ein Jahr lang die Schachecke des American Union of Boston
mit großem Enthusiasmus redigiert und dadurch junge
Komponisten beeinftusst hatte. Auch Sam Loyd, der 1855 zu
komponieren begonnen hatte, publizierte eine berühmte
Aufgabe in Potters Spalte.
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