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Heft 224, April 2007

Todesfälle

Heft 224, April 2007

Im letzten Heft wurde zu ihrem Geburtstag gratuliert, doch das hat unser Ehrenmitglied Helga Hagedorn nicht mehr lesen können, denn genau an dem Tag, an dem das Heft im Briefkasten lag, kam auch die Nachricht, dass sie 86-jährig am 14. März verstorben ist. Helga Hagedorn gehörte viele Jahre lang zu den regelmäßigen Besuchern der Schwalbe-Versammlungen und der Andernacher Märchenschachtreffen – und das, obwohl ihre eigenen problemschachlichen Aktivitäten sich darauf beschränkten, gelegentlich einige Zweizüger zu lösen, ohne jemals zu komponieren. Durch ihre Sprachkenntnisse, insbesondere Russisch und Spanisch, hatte sie Kontakte zu Problemisten aus den jeweiligen Ländern aufgebaut, bot daneben auch mehrfach ihre Hilfe für die Übersetzung von russischen Beiträgen oder Korrespondenz an. Besonders hervorzuheben ist ihr großer Einsatz als langjährige Betreuerin des Schwalbe-Bücherservices. Bei vielen Schwalbe-Treffen organisierte sie einen Büchertisch, wobei sie das Material oft auf mühevolle Weise per Bahnreise heranschaffte. Als die Schwalbe einen neuen Kassenprüfer suchte, erklärte sie sich bereit, zusätzlich auch dieses Amt zu übernehmen. Für den Ernst, mit dem sie auch diese für sie neue Tätigkeit aufnahm, spricht, dass sie erst einmal einen Volkshochschul-Kurs über Buchführung belegte, um sich in die Materie einzuarbeiten. Eine erhebliche Verschlechterung ihrer Sehfähigkeit zwang sie 1992, diese Tätigkeiten aufzugeben.
Wie wir erfuhren, ist der aus Ungarn stammende, seit 1968 in den USA lebende Komponist Aurel Karpati am 22.12.2006 im Alter von 90 Jahren verstorben (geb. 24.8.1916). Er leitete einige Zeit die Problemspalten von Magyar Sakkvilag und einiger ungarischer Tageszeitungen und war insbesondere in den 50er Jahren ein erfolgreicher Komponist der damaligen legendären ungarischen Hilfsmatt-Schule.
X

1 Jefim Ruchlis
Swerdlowsker Kommitee
FKiS 1946
1./2. Preis

2 Wenelin Alaikow
Schachmatna misl 1965
2. Preis

3 Vaclav Cisar
Praca Turnier 1898
2. Preis

#2 (9+9) #3 (9+7) Gewinn (6+9)

Im Rahmenprogramm des PCCC-Treffens 1996 in Tel Aviv war Jefim Ruchlis als Ehrengast anwesend, als aus Anlass des 50jährigen Jubiläums „seines" Matt- und Paradenwechsel verbindenden Themas die Stammaufgabe vorgeführt wurde (s. Diagr. 1): Der Satz zeigt eine Grimshaw-Verstellung auf d4: 1.– Td4/Ld4 2.Sc3/De4#; nach dem Schlüssel 1.d4! [2.Sb6] folgt auf die gleichen sZüge ein Mattwechsel: 1.– T:d4/L:d4 2.Sb4/Sf6# und nach dem Paradenwechsel 1.– Ld3/Td3 (ein weiterer Grimshaw) kommen wieder die Satzmatts 2.Sc3/De4#. Ruchlis, der aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Kiew stammte und nach einer erfolgreichen Karriere als Ingenieur 1990 nach Israel emigrierte, ist am 5. Februar nach langer Krankheit verstorben (9.4.1925–5.2.2007).
Weiterhin muss auch der Tod des bulgarischen Selbstmatt-Spezialisten Wenelin Alaikow (18.2.1933–13.2.2007) nach langer und schwerer Krankheit gemeldet werden. Die von ihm 2000 herausgegebene Sammlung von 250 eigenen Aufgaben zeigt, dass er neben dem s# auch in fast allen anderen Gebieten erfolgreich komponiert hat. Hier ein Zweizüger mit L-Auswahlschlüssel, der zu den Lieblingskompositionen des Autors gezählt haben soll: Nach beliebigem Abzug des La3 droht in Diagr. 2 2.Sa3#, was aber nur nach 1.Lf8! durchschlägt; 2.– Lb3+ 2.D:b3#, 1.– L:c2 2.D:c6#, 1.– D:c2 2.Sd6#, 1.– Sb5 2.Df7#. Bei kürzeren Zügen des wL wäre je eine dieser Verteidigungen erfolgreich: 1.Lb4/Lc5/Ld6/Le7? 2.Lb3+/ L:c2/D:c2/Sb5!

Kalenderblatt

Der Pilsener Vaclav Cisar (4.10.1879–11.3.1957) komponierte etwa 300 Aufgaben, überwiegend Dreizüger, nach den Prinzipien der böhmischen Schule, insbesondere Aufgaben mit rahigem Schlüssel und stiller Fortsetzung. Michal Dragoun hat erst kürzlich im zweiten Band seiner Galerie ceskych skladatelu (Prag 2002) eine Sammlung seiner Aufgaben herausgegeben. Cisar selbst hat (zusammen mit Jan Berkovec und Fr. Hladik) 1940 unter dem Titel Sbirka uloh plzenskych autoru einen Band mit Autoren aus Pilsen herausgebracht. Seine 3 zeigt drei Mustermatts und gute L-Abzüge: 1.Te2! [2.Lb4+ Kf4 3.Ld2#] 1.– d3 2.Lc5+ Kf4 3.Le3#; 1.– f5 2.Db5+ Ke6 3.Ld5# und 1.–Sg5 2.Ld8+ Se6 3.Lc7#.
Frank Müller stellte in seinem 2001 in Heft 191 anlässlich des 125. Geburtstags von Ernst Hasselkus (17.9.1876–17.3.1957) erschienenen Artikel ausführlich dessen Leben und Werk vor. Auf den 50. Todestag dieses auf lange Selbstmatts spezialisierten Komponisten sei hier daher lediglich kurz hingewiesen.
Vor 75 Jahren fiel der 42-jährige Dresdner Internist Dr. Friedrich Palitzsch (25.10.1889–2.4.1932) der Tuberkulose zum Opfer. Er war anfangs aktiver Partiespieler, doch in späteren Jahren trat sein Interesse daran gegenüber dem Problemschach in den Hintergrund. In der Komposition – das erste seiner etwa 200 Probleme erschien 1908 – war er von Beginn an Anhänger der neudeutschen Schule. In zahlreichen Artikeln bemühte er sich, deren Prinzipien gemeinverständlich zu machen. Der „Dresdner" ist seine Erfindung, die er in der Dresdner Festschrift 1926 ausführlich vorstellte. Von 1911 bis zu seinem Tod war er vielfach als Schachredakteur tätig, zunächst bei den Deutschen Schachblättern, dann u. a. beim Deutschen Wochenschach und dem Dresdner Anzeiger. 1924 übernahm er sogar die (Gesamt-) Redaktion der Deutschen Schachzeitung, 1927 zog er sich dann auf die Oberleitung der Zeitschrift und auf den Problemteil zurück.
Kenneth Samuel Howard, der beruflich in der Werbewirtschaft tätig war und daher auch solche Produkte wie Schachprobleme gut „verkaufen" konnte, schrieb eine Reihe auch heute noch bekannter Problembücher wie beispielsweise The Enjoyment of Chess Problems (1943), mit denen er dem Problemschach neue Freunde zuführte. Er war 14 Jahre lang Problemredakteur des American Chess Bulletin und komponierte mehr als 1000 Aufgaben. Vor 125 Jahren wurde er (12.4.1882–20.7.1972) im US-Bundesstaat New York geboren, sein letztes Buch Classic Chess Problems by Pioneer Composers (1970) schrieb er 88-jährig.
Der vor 175 Jahren geborene Engländer Walter Grimshaw (12.3.1832–27.12.1890) gewann das erste Kompositionstumier der Problemgeschichte (London 1854). Dies ist sicher nicht so bekannt wie der nach ihm benannte Mechanismus der T/L-Verstellung. Wenig vertraut scheint die Literatur auch mit Grimshaws Nationalität zu sein, denn bei Grasemann (Schach ohne Partner, S. 51) und auch Murkisch (in von Fonderns Lexikon für Schachfreunde) ist er seltsamerweise zum Amerikaner geworden!?

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